Die Stuttgarter Kickers und Reutlingen tun sich mit der Qualifikation zur dritten Liga schwer
STUTTGART. In der Fußball-Regionalliga Süd steht für die Vereine aus der Region die Qualifikation für die neue eingleisige dritte Liga im Vordergrund. Beste Chancen hierfür hat bis jetzt nur der VfB II. Ein Rückblick und Ausblick.
Von Joachim Klumpp
VfB Stuttgart II (Platz 2/37 Punkte/24:13 Tore): Am Ende hat ein Tor gefehlt, und die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart hätte als Tabellenführer in die Winterpause gehen können. Doch auch Platz zwei bezeichnet der Trainer Rainer Adrion als „sensationell“. Und das zu Recht. Schließlich hat der VfB wieder einmal sein hervorragendes Nachwuchskonzept bestätigt. Obwohl die Mannschaft in erster Linie Ausbildungsbetrieb für die Profis ist – und dies mit den Abstellungen von Pisot, Pischorn, Perchtold und Schuster in der Vorrunde gleich mehrfach unterstrichen hat – leidet der eigene Erfolg nicht darunter. Platz zehn und damit die Qualifikation für die dritte Liga ist der Mannschaft praktisch nicht mehr zu nehmen, selbst wenn in der Rückrunde der Verlust des starken Stammtorhüters Sven Ulreich droht, der voraussichtlich als nächstes Talent intern aufrücken wird. Mit Adrions Segen: „Er ist jetzt schon weiter als Timo Hildebrand in diesem Alter.“
Im Gegenzug wird Adrion das schon in der Vergangenheit praktizierte Konzept fortsetzen und frühzeitig Kandidaten von den A-Junioren an die Amateure heranführen. In erster Linie gilt das für Fink und Rudy, die schon im Kader standen, „aber mit unserem Punktepolster können wir noch was probieren“. Soll heißen: der eine oder andere Kandidat soll noch folgen, zudem steht der Langzeitverletzte José-Alex Ikeng (Kreuzbandriss) vor einer Rückkehr in den Kader, und vom FC Kempten soll in der Winterpause noch Andreas Hindelang kommen. In der dritten Liga wird dann auch für den VfB eine neue Ära beginnen, die noch die ein oder andere Umstrukturierung erfordert. Angefangen bei der Spielstätte, wo der VfB wohl ins Gazistadion ausweichen muss, aber auch im Umfeld, wo auf Dauer professionellere Strukturen denkbar sind. Ein möglicher Kandidat als Manager: der aktuelle Spieler Marijan Kovacevic.
SSV Reutlingen (Platz 14/22 Punkte/ 24:26 Tore): Vorübergehend hatte es so ausgesehen, als ob der SSV Reutlingen das Rennen um die dritte Liga schon aufgegeben hätte. Doch da hat man die Rechnung ohne Peter Starzmann gemacht. Nachdem zu Saisonbeginn sich zur bekannten Abschlussschwäche auch noch eine Abwehrschwäche gesellt hatte und der SSV bis auf den 17. Platz abgerutscht war, appellierte der Trainer an die alten Tugenden. Und siehe da: von den letzten neun Spielen hat die Mannschaft nur eines verloren. „Die dritte Liga bleibt das Ziel“, sagt Starzmann. Und nicht nur er. Auch wenn gewisse Aussagen auf der Hauptversammlung anders interpretiert worden sind. Dabei hatte der Vizepräsident Harald Lang nur erklärt, man wolle die Qualifikation „nicht für den Preis eines Scherbenhaufens“.
Schließlich soll beim SSV auch über die Saison hinaus Fußball gespielt werden, nachdem aufgrund fehlender Zuschauer bisher 370 000 Euro im Etat fehlen. Doch Starzmann ist optimistisch: „Wir haben in der Rückrunde noch die Kickers oder Aalen zu Gast. Da können auch mal 8000 Fans kommen.“ Zunächst einmal soll der Kader gestrafft werden. Sajaia wird wohl die Freigabe bekommen, andere Spieler möglicherweise auch. Im Gegenzug könnten günstigere Alternativen (Sökler/Kickers) nach Reutlingen wechseln. Offen ist, was mit dem von verschiedenen Proficlubs (VfB, KSC, Hoffenheim) beobachteten Stürmertalent Sven Schipplock passiert. Klar ist: ohne seine – bisher sieben – Tore wird es eng mit der dritten Liga.
Stuttgarter Kickers (Platz 16/19 Punkte/ 15:22 Tore): Wie angespannt die Situation in Degerloch in der Vorrunde gewesen ist, verdeutlicht am besten ein Beispiel: Die Kickers sind der bisher einzige Club der Regionalliga Süd, der seinen Trainer entlassen hat – ohne dass es besser wurde. Im Gegenteil: die Mannschaft stürzte vom elften auf den 16. Platz ab. Auch von der anfänglichen Auswärtsstärke (vier Siege) ist nichts mehr übrig geblieben, inzwischen wartet die Mannschaft seit zehn Spielen auf einen Dreier. Dass Erfolgserlebnisse mit dem aktuellen Kader zwar nicht unmöglich, aber schwer sind, haben die Macher erkannt, deshalb sollen in der Winterpause neue Spieler her. „Die Verstärkungen müssen passen“, weiß der Manager Joachim Cast. Auf der Wunschliste stehen ein Stürmer und ein offensiver Mittelfeldspieler, nachdem die Kreativachse Parmak/Gambo zu viele Fehlzeiten hatte und in der bisherigen Saison nur zweimal gemeinsam über 90 Minuten durchgespielt hat. Unabhängig von der ersten Mannschaft ist das Gesamtkonzept des Vereins in Gefahr, denn auch die Oberligaelf und die A-Junioren liegen vor der Winterpause auf einem Abstiegsplatz.
Stuttgarter Zeitung