Presse zu Stuttgarter Kickers – FSV Frankfurt (1:1) und Beurlaubung von Trainer Peter Zeidler

Zeidler muss gehen, Minkwitz wird Nachfolger
Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers entlässt den Trainer und macht seinen Assistenten zum neuen Chef
 
STUTTGART. Peter Zeidlers Zeit bei den Stuttgarter Kickers ist abgelaufen. Die Entscheidung hatte sich nach dem 1:1 gegen den FSV Frankfurt abgezeichnet. Umso überraschender kommt die Nachfolgeregelung. „Ich traue mir die Aufgabe zu“, sagt Stefan Minkwitz.

Von Joachim Klumpp

Manchmal steckt der Teufel im Detail. „Ich gehe davon aus, dass ich morgen noch Trainer bin“, hatte der Kickers-Coach Peter Zeidler unmittelbar nach dem 1:1 gegen den FSV Frankfurt gesagt. Damit lag er richtig – und doch wieder nicht. Zwar leitete er um zehn Uhr noch die sonntägliche Übungseinheit im ADM-Sportpark, doch als aus dem Kamin über dem Clubheim der weiße Rauch aufstieg, erinnerte das ein wenig an die Verkündung der Papstwahl. In diesem Fall hieß es: der Trainer muss gehen. „Peter Zeidler wird mit sofortiger Wirkung beurlaubt, die Nachfolge übernimmt der bisherige Co-Trainer Stefan Minkwitz“, ließ der Verein verlauten.

Zumindest die Entlassung zeichnete sich nach dem Auftritt am Vortag ab, schließlich blieb die Mannschaft auch im siebten Heimspiel ohne Sieg, eine wohl historische Negativbilanz. Doch nicht nur die schlug den Verantwortlichen auf den Magen, zu Beginn der zweiten Hälfte lieferte ein harter Kern der Kickers-Fans eine Polonaise der gar nicht lustigen Art ab, um hinter der Kickers-Bank „Zeidler raus“ zu skandieren.

Dass dieser Unmut mitten hinein in einen starken Auftritt der Mannschaft platzte, verdeutlicht die verzwickte Situation der Kickers wohl am besten. Es war eine engagierte Leistung, die vor 2720 Zuschauern allerdings nur noch mit dem Ausgleich belohnt wurde, was unter dem Strich nach dem schwachen Auftritt vor der Pause als gerecht zu bezeichnen ist, auch wenn Zeidler sagte: „Jeder objektive und subjektive Beobachter hat gesehen, was in der zweiten Halbzeit hier auf dem Platz los war.“ Der Kopfballtreffer von Kacani rettete indes nicht mehr den Kopf des Trainers. Der muss sich vorwerfen lassen, im Saisonverlauf vor allem im Mittelfeld nie eine Idealformation gefunden zu haben.

Der Wunschtrainer Peter Zeidler ist also gescheitert: nach nur 14 Spielen. Und damit auch das Konzept des Vereins, auf einen Trainer zu bauen, der den finanziellen Rahmenbedingungen Rechnung trägt? Die Kickers befinden sich jedenfalls in einer äußerst prekären Gemengelage, denn auch die anderen sportlichen Aushängeschilder im Unterbau tragen nicht gerade zur Beruhigung der Situation bei. „Im Vergleich zu Amateuren und Junioren steht die erste Mannschaft ja noch gut da“, sagt Eichelbaum fast ein wenig sarkastisch, nachdem diese beiden Mannschaften das Tabellenende ihrer Ligen zieren. Ein anderer Insider sagt nur: „So schlimm wie jetzt war es noch nie.“

Erschwert wird die Lage auch durch Minkwitz“ Abzug zur ersten Mannschaft, womit die A-Junioren erst einmal ohne Trainer dastehen. „Um diese Situation muss sich der Jugendleiter Zoltan Sebescen kümmern“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum, der sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat, weil eine Entlassung für ihn immer eine Art Super-GAU dargestellt hat. Dass in Stefan Minkwitz nun nahtlos ein Ersatz gefunden wurde, vermeidet in der Nachfolgefrage zwar eine unsägliche Hängepartie, allerdings ist es auch keine Garantie für bessere Zeiten. Der Exprofi, der mehr als 200 Spiele für die Blauen bestritten hat, sagte in einer ersten Reaktion: „Ich traue mir die Aufgabe zu. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, schaffen wir die Qualifikation.“

Die Kickers hoffen in den anstehenden Spielen in Unterhaching, beim VfB II und gegen Elversberg auf die Wende, um in der Winterpause den Kader möglicherweise nochmals neu zu sortieren. Angelo Vaccaro dürfte unumstritten sein, auch wenn der Stürmer gestern kopfschüttelnd zu seinem Auto ging und sagte: „Nach so einer zweiten Halbzeit wie gegen Frankfurt kann man den Trainer eigentlich nicht entlassen.“ Man kann. Sehr zur Enttäuschung Zeidlers, der seine Utensilien packte und sagte: „Kein Kommentar.“

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Steinle, Wildersinn, Rapp, Stierle – Gambo, Akcay, Mann, Rodrigues (46. Parmak) – Tucci (46. Kacani), Vaccaro.

Tore: 0:1 Hillebrand (7.), 1:1 Kacani (66.).

Stuttgarter Zeitung

„Die Spieler sind jetzt in der Pflicht“
Nachgefragt bei Dirk Eichelbaum
 
Der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum hat gestern die erste schwere Entscheidung seiner gut halbjährigen Amtszeit als Clubchef fällen müssen: die Entlassung des Trainers Peter Zeidler. „Das ist mir sicher nicht leicht gefallen“, sagt Eichelbaum im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Eichelbaum, Peter Zeidler muss gehen. Was gab den Ausschlag?

Letztendlich war es die sportliche Talfahrt, nachdem wir auch im siebten Heimspiel der Saison nicht gewonnen haben. Und es war nicht zu erkennen, wie diese Talfahrt nachhaltig gestoppt werden sollte.

Wer hat die Kunde dem Trainer mitgeteilt – und wie hat er sie aufgenommen?

Ich persönlich, da drücke ich mich nicht um die Verantwortung, auch wenn mir das sicher nicht leicht gefallen ist, weil man dem Trainer ja nicht das nötige Engagement absprechen konnte. Wir hatten uns das alle anders vorgestellt. Und der Trainer wiederum hat sich sicher etwas mehr Durchhaltevermögen vom Präsidium erwartet.

Das Sie ihm nicht mehr geben konnten?

Es ist ja bekannt, dass ich oder auch der Manager Joachim Cast eher geneigt waren, länger am Trainer festzuhalten, aber letztendlich tragen wir diese Entscheidung gemeinsam. Die Tragik ist doch, dass wir beim 1:0 gegen Bayern München hätten 0:5 verlieren müssen, dafür fehlte in den letzten drei Heimspielen das Glück, um alle mit 2:1 zu gewinnen.

Die Trainerentlassung kam nicht aus heiterem Himmel, im Gegensatz zur Ernennung von Stefan Minkwitz als Nachfolger. Schließlich ist der letzte Tabellenplatz der A-Junioren nicht gerade eine Empfehlung.

Ich glaube nicht, dass man diese Ergebnisse jetzt als Maßstab heranziehen sollte. Stefan Minkwitz hat im Verein eine lange Vergangenheit und somit genießt er erst einmal einen Bonus. Und er wird mit der Mannschaft andere Schwerpunkte trainieren; die Spieler sind nun in der Pflicht, dies auch umzusetzen. Minkwitz hat eine faire Chance verdient – und die wird er bekommen.

Ist die Entscheidung pro Minkwitz aber nicht zuletzt aus finanziellen Gründen erfolgt, weil sich der Verein gar keinen neuen Trainer leisten konnte?

Sagen wir so: namhafte Trainer aus dem Profibereich sind für uns unrealistisch.

Trainer wie etwa Wolfgang Wolf, der jetzt selbst dem Zweitligisten Kickers Offenbach aus finanziellen Gründen abgesagt hat?

Zum Beispiel.

Stuttgarter Zeitung

Minkwitz soll den freien Fall stoppen
Stuttgarter Kickers beurlauben Zeidler und setzen auf den bisherigen Co-Trainer – Kommt Strogies?

Stuttgart – Die Hängepartie ist beendet. Am gestrigen Sonntag beurlaubte Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers seinen Cheftrainer Peter Zeidler. Der bisherige Assistenzcoach und A-Juniorentrainer Stefan Minkwitz übernimmt das Amt. „Eine zeitliche Befristung gibt es nicht“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum.

VON JÜRGEN FREY

Der Tag nach dem 1:1 gegen den FSV Frankfurt begann auf Degerlochs Höhen zunächst alles andere als außergewöhnlich. Peter Zeidler bat die Mannschaft um 10 Uhr zum Auslaufen. Das Präsidium beriet zur gleichen Zeit über die Zukunft des Trainers. Im Gegensatz zu den vergangenen Wochen konnte Zeidler den Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Nach einer emotional geführten Diskussion setzten sich Präsidiumsmitglied Walter Kelsch, der sogar mit seinem Rücktritt drohte, sowie seine Mitstreiter Hans-Jürgen Wetzel und Friedrich Kummer gegen Manager Joachim Cast und den Präsidenten durch. „Die Entscheidung, sich von Herrn Zeidler zu trennen, wird von allen mitgetragen. Ausschlaggebend war die sportliche Talfahrt ohne einen Sieg in sieben Heimspielen“, erklärte Eichelbaum.

Zeidler selbst überbrachte der in der Kabine wartenden Mannschaft die Nachricht von seinem Rauswurf. Der 45-Jährige gab jedem Spieler die Hand, wünschte alles Gute – und räumte danach seinen Spind. „Wir Spieler sind alle etwas geknickt“, sagte der stellvertretende Kapitän Oliver Stierle, „doch wir haben die Entscheidung zu respektieren.“ Eichelbaum und Cast präsentierten dem Team danach Stefan Minkwitz als neuen Chefcoach. Anschließend saß der 39-Jährige letztmals bei den A-Junioren der Blauen gegen den FC Bayern München auf der Bank. „Ich traue mir die Aufgabe hundertprozentig zu. Was die Jungs brauchen, ist neues Selbstvertrauen“, sagte der ehemalige Profi in einer ersten Stellungnahme.

Am morgigen Dienstag um 10 Uhr wird er erstmals das Training leiten. „Minkwitz genießt im Verein höchste sportliche und persönliche Akzeptanz“, sagte Eichelbaum, der offen einräumte, dass „man finanzielle Aspekte natürlich nicht aus den Augen lassen kann“. Die Zeiten, in denen sich die Kickers ernsthaft mit Namen wie Wolfgang Wolf, Wolfgang Frank oder Paul Linz beschäftigen konnten, sind vorbei. Der Verein ist klamm. „Die Kaliber von Trainern, die manche im Umfeld fordern, wollen so viel verdienen wie alle unsere Spieler zusammen“, erklärte Eichelbaum.

Deshalb hofft jetzt jeder in der Führungsetage, dass Minkwitz der Mannschaft neues Leben einhaucht und die Weichen Richtung dritte Liga stellt. Offiziell ist die Chefrolle unbefristet. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass durch die interne Lösung jetzt erst einmal Zeit gewonnen werden soll. Die Arbeit des ehemaligen Mittelfeldspielers wird in den nächsten Wochen genau beobachtet. Spätestens in der Winterpause erfolgt die Bestandsaufnahme. Noch offen ist, wann Minkwitz ein Assistent zur Seite gestellt wird. Gehandelt werden Adnan Kevric, Dirk Wüllbier und Alexander Malchow. Als heißester Kandidat gilt aber ein anderer ehemaliger Spieler: Ralf Strogies. Auch der frühere Kickers-Scout Telat Üzüm, ein Bekannter von Hauptsponsor Eduardo Garcia, ist ein Thema. Wer auch immer der Mann an Minkwitz“ Seite wird, die Planspiele sehen vor, dass er möglicherweise auch die Verantwortung für die A-Juniorenelf übernimmt.

Der Präsident wollte sich dazu gestern nicht äußern. „Es gilt jetzt erst einmal, die Trennung von Peter Zeidler zu verdauen. Sie fiel mir schwer genug“, sagte Eichelbaum. Wer den auf Harmonie bedachten Häuptling der Blauen kennt, weiß, dass das keine leeren Worte sind.

Stuttgarter Nachrichten

„Die Spiele sind eine Zumutung“
Fansprecher Steffen Müller
 
Stuttgart – Das gab es bei den Stuttgarter Kickers noch nie: Während des Spiels gegen den FSV Frankfurt verließen etwa 20 Fans den B-Block, machten ihrem Unmut hinter der Trainerbank lautstark Luft und rüttelten am Zaun. Die Polizei musste eingreifen. „Ich kann verstehen, dass einigen der Kragen platzt“, sagt der offizielle Kickers-Fansprecher Steffen Müller (30).

Herr Müller, eigentlich gelten die Kickers-Fans als äußerst leidensfähig . . .

Das stimmt auf jeden Fall, aber alles hat eben seine Grenzen. Es sind keinerlei Fortschritte erkennbar. Im Gegenteil: Die Spiele in den vergangenen Wochen sind eine echte Zumutung.

Gegen Frankfurt eskalierte es.

Ich kann verstehen, dass einigen der Kragen platzt, auch wenn ich persönlich es für sinnvoller gefunden hätte, alle Fans hätten die Mannschaft in der zweiten Halbzeit angefeuert. So wie ich das getan habe.

Stattdessen gab es Gesänge wie „Wir sind Kickers und ihr nicht“ sowie „Schande für Stuttgart“.

In anderen Vereinen würde es noch ganz anderes zu hören geben.

Gegen wen richtet sich der Unmut der Fans konkret?

Gegen Trainer und Teile der Mannschaft.

Die Personalie Trainer hat sich erledigt. Es war auch „Vorstand raus“ zu hören.

Einige sind enttäuscht, dass gute Ideen von kreativen Köpfen aus der Fanszene vom Verein nicht unterstützt werden.

Meinen Sie auch den Aufruf der Kickers-Fans zum Boykott des Derbys beim VfB II?

Wir wollen das gesparte Eintrittsgeld den Kickers zukommen lassen. Dass die Verteilung der Flyer im Stadion vom Verein untersagt wurde, passt irgendwie ins Bild.

Fragen von Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Notlösung
VON JÜRGEN FREY
 
Der Stuhl von Peter Zeidler wackelte seit vielen Wochen, jetzt wurde er zum Schleudersitz. Wer den bisherigen Saisonverlauf nicht nur oberflächlich analysiert, kommt zu der Erkenntnis: Die Trennung ist nachvollziehbar. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Blauen von einem professionellen Krisenmanagement so weit entfernt sind wie von der Bundesliga. Nach dem Pokal-Aus in Kirchheim wurde Zeidler von Teilen des Präsidiums öffentlich infrage gestellt. Dies kam einer Demontage gleich und machte ein ruhiges Arbeiten praktisch unmöglich. Das zeigten auch die für Kickers-Verhältnisse fast schon beängstigenden Reaktionen der Fans gegen den FSV Frankfurt. Keine Frage: Dem Verein fehlt es an innerer Stärke.

Auf dem Spielfeld soll nun Stefan Minkwitz neue Kräfte mobilisieren. Er hat eine faire Chance verdient, doch letztendlich verkörpert er die aus der Not geborene Billiglösung. Hätten die Blauen auch nur einen Cent übrig, würden sie in der für die Existenz des Clubs so entscheidenden Saison nicht auf einen Jungfuchs auf der Trainerbank setzen. Minkwitz fungierte bisher als Bindeglied zwischen Cheftrainer und Spielern, gilt als Kumpeltyp, der für jeden Spaß zu haben ist. Wenn er den freien Fall der Kickers stoppen will, muss er mit eiserner Konsequenz die neuen Verhältnisse klarstellen. Vom ersten Tag an.

Stuttgarter Zeitung

Stefan Minkwitz
Der neue Kickers-Cheftrainer lernte das Fußball-Abc bei Börde Rottmersleben in Sachsen-Anhalt. Von dort aus zog es ihn zum 1. FC Magdeburg. Mit dem Traditionsclub spielte der 39-Jährige, der auch zwei Einsätze für die Nationalmannschaft der DDR vorzuweisen hat, Anfang der 90er Jahre im Uefa-Cup. 1992 wechselte Minkwitz in die zweite Liga zum MSV Duisburg. Ein Jahr später spielte er für die Stuttgarter Kickers, ab 1994 bei Fortuna Düsseldorf. 1996 ging es zurück zu den Blauen, wo er 2004 seine Laufbahn beendete. Danach fungierte Minkwitz bei den Stuttgarter Kickers als Co-Trainer der Regionalligaelf. Im Sommer hatte er zusätzlich das Amt des A-Juniorencoachs übernommen. StN

Stuttgarter Nachrichten

Minkwitz ersetzt Zeidler
 
Stuttgarter Kickers trennen sich vom Trainer und machen den Assistenten zum neuen Chef
 
Von Andreas Müller

Stuttgart – Das 1:1 (0:1) gegen den FSV Frankfurt war zu wenig. Gestern hat der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers Trainer Peter Zeidler nach einem einstimmigen Präsidiumbeschluss beurlaubt. Nachfolger wird der bisherige Assistent Stefan Minkwitz. Der ehemalige Spieler erhielt das Vertrauen des gesamten Präsidiums für eine langfristig angelegte Zusammenarbeit. „Er bekommt den Rückhalt, den er sich durch seine über zehnjährige Zugehörigkeit zum Verein erarbeitet hat“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum. Bei der Entscheidung zugunsten von Minkwitz hat auch die finanzielle Seite eine Rolle gespielt. „Die Fans hätten gerne einen Trainer mit Bundesliga-Erfahrung. Aber das können wir uns einfach nicht leisten“, sagte Eichelbaum.

Der Kickers-Funktionär gab zu, dass es ihm schwer gefallen sei, Zeidler vor die Tür zu setzen. „Er liegt mir als Mensch und ich habe grundsätzlich keine Zweifel an seiner Kompetenz“, erklärte Eichelbaum. Als Verlierer fühle er sich im Zusammenhang über die unterschiedlichen Auffassungen innerhalb des Präsidiums über die Arbeit von Zeidler aber nicht. Bekannt ist, das Walter Kelsch schon seit längerem für eine Ablösung von Zeidler plädierte.

Die Begleitumstände der Trainerentlassung waren einmal mehr typisch für die Stuttgarter Kickers. Nachdem Zeidlers Arbeit in den vergangenen Woche immer wieder in Zweifel gezogen wurde, formierten sich während des Spiels ein starkes Dutzend Fans hinter der Trainerbank und krakelte. Der genervte Übungsleiter ließ sich zu einer Verbalattacke hinreißen, wodurch sich wiederum Dirk Eichelbaum zum Handeln gezwungen sah. Der Präsident eilte von der Tribüne herunter, um dem Trainer beizustehen. Nach dem Schlusspfiff wurde Eichelbaum von rund 20 Fans in Manndeckung genommen. Hinter der Haupttribüne stellten sie den Funktionär. Im Hintergrund warteten Polizisten.Vorausgegangen war der Konfrontation, die friedlich verlief, eine Flugblattakion der Kickers-Anhänger. Unter der Überschrift „Talfahrt stoppen“ wurde von mehreren Fanclubs dazu aufgefordert, das Spiel am 17. November gegen den VfB Stuttgart, das im Daimlerstadion stattfinden wird, zu boykottieren und das gesparte Eintrittsgeld dem Club aus Degerloch zukommen zu lassen. „Das ist das falsche Signal“, sagte Eichelbaum zu den Fans. „Das richtige Signal wären heute drei Punkte gewesen.“

An der Misere der Heimspiele (zwei Punkte aus sieben Spielen) machte Eichelbaum die Entlassung unter anderem fest, aber auch daran, „das wir in 14 Pflichtspielen nicht gerade berauschend gespielt haben.“ Der für den sportlichen Bereich mit zuständige Joachim Cast stand für Eichelbaum nie zu Disposition. Der Manager hatte sich unter dem Eindruck des 1:1 geweigert, eine Stellungnahme zugunsten von Zeidler abzugeben.

Mit Minkwitz erhält ein Kickers-Urgestein den Cheftrainer-Posten. Der 39-Jährige bestritt für die Degerlocher zwischen 1996 und 2004 insgesamt 144 Zweitliga- und 61-Regionalligaspiele. Seit dieser Saison ist der ehemalige Mittelfeld- und Abwehrspieler verantwortlich für die U19-Bundesligamannschaft. „Die neue Aufgabe ist schwer, aber auch reizvoll. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir die Qualifikation für die eingleisige dritte Liga schaffen“, sagte Minkwitz.
 
Eßlinger Zeitung

Stuttgarter Kickers entlassen nach dem 1:1 gegen die Bornheimer ihren Trainer
Aufwärtstrend des FSV hält an
Von Michael Helms

Stuttgart. Peter Zeidler ahnte, was ihn erwartet. „Viel Glück und bis nächstes Jahr“, hatte ihm Tomas Oral, der Trainer des Fußball-Regionalligisten FSV Frankfurt, noch zugerufen, woraufhin der Coach der Stuttgarter Kickers nach dem 1:1 gegen den Aufsteiger aus Hessen nur vielsagend und ein wenig gequält lächelte. 14 Stunden später stand Zeidler dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung. Nach einer Präsidiumssitzung am Sonntag Vormittag war der schon seit Wochen umstrittene Trainer seinen Job los und wurde bei den Schwaben, die sich insgeheim Hoffnungen auf die Rückkehr in die Zweite Bundesliga gemacht hatten, durch seinen bisherigen Assistenten Stefan Minkwitz ersetzt.
Während bei einem Teil der Stuttgarter Anhänger die Nerven blank lagen – Bereitschaftspolizisten mussten den Presseraum vor aufgebrachten Kickers-Fans abschirmen – feierten die mitgereisten Sympathiesanten des FSV Frankfurt ihr Team nach dem Schlusspfiff dieser intensiv geführten und höchst unterhaltsamen Begegnung. Denn der Aufwärtstrend der Bornheimer, die jetzt seit fünf Spielen unbesiegt sind, hält an. Es ist unverkennbar, dass die zu Saisonbeginn völlig neuformierte Mannschaft langsam aber sicher zusammenwächst und das Potenzial besitzt, sich für die Dritte Profiliga zu qualifizieren.

„Wir sind jetzt in der Lage, uns auch gegen eine drohende Niederlage zu stemmen“, so Frankfurts Torhüter Florian Schürenberg, der in der hektischen Schlussphase mit zwei Glanztaten den Stuttgarter Siegtreffer verhinderte. Den hätten aber auch die Frankfurter Christian Mikolajczak und Matthias Hagner erzielen können, ja eigentlich müssen. Mikolajczak nach 59 Minuten, als er freistehend vor Kickers-Torhüter David Yelldell den Ball über das Tor schlenzte. Und der eingewechselte Hagner scheiterte Sekunden vor dem Abpfiff aus kurzer Distanz an Yelldell, der zuvor schon bei zwei Weitschüssen von Markus Kreuz glänzend reagiert hatte.

„Kompliment an den Torwart der Kickers, der hat die am Leben erhalten. Wenn wir das 2:0 machen, gewinnen wir das Spiel“, war Tomas Oral mit dem einen Punkt am Ende nicht ganz zufrieden, auch wenn er seiner Mannschaft für die Vorstellung in der ersten Halbzeit später ein großes Kompliment zollte. Nach dem frühen 1:0 durch Dennis Hillebrand in der siebten Minute hatten die Hessen die Begegnung im Griff und waren den verunsicherten Kickers, die in dieser Saison noch keines ihrer sechs Heimspiele gewonnen hatten, bis zur Pause in fast allen Belangen überlegen. „Zur Halbzeit fand hier doch schon eine Beerdigung statt“, kommentierte Bernd Reisig ein wenig flapsig die Unmutsäußerungen des Stuttgarter Publikums. Der Manager des FSV Frankfurt war deshalb vom Ausgang der Partie auch nicht gerade begeistert. „Vor dem Spiel wäre ich mit einem 1:1 zufrieden gewesen. Aber jetzt bin ich enttäuscht, weil wir heute einen Sieg verschenkt haben“, erklärte Reisig, der die zweite Halbzeit alles andere entspannt verfolgte.

Die 2700 Zuschauer erlebten nämlich nun eine Stuttgarter Mannschaft, die mit viel Kampf und Leidenschaft die drohende Niederlage verhindern wollte. Und spätestens nach dem Ausgleich durch den eingewechselten Sokol Kacani in der 66. Minute musste die Abwehr der Bornheimer, wo der junge Stefan Hickl den an einer Magen-Darmgrippe erkrankten Lars Weißenfeldt gut vertrat, Schwerstarbeit verrichten. Ebenso erging es dem Mittelfeld der Gäste, wo Bernd Winter und Angelo Barletta zuverlässig den defensiven Part erfüllten und Markus Kreuz mit seinen Flankenläufen immer wieder für Entlastung sorgte. Lediglich die beiden Stürmer Matias Cenci und Fikri El Haj Ali, der den verletzten Sead Mehic ersetzte, blieben an diesem Tag unter ihren Möglichkeiten.

Frankfurter Neue Presse

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