Presse zu Stuttgarter Kickers – Jahn Regensburg (1:3)

Erster Dämpfer – zur rechten Zeit?

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers zeigt gegen Regensburg unerwartete Schwächen

STUTTGART. Die Euphorie bei den Stuttgarter Kickers ist erst einmal verflogen. Die 1:3-Niederlage zu Hause gegen den Aufsteiger Jahn Regensburg kam – trotz aller Warnungen – überraschend. „Unser Plan ging nicht auf“, gab der Trainer Peter Zeidler zu.

Von Joachim Klumpp

Am Ende hatte es Günter Güttler sehr eilig: „Ich möchte jetzt schnell nach Hause.“ Dabei hätte der Regensburger Trainer allen Grund gehabt, die Pressekonferenz auszukosten. Seine Mannschaft hatte die Auswärtshürde bei den Stuttgarter Kickers in überzeugender Manier mit 3:1 (1:1) genommen, verdient, wie auch der Kollege Peter Zeidler zugeben musste. Der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum wurde noch deutlicher: „Das war eine gefühlte 1:6-Niederlage.“ Schließlich musste der Torwart David Yelldell in etlichen Situationen in höchster Not klären. „Aber mir ist so eine Klatsche lieber als mehrere schleichende Niederlagen“, sagte Eichelbaum.

Wer weiß, wofür es gut ist. Ein Dämpfer zur rechten Zeit? Vielleicht lief die Saison einfach zu gut an, fast perfekt. 3:2 beim Mitfavoriten in Ingolstadt gewonnen, 1:0 gegen Regensburg nach einer halben Stunde. Was sollte da noch passieren? „Ich möchte nicht ausschließen, dass das bei einigen mental eine Rolle gespielt hat“, sagt Zeidler. Und der Mittelfeldspieler Marcus Mann gab zu: „Wir haben uns vielleicht etwas zu sicher gefühlt – und so das 1:1 selbst verschuldet.“

Den Ausgleich und damit den Knackpunkt des Spiels. Dass letztlich alle drei Treffer auf das Konto des überragenden Tschechen Petr Stoilov (der Koller der Regionalliga) gingen, spricht nicht für die Abwehr im Allgemeinen und für den Gegenspieler Marco Wildersinn im Besonderen. Dennoch sagte der Trainer Zeidler: „Wir werden ihm nicht allzu viele Vorwürfe machen.“

Dafür dürfte eine Fehleranalyse folgen, für alle. Auffällig nach zwei Spielen ist: die Kickers schafften es nicht, über 90 Minuten eine konstante Leistung abzurufen. In Ingolstadt klappte das immerhin eine Stunde lang, am Samstag nur eine halbe. Während zum Auftakt noch der terminlich ungelegene Test gegen Dortmund in den Knochen steckte, war es diesmal ein bakterieller Infekt, „der keine optimale Vorbereitung zuließ“, so Zeidler später. Der Trainer fügte allerdings rasch hinzu, dass dies nur eine Erklärung sei, keine Entschuldigung. Gut so. Denn erstens ist der Kader diese Saison bewusst so bestückt, dass Ausfälle kompensiert werden sollen, und zweitens war – zumindest offiziell – unter der Woche von den Problemen der Herren Sökler, Benda, Gambo oder Härter nicht die Rede. Die Begründung des Managers Joachim Cast für die Geheimniskrämerei lautete: „Wir wussten ja, dass sie zum Spiel fit werden.“

Ganz so war es nicht. Der Kapitän Jens Härter lief zwar auf, bat in der Halbzeit aber um seine Auswechslung. Nicht wegen einer Platzwunde, sondern weil ihm schwindelig war. Auch Gambo war nur für 70 Minuten eingeplant, doch in Anbetracht des Rückstands musste er durchhalten. Wobei sich die offensive Variante in der zweiten Hälfte (mit Nico Beigang) als Bumerang erwies, weil die Gäste gleich nach der Pause in Führung gingen und die Kickers aufmachen mussten.

Dass die Hintermannschaft dabei etliche Schrecksekunden überstehen musste, liegt in der Natur der Sache, dennoch wirkte die Defensive (unter Druck) schon in Ingolstadt und auch in der Vorbereitung gegen Freiburg nicht souverän und abgeklärt. „Wir beginnen recht gut und offenbaren mit fortlaufender Zeit plötzlich Schwächen“, sagt Wildersinn. „Das müssen wir in den Griff kriegen.“

Auch dem Mittelfeld mit der Achse Ortlieb/Mann glitten die Fäden zunehmend aus der Hand, und das Flügelspiel bekam erst mit Mustafa Parmaks Einwechslung nochmals so etwas wie Schwung, doch da hatte Regensburg die Weichen längst auf Sieg gestellt.

„Wir schwimmen momentan auf einer Euphoriewelle“, sagte der Jahn-Trainer Güttler. Die wollten eigentlich auch die Kickers vor 3710 Zuschauern nutzen, doch jetzt herrscht erst mal Ernüchterung. „Das oberste Gebot heißt Ruhe bewahren“, sagt der Manager Cast vor dem Spiel beim SC Pfullendorf. Dessen Trainer Michael Feichtenbeiner war auch im Gazistadion. Den Anschauungsunterricht hätte er sich schenken können, wenn man Peter Zeidler glaubt. Der verspricht: „Wir werden nicht noch einmal so spielen.“

Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter (46. Rapp), Stierle – Sökler (61. Parmak), Ortlieb, Mann, Rodrigues (46. Beigang) – Vaccaro, Gambo.

Tore: 1:0 Vaccaro (22.), 1:1 Stoilov (37.), 1:2 Stoilov (48.), 1:3 Stoilov (65.).

Stuttgarter Zeitung

Ernüchterung bei den Kickers

1:3 – Nach gutem Beginn brechen die Blauen gegen Jahn Regensburg ein

Stuttgart – Mit großer Vorfreude waren die Fans der Stuttgarter Kickers zur Regionalliga-Heimpremiere ins Gazistadion gepilgert. Gegangen sind sie reichlich ernüchtert: Das 1:3 (1:1) gegen Jahn Regensburg offenbarte unbarmherzig viele Schwächen des Fußball-Regionalligisten.

VON JÜRGEN FREY

Die Bilder nach den 90 Minuten sprachen Bände. Ein Teil der Kickers-Spieler sackte enttäuscht auf dem Rasen zusammen. Die anderen steuerten mit gesenktem Kopf und Tunnelblick schnurstracks Richtung Kabine. Die Enttäuschung saß richtig tief. Und auch der neue Trainer Peter Zeidler war in der rauen Wirklichkeit angekommen. Ein Haupttribünenbesucher raunzte ihm mit schwäbischem Zungenschlag lautstark die Worte entgegen: „Ja, ja, Zeidler, du brauchsch koin Gegner beobachte – ond jetzt macht der Stoilov drei Tor.“ Der erboste Mensch griff die Aussage des Kickers-Trainers vor der Partie auf, er habe Regensburg im ersten Saisonspiel nicht beobachtet, da er das Team und seinen Torjäger Petr Stoilov aus der Bayernliga bestens kenne.

Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Für Kickers-Verhältnisse trug der blaue Anhang die desolate Vorstellung nach der Pause mit Fassung. Denn die Liste der Unzulänglichkeiten in Hälfte zwei war lang.

Die Abwehr: Katastrophale Pannen in der Defensive ließen die Beobachter erschaudern. Viel zu weit standen die Kickers-Akteure von ihren Gegenspielern weg. Hätte nicht Torwart David Yelldell zwei-, dreimal glänzend gehalten – das Spiel wäre 1:5 oder 1:6 ausgegangen. „Mit dem Ergebnis sind wir gut bedient“, gab auch Zeidler zu.

Das Mittelfeld: Die Feinabstimmung fehlte, Automatismen griffen nicht. Weitgehend ideenlos und ohne Spielsteuerung kämpfte die Elf vor sich hin. Besonders auffallend: Die äußeren Mittelfeldspieler rückten zu weit ins Zentrum, es gab fast keine Flanken. „Die Ordnung ging völlig verloren, wir haben die Positionen nicht mehr gehalten“, kritisierte Manager Joachim Cast.

Der Sturm: Den Angreifern ist noch der geringste Vorwurf zu machen. Da kein geordneter Spielaufbau mehr stattfand, bekamen die Stürmer kaum brauchbare Bälle.

Dabei waren die Blauen nach dem 3:2 zum Auftakt in Ingolstadt mit viel Schwung ins Spiel gegangen. Der Lohn der Dominanz: das sehenswerte 1:0 (22.) durch Angelo Vaccaro nach einem Traumpass von Marcus Mann. Danach verpassten es die Blauen nachzulegen. „Wir waren uns zu sicher“, räumte Mann ein. Das Spiel kippte – und als Teil der Erklärung dafür führte Zeidler schwindende Kräfte an: „Einige Spieler litten während der Woche an einem bakteriellen Infekt.“ Als Entschuldigung für das Ergebnis, betonte Zeidler, wolle er das aber nicht verstanden wissen. Dafür ist der Kader der Blauen auch zu ausgeglichen besetzt. Das wird sich auch am morgigen Dienstag (18 Uhr) zeigen: Im Pokalspiel beim Landesligisten GSV Dürnau schenkt Zeidler nahezu komplett der zweiten Garde das Vertrauen.

Stuttgarter Nachrichten

Giftig ausgekontert

Kraftloser Regionalligist Stuttgarter Kickers unterliegt Aufsteiger Jahn Regensburg mit 1:3

Stuttgart – Die Dritte-Liga-Euphorie bei den Stuttgarter Kickers hat einen ersten Dämpfer bekommen. Der Fußball-Regionalligist verlor seine erste Heimpartie in dieser entscheidenden Saison gegen Aufsteiger Jahn Regensburg mit 1:3 (1:1). Damit ging Coach Peter Zeidlers Pflichtspiel-Premiere vor eigenem Publikum gründlich daneben.

Von Beate Wockenfuß

So hatte sich Zeidler sein Debüt auf der Trainerbank im heimischen Stadion nicht vorgestellt. „Ich bin total enttäuscht, aber diese Niederlage wirft uns jetzt nicht gleich aus dem Konzept“, sagte der 44-Jährige nach einem Spiel, das nur in den ersten 22 Minuten dem entsprach, was sich die Kickers vorgenommen hatten. Die zum Saisonauftakt in Ingolstadt siegreiche Formation sollte es auch gegen den souveränen Bayernliga-Meister richten. Bis zum Führungstreffer durch Angelo Vaccaro (22.) nach einem Traumpass von Neuzugang Marcus Mann ging das Konzept auch auf. Doch danach brachen die „Blauen“ völlig ein, mussten kraft- und hilflos zusehen, wie die Gäste das Spiel machten.Der Erfolg der Oberpfälzer hatte einen Namen: Petr Stoilov. Der tschechische Stürmer schoss die Kickers fast im Alleingang ab. Er machte auf der Waldau seine Saisontreffer drei (37.), vier (48.) und fünf (65.) und führt damit die Torschützenliste der Liga einsam an. Bereits die 2:1-Auftaktpartie gegen die SpVgg Unterhaching hatte der wegen seines Aussehens, seiner Herkunft und seiner Torjäger-Qualitäten als „Jan Koller der Regionalliga“ bezeichnete Stoilov mit beiden Treffern entschieden. Zeidler hatte nicht umsonst vor der Stärke der ihm aus Nürnberger Zeiten gut bekannten Regensburger eindringlich gewarnt und musste letztlich trotzdem feststellen: „Sie haben uns giftig ausgekontert. Wir müssen uns bei unserem Torhüter David Yelldell bedanken, dass wir am Ende nicht noch mehr Tore kassiert haben.“ Knackpunkt der Partie war der Ausgleich noch vor der Pause, der den Gästen Selbstvertrauen bescherte und die nachlassenden Gastgeber überrumpelte. „Wir dachten, nach dem 1:0 läuft es für uns so weiter, wir hätten nachlegen müssen“, haderte Mann. Der K.o.-Schlag erfolgte beim 1:2 kurz nach Wiederanpfiff. „Wir hatten völlig den Faden verloren, schwer zu erklären, was da los war“, meinte Verteidiger Marco Wildersinn ernüchtert. Eine mögliche Erklärung hat Zeidler. „Die Kräfte fehlten, weil einige Spieler unter der Woche wegen eines bakteriellen Infekts mehrere Tage nicht trainieren konnten“, sagte der Coach, betonte aber zugleich: „Das soll nur eine Erklärung sein, keine Entschuldigung.“ Und: „Wir werden schon noch ein paar Partien verlieren, aber garantiert nie wieder so spielen.“

Optimales Training wird allerdings auch in dieser Woche nicht möglich sein. Morgen (18 Uhr) müssen die Kickers bereits wieder im WFV-Pokal beim Landesligisten GSV Dürnau ran. Und am Samstag wartet der SC Pfullendorf. Die oberste Devise auf der Waldau? „Ruhe bewahren“, sagte Manager Joachim Cast.

Statistik

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter (46. Rapp), Stierle – Sökler (61. Parmak), Ortlieb, Mann, Rodrigues (46. Beigang) – Gambo, Vaccaro.

Jahn Regensburg: Lengsfeld – Jarosch, Selimbegovic, Grassow, Binder – Bambara (90.+1 Escherich), Zellner, Brysch, Hiemer (61. Zani) – Stoilov, Schmid (76. Özgür).

Schiedsrichter: Stieler (Obertshausen).

Zuschauer: 3710.

Tore: 1:0 Vaccaro (22.), 1:1 Stoilov (37.), 1:2 Stoilov (48.), 1:3 Stoilov (65.).

Gelbe Karten: Benda, Ortlieb / -.

Beste Spieler: Yelldell / Stoilov

Eßlinger Zeitung

Güttler: „Das war Leidenschaft pur“
SSV Jahn überzeugt bei 3:1 gegen die Kickers

Von Heinz Reichenwallner, MZ

REGENSBURG. Der SSV Jahn Regensburg ist mit sechs Punkten aus zwei Spielen in die Saison der Fußball-Regionalliga Süd gestartet. „Wenn mir das vorher jemand erzählt hätte, den hätte ich für verrückt erklärt“, sagte Trainer Günter Güttler am Samstag beinahe ungläubig nach dem hochverdienten 3:1 (1:1)-Auswärtserfolg bei den favorisierten Stuttgarter Kickers.

Der Sieg war wieder hauptsächlich der Verdienst von Petr Stoilov. Wie schon beim 2:1 gegen Unterhaching erzielte der 31-Jährige auch diesmal alle Tore der Regensburger. In der 37. Minute egalisierte er mit einem Abstauber zuerst die 1:0-Führung der Kickers durch Angelo Vaccaro (22.). Drei Minuten nach dem Wechsel gelang ihm mit einem Kopfball nach einer Ecke von Tobias Zellner das 2:1 und in der 64. Minute setzte er mit dem 3:1 nach herrlichem Zuspiel von Jürgen Schmid den Schlusspunkt. Letztlich wurde die Partie aber auch durch eine geschlossene Leistung einer Jahn-Mannschaft entschieden, die konzentriert ihre Abwehraufgaben erledigte, Laufbereitschaft, Kampfkraft und taktische Disziplin zeigte.

Dazu besaßen die von Güttler hervorragend eingestellten Regensburger die Stabilität, die man benötigt, um einen Rückstand in einen Erfolg umzuwandeln. „Ich bin stolz auf die Truppe“, sagt der Coach, „das war Leidenschaft pur“. Vor allem der kurzfristige Ausfall des erkrankten Andreas Schäffer und dann der 0:1-Rückstand sei für sein Team „eine Nagelprobe in Sachen Moral gewesen, und die hat sie mit Bravour bestanden“.

Ähnlich sah es Dennis Grassow. Der Jahn-Kapitän, der zusammen mit Mersad Selimbegovic den hoch gepriesenen Kickers-Sturm mit Bashiru Gambo und Angelo Vaccaro bei zunehmender Spieldauer mit kompromissloser Abwehrarbeit immer mehr den Schneid abkaufte, empfand den Sieg als logische Konsequenz der Gesamtleistung. „Es geht nur mit der richtigen Einstellung und Geschlossenheit im Team. Und die haben wir den anderen Mannschaften voraus.“

Lob von Zeidler

Der SSV Jahn war aber auch spieltechnisch die bessere Mannschaft. „Wir können froh sein, nicht noch mehr Gegentore kassiert zu haben. Die Regensburger waren gut organisiert, standen kompakt und spielten gefährliche Konter“, lobte selbst Stuttgarts Trainer Peter Zeidler. Trotz all ihrer Überlegenheit, vor allem im zweiten Durchgang, gab es aber Momente, in denen es so aussah als würden sich die Regensburger aufgrund mangelnder Chancenverwertung selbst um die Früchte ihrer glänzenden Arbeit bringen. Im ersten Durchgang inmitten der Stuttgarter Anfangsoffensive, aus der das 1:0 durch Vaccaro nach herrlichem Pass von Marcus Mann resultierte, brauchte das Jahn-Team noch Anlaufzeit, ehe seine Aktionen runder wurden. So dauerte es bis zur 35. Minute, bis Dennis Grassow das erste Mal dann Kickers-Keeper David Yelldell mit einem Flachschuss prüfen konnte. Die erste richtige Jahn-Chance wurde von Stoilov (37.) sogleich verwertet, nachdem Yelldell vorher den Schuss von Stefan Jarosch nicht weit genug abwehren konnte. Kurz vor der Pause bot sich Jürgen Schmid schon die Möglichkeit zur Jahn-Führung, doch brachte er freistehend den Ball nicht richtig unter Kontrolle, so dass sein Schüsschen eine leichte Beute für Yelldell wurde.

Als drei Minuten nach Wiederbeginn Stoilov das 2:1 für die Regensburger herstellte, kippte die Partie vollends. Das Jahn-Mittelfeld – vor allem Moise Bambara und Tobias Zellner – hebelte ein ums andere Mal die aufgelöste Kickers-Deckung aus, während sich Andreas Brysch als Schäffer-Ersatz wie ein Wadenbeißer an die Fersen seiner Gegner heftete. Dazu gesellten sich vor dem selten beschäftigten Torwart Andreas Lengsfeld die offensiv orientierten Außenverteidiger Stefan Jarosch und Stefan Binder und der stets anspielbare Jahn-Sturm.

Einen schweren Stand hatte dagegen Manuel Hiemer, der in der 60.Minute durch Armando Zani ersetzt wurde. Ehe Stoilov (64.) das 3:1 für den Jahn glückte, hatte er schon eine Chance alleine vor Yelldell vergeben. Kurz danach scheiterte der für Schmid eingewechselte Özgür Kart vor dem Kickers-Torwart, der sich anschließend erneut gegen Stoilov beweisen musste. „Die Chancenverwertung hätte besser sein können“, sagte Grassow, sah es aber locker. „Es ist besser, dass Stoilov heute nicht mehr als drei Tore geschossen hat, sonst würden ihn andere Vereine womöglich gleich raus kaufen wollen.“

Mittelbayerische

Jan Koller und der Jahn-Koller
Fünf Tore: Liga wird auf Petr Stoilov aufmerksam

Von Heinz Reichenwallner, MZ

STUTTGART. Im Grunde war Peter Zeidler selbst schuld, dass die Stuttgarter Kickers zu Hause mit 1:3 (1:1) in der Fußball-Regionalliga gegen den SSV Jahn Regensburg verloren haben. Wäre der Trainer doch nur mit einem Unentschieden zufrieden gewesen! Er hätte vor der Partie nur Horst Eberl zuhören müssen. Auf die Frage, wie das Spiel wohl ausgehen werde, antwortete da der Sportchef des SSV Jahn, dass er mit einem Unentschieden hochzufrieden wäre. „Am besten ein 2:2. Insgesamt vier Tore machen die Zuschauer glücklich und mit jeweils einen Punkt haben beide Mannschaften auch was davon.“

Doch Kickers-Coach Peter Zeidler hatte dem Gespräch nicht gelauscht, er wollte mehr, und so dachte er nach der Niederlage nur noch an Revanche: „Am 8. Dezember im Rückspiel sind dann wir aber mit dem Gewinnen dran“, hoffte der symphatische Fußballlehrer, der mit seinen Teams gegen den SSV Jahn einfach nicht siegen kann.

Denn in der vergangenen Bayernliga-Saison, als er noch den 1. FC Nürnberg II betreute, gab es zwei deftige Niederlagen (1:5, 0:4). Doch auch diesmal attestierte Zeidler dem Jahn „einen völlig verdienten Erfolg“ attestiert. Das sahen neutrale Beobachter auch so. „Die Regensburger werden in der Saison das Überraschungsteam werden“, waren sich die Journalisten einig.

So gingen denn auch später die Akteure beider Mannschaft mit sehr unterschiedlichen Gefühlsregungen vom Platz. Während die Kickers-Spieler eilends und wortlos mit Tunnelblick schnurstracks den Kabinen zueilten, ließen die Jahn-Kicker noch auf dem Platz ihrer Freude freien Lauf, lagen sich in den Armen und bedankten sich bei ihren mitgereisten Fans, die sie überschwänglich feierten.

Stoilov: „Es ist ein Traum“

Derweil erfuhr Petr Stoilov, dass man sich nach einem solchen Spiel nicht einfach dann davon stehlen kann. Der Jahn-Stürmer bezahlte noch auf dem Platz seine herausragende Leistung und seinen Dreier-Pack mit unzähligen Interviews, wenngleich das sicherlich nicht unbedingt zu seinen Lieblingsdisziplinen zählt. Erst mal pustete er kräftig durch. Das gab dem bescheidenen 31-Jährigen ein wenig Zeit, sich eine passende Antwort auf die gestellte Frage zu überlegen.

Fünf Tore: Liga wird auf Petr Stoilov aufmerksam

Ob er, der noch nie höherklassiger als Bayernliga gespielt habe, sich solch einen Einstand in der Regionalliga mit fünf Toren in zwei Spielen denn habe vorstellen können? „Nein, es ist ein Traum“, gab der Stürmer frank und frei zu.

Dagegen war Günter Güttler vorher schon fest davon überzeugt, „dass Stoilov auch in der Regionalliga seine Tore machen wird. „Stoilov trifft aber nicht nur“, sagt der Trainer, „sondern arbeitet auch viel zum Wohle der Mannschaft“.

In der Tat, muss man dem 1,90 Meter großen Jahn-Angreifer bescheinigen, der äußerlich und auch in der Spielweise seinem tschechischen Landsmann und Nationalstürmer Jan Koller sehr ähnelt, dass er ein ungeheures Laufpensum erfüllt, nicht nur in der Offensive glänzt und Tore schießt, sondern auch in der Abwehr aushilft und dort mit seinem Kopfballspiel auch noch so manche brenzlige Situation in Stuttgart bereinigen konnte.

Dazu versteht er sich mit Jürgen Schmid, seinem Sturmpartner, beinahe blind und profitiert auch von dessen Vorlagen – wie beim Tor zum 3:1 der Regensburger gegen die Kickers im Gazi-Stadion. Schmid neidet seinem Kollegen nicht die Treffer. „Es ist egal wer bei uns die Tore schießt. Ich werde sicherlich auch bald treffen“, hofft der 25-Jährige. Letztlich seien ihm die Tore aber gar nicht so wichtig. „Wichtig ist die Mannschaft“, sagt Schmid. Indes wunderte sich Stoilov, „dass die Stuttgarter so offensiv waren. Da wurden große Lücken für uns Stürmer frei“. „Wir haben es mit der Brechstange versucht, aber auch das half nichts“, begründete Peter Zeidler die Situation. Hätte der Stuttgarter Trainer vorher nur Horst Eberl zugehört…

Mittelbayerische

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