Das U-19-Nationalteam der Vereinigten Arabischen Emirate bereitet sich auf den Asiencup vor – 1:2 im Testspiel gegen die Stuttgarter Kickers
Degerloch. Mit 2:1 haben die Fußball-A-Junioren der Stuttgarter Kickers das U-19-Nationalteam der Vereinigten Arabischen Emirate besiegt. Die Blauen bereiten sich auf den Saisonstart in der Junioren-Bundesliga vor – die weit gereisten Gäste blicken in Richtung Asiencup.
Von Frank Pfauth
Am liebsten würde Murat Lokarla einige der Fußballtalente aus dem Morgenland gleich dabehalten. „Da sind echte Juwelen mit dabei“, sagt Lokarla, der in seinem Hauptberuf als Spielerberater tätig ist, „mit offizieller Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes“, wie der Deutschtürke aus Heilbronn mit Nachdruck sagt. Jedoch: „Die Umstellung auf die hiesigen Gebräuche, die Mentalität und die Lebensumstände wäre für die Jungs wohl mindestens eine Nummer zu groß“, gab Lokarla zu bedenken und verwarf deshalb diesen Gedanken gleich wieder. In diesen Tagen hat der Spielerberater eh eine Menge anderer Dinge zu tun. Dank seiner mannigfaltigen Orts- und Sprachkenntnisse rund um die schönste Nebensache der Welt mischt Lokarla als Helfer bei der Delegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit – als zugekaufte Fachkraft sozusagen.
Vor gut einer Woche ist der rund 30-köpfige Tross vom Persischen Golf in Deutschland gelandet und bleibt dort noch bis zum 16. August. Als „Hauptquartier“ dient dem weit gereisten Besuch eine Sportschule in Crailsheim, in welcher sich die U-19-Kicker aus den Emiraten bei einem dreiwöchigen Trainingslager den nötigen Feinschliff für den Asiencup 2007 holen wollen. Aus dem gleichen Grund gastiert momentan zeitgleich in Heilbronn der U-16-Nachwuchs der Vereinigten Arabischen Emirate. Das Ziel beider Teams: die Qualifikationsrunde für die Asienmeisterschaften in diesem Herbst zu überstehen und danach jeweils an der Endrunde teilzunehmen.
Täglich zwei Trainingseinheiten haben die Kicker deshalb zu absolvieren, dazu eine Handvoll von Vorbereitungsspielen gegen deutsche Nachwuchs-Bundesligisten sowie als Höhepunkt vor dem Heimflug noch die Teilnahme an einem international besetzten Turnier im oberbayerischen Oberaudorf. Dazu kommen Moscheebesuche sowie zahlreiche Pflichttermine wie offizielle Empfänge. Wodurch schnell klar wird: Der Terminplan für die Truppe von Cheftrainer Joma Rabi ist straff durchorganisiert – von wegen gemütliche Urlaubsreise durch Westeuropa.
Nun war der Auftakt der Testspielserie am vergangenen Samstag gegen die A-Junioren der Stuttgarter Kickers mit einer 1:2-Niederlage aus sportlicher Sicht in die Hosen gegangen. Doch Überraschung: Die Equipe um Chefcoach Rabi war dennoch hochzufrieden. „Unsere Jungs haben echt spitze mitgehalten“, sagte Khalifa Sulaiman und reckte zur Bestätigung, breit grinsend, den Daumen in die Höhe. Der deutschsprachige Delegationsleiter der Vereinigten Arabischen Emirate war ganz offensichtlich auch noch nach dem Abpfiff der Partie vom Auftritt seines Teams auf der Bezirkssportanlage Waldau begeistert – trotz besagter Niederlage.
Stefan Minkwitz hingegen setzte nach seinem erfolgreichen Heimdebüt als Trainer der Kickers-A-Junioren ein Pokerface auf. Natürlich freue er sich über seinen gelungenen Einstand, ließ er wissen. Gleichwohl sei der Erfolg gegen einen Gegner von jenem Kaliber – ohne den Gästen nahetreten zu wollen, wie Minkwitz betonte – „ein Muster ohne Wert“. Bis zum Start der Bundesligasaison 2007/2008 am 26. August mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg bleibe für ihn – zumal er parallel dazu bei den Profikickern als Assistent von Cheftrainer Peter Zeidler tätig ist – und seine Akteure noch jede Menge zu tun. Zum Saisonziel haben sich der neue Kickers-Jugendkoordinator Zoltan Sebescen und Minkwitz jedenfalls den Klassenverbleib gesetzt.
Die jungen Kicker aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, welche flächenmäßig in etwa so groß wie Österreich sind, lauschten derweil gebannt der Spielanalyse ihres Trainers. Mit Kritik oder gar Widerworten musste der Trainer Rabi indes nicht rechnen. „Die Jungs zeigen unglaublichen Respekt gegenüber ihren Vorgesetzten“, hat Murat Lokarla registriert. Während Rabis Standpauke vertilgten sie zur Stärkung eine ordentliche Anzahl an Laugenbrezeln – mit sichtlichem Genuss. Der eine oder andere Nachwuchskicker habe zwar das für ihn fremdländische Gebäck zuvor kritisch beäugt gehabt – „mittlerweile essen sie unsere Jungs mit wahrem Hochgenuss“, erklärt der Delegationschef Sulaiman. Das Gleiche gelte inzwischen auch für eine andere Spezialität: für Maultaschen.
Stuttgarter Zeitung