StZ: „Talente gezielt fördern“

Nachgefragt bei Zoltan Sebescen
 
Der ehemalige Fußballprofi Zoltan Sebescen ist seit Sonntag Jugendkoordinator – offiziell Teamchef Nachwuchs – bei den Stuttgarter Kickers, für die er 17 Jahre lang gespielt hat. „Ich möchte dem Verein ein bisschen was zurückgeben“, sagt der 31-Jährige im Gespräch mit Joachim Klumpp, nachdem er bei Bayer Leverkusen seine Karriere wegen einer Knieverletzung hat vorzeitig beenden müssen.

Vor zwei Jahren sollten Sie mal als Spieler zurück zu den Stuttgarter Kickers, jetzt werden Sie Jugendkoordinator. Was gab den Ausschlag?

Der Präsident hat mich angesprochen, ob ich nicht etwas machen könnte. Und da es im Tätigkeitsfeld der Jugend viele Überschneidungen mit meiner Ausbildung gibt, hat es gepasst. Im Studium zum Sportfachwirt die Theorie, hier die Praxis. Außerdem spielt die Verbundenheit zu den Kickers eine Rolle, bei denen ich 17 Jahre lang war. Ich möchte da ein bisschen was zurückgeben.

Was soll sich denn unter Ihnen ändern, im Endeffekt also auch verbessern?

Das ist schwierig zu sagen. Aber der Kernpunkt ist sicher, eine insgesamt noch bessere Verzahnung von der U 17 bis zur Regionalliga-Mannschaft. Die Jugendmannschaften müssen durchlässig nach oben werden, die Spieler sollen gezielt gefördert werden, auch durch Einzeltraining.

Das sind hohe Ziele, wenn man bedenkt, dass die erste Mannschaft jetzt schon einen großen Anteil von so genannten Eigengewächsen in ihren Reihen hat.

Genau, so um die 50 Prozent. Deshalb geht es zunächst auch einmal darum, diese Quote zu halten. Denn die Konkurrenz ist größer geworden. Wir haben nicht nur traditionell den VfB vor der Haustür, sondern auch noch Hoffenheim – und den KSC. Andererseits sind wir meines Wissens der einzige Regionalligist, der sämtliche Mannschaften von der B-Jugend an in der höchsten Liga hat. Das sind Vorteile, die wir nutzen müssen.

Wie wichtig war es in diesem Zusammenhang, dass die A-Jugend den Klassenverbleib in der Bundesliga geschafft hat?

Für mich war das enorm wichtig, denn ansonsten hätte der gesamte Nachwuchsbereich eine gewisse Attraktivität verloren, schließlich misst man sich in der Junioren-Bundesliga mit den besten Mannschaften in Deutschland. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Deshalb wollen wir auch versuchen, A-Jugendliche direkt an die Regionalliga heranzuführen.

Wie zum Beispiel Julian Leist.

Zum Beispiel. Der hat es sich durch seine Leistungen in der letzten Saison verdient. Und er macht jetzt mal die gesamte Vorbereitung mit. Aus meiner Sicht spricht auch nichts dagegen, dass er oben bleibt. Je früher, desto besser. Das wäre dann auch ein Ansporn für die anderen A-Jugendlichen.

Und als Vorbild kann der Exprofi Zoltan Sebescen mal im Training vorbeischauen.

Das geht nicht. Ich bin seit zwei Jahren nicht mehr in der Reha und habe gegen keinen Ball mehr getreten, da wäre das Verletzungsrisiko einfach zu groß – leider. Da müssen die Spieler eben mit der ein oder anderen Anekdote zufrieden sein.

Und was macht Zoltan Sebescen, wenn er nächstes Jahr sein Studium zum Sportfachwirt abgeschlossen hat?

Ich möchte gerne im Management bleiben, wobei das ja nicht immer das typische Bild des Fußballmanagers sein muss. Da gibt es heutzutage viele Möglichkeiten.

Auch bei den Kickers?

Warum nicht, die neue eingleisige dritte Liga ist eine große Herausforderung mit vielen Aufgaben. Aber dafür muss man sich erst einmal qualifizieren. Und diesem Ziel muss sich in dieser Saison auch die Jugend vielleicht etwas unterordnen. Deshalb habe ich gesagt: keiner soll erwarten, dass man von heute auf morgen die Fortschritte sieht – das braucht zwei bis drei Jahre.

Stuttgarter Zeitung

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