Vorberichte Stuttgarter Kickers – FC Memmingen

Die Kickers zieht es nach oben
Regionalliga Vor dem Saisonstart morgen gegen den FC Memmingen steckt der Trainer Dirk Schuster hohe Ziele. Von Carlos Ubina

Es ist schon eine ganze Weile her, dass Dirk Schuster auf den VfB Stuttgart herunterschauen konnte. Damals war er noch Spieler und gelegentlich mit dem Karlsruher SC erfolgreicher als der Bundesligarivale. Nun ist Schuster Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers und war gestern zum ersten Mal auf dem Fernsehturm – und von dort oben lässt sich, rein geografisch natürlich, wunderbar auf die Mercedes-Benz-Arena in Bad Cannstatt herunterblicken.

Sportlich wollen sich die Kickers auch wieder dem VfB nähern. „Wir haben uns hohe Ziele gesteckt“, sagt Schuster vor dem ersten Punktspiel morgen (14 Uhr) gegen den FC Memmingen im Gazi-Stadion. Platz eins bis sechs soll es am Ende sein – oder besser Platz sechs bis eins. Denn als Tabellenneunter der vergangenen Saison und mit bescheidenen finanziellen Möglichkeiten sind die Blauen nicht zwingend der große Aufstiegsaspirant. „Qualitativ haben wir uns aber in der Offensive verstärkt“, sagt Schuster und macht damit auch klar, wie er sich seine Elf vorstellt: aggressiv und fußballerisch dominant.

Verzichten muss der Trainer dabei auf die verletzten Dirk Prediger (Kreuzbandriss) und Simon Köpf (Knochenabsplitterung im Sprunggelenk). Der Innenverteidiger Köpf soll heute operiert werden und fällt vier bis sechs Wochen aus.

Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Marcel Rapp, der sich zuletzt beim 3:1 im WFV-Pokalspiel gegen Metzingen (Drittrundengegner ist Nagold) im Gesicht verletzt hat. Dagegen spielt Mahir Savranlioglu in den Überlegungen für die Anfangself gegen Memmingen keine Rolle, da bei dem Mittelfeldspieler leichte Herzprobleme diagnostiziert wurden und die Angelegenheit Savranlioglu belastet. „Er wirkt etwas gehemmt und wird sich nun einem internistischen Eingriff unterziehen, um Gewissheit zu bekommen“, sagt Schuster.

Was die Leistungen anbelangt, haben die zwei WFV-Pokalpartien gegen Glems und Metzingen zumindest in Sachen Jéräme Gondorf und Ali Pala wieder Zweifel beim Trainer hervorgerufen. Bis dahin hatte das Duo eine gute Vorbereitung hingelegt, jetzt müssen beide um ihren Platz im Team bangen. Und in der Personalie Patrick Milchraum gibt es ebenfalls Neues: auch den 26-Jährigen, zuletzt Trainingsgast bei den Kickers, zieht es nach oben. Milchraum absolviert ein Probetraining beim Zweitliga-Aufsteiger Erzgebirge Aue.

Stuttgarter Zeitung

„So schnell wie möglich raus aus der Liga“

Stuttgart – Am Samstag (14 Uhr) beginnt im Gazistadion gegen den FC Memmingen der Ernst der Regionalliga für die Stuttgarter Kickers. Trainer Dirk Schuster schätzt seinen Kader stärker ein als vergangene Runde – und er hat sich und den Spielern deshalb ein neues Ziel gesetzt.

Herr Schuster, sind Sie vor dem Ligastart 2010 nervöser als in der vergangenen Saison?

Es wird wirklich Zeit, dass die Punktrunde losgeht. Alle bei den Kickers haben diese gewisse Anspannung und Vorfreude – wir wissen, dass wir sehr gut gearbeitet haben in der Vorbereitung. Wir wollen das auch unseren Fans beweisen. Und natürlich ist man auch als Trainer angespannt und spürt das Startfieber. Das gehört einfach dazu.

2009 haben Sie kein Saisonziel proklamiert, jetzt lautet es Platz eins bis sechs. Jetzt werden alle Sie an diesen Worten messen.

Moment, wir haben uns bereits zur Rückrunde ein Ziel gesetzt, es lautete: Einen Punkt mehr als in der Vorrunde zu holen – das haben wir erreicht. Vergangene Saison stand unter der Vorgabe, sich zu konsolidieren, in der Liga eine gute Rolle zu spielen, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen, ordentlichen Fußball zu zeigen – so etwas kann man nicht an Punkten festmachen. Die Kickers waren eine getunte Oberliga-Truppe. Wir haben nicht genau gewusst, was uns erwartet und wo wir stehen.

Und jetzt wissen sie was auf Sie zukommt?

Wir sind letzte Saison Neunter geworden, haben Torjäger Mijo Tunjic verloren, aber die Zugänge haben den Kader qualitativ verbessert. Deshalb stecken wir uns ein neues Ziel, wir wären schlechte Sportler, wollten wir Platz neun aus der letzten Runde verteidigen. Ich bin überzeugt, dass wir ins erste Drittel der Tabelle marschieren können.

Was haben die Jungs letzte Saison gelernt?

In erster Linie Erfahrung gesammelt und die Überzeugung bekommen, dass sie mit allen Mannschaften in der Regionalliga mithalten können. Dass es kein Team gab, das dramatisch überlegen war. Aber die Spieler haben auch gesehen, dass sie immer 100 Prozent abrufen müssen, wenn sie gewinnen wollen – selbst gegen Gegner wie Alzenau geht mit angezogener Handbremse nichts.

Und wo haben Sie als Trainer dazugelernt?

In allen Bereichen, aber diese Details gehören nicht in die Öffentlichkeit.

Jetzt machen Sie mich erst recht neugierig. Können Sie Ihren eigenen Reifeprozesse bitte etwas skizzieren?

Natürlich war ich mir immer schon bewusst, dass ich nicht alles weiß und nicht alles kann, außerdem bin ich nicht beratungsresistent, sondern offen für Anregungen und Hinweise. Wir haben uns im Team der handelnden Personen gegenseitig angespornt, aber auch kontroverse Diskussionen geführt und im Prozess der Problembewältigung neue Erkenntnisse gesammelt.

Topstar Tunjic ist weg, fünf neue Spieler sind gekommen – warum ist der Kader besser?

Wie wir einen stärkeren Konkurrenzkampf haben – 2009 sind sechs Spieler in der Vorbereitung mit schweren Verletzungen weggebrochen. Das fällt stark ins Gewicht bei einem 20-Mann-Kader. Derzeit fehlen nur Dirk Prediger mit einem Kreuzbandriss und Simon Köpf mittel- beziehungsweise langfristig, deshalb findet ein härterer Kampf um die Stammplätze statt – denn bei mir zählt ausschließlich der Leistungsgedanke. Das bringt das Team nach vorn.

Diesbezüglich wäre eine Verstärkung namens Patrick Milchraum höchst willkommen.

Natürlich, er ist ein hochinteressanter Spieler. Aber wir haben aus den Gesprächen herausgehört, dass sein Ziel nicht die vierte Liga ist – sein Ziel muss die dritte, ja sogar zweite Liga sein. (Milchraum war Trainingsgast der Blauen, d. Red.) Von seinen Fähigkeiten ist er für die vierte Liga überqualifiziert. Wenn er zu den Kickers kommen würde, würden wir uns qualitativ in der Offensive deutlich verstärken. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich mit der Regionalliga zufrieden gibt.

Gibt’s denn schon Interessenten für den ehemaligen Spieler der Münchner Löwen?

Ja. Seit Donnerstag trainiert er beim Zweitligisten Erzgebirge Aue mit.

Wenn Milchraum kein Blauer wird, haben Sie noch einen Schuss bei Neuverpflichtungen frei. Wen haben Sie im Visier?

Das ist davon abhängig, wer uns vor die Flinte läuft. Wir müssen nicht mehr unbedingt etwas machen – wenn sich jemand schwer verletzt oder plötzlich Bedarf auf einer Position entsteht, dann können wir kurzfristig aktiv werden. Wir haben weder Druck noch Eile – wir haben noch eine Patrone frei und halten die Augen offen.

Marcel Rapp wurde von Ihnen wieder zum Kapitän bestimmt – ist er Ihr verlängerter Arm, Ihr Führungsspieler?

Ich habe ihn nicht bestimmt, die Mannschaft hat ihn und den Spielerrat gewählt. Da habe ich nicht diktatorisch eingegriffen. Das zeigt seinen Stellenwert. Und: Führungspersonen definieren sich ausschließlich über Leistung. Sie ist das A und O – wer auf Dauer keine Leistung bringt, kann kein Führungsspieler sein.

2009 haben Sie den Kapitän aber bestimmt.

Da war das Team fast komplett neu, die Spieler kannten sich kaum. Rapp war schon damals ein Vorzeigeprofi, deshalb habe ich ihn bestimmt. Jetzt haben wir eine gewachsene Mannschaft, die Spieler kennen sich. Also muss der Trainer nicht in interne Prozesse eingreifen, die Mannschaft regelt selbst, wer ihre Interessen vertritt.

Wie lang ist Ihre Trainer-Leine?

Das ist von den Spielern abhängig. Wenn es nicht funktioniert, sind die Zügel ganz schnell wieder straff und kurz.

Bald jeder Club schimpft über die teure, unattraktive Regionalliga – hat sie eine Zukunft?

Nein, die hat sie überhaupt nicht. In der West-Liga haben drei Teams zurückgezogen, die sportlichen Absteiger sind drin geblieben. Das sagt viel aus. Für die Kickers ist diese Liga auf Dauer nicht machbar, da sollten sich alle Beteiligten schnell etwas einfallen lassen. Bei nur einem Aufsteiger in einer 18er-Liga, da kann wie in der letzten Saison sehr schnell die Luft raus sein.

Dann noch Reserveteams von Proficlubs, die auch nicht reizvoll sind. Greuther Fürth II, …

… Wehen-Wiesbaden II. Das ist unattraktiv – aus Sponsoren-Sicht wie auch für die Zuschauer.

Da kann es nur eines geben.

Richtig. So schnell wie möglich raus aus der Liga.

Wie realistisch ist das für die Kickers?

Das wird sich zeigen.

Noch eine Frage brennt mir auf den Nägeln: Ist eine Kooperation mit dem VfB, etwa als Farmteam, tatsächlich undenkbar?

Grundsätzlich ist jeder Spieler, der unseren Kader verbessert, für uns interessant. Ein Farmteam des VfB ist quatsch, das ist nicht machbar. Aber wir haben eine Zusammenarbeit mit dem VfB begonnen, den Gedankenaustausch forciert, 2009 gab es Gespräche mit Jochen Schneider (VfB-Sportdirektor, Anm. d. Red.). Ein Resultat war: Ali Pala kehrte zu uns zurück. Bei gegenseitigem Nutzen wäre es doch töricht, mit dem großen Stadtrivalen – mit dem wir uns gerade sowieso nicht messen können – nicht zusammenzuarbeiten.

Schwarzwälder Bote

Die Zurückhaltung ist abgelegt
Nach Platz neun im ersten Regionalliga-Jahr wollen die „Blauen“ jetzt mehr

Stuttgart – Für die Stuttgarter Kickers wird es ernst: Mit dem Heimspiel morgen (14 Uhr) gegen Aufsteiger FC Memmingen starten die „Blauen“ in ihre zweite Saison in der Fußball-Regionalliga. Und die Zurückhaltung ist abgelegt. „Wir wollen im vorderen Drittel landen“, macht Trainer Dirk Schuster klar, dass nach Platz neun im Vorjahr die Erwartungen gestiegen sind.

Von Beate Wockenfuß

Schuster ist zuversichtlich, dass seine junge Mannschaft jetzt zu Höherem fähig ist. „Die Spieler haben in der zurückliegenden Saison viel gelernt und sich weiterentwickelt“, begründet der Coach. Zudem ist das Grundgerüst des Teams erhalten geblieben. Und in Marcel Brand­stetter, Daniel Reule sowie Denis Videc sind gleich drei neue Stürmer an Bord. „Wir haben uns im Offensivbereich qualitativ verbessert“, betont Schuster. Schließlich haben die externen Neuzugänge vier und fünf – Oliver Stierle und Ali Pala – ebenfalls Zug nach vorne. „Jetzt sind wir schwerer ausrechenbar, weil wir mehr Variationsmöglichkeiten haben“, freut sich der 42-Jährige, der in Rückkehrer Stierle zudem einen erfahrenen Leitwolf dazubekommen hat. „Er trägt den absoluten Siegeswillen in sich und geht sowohl auf als auch neben dem Platz voran.“ Ob in Patrick Milchraum ein weiterer früherer Kickers-Akteur zurückkehrt, ist noch offen. Der 26-Jährige, der sich zuletzt bei den „Blauen“ fit gehalten hat, nahm gestern beim Zweitligisten Erzgebirge Aue ein Probetraining auf. „Natürlich hätte ich ihn gerne hier. Er könnte uns mit seiner Erfahrung sicher weiterhelfen, hat aber auf alle Fälle Zweitliganiveau“, sagt Schuster über den Mittelfeldspieler, der in den vergangenen sechs Jahren bei Alemannia Aachen und dem TSV 1860 München auf insgesamt 142 Zweitliga-Einsätze und 17 Tore kam. Allerdings sind die Kickers und Erzgebirge Aue nicht die einzigen Interessenten.Damit stehen aktuell 22 Akteure in Schusters Kader. Von denen jedoch zwei verletzungsbedingt länger ausfallen. Am schlimmsten erwischte es Stürmer Dirk Prediger, der sich in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog und bis zur Winterpause nicht mehr zur Verfügung steht. Innenverteidiger Simon Köpf fehlt mindestens vier, maximal sechs Wochen, nachdem er gestern am Sprunggelenk operiert wurde. Am kommenden Montag muss sich zudem Mahir Savranlioglu wegen seiner Herzprobleme einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Indes stellte sich die Verletzung, die Kapitän Marcel Rapp am Dienstag beim WFV-Pokal in Metzingen erlitt, zum Glück nicht als schwerwiegend heraus, sodass der Innenverteidiger wohl morgen gegen Memmingen wieder dabei sein könnte. „Hinter seinem Einsatz steht noch ein kleines Fragezeichen“, sagt Schuster, der mit einem unbequemen Auftaktgegner rechnet. „Das wird mit Sicherheit kein Spaziergang“, warnt er. Denn der souveräne Meister der Bayernliga bringe seine Aufstiegseuphorie mit. „Die Memminger wollen sich in der Regionalliga beweisen und gleich zeigen, dass sie mithalten können – so wie wir letztes Jahr“, betont Schuster.

Der Kader
Abgänge:Marcel Charrier, Christian Grujicic (beide Ziel unbekannt), Gökhan Gümüssu (TSV 1860 München II), Andre Olveira (SSV Reutlingen), Franco Petruso (Ziel unbekannt), Luis Rodrigues (Ziel unbekannt), Moritz Steinle (eigene 2. Mannschaft), Kaan Tosun (Waldhof Mannheim), Mijo Tunjic (SpVgg Unterhaching).Zugänge:Marcel Brandstetter (VfR Aalen), Royal-Dominique Fennell (eigene 2. Mannschaft), Ali Pala (VfB Stuttgart II), Daniel Reule (SV Waldhof Mannheim), Oliver Stierle (FC Bayern München II), Denis Videc (FC Heilbronn), Andreas Wonschick (eigene 2. Mannschaft).Tor:Daniel Wagner, Günay Güvenc.Abwehr:Alessandro Abruscia, Patrick Auracher, Fabian Gerster, Simon Köpf, Marcel Rapp, Andreas Wonschick.Mittelfeld:Royal-Dominique Fennell, Jerome Gondorf, Marcel Ivanusa, Demis Jung, Enzo Marchese, Ali Pala, Michele Rizzi, Mahir Savranlioglu, Oliver Stierle.Angriff:Marcel Brandstetter, Dirk Prediger, Daniel Reule, Philip Türpitz, Denis Videc.Trainer:Dirk Schuster.

Eßlinger Zeitung

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