StN: Mijo Tunjic – der Torjäger auf Abruf

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Ober er Tomislav Maric kennt? Mit ein bisschen Zögern antwortet Mijo Tunjic: „Der war doch früher mal bei den Kickers.“ Stimmt. Und das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Maric war der letzte Stürmer bei den Stuttgarter Kickers, der – wie Tunjic jetzt – nach 22 Spieltagen 13 Tore auf dem Konto hatte. Damals, in der Saison 1999/2000, spielten die Blauen noch in der zweiten Liga. Zehn Spielzeiten später kicken die Blauen zwei Klassen tiefer. Aber immerhin: Endlich haben sie wieder einen Torjäger. Einen Mann, der es glänzend versteht, im Strafraum im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu stehen. So wie am vergangenen Freitagabend beim 2:0 im Regionalliga-Derby gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Da trat Tunjic lange Zeit praktisch gar nicht in Erscheinung. Dann aber nutzte er seine erste Torchance per Kopf zur 1:0-Führung (54.). Diese Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor zeichnet den gebürtigen Bosnier mit holländischem Pass aus. Doch nicht nur das: Der schnelle 1,88-m-Mann, der nach den Stationen TSVW Esslingen und TSV Köngen im zweiten A-Jugend-Jahr zu den Blauen kam, hat in vielen Bereichen große Schritte nach vorne gemacht. „Es ist beeindruckend, wie er sich vor allem in Sachen Ballsicherheit und Aggressivität weiterentwickelt hat“, lobt Björn Hinck, der ihn im Oberligateam der Blauen trainierte.

Solch junge Stürmer mit Perspektive sind gefragt. Das wissen natürlich auch die Kickers. Deshalb haben sie ihr Möglichstes getan und den Vertrag mit Tunjic im Februar bis 2011 verlängert. Damit ist jedoch längst nicht klar, dass er in der neuen Saison auch tatsächlich für die Blauen stürmen wird. Eine Vertragsklausel würde es Tunjic ermöglichen, gegen eine festgeschriebene Ablösesumme zu einem höherklassigen Club wechseln zu können. Für einen Drittligisten dürfte die in der Größenordnung von 50 000 Euro liegen, Zweit- oder gar Erstligisten müssten tiefer in die Tasche greifen. Wie Tunjic selbst die Lage einschätzt? „Ich fühle mich bei den Kickers wohl, alles passt“, lobt er die Wohlfühlatmosphäre in Degerloch. Doch er stellt auch nüchtern fest: „Wenn ich weiter meine Tore mache, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ich woanders spiele.“

Drittligist SV Sandhausen hat ihn bereits beobachten lassen. Genauso die SpVgg Unterhaching. Für die Kickers bleibt die Hoffnung, dass es keine weitere Parallele zu Maric gibt: Den schnappte ihnen nach der Saison 1999/2000 der VfL Wolfsburg weg.

Stuttgarter Nachrichten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.