StZ: Rentschler vor Schuster

Die Kickers und ihre Trainer

Die Stuttgarter Kickers und seine Trainer sind ein Kapitel für sich. Nachdem sie den Traditionsclub verlassen hatten, waren sie mit anderen Vereinen oft erfolgreich.

Von Joachim Klumpp

Die Stuttgarter Kickers sind noch immer auf der Suche nach einem Trainer für die Regionalliga. Bis morgen soll die Entscheidung möglichst gefallen sein. Michael Rentschler hat offenbar die besten Karten, als Alternative gilt der ehemalige KSC-Profi Dirk Schuster, der 2007 als Lehrgangsbester die Ausbildung zum Fußballlehrer absolvierte. Der 38-jährige Rentschler sagt nur: „Wir haben ein konstruktives Gespräch geführt.“ Ein solches gab es zuvor auch mit Michael Feichtenbeiner, „aber der war nicht vermittelbar“, wie der Präsident Dirk Eichelbaum betont. Soll heißen: es gab Vorbehalte bei den Fans und im Umfeld. Nicht zum ersten Mal. Denn in Degerloch haben es zuletzt viele Trainer schwer gehabt – um später bei anderen Vereinen Erfolg zu haben. Die Beispiele reichen von A (wie Adrion) bis Z (wie Zeidler).

Rainer Adrion: Er war der Wunschkandidat des Hauptsponsors Eduardo Garcia, der den Weg des Fußballlehrers beim VfB genau verfolgt hatte. Doch in Degerloch gingen die Uhren anders. Jedenfalls wäre Adrion 2003 mit der Mannschaft sportlich abgestiegen, wenn es nicht die Lizenzentzüge für Reutlingen und Waldhof gegeben hätte. Nach nur sieben Monaten war das Engagement schließlich zu Ende. Adrion wechselte wieder zum VfB und führte dort reihenweise Spieler an die Profis und die Mannschaft in die dritte Liga. Diese Talentsichtung wurde belohnt: mit der Berufung zum U-21-Nationaltrainer.

Robin Dutt: Er war am längsten im Amt, was nicht zuletzt auf die Rückendeckung des damaligen Präsidenten Hans Kullen zurückzuführen war. Schon bei Dutts Ernennung gab es Kritiker, die dem Novizen die Aufgabe nicht zutrauten. Und auch nach der einen oder anderen Niederlagenserie kam der Ruf nach Ablösung auf. Doch die Kontinuität zahlte sich aus – auch beim SC Freiburg, mit dem Dutt jetzt in die Bundesliga aufstieg.

Thomas Letsch: Er war bei den Kickers in der A-Jugend und der zweiten Mannschaft tätig, folgte später Marcus Sorg als Assistent zum SSV Ulm, ehe ihn wieder die Cheftrainerrolle reizte. Die fand er bei der SG Sonnenhof Großaspach, die er in eineinhalb Jahren in die Regionalliga führte. Damit ist die Karriere vorerst vorbei. Letsch zieht es nach Lissabon: nicht zu Benfica oder Sporting, sondern an eine deutsche Schule. Der Beruf hat Vorrang.

Marcus Sorg: Er musste nach einem 0:5 beim FC Bayern II gehen. Und danach zwei Schritte zurückmachen, um einen Schritt voranzukommen. Die TSF Ditzingen führte er in der Verbandsliga vom letzten Platz (mit neun Punkten zur Winterpause) nach einer Aufholjagd zum Klassenverbleib. Beim SSV Ulm scheiterte er später in der Oberliga als Zweiter zweimal nur knapp am Aufstieg in die damalige Regionalliga. In der Winterpause erinnerte sich Dutt an seinen ehemaligen Weggefährten – und holte ihn für die zweite Mannschaft nach Freiburg. Die war mit sieben Punkten Rückstand Letzter der Regionalliga, und hat inzwischen den Klassenverbleib fast sicher. Dutt sagte beim Amtsantritt: „Wenn das einer schafft, dann Marcus Sorg.“

Peter Zeidler: Er setzte sich nach einer intensiven Vorauswahl des Managers Joachim Cast gegen die Konkurrenten Günter Rommel (ebenfalls mit Kickers-Vergangenheit, jetzt bei Freiburgs Bundesliga-Fußballerinnen erfolgreich) und Jürgen Seeberger (Aachen) durch. Doch die Geduld mit dem Pädagogen hielt nicht lange. Vor allem das Expräsidiumsmitglied Walter Kelsch drängte auf eine Trennung, die Zeidler bis heute nicht nachvollziehen kann. Dennoch müsste er den Verantwortlichen eigentlich dankbar sein. Nur so kam er zum Co-Trainer-Job in Hoffenheim – und in die Bundesliga.

Stuttgarter Zeitung

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