Presse sorgt sich um die Kickers

Die Kickers stehen ohne Rettungsschirm da

Nach dem Abstieg in die Regionalliga fehlt dem Fußballclub eine sportliche Führung – Verwirrung um den Kautionsfonds des DFB

STUTTGART. Bei den Stuttgarter Kickers sind nach dem Abstieg in die Regionalliga noch viele Fragen offen. Wer wird zum Beispiel Trainer und wer Manager? Nur Bashiru Gambo legt sich fest: „Ich bleibe bei den Kickers.“

Von Joachim Klumpp

Rainer Kraft hatte gestern ein Erfolgserlebnis der besonderen Art. Der Trainer erlebte das, was er bei den Stuttgarter Kickers vermisst: einen Höhenflug. Beim Gleitschirmfliegen. „Da bekommt man den Kopf frei“, sagt Kraft. Und das kann nicht schaden. Im Gegenteil. Denn die Situation bei den Kickers ist durchaus leicht chaotisch zu nennen. Der Punktabzug, von dem Trainer und Mannschaft erst im letzten Moment erfahren hatten, hat seinen Teil dazu beigetragen. Kraft: „Natürlich wollten wir alle Lügen strafen und die beiden Spiele gewinnen.“ Doch das war in Bremen schon Makulatur, am Ende setzte es eine 0:2-Niederlage bei Werder II. „Hinten bekommen wir einfache Gegentore und vorne brauchen wir zu viele Chancen“, sagt Kraft. Das Spiel als Spiegelbild der Saison.

Doch die Saison ist damit nicht abgehakt. Von morgen an wird sich die Mannschaft auf den letzten Auftritt am Samstag gegen Paderborn vorbereiten, wo es für den Gegner noch um den Aufstieg geht. „Von herschenken kann deshalb nicht die Rede sein“, betont der Trainer, zumal die Tabellensituation ihren Vorteil hat. „Jetzt weiß jeder: es ist vorbei.“

Die konkreten Planungen indes beginnen erst. Dabei laufen die Kickers aber Gefahr, ihren zeitlichen Vorsprung, den sie durch den feststehenden Abstieg haben, zu verspielen, weil es weder eine sportliche Führung noch einen Trainer für die neue Saison gibt. Dass dies keine günstigen Voraussetzungen sind, versteht sich von selbst. Einzige Ausnahme ist da Bashiru Gambo, der als einziger Spieler einen Vertrag besitzt, und sagt: „Ich bleibe bei den Kickers.“ Vorausgesetzt die bleiben auch in der Regionalliga, was von der Lizenzierung abhängt. Und da wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach der beanspruchten und bisher nicht zurückbezahlten Kautionssumme in Höhe von 200 000 Euro ganz genau hinschauen, so viel ist sicher.

Verwirrung hat es zuletzt um die Rückzahlungsfristen gegeben, die bereits nächstes Jahr enden – zumindest für die dritte Liga und die Regionalliga. Die Satzung des DFB jedenfalls sagt dazu eindeutig: „Hier erhält der Club jedoch die Auflage die in Anspruch genommene Summe inklusive Zinsen bis zum 15. Mai des dem Zulassungsverfahren folgenden Jahres (also 2010, d. Red.) zurückzuzahlen. Erfolgt die Rückzahlung nicht oder nur teilweise, nimmt er auch an dem jeweiligen Zulassungsverfahren zur Regionalliga in jeder weiteren Spielzeit bis zum Ablauf von fünf Jahren nicht teil.“ Einen Rettungsschirm, wie die Banken oder selbst der Trainer gestern, haben die Kickers dabei nicht.

Bremen II: Mielitz – Schiller, Stallbaum, Andersen, Holsing – Ikeng (89. Ronneburg), Feldhahn, Kruse (87. Testroet), Perthel – Oehrl, Kempe.

Kickers: Salz – Deigendesch, Mann, Traub, Härter – Traut, Ortlieb, Reiß (66. Petruso), Köpf – Galm (46. Tucci), Tunjic (46. Gümüssu).

Schiedsrichter: Winkmann (Kerken).

Tore: 1:0 Kruse (52.), 2:0 Kempe (70.).

Stuttgarter Zeitung

„Der Verein ist jedes Jahr tot“

Nachgefragt bei Dirk Eichelbaum

Viele Fans fordern den Rücktritt des Kickers-Präsidenten Dirk Eichelbaum. „Dazu muss dem Aufsichtsrat erst einmal ein entsprechend seriöses Angebot vorliegen“, sagt er im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Eichelbaum, die Fans in Bremen haben gerufen: „Wir woll“n den Vorstand sehen.“ Aber Sie waren nicht da. Warum?

Die sportliche Situation war ja so, dass es um nicht mehr viel ging und wir parallel dazu derzeit sehr oft tagen. Irgendwo muss man mit seiner Zeit dann auch haushalten.

Nicht zuletzt wegen des Punktabzugs schlagen die Wellen noch mal sehr hoch – die Fans sprechen bei Ihnen schon vom Totengräber der Kickers. Was sagen Sie denen?

Das können sie machen. Aber der Totengräber bin ich dann, wenn der Verein wirklich tot ist. Und das ist er im Prinzip ja jedes Jahr. Letzte Saison haben wir eine Beteiligungsgesellschaft gegründet und Geld gegeben, dieses Mal haben wir den Club durch Bürgschaften gerettet. Ich sehe deshalb keinen Bedarf, das täglich neu zu kommentieren.

Und wie sieht es mit dem Kautionsfonds des DFB aus, dessen 200 000 Euro auch für eine Regionalligalizenz schon nächstes Jahr fällig sind – und nicht erst in fünf Jahren, wie es zunächst hieß?

Die müssen vermutlich bezahlt werden, wobei das noch nicht hundertprozentig sicher ist. Aber wir budgetieren das jetzt bereits als Verbindlichkeit mit ein, das ist ganz klar.

Ist eine vorgezogene Hauptversammlung ein Thema?

Derzeit nicht. Aber wenn man von Hauptversammlung oder Rücktritt spricht, dann muss erst einmal jemand ein entsprechend seriöses Angebot an den Aufsichtsrat unterbreiten und auch gewählt werden, dann soll es nicht an mir liegen. Aber ich trete nicht zurück, wenn jeder nur weiß, wie man es hätte besser machen können, aber keiner da ist, der es dann auch macht.

Was würden Sie denn im Nachhinein anders machen?

Sicher war auch ich nach der Drittligaqualifikation in Elversberg zu euphorisch und würde punktuell einiges anders machen. Aber letztendlich scheitern wirklich wirksame Maßnahmen immer an unserem zu geringen Budget.

Da fällt einem das Thema Hauptsponsor ein. Was gibt es da Neues?

Wir sind mit ihm im Gespräch. Aber Herr Garcia möchte wissen, wie wir sportlich aufgestellt sind, bevor er eine Zusage gibt. Und dann müssen wir noch über den Preis reden. Parallel schauen wir natürlich, dass wir eventuell auch Alternativen haben.

Stand heute: wie optimistisch sind Sie, dass es bis zum 5. Juni mit der Lizenzierung für die Regionalliga klappt?

Es wird schwer, aber dazu können wir nicht täglich Wasserstandsmeldungen abgeben.

Stuttgarter Zeitung

Neuanfang mit vielen Fragezeichen

Die Zeit drängt, und bei den Kickers weiß keiner so recht, wie es weitergeht – Leicht, Hartmann und Feichtenbeiner als Trainer im Gespräch

In gut sechs Wochen soll bei Drittliga-Absteiger Stuttgarter Kickers Trainingsauftakt sein. Doch noch steht kein Trainer, kein sportlicher Leiter, geschweige denn eine Mannschaft fest.

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Im Prinzip sind die Blauen eine einzige Baustelle. Um den Überblick zu bewahren, empfiehlt sich eine differenzierte Betrachtung.

Das letzte Drittliga-Auswärtsspiel: Das 0:2 bei Werder Bremen II war ein Spiegelbild der Saison. Das Team war stets bemüht, am Ende aber chancenlos. „Unser Defensivverhalten als Mannschaft war schlecht, und aus vier Chancen haben wir nichts gemacht“, klagte Trainer Rainer Kraft.

Die Mannschaft: Nach dem letzten Heimspiel am kommenden Samstag (13.30 Uhr/Gazistadion) gegen Aufstiegsaspirant SC Paderborn beginnt für die Spieler der Urlaub. Wie es weitergeht, weiß keiner so recht. Nur Bashiru Gambo hat einen gültigen Vertrag für die Regionalliga. Immerhin hat Marcus Mann deutlich signalisiert, bei den Kickers bleiben zu wollen.

Der Manager: Der von seinen sportlichen Aufgaben befreite Joachim Cast saß in Bremen nicht mehr auf der Bank, sondern nur auf der Tribüne. Wann er endgültig geht, ist offen. Bis auf weiteres kümmert er sich hauptsächlich um die Lizenzierung.

Die Lizenz: Um die Lizenz für die neue Regionalliga-Saison zu bekommen, müssen die Kickers bis zum 5. Juni (15.30 Uhr) beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen Mittelzufluss von weit über 200 000 Euro nachweisen. Dies kann über Sponsorenverträge und Bürgschaften geschehen. Fest steht: Es wird ein hartes Stück Arbeit. „Und durchaus einen Tick schwieriger als in den vergangenen Jahren“, räumt Cast ein. Auch deshalb, weil der Hauptsponsor noch nicht feststeht, der genauso wie viele andere Geldgeber erst das genaue Konzept und die handelnden Personen im sportlichen Bereich kennen will.

Die Trainerfrage: Mit Kraft soll in dieser Woche ein Gespräch stattfinden. Unter dem Aspekt des Neuanfangs ist sein Bleiben allerdings eher unwahrscheinlich. Wie das Anforderungsprofil des neuen Manns aussieht? Der Chefetage schwebt ein Mann mit gewisser Erfahrung vor, der aus der Region kommt, konzeptionell arbeiten kann und auf junge Spieler setzt. Neben Oberliga-Trainer Björn Hinck sind Michael Feichtenbeiner, Jürgen Hartmann und Frank Leicht im Gespräch. „Alles interessante Leute“, räumt Präsident Dirk Eichelbaum ein. Das Problem: Auch diese Trainer müssen erst mal finanziert werden. Im Fall von Leicht (Eintracht Frankfurt II) haben auch finanzstärkere Clubs wie Carl Zeiss Jena, Kickers Emden und RW Essen die Fühler nach dem früheren VfB-Jugendtrainer ausgestreckt. Und mit Feichtenbeiner und Hartmann verhandelt unter anderem der künftige Kickers-Ligarivale SG Sonnenhof Großaspach.

Die sportliche Führung: Unterschiedliche Modelle wurden bei der gestrigen Präsidiumssitzung diskutiert. Einigkeit besteht darüber, dass eine noch engere Verzahnung zwischen erster Mannschaft sowie den U-23- und U-19-Teams wichtig ist. Ein Teammanager soll über diesem Gebilde stehen und koordinieren. Im Idealfall soll ihm auf der Geschäftsstelle ein Bilanzbuchhalter mit Fußball-Afinität zur Seite stehen.

Rückzahlung an DFB: Die Frist zur Rückzahlung der 200 000 Euro aus dem Kautionsfonds des DFB haben die Kickers verstreichen lassen. Klar ist, dass der Club das Geld bis zum 15. Mai 2010 überweisen muss, sonst würden die Blauen für die Saison 2010/11 die Spielberechtigung für die Regionalliga verlieren. Dies bestätigten sowohl der DFB als auch Manager Cast.

Stuttgarter Nachrichten

Die Kickers und die Last der Kaution

Der Drittliga-Absteiger muss den Betrag im kommenden Jahr an den DFB zurückzahlen

Stuttgart (bw) – Jetzt ist es amtlich: „Wegen eines Verstoßes gegen die Zulassungsbedingungen bestraft der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Drittligisten SV Stuttgarter Kickers mit dem Abzug von drei Punkten.“ Das teilte der DFB am Samstagmorgen mit und erklärte damit noch vor dem vorletzten Spieltag die „Blauen“ offiziell zum ersten Absteiger in die Regionalliga.

Mit der 0:2 (0:0)-Niederlage wenige Stunden später im letzten Auswärtsspiel bei Werder Bremen II verabschiedete sich die Mannschaft auch sportlich in die Viertklassigkeit. Die Tore von Max Kruse (52.) und Tobias Kempe (68.) besiegelten die 19. Saisonniederlage der Kickers. Die Turbulenzen der vergangenen Monate hatten am Donnerstag ihren Höhepunkt gefunden, als der Verein den Punktabzug ankündigte, weil er die Frist zur Rückzahlung von 200 000 Euro aus dem Kautionsfonds des DFB bewusst verstreichen ließ. Trotzdem dürfen die Stuttgarter laut DFB in der kommenden Saison in der Regionalliga starten. „Vorausgesetzt, es werden alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllt“, heißt es. Das ist bisher noch nicht der Fall, kann aber bis zum 5. Juni nachgeholt werden. Zudem wies der DFB explizit darauf hin, dass die Kickers für die Saison 2010/2011 ihre Spielberechtigung für die Regionalliga verlieren, wenn sie die 200 000 Euro plus fünf Prozent Zinsen nicht bis zum 15. Mai kommenden Jahres zurückgezahlt haben. Diese Tatsache hatte Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum bei der Pressekonferenz am Donnerstag nicht erwähnt. „Das stand nicht im Mittelpunkt“, rechtfertigte er sich gestern, betonte aber: „Der Betrag ist im Budget für die neue Saison bereits eingeplant.“ Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch, Mann, Traub, Härter – Traut, Ortlieb, Reiß (66. Petruso), Köpf – Galm (46. Tucci), Tunjic (46. Gümüssu)

Eßlinger Zeitung

Ein Gedanke zu „Presse sorgt sich um die Kickers“

  1. vielen Dank dafür, daß Ihr bei Kickersnews weitermacht. DAS ist professionell, obwohl nur ein Hobby. Bei manch anderen scheint das andersrum zu sein…

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