Der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers greift auf seinen alten Co-Trainer Malchow zurück
STUTTGART. Morgen soll Alexander Malchow erstmals nach fünf Monaten wieder im Gazi-Stadion auf der Bank sitzen – in seiner alten Funktion als Co-Trainer der Stuttgarter Kickers. „Wir wollten die Kräfte bündeln“, sagt der Manager Cast zur Rückkehr des 39-Jährigen.
Von Joachim Klumpp
Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. So weit ist es bei den Stuttgarter Kickers noch nicht. Auch wenn Edgar Schmitt in dieser Woche wegen seiner Operation des Mittelhandbruchs zwei Tage beim Training gefehlt hat, brach deshalb nicht das Chaos aus. Im Gegenteil: der Chefcoach verlässt sich auf seine beiden Assistenten, die gestern nochmals in eigener Regie die Übungseinheit leiteten: Rainer Kraft und Alexander Malchow. Doppelt genäht hält besser, heißt es seit 9. Januar, als Malchow, für viele doch überraschend, um Punkt zehn Uhr wieder auf das Trainingsgelände nach Degerloch zurückgekehrt ist.
Edgar Schmitt begrüßt dies: „Alexander Malchow ist bei uns wieder voll integriert. Das passt – auch menschlich.“ Solche Aussagen sind nicht selbstverständlich. Denn als Schmitt Mitte September 2008 zu den Kickers kam, spielte Malchow als Co-Trainer des beurlaubten Stefan Minkwitz zunächst keine große Rolle, was durchaus verständlich ist. Und Schmitt gibt zu: „Damals wollte ich zunächst einmal einen Neuanfang machen.“
Zum Beispiel mit Björn Hinck. Doch nachdem der zunächst als Assistent auserkorene Oberligatrainer der Stuttgarter Kickers seiner Berufskarriere den Vorzug gab, griffen die Kickers-Verantwortlichen auf Schmitts alten Weggefährten Rainer Kraft zurück, mit dem er schon beim VfR Aalen vertrauensvoll zusammengearbeitet hat. Gleichzeitig dazu wurde dem noch unter Vertrag stehenden Malchow eine Stelle in der Scoutingabteilung angeboten, was bei dem aber nicht auf allzu große Gegenliebe stieß. Als die Fronten verhärtet schienen, suchte der Verein, auf Schmitts ausdrücklichen Wunsch hin, nochmals das Gespräch mit Alexander Malchow – mit dem Ergebnis, die Vergangenheit ruhen zu lassen und Malchow in die tägliche Arbeit einzubinden. Getreu dem Motto: sechs Augen sehen mehr als vier. „Und ich denke, mit dem gewissen zeitlichen Abstand hat das allen ganz gutgetan“, sagt der Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt inzwischen.
„Ich habe schon den Eindruck, dass unser Chefcoach es zu schätzen weiß, dass er jetzt im Training einen besseren Überblick hat“, sagt zum Beispiel der Innenverteidiger Marcus Mann, der sich auch gerne ein paar Tipps von Malchow geben lässt: Gewissermaßen von (Ex-)Verteidiger zu Verteidiger. Wobei es keinesfalls so ist, dass Malchow im Trainingsalltag für die Abwehrarbeit und der Kollege Kraft für den Angriff zuständig ist. „Die beiden teilen sich das auf“, sagt Mann, „wichtig ist, dass wir nun noch gezielter in Gruppen arbeiten können.“ So sieht es auch der Manager Joachim Cast, der nicht nur froh ist, dass es noch eine einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten gab, sondern auch von einer „Bündelung der Kräfte“ spricht.
Alexander Malchow selbst sagt zu seiner Rückkehr: „Ich kann nur betonen, dass ich hier gut aufgenommen worden bin“, stellt der 39-Jährige fest, „aber es gibt jetzt wichtigere Dinge als meine Person.“ Wobei er zumindest dazu beitragen soll, diese sportlichen Dinge ins rechte Lot zu rücken – nämlich in Richtung Klassenverbleib. Und das keinesfalls nur als Hütchenaufsteller. Zuletzt bei der Partie in Düsseldorf zum Beispiel saß er in der ersten Hälfte, wie früher unter Stefan Minkwitz, auf der Tribüne, um von dieser Position aus ein paar Dinge im taktischen Bereich besser einordnen zu können, die er vor der Pause dem Chefcoach weitergegeben hat, damit der die Analyse in seine Halbzeitansprache einbauen kann. Zwei Tage später war Malchow dann in Regensburg, um die Partie des Konkurrenten gegen den VfR Aalen zu beobachten. Man sieht: es gibt genug zu tun bei den Kickers.
Malchows Ehrgeiz bekommen gelegentlich auch die Spieler zu spüren. Auf dem Trainingsplatz. „Da kann es schon sein, dass er mal etwas lauter wird“, sagt Marcus Mann über Malchow, der bereits im Duett mit seinem Exchef Minkwitz oft den extrovertierteren Part verkörperte. Was aber nicht heißen soll, dass er den Spielern im Training auf der Nase rumtanzen will.
Stuttgarter Zeitung