Kickers-Präsident schlägt sich gut

„Ich hab‘ nur mit mittelprächtigem Erfolg Fußball gespielt.“ Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum macht kein Hehl daraus, dass er auf dem Spielfeld keine Bäume ausgerissen hat. Beim SF Gechingen in der Nähe von Calw hat er als Junge die Kickstiefel geschnürt. Vielleicht lag’s auch daran, dass die Familie kurz darauf für mehr als drei Jahre nach Saudi-Arabien zog, wo sein Papa einen Job als Bauleiter übernahm. Seit rund 16 Monaten leitet er mit seiner Kickers-Crew die Geschicke des Vereins, die Anfangszeit war alles andere als einfach.

Nachdem der streitbare Vorgänger Kullen das Handtuch warf, war man fieberhaft auf der Suche nach einem neuen Präsidenten. „Die anderen kamen auf mich zu“, erinnert sich der damalige Schatzmeister, „und nachdem ein Nachfolger für meine Position gefunden wurde, habe ich zugesagt.“ Keine leichte Entscheidung für den Rechtsanwalt, der in Reutlingen eine Kanzlei betreibt. „Dringende Anfragen werden tagsüber per Telefon oder E-Mail bearbeitet“, erklärt der 44-Jährige, „die eigentliche Präsidiumsarbeit mache ich dann abends unter der Woche in Stuttgart.“ Ein Workaholic, der die Teamarbeit schätzt: „Ich bin froh, dass ich mich hier auf erfahrene, feste Kräfte stützen kann.“

Wie etwa bei den schwierigen Verhandlungen mit Ex-Präsident Hans Kullen, der sein Darlehen von den Kickers zurückforderte. „Wir haben uns mit ihm verglichen“, lautet sein Fazit, „das es uns ermöglicht – zwar unter Mühen -, die vereinbarte Summe zurückzuzahlen und uns aber gleichzeitig nicht zu sehr stranguliert.“ Da kommt es dem Verein sehr zupass, dass mit der Qualifikation zur dritten Fußballbundesliga auch potentielle Sponsoren wieder häufiger an die Tür klopfen. Einen dicken Fisch hat man vor kurzem mit der Firma Schober aus Ditzingen-Hirschlanden an Land gezogen, die die „Blauen“ mit einem sechsstelligen Betrag unterstützen wollen.

„Wir gehen davon aus“, gibt sich Eichelbaum optimistisch, „dass wir im Lauf der Saison noch mehr Sponsoren auftreiben werden, wenn die Leute merken, wie gut die dritte Bundesliga medial vermarktet wird.“ Erleichtert ist der Rechtsanwalt über die Entscheidung des Gemeinderats, das Gazi-Stadion für 5,4 Millionen Euro auszubauen. „Wir werden zwar um Spielverlegungen in der Rückrunde nicht herumkommen“, erklärt der zweifache Familienvater, „aber wenn das umgebaute Stadion steht, ist das auch ein Pfund, mit dem wir wuchern können.“ Zur Heimpremiere am 2. August starten die Kickers mit der Knüllerbegegnung gegen den Traditionsclub Fortuna Düsseldorf. Da werden 6.000 bis 7.000 Fans im Gazi-Stadion erwartet.

Das ist dann sicher auch ein Knüller für die Escort-Kids, die die Profis auf den Platz begleiten und erstmals im Wochenblatt-Trikot auflaufen werden. Mit acht neuen Spielern gehen die Kickers ins Rennen, ein Mix aus jungen Talenten und erfahrenen Spielern. „Hier sind unsere Planungen abgeschlossen“, meint Eichelbaum, „aber wenn sich überraschend eine günstige Gelegenheit auftut, greifen wir zu.“ Nicht so glücklich ist er über den Abstieg der A- und B-Jugend aus den Bundesligen: „Wir arbeiten daran, dass eine der beiden Mannschaften wieder aufsteigt, aber als Drittligist sind unsere Mittel im Vergleich zu den Bundesliga-Mannschaften begrenzt.“

Was sagen denn Ehefrau Petra, Sohn Bruno (11) und Tochter Edith (6) zu dem umtriebigen Papa? „Das ist tatsächlich ein heikler Punkt“, gibt der 44-Jährige unumwunden zu, „meine Frau beschwert sich schon, dass das Opernabo zunehmend verfällt.“ Das Familienleben sei nur deswegen noch „einigermaßen im Rahmen“, weil die Familie bei den Heim-, manchmal auch bei den Auswärtsspielen mit dabei ist. Zu ihrem Recht kommen die Drei allerdings im Urlaub, etwa in der Ferienwohnung am Bodensee oder bei den Fernreisen in den Herbstferien. Um sich selber fit zu halten, spielt er ab und zu Tennis und geht regelmäßig ins Fitness-Studio.

Stuttgarter Wochenblatt

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