StZ: Kickers-Stürmer Schürg

Tore pflastern seinen Weg

Stuttgart – Michael Schürg hat beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers bisher bestens eingeschlagen: Der Neuzugang aus Ulm erzielte in jedem Vorbereitungsspiel mindestens ein Tor. Und der Manager Joachim Cast sagt: „Er ist eben ein echter Torjäger.“

Von Joachim Klumpp

Als Michael Schürg Anfang Mai dieses Jahres schon mal mit dem SSV Ulm bei den Stuttgarter Kickers (allerdings deren zweiter Mannschaft) vorgespielt hatte, saß keiner aus der Führungsriege unter den 600 Fans im Gazi-Stadion. Die Verantwortlichen hielten parallel dazu eine Präsidiumssitzung ab. Das war insofern nicht weiter tragisch, weil der Spieler Schürg seit längerem im Notizbuch des Fußball-Drittligisten gestanden hatte und eigentlich bereits in der Winterpause nach Degerloch hätte wechseln sollen. Was an den Ablöseforderungen des Oberligisten SGV Freiberg scheiterte. Also nahm Schürg den Umweg über Ulm in Kauf, schoss den Oberligisten SSV 1846 noch schnell in die Regionalliga und verabschiedete sich nach einem halben Jahr auch schon wieder: Auftrag erfüllt.

„Ich wollte unbedingt in die dritte Liga“, sagt Schürg, das Angebot der Kickers kam da wie gerufen: „Für mich war es wichtig, dass ich in der Region bleiben konnte. Ich brauche ein gewisses Wohlbefinden.“ Seinen Bekanntenkreis also und die vertraute Umgebung. Er wohnt in Renningen, 20 Kilometer von Degerloch entfernt, besser geht es fast nicht. Da schlug der vielumworbene Torjäger sogar lukrativere Angebote aus, von den Offenbacher Kickers und dem Wuppertaler SV zum Beispiel, nachdem er für eine festgeschriebene Ablöse von 10.000 Euro den SSV Ulm trotz Vertrags bis 2009 verlassen konnte.

Die Wechsel zu den Kickers fiel nicht mehr allzu schwer, in keiner Beziehung. Richtig gravierend war dagegen die Umstellung von Freiberg zu Ulm gewesen, erinnert sich der 23-Jährige, weil plötzlich unter professionellen Bedingungen gearbeitet wurde. Zudem war aufgrund der Ablöse und seines Torriechers die Erwartungshaltung und der Druck von außen recht hoch. Dazu kam ein weitaus größeres Medieninteresse. „Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen“, sagt Schürg. Er hat es geschafft und in 16 Spielen elf Tore geschossen, in der gesamten Saison 24 Tore (auch wenn es nach seiner eigenen Rechnung nur 22 waren), das reichte zum Torjägerpokal von Toto-Lotto für den treffsichersten Stürmer Baden-Württembergs in den höheren Spielklassen, noch vor einem gewissen Mario Gomez zum Beispiel.

„Er ist eben ein echter Torjäger“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast. In jedem Testspiel war er zwar nur 45 Minuten am Ball, traf aber jedes Mal (in Memmingen sogar zweimal). „Ein Typ wie Mesic eben“, sagt Cast noch, wobei das Warten auf das Original vergeblich ist. Nachdem keine finanziellen Mittel von außen kamen, ist das Thema ad acta gelegt, Mirnes Mesic verhandelt inzwischen intensiv mit den anderen Kickers (Offenbach). „Wir mussten eine Entscheidung treffen – für alle Beteiligten“, sagt Cast.

Ob damit die Stürmersuche abgehakt ist? Cast sagt: „Wir haben momentan fünf Angreifer im Kader“ – und somit keine akuten Handlungsbedarf. Mit den vier Konkurrenten hat Schürg schon zusammengespielt: Tucci, Kacani, Vaccaro, Genisyürek. „Und mit allen hat es super geklappt“, sagt Schürg, der im Gespräch weitaus ruhiger als auf dem Platz wirkt, fast ein wenig schüchtern. Doch im Spiel wird Schürg zum kleinen Schurken. Unberechenbar, mit beiden Füßen schussstark, auch kopfballstark, der typische Strafraumstürmer. „Nach den bisherigen Eindrücken ist er im Sturm die Nummer eins“, sagt Cast. Der Trainer Stefan Minkwitz gibt sich etwas zurückhaltender. „Ich habe schon viele Trainingsweltmeister gesehen“, sagt der 40-Jährige, gibt aber zu: „Bisher hat er einen guten Eindruck hinterlassen, und er macht das, was er machen soll – Tore schießen.“

Dabei ist zu Hause eigentlich Tore verhindern angesagt gewesen. Der Vater war Schlussmann (in der Jugend auch bei den Kickers), später in Feuerbach – und zwischendurch Trainer des Sohnes in verschiedenen Rutesheimer Jugendteams. Nach seinem Wechsel zu Freiberg gab es für den Versicherungskaufmann den ersten und einzigen Rückschlag. Schon nach fünf Trainingseinheiten brach er sich das Wadenbein, ein halbes Jahr Pause war die Folge. Doch Schürg arbeitete an seinem Comeback – und schoss in der Rückrunde noch acht Tore.

Tore pflastern also seine Karriere. So soll es bleiben. Schließlich wollen sich die Verantwortlichen der Kickers möglichst oft persönlich ein Bild von Schürgs Qualitäten machen.

Stuttgarter Zeitung

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