StZ: Die Kickers und das Problem mit Parmak

Die Zukunft des Mittelfeldspielers beim Fußball-Drittligisten ist offen – Der Zweitligist TuS Koblenz hat Interesse, aber kein Geld 

STUTTGART. Morgen beginnt das erste Training der Stuttgarter Kickers für die neue Saison in der dritten Liga. Mit oder ohne Mustafa Parmak – das ist noch die Frage.

Von Joachim Klumpp

Seit gestern ist Mustafa Parmak von seinem Heimaturlaub in der Türkei zurück. Der Alltag hat den Fußballprofi der Stuttgarter Kickers also wieder. Doch wie der aussieht, ist noch offen. Morgen um zehn Uhr bittet der Coach Stefan Minkwitz das Team zum ersten Training beziehungsweise Laktattest, der nachweisen soll, inwieweit sich die Spieler in der nur dreiwöchigen Sommerpause auch fit gehalten haben. Ob Parmak antritt?

Rein formal betrachtet ist er dazu verpflichtet, schließlich besitzt der Mittelfeldspieler noch einen laufenden und gültigen Vertrag. Die Frage ist, ob er den auch erfüllen wird oder soll. Denn das Verhältnis zwischen Club und Spieler gilt inzwischen als gestört.

Grund dafür sind die Vorkommnisse zum Ende der abgelaufenen Saison, als Parmak nach einer dreiwöchigen Verletzungpause zwei Tage vor dem alles entscheidenden Punktspiel in Elversberg ins Mannschaftstraining einstieg, das er nach einem Zusammenprall mit Marco Wildersinn aber vorzeitig abbrechen musste. Am darauffolgenden Tag ging Parmak nicht ins Training, sondern zum Arzt – und wurde prompt aus dem Kader gestrichen. Der unterschwellige Vorwurf der sportlichen Leitung: Parmak habe die Verletzung simuliert. Dem widerspricht dessen Berater Michael Hofstetter vehement: „Mustafa Parmak hatte am Freitag um 14 Uhr einen Termin beim Mannschaftsarzt Doktor Mauch, der eine Verletzung feststellte und ihn daraufhin krankschrieb.“ Das ist Fakt.

Der Spieler ist deshalb auf die Verantwortlichen nicht besonders gut zu sprechen. Zumal er sich in der Rückrunde, bis er schließlich in der Partie beim SSV Reutlingen verletzt ausfiel, zu einem absoluten Leistungträger entwickelt hatte, der die Spiele gegen Pfullendorf und den KSC II mit seinen Toren praktisch im Alleingang entschied. In dieser Phase hat dann die TuS Koblenz ein Auge auf den 26-Jährigen geworfen und inzwischen auch offiziell vorgesprochen. Der Haken an der Sache: der Zweitligist kann und darf aufgrund der Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes keine Transferausgaben tätigen. Nachdem die Kickers die Qualifikation für die dritte Liga geschafft haben, gilt offiziell die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von 175 000 Euro.

Für Koblenz ein Ding der Unmöglichkeit, was nichts am konkreten Interesse an dem Spieler ändert. Deshalb haben der TuS-Manager und sein Trainer Alternativen vorgeschlagen. In erster Linie geht es um den Tausch eines Spielers (wie Sascha Traut), aber auch um ein Freundschaftsspiel (mit Fixsumme) oder eine spätere Transferentschädigung (zum Beispiel beim Weiterverkauf Parmaks).

Auf solche Angebote sind die Kickers bisher nicht eingegangen. Der Manager Joachim Cast sagt nur: „Wir haben nicht vor, den Spieler zu verschenken, dafür ist er sportlich zu wertvoll.“ Ob ihm diese Wertschätzung aber innerhalb der Vereins zuteil wird, darf bezweifelt werden, auch wenn der Präsident Dirk Eichelbaum betont: „Im Zweifel werde ich persönlich vermitteln.“ Zumal ihm durchaus bewusst ist: wenn Parmak nächste Saison nur auf der Tribüne sitzt, ist er totes Kapital – und das können sich die Kickers nicht leisten, zumal der Spieler nicht gerade zu den Geringverdienern im Kader zählt. „Bei der Vertragsverlängerung im Vorjahr gab es natürlich auch eine Gehaltsaufbesserung“, gibt Cast zu.

Der Manager ist in diesem Fall um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Denn das Thema lässt sich kaum aussitzen, auch wenn Cast hofft, dass Koblenz seinerseits bis zum Ende der Wechselfrist noch Transferüberschüsse erzielt und dann die Ablöse für Parmak aufbringen kann. Und wenn nicht? Dann gibt“s ein Problem. Zumal nicht nur Parmak, sondern auch die Spieler Ortlieb, Sökler und Genisyürek bei den Kickers zwar weiter auf der Gehalts-, aber keineswegs mehr auf der Wunschliste stehen.

Die Kickers haben gestern den Vertrag mit Jens Härter bis 2010 verlängert sowie Sasa Janic (Reutlingen) für ein Jahr verpflichtet.

Stuttgarter Zeitung

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