Presse zum Rücktritt von Walter Kelsch und zum bevorstehenden Abgang von Mustafa Parmak

Publikumsliebling Parmak im Abseits
Kickers-Spieler verscherzt sich bei Teamkollegen Sympathien – Kelsch tritt zurück

Stuttgart – Bei den Fans hat sich Mustafa Parmak durch gute Leistungen und wichtige Tore in die Herzen gespielt, bei seinen Mitspielern durch Eskapaden dagegen ins Abseits manövriert. Der Zoff um Parmak ist eine von vielen Herausforderungen für die Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers.

VON STEFAN KLINGER

Die Fakten sind eindeutig: Weil sich die Blauen für die dritte Liga qualifiziert haben, besitzt Mustafa Parmak einen gültigen Vertrag bis 2010. Die Ablösesumme für den Mittelfeldspieler soll 175 000 Euro betragen. Hätten die Kickers den Sprung in Liga drei verpasst, wäre Parmak ohne Vertrag gewesen. Mancher Mitspieler wirft dem 26-Jährigen daher vor, durch sein Verhalten vor dem entscheidenden Spiel nicht alles für die Qualifikation gegeben zu haben.

Zum Eklat in der Mannschaft kam es im vorletzten Training vor dem entscheidenden Spiel in Elversberg. Da grätschte Marco Wildersinn Mustafa Parmak bei einem Zweikampf um.

Der Mittelfeldspieler, der nach seinem Bänderriss im Knöchel sein erstes Mannschaftstraining absolvierte, verließ erzürnt den Platz. Erst einen Tag später ging er zum Arzt – ausgerechnet während des Abschlusstrainings. Weil Trainer Stefan Minkwitz seinen Akteur daraufhin nicht im Kader des letzten Spiels berücksichtigte, verzichtete Parmak auf die Reise ins Saarland. Seither scheint er im Team nicht mehr willkommen. Die Entscheidung, wie es mit Parmak weitergeht, fällt in den kommenden Tagen. Der 26-Jährige, der für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, steht wohl vor dem Abschied.

Definitiv verlässt dagegen Walter Kelsch am 30. Juni die Kickers. „Ich kann die Vereinsarbeit zeitlich einfach nicht mehr abwickeln“, sagt er. Bereits bei einem Treffen mit dem Aufsichtsrat am 22. Juni wollen die beiden verbleibenden Präsidiumsmitglieder Dirk Eichelbaum und Friedrich Kummer die künftige Vereinsspitze vorstellen. „Bis zu diesem Termin wissen wir, welche vier Personen im Präsidium arbeiten und wer für was zuständig ist“, sagt Eichelbaum. Vieles deutet auf eine Rückkehr von Dieter Wahl und Edgar Kurz in das Gremium hin.

Schon bis zum Donnerstag (15.30 Uhr) müssen die Blauen den Nachweis erbringen, wie sie ihren geplanten Etat von drei Millionen Euro verwirklichen wollen. Hilfreich ist, dass sie künftig 588 235 statt etwa 300 000 Euro an TV-Übertragungsrechten verdienen. Eine Steigerung, die laut Eichelbaum aber deutlich zu gering ist. „Dieses Problem muss der Deutsche Fußball-Bund mal angehen“, fordert der Kickers-Chef.

Denn die höheren Kosten übersteigen die Mehreinnahmen an Fernsehgeldern. So beträgt das Durchschnittsgehalt für einen Drittligaspieler zwischen 2500 und 6000 Euro. Bislang verdienten die Kickers-Akteure zwischen 1500 und 4000 Euro. Hinzu kommen deutlich mehr Auswärtsfahrten mit Übernachtung, von denen eine laut Eichelbaum zwischen 3000 und 5000 Euro kostet. Die gravierendsten finanziellen Herausforderungen aber: Der DFB fordert die Beschäftigung von fünf Hauptamtlichen auf der Geschäftsstelle sowie pro Verein ein Leistungszentrum des Fußballs. Dort müssen eine bestimmte Anzahl qualifizierter Trainer sowie Physiotherapeuten arbeiten.

Stuttgarter Nachrichten

Kelsch hört bei den Kickers auf
Zwei freie Stellen im Präsidium

STUTTGART (ump). Am Montagabend haben die Führungsgremien der Stuttgarter Kickers getagt – und die Weichen für die dritte Liga gestellt. Dabei wird das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch keine Rolle mehr spielen: Er tritt zum 30. Juni von seinem Amt zurück.

Die Qualifikation zur dritten Liga scheint bei den Stuttgarter Kickers zu einer Konzentration der Kräfte zu führen. Die gemeinsame Sitzung von Präsidium und Aufsichtsrat am Montagabend jedenfalls verlief in „guter Atmosphäre“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum. Wozu vielleicht sogar die Rücktrittsankündigung des für den Sport zuständigen Präsidiumsmitglieds Walter Kelsch gesorgt hat, der zum 30. Juni sein Amt aufgibt. Offiziell aus zeitlichen und beruflichen Gründen, aber es war auch ein offenes Geheimnis, dass die Chemie zwischen dem Exnationalspieler und dem Kickerschef nicht stimmte.

Nachdem bereits der Marketingbereich vakant war, sind nun (mindestens) zwei Präsidiumsposten zu besetzen. Wie und mit wem? Das wollen nun der Schatzmeister Frieder Kummer und Eichelbaum kontrovers diskutieren. „Wir müssen uns erst strukturell einig werden, dann personell“, sagt der Präsident, womit sich das grundsätzlich zur Verfügung stehende ehemalige Vorstandsmitglied Dieter Wahl noch etwas gedulden muss. Spätestens Ende des Monats soll eine Entscheidung gefallen sein. Dabei sind verschiedene Modelle denkbar – bin hin zu einem hauptamtlichen Präsidiumsmitglied.

Ansonsten ziehen alle an einem Strang, auch Christian Mauch und Christian Dinkelacker, die im Aufsichtsrat mit einem Rückzug geliebäugelt hatten, machen weiter – was eine gewisse Kontinuität gewährleistet. Und noch in einem anderen Punkt gibt es positive Signale. In der Auseinandersetzung mit dem Expräsidenten Hans Kullen, der Forderungen von rund einer halben Million Euro geltend macht, schlägt der Präsident Dirk Eichelbaum neue Töne an: „Wir wollen die Sache außergerichtlich vom Tisch bekommen.“ Nachdem der Gütetermin vor dem Landgericht um einen Monat auf Ende Juli verschoben worden ist, soll zuvor ein Gespräch von Kullen mit dem Kickers-Aufsichtsratvorsitzenden Rainer Lorz eine Kompromisslösung ermöglichen, wie immer die auch aussehen mag.

Zunächst muss bis morgen (15.30 Uhr) noch die Lizenzierung beim DFB in trockene Tücher gebracht werden. Nachdem am Montag etliche Sponsoren ihre Verträge verlängert beziehungsweise aufgestockt haben, „können wir da grünes Licht geben“, sagt Eichelbaum. Die fehlende Lücke im Werbeetat wird durch Bürgschaften abgedeckt. Was allerdings kein Dauerzustand sein soll. Das Ziel der Kickers, speziell in der dritten Liga, lautet: der Verein muss von Mäzenen und Privatleuten unabhängig werden. „Natürlich wollen wir versuchen, unseren Etat von drei Millionen Euro noch aufzustocken“, sagt Eichelbaum. Einstweilen geht er von einem Kader mit 20 Spielern aus, wobei es die eine oder andere Überschneidung mit der zweiten Mannschaft (Petruso, Prediger?) geben wird.

Stuttgarter Zeitung

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