Vorberichte zum Finale: SV Elversberg – Stuttgarter Kickers

Endspiele in der Regionalliga
Ein freier Platz für drei Vereine

STUTTGART. Wer schafft die Punktlandung? Morgen (13.30 Uhr) beginnt das Saisonfinale in der Fußball-Regionalliga. Die Stuttgarter Kickers, der SSV Reutlingen und die Sportfreunde Siegen kämpfen um den letzten Platz zur Qualifikation für die dritte Liga.

Von Joachim Klumpp

Stuttgarter Kickers: Der Trainer Stefan Minkwitz hat den Optimismus in den vergangenen Wochen stets vorgelebt. Vor dem letzten Spiel morgen in Elversberg kann seine Mannschaft die Qualifikation zwar nicht mehr aus eigener Kraft schaffen, ist aber psychologisch im Vorteil, weil die beiden Konkurrenten im direkten Duell aufeinandertreffen. Groß geändert hat der Coach in dieser Woche nichts mehr, „allerdings haben wir auch nicht mehr so intensiv trainiert“. Aber immer noch so intensiv, dass Mustafa Parmak gestern bei seinem Comeback das Mannschaftstraining gleich wieder abbrechen musste, nachdem er einen Schlag aufs Bein bekommen hatte. Heute wird er nochmals einem individuellen Test unterzogen, dann fällt die Entscheidung, ob er spielen kann. „Wenn er nicht hundertprozentig fit ist, fährt er auch nicht mit.“ Oder nur privat, denn Nachreisen ist erlaubt, vielleicht sogar erwünscht. Minkwitz: „Ich denke, diejenigen, die ein Herz für die Kickers haben, werden das tun.“ Außer den Ersatzspielern und dem Präsidium werden etwa 500 Fans im Saarland erwartet.

Und was erwartet die Mannschaft bei der Qualifikation für die dritte Liga, außer 25 000 Euro vom Hauptsponsor? Abwarten. Sie könnte spontan bei der 100-Jahr-Feier in Degerloch auflaufen – und der Trainer Stefan Minkwitz am Sonntag seinen 40. Geburtstag gebührend feiern.

StZ-Prognose für die dritte Liga: 60 Prozent

SSV Reutlingen: Die Mannschaft von der Kreuzeiche hat es am vergangenen Samstag versäumt, sich vorzeitig für die dritte Liga zu qualifizieren – mit einer 0:4-Niederlage gegen Pfullendorf, durch die auch noch das Torverhältnis kaputt gemacht wurde. Das sitzt tief. So tief, dass der Trainer Peter Starzmann seinen Spielern umgehend bis morgen einen „Maulkorb“ verpasst hat, mit der Begründung, sie sollen sich ganz auf die Partie in Siegen konzentrieren. Das Präsidiumsmitglied Hans Kullen verströmt Optimismus: „Das ist eine Charakterfrage. Wir schaffen es.“

Der Vorteil des SSV: die Mannschaft hat es als Einzige aus dem Trio selbst in der Hand – und wäre mit einem Sieg für die dritte Liga qualifiziert. Allerdings ist zuletzt eine Torwartdiskussion ausgebrochen, nachdem Markus Krauss gegen Pfullendorf an drei Treffern beteiligt gewesen war und außerdem bereits einen Vertrag bei 1860 München unterschrieben haben soll. Doch Starzmann, der als Motivationskünstler bekannt ist, wollte in dieser Woche so wenig wie möglich ändern, „um die Situation nicht unnötig zu dramatisieren.“ Dramatisch genug ist sie schon, und der SSV hofft, dass angesichts der Konstellation einige hundert Anhänger die weite Fahrt mitmachen werden. Die Mannschaft startet bereits heute um elf Uhr.

StZ-Prognose für die dritte Liga: 30 Prozent

SF Siegen: Der Verein aus dem Siegerland hat ausgerechnet drei Tage vor dem Saisonende Schlagzeilen gemacht, allerdings negativer Art. Denn vorgestern wurde publik, dass bis Montag 500 000 Euro aufgebracht werden müssen, um die Insolvenz zu vermeiden. Das klingt wie ein Hilferuf. Wie der auf Spieler und Zuschauer wirkt, wird sich zeigen. „Ich glaube nicht, dass es Auswirkungen hat“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast, der hofft, dass sich die Mannschaft (mit dem ehemaligen Kickers-Torjäger Christian Okpala) gegen Reutlingen nochmals voll reinhängt: „Das ist sie allein schon ihren Zuschauern schuldig.“

Im Vorverkauf sind bereits mehr als 10 000 Karten abgesetzt worden. Ob diese Rekordkulisse den Verein vor der Insolvenz retten kann? Gestern hat sich zumindest Siegens Bürgermeister Steffen Mues zu Wort gemeldet und dem Verein für den Fall der Qualifikation die Stadionmiete erlassen, was einer Summe von 100 000 Euro entspricht. „Wenn sich 24 weitere Sponsoren finden, die denselben Betrag zu Verfügung stellen, dann kann die Lizenz noch erreicht werden“, sagt Mues. Dennoch gibt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Helmrath skeptisch. „Wir werden sowohl für Liga drei als auch für Liga vier keine Lizenz erhalten.“

StZ-Prognose für die dritte Liga: 10 Prozent

Stuttgarter Zeitung

Kickers zittern um Parmak
Die Blauen müssen in Elversberg siegen – und hoffen
 
Stuttgart – Es könnte eine große Sause werden. 100 Jahre Stadtbezirk Degerloch wird am Wochenende gefeiert, dazu womöglich der Sprung der Stuttgarter Kickers in die neue dritte Liga. Voraussetzung ist ein Sieg am Samstag bei der SV Elversberg. „Alles andere“, sagt Manager Cast, „haben wir nicht mehr selbst in der Hand.“

VON JOCHEN KLINGOVSKY

Mit leichtem Unbehagen haben die Fans der Blauen die Nachrichten aus Siegen vernommen. Dem Verein fehlen 500 000 Euro, um die Insolvenz abzuwenden. Und ausgerechnet die SF erwarten am Samstag (13.30 Uhr/Live-Konferenz im SWR-Fernsehen) den SSV Reutlingen. Der Gast hat 44 Punkte, ein Sieg bedeutet die Qualifikation für Liga drei. Die SF Siegen (42) haben nur eine Chance, wenn sie drei Punkte holen und die Kickers (42), die das beste Torverhältnis haben, in Elversberg nicht gewinnen. Die Frage ist nun: Hat der SSV Reutlingen bei den angeschlagenen SF leichtes Spiel? „Ich glaube nicht“, sagt Joachim Cast, „die Siegener wollen einen guten Abschluss und sich für andere Vereine empfehlen.“

Allerdings wäre auch nicht angebracht, wenn die Kickers sich zu sehr mit finanziellen Sorgen anderer Vereine beschäftigen. Die Blauen haben die Lizenz für die dritte Liga auch noch nicht sicher. Einfach ist dagegen die sportliche Kalkulation. Das Team von Stefan Minkwitz muss gewinnen – und hoffen. „Wenn ich vor diesem Spiel jemand motivieren müsste, wäre das fatal“, sagt der Trainer, der Respekt hat vor dem offensivstarken Tabellen-14. „Ich warne jeden, der denkt, das würden wir einfach schaukeln.“

Unterstützt werden die Kickers von rund 500 Fans, die vier Busse sind voll. Fraglich ist, ob Mustafa Parmak mit an Bord sein wird. Der Mittelfeldmann trainierte gestern nach seiner Verletzung (Muskelfaserriss in der Wade, Bänderriss im Knöchel) erstmals wieder mit der Mannschaft, musste die Einheit nach einem Schlag auf den Knöchel aber abbrechen. Heute steht ein letzter Härtetest an. „Er muss bestehen“, sagt Minkwitz, „sonst reist er gar nicht erst mit.“

Direkt nach dem Training reisen die Kickers ins Saarland, dort übernachten sie im Hotel. Ein privater Gönner finanziert den Trip, dem Team soll es vor dem Alles-oder-nichts-Spiel an nichts fehlen. Denn die große Sause danach gibt es nur, wenn die Kickers Drittligist bleiben. Das gilt für den Maimarkt in Degerloch, aber auch für Stefan Minkwitz. Der Trainer wird am Sonntag 40 Jahre alt – und sagt: „Wenn wir“s nicht schaffen, habe ich keinen Bock zu feiern.“

Stuttgarter Nachrichten

Kickers-Spiel live im Schlesinger
Schlesinger, Stuttgarts gute Adresse für Fußball & Rock“n“Roll, öffnet am Samstag, 31. Mai, bereits um 12.30 Uhr. Zum Schicksalsspiel der Stuttgarter Kickers in Elversberg wird in der Kneipe an der Schlossstraße die Großleinwand ausgefahren. Das SWR-Fernsehen überträgt die entscheidenden Spiele der Regionalliga live. Alle, die nicht nach Elversberg fahren, können das Herzschlag-Finale live im Schlesinger verfolgen. Original gegrillte Stadionwurst und kühle Getränke sind gewährleistet. rd

Stuttgarter Nachrichten

Es kann nur einen geben
 
Kickers müssen morgen in Elversberg gewinnen – und dann hilft nur noch Hoffen
 
Stuttgart (bw) – Saisonfinale in der Fußball-Regionalliga: Die Stuttgarter Kickers kämpfen morgen (13.30 Uhr) bei der SV Elversberg im Fernduell mit den SF Siegen und dem SSV Reutlingen um den einzigen noch offenen Platz in der dritten Liga. (…)

Es kann nur einen geben: Der finale Dreikampf zwischen Reutlingen (44 Punkte), den Kickers (42) und Siegen (42) ist an Spannung kaum zu überbieten. Um nicht in die Viertklassigkeit abzurutschen, müssen die „Blauen“ unbedingt gewinnen und dann noch hoffen, dass der SSV in Siegen höchstens unentschieden spielt. Damit es zumindest mit dem eigenen Dreier klappt, haben die Kickers alle Kräfte mobilisiert. Vier Fanbusse machen sich morgen auf den Weg ins Saarland. Während sich die Spieler an den Transportkosten beteiligen, spendiert der Verein die Eintrittskarten für die Anhänger. „Wir rechnen mit 500 Fans, die uns in Elversberg unterstützen“, sagt Manager Joachim Cast. Auch die Mannschaft geht an ihre Reserven. Die seit langem angeschlagenen Alexander Rosen (Schulter) und Bashiru Gambo (Leiste) beißen die Zähne noch mal zusammen. Und auch Regisseur Mustafa Parmak wird möglicherweise im alles entscheidenden Spiel wieder dabei sein. Schließlich hatten Muskelfaserriss und Bänderriss aus dem Spiel gegen Reutlingen knapp vier Wochen Zeit zu heilen. . . Der 26-Jährige will sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Gestern musste er das Training allerdings abbrechen. Heute sollen Tests zeigen, ob es für einen Einsatz des Mittelfeldspielers reicht. „Ich kann nur Leute brauchen, die hundert Prozent geben können – und keines weniger“, stellt Trainer Stefan Minkwitz klar und warnt außerdem davor, die Elversberger, die schon abgestiegen sind, zu unterschätzen: „Die Spieler wollen sich schließlich für neue Vereine präsentieren.“ Dass in Bibiana Steinhaus eine Frau das Spiel leitet, hat für Minkwitz durchaus auch Vorteile. „Ich gehe davon aus, dass sie Ruhe reinbringt“, meint er augenzwinkernd.

Das SWR-Fernsehen überträgt die Partie übrigens live in einer Konferenzschaltung.

So wollen sie spielen: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Stierle – Parmak, Rosen, Gambo, Cerci – Vaccaro, Tucci.
 
Eßlinger Zeitung

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