Presse zu Stuttgarter Kickers – VfB Stuttgart II (1:1)

Herzschlagfinale in der Regionalliga
Kickers brauchen Sieg in Elversberg – und etwas Schützenhilfe
 
STUTTGART. Mit einem gehaltenen Elfmeter hat David Yelldell den Kickers das 1:1 im Derby gegen den VfB gerettet – und die Chance auf die dritte Liga. Der Trainer Minkwitz sagt: „Wir werden es schaffen.“ Für diesen Fall hat der Hauptsponsor 25 000 Euro ausgelobt.

Von Joachim Klumpp

Als der Schiedsrichter Peter Gagelmann das Regionalligaderby zwischen den Stuttgarter Kickers und dem VfB II abgepfiffen hatte, sanken die Spieler der Blauen kollektiv auf den Rasen. Aus Erschöpfung – und Enttäuschung. Schließlich schien nach dem 1:1 alle Hoffnung auf die dritte Liga verspielt. Bis die Ergebnisse der Konkurrenz bekanntwurden, und das vor allem in der Höhe überraschende 0:4 des SSV Reutlingen gegen Pfullendorf. „Wir leben noch“, konnte der Trainer Stefan Minkwitz zufrieden feststellen, um vor dem letzten Spiel zu betonen: „Wir können und werden es schaffen.“

Das Wohlwollen des Kollegen Rainer Adrion hat er jedenfalls: „Wenn die Kickers auch die dritte Liga erreichen, wäre es für Stuttgart das Beste.“ Dabei hätte der VfB durchaus das vorzeitige Scheitern des Ligarivalen besiegeln können, wenn Christian Träsch fünf Minuten vor Schluss einen Elfmeter nicht so schwach geschossen hätte, dass David Yelldell parieren konnte. Dabei wollte (oder sollte?) Peter Perchtold schießen. „Beide sind vorgesehen, sie haben das unter sich ausgemacht“, sagte Adrion diplomatisch.

Der Kickers-Schlussmann Yelldell unterstrich mit dieser Szene nochmals nachhaltig, warum er von den Fans bereits zum dritten Mal zum „Spieler der Saison“ gewählt wurde, eher er den Verein aller Wahrscheinlichkeit zum Saisonende in Richtung Koblenz verlassen wird. „Diese Auszeichnung hat er zu Recht erhalten“, sagte Stefan Minkwitz.

Die Ausgangslage vor dem Saisonfinale ist klar: Die Kickers müssen gewinnen und hoffen, dass Reutlingen im Verfolgerduell in Siegen höchstens einen Punkt holt; und Siegen wiederum kein Sieg gelingt, der um sechs Tore höher ausfällt als der der Kickers.

Heute soll Mustafa Parmak wieder ins Training einsteigen. „Die Chancen, dass er am Samstag einsatzfähig ist, stehen nicht schlecht“, erklärte Minkwitz. Wobei der Spieler selbst in einen Gewissenskonflikt geraten könnte. Der 26-Jährige ist sich über einen Wechsel mit TuS Koblenz einig, allerdings könnte der an der Ablöse von circa 100 000 Euro scheitern, denn der Zweitligist darf laut Auflagen keine Transferausgaben tätigen. Die Crux: im Falle des Abstiegs in die vierte Liga wäre Parmak ablösefrei zu haben.

Nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch läuft die Vorbereitung für Elversberg auf Hochtouren. Die Fanclubs haben bereits einen Doppeldeckerbus gechartert, zudem will der Verein noch einen Bus einsetzen, der Anhänger kostenlos ins Saarland transportiert. Der Manager Joachim Cast fordert: „Das Stadion dort muss fest in Kickers-Hand sein.“ Und dass die Mannschaft zu diesem ultimativen Endspiel schon am Vortag anreist, versteht sich von selbst, zumal der Anstoß zeitgleich bereits um 13.30 Uhr erfolgt, weil die wichtigsten Partien (also auch die der Kickers) in den dritten Programmen in einer Konferenz übertragen werden.

Nachdem der Verein unmittelbar vor dem Heimspiel gegen Unterhaching eine Sonderprämie über 5000 Euro ausgelobt hatte (die ihre Wirkung nicht verfehlte), war gegen den VfB kein zusätzlicher Anreiz mehr geschaffen worden. Den setzte dafür der Hauptsponsor Eduardo Garcia, als er spontan verkündete: „Bei der Qualifikation für die dritte Liga zahle ich 25 000 Euro in die Mannschaftskasse.“ Sollte sie verpasst werden, wird er sein Engagement bei den Kickers beenden.

Vor dem Derby traf sich der Kickers-Vorstand mit dem VfB-Präsidenten Erwin Staudt zum Essen. Das Thema Freundschaftsspiel wurde allerdings ausgeklammert. Das müsse die sportliche Leitung entscheiden, so Staudt. Die hat aber bereits dem SSV Reutlingen (für 15. Juli) zugesagt, was die Kickers nicht erfreuen dürfte. Genauso wenig wie die Schlachtrufe der Cannstatter unter den 7190 Zuschauern: „Hier regiert der VfB“, hatten diese während der 90 Minuten skandiert. Was wohl auch am Samstag gilt. Denn die Partie gegen Sandhausen soll – aus Sicherheitsgründen – im Gazi-Stadion ausgetragen werden. „Der Antrag beim Verband läuft“, sagte der VfB-Spielleiter Helmar Müller.

Kickers: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Stierle – Petruso (52. Benda), Rosen, Gambo, Cerci (63. Prediger) – Kacani (57. Yildiz), Tucci.

VfB II: Hammel – Karikari, Robin Schuster, Kovacevic, Schwabe – Träsch, Perchtold, Ikeng (75. Klotz), Klauß – Schipplock (70. Dausch), Hofmann (83. Hindelang).

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen). Tore: 0:1 Hofmann (48.), 1:1 Tucci (65.). Besonderes Vorkommnis: Träsch scheitert mit Handelfmeter an Yelldell (85.).

Stuttgarter Zeitung

Fangruppen liefern sich Schlägerei
Nach dem Lokalderby zwischen den Stuttgarter Kickers und der zweiten Mannschaft des VfB ist es gestern auf der Waldau zu einer Schlägerei von Fangruppen gekommen. An der Auseinandersetzung waren laut Polizei circa 50 Männer beteiligt.

Zwei Randalierer, ein Passant und zwei Polizeibeamte seien bei dem Streit leicht verletzt worden, ins Krankenhaus musste aber niemand. Die Polizei nahm vorübergehend 32 Mitglieder beider Fanlager im Alter zwischen 16 und 38 Jahren fest.

Die Ausschreitungen hatten erst eine Stunde nach Spielende gegen 17.45 Uhr begonnen. Die rivalisierenden Fußballfans trafen im Bereich der Parkplätze am Fernsehturm aufeinander. Als die ersten Einsatzfahrzeuge der Polizei eintrafen, flüchteten sie in den an das Stadion angrenzenden Wald.

Die Polizei nahm am Ort der Schlägerei zwei leicht verletzte Randalierer fest, fünf stellte sie im Wald, weitere im Umfeld des Stadions. Laut Zeugen sollen einige Fans vermummt gewesen sein. Ein Passant habe einen Schlag auf den Kopf erhalten, drei Beamte seien bei der Festnahme von Randalierern leicht verletzt worden.

Die VfB-Anhänger seien bei der Schlägerei „deutlich in der Überzahl“ gewesen, so ein Polizeisprecher. Auseinandersetzungen dieser Art seien auf der Waldau sonst „eher ungewöhnlich“. Die Polizei war mit 80 Kräften vor Ort, deutlich mehr als sonst. Die Beamten hatten die VfB-Fans vom „Kommando Bad Cannstatt“ vor dem Spiel von der City in der Bahn zum Stadion begleitet.ury

Stuttgarter Zeitung

Selbst viele VfB-Fans drücken den Kickers die Daumen
Lokalderby vor einer Rekordkulisse von 7190 Zuschauern – Auch nach dem Spiel hoffen Kickersfans auf einen Platz in der dritten Liga

Das Derby Kickers gegen VfB II ist für die Fans von der Waldau ein Wechselbad aus Hoffnung und Resignation gewesen. Selbst mancher VfB-Anhänger streifte einmal das blau-weiße Trikot über, auch wenn andere wie üblich schwarz trugen und sich martialisch gaben.

Von Mathias Bury

Die Stimmungsbilder konnten unterschiedlicher kaum sein: An Tor 5 des Gazi-Stadions verbreitete sich eine Stunde vor Spielbeginn hektische Betriebsamkeit. Ein Pulk von VfB-Fans überquert im Laufschritt und mit Geschrei den Parkplatz, eskortiert von Bereitschaftspolizei mit berittenen Beamten.

Mit schwarzen Shirts und grimmigem Blick geben sich die VfB-Anhänger bei der Leibesvisitation am Einlass martialisch. Das „übliche Imponiergehabe“, urteilte der Einsatzleiter der Polizei, der für das Lokalderby zwischen der zweiten Mannschaft des VfB und den Stuttgarter Kickers aber doch weit mehr Kräfte im Einsatz hat als üblich.

Einstweilen bleibt die Lage ruhig. Vorerst belässt es das „Kommando Bad Cannstatt“ bei Verbalattacken. Von „Rangordnung“ und vom „Feind“ ist die Rede, dem man nichts schenken werde. Erst nach Spielende kommt es zu einer Schlägerei rivalisierender Fans (dazu nebenstehender Beitrag).

Ganz anders die Szenerie auf der gegenüber liegenden Seite des Stadions. Den Gesichtern der Kickersfans an Tor 6 ist jedenfalls keine Anspannung abzulesen. „Viele haben schon resigniert“, beschreibt eine Ordnerin, die seit mehr als zehn Jahren im Gazi-Stadion am Einlass steht, die Atmosphäre.

Dabei haben die Anhänger der Blauen allen Grund, angespannt in das Schicksalsderby zu gehen. Anders als der VfB, der sicher in der neuen dritten Liga ist, kämpfen die Kickers ums Überleben. „Wenn sie es nicht schaffen, geht der Verein kaputt“, das ist für Augusto Ferrari ausgemacht. Seit mehr als 30 Jahren hat der 71-jährige Möhringer eine Dauerkarte fürs Stadion auf der Waldau.

Die Aussicht, der Traditionsverein könnte durch eine Niederlage ins Nichts versinken, geht selbst eingefleischten VfB-Fans ans Herz. „Die Kickers sollten gewinnen“, sagt Ferraris Fußballkumpan Helmut Ulmer, der mal Jugendleiter beim VfB war. Er fände es sogar in Ordnung, wenn die Kicker vom Wasen denen von der Waldau durch Zurückhaltung helfen würden. „Sonst geht eine Ära zu Ende“, fühlt sich auch Andreas Mecki mit den Kickers solidarisch. Sogar das blau-weiße Shirt hat der VfB-Anhänger für diesen Tag aus seinem Trikotfundus gezogen.

Als die Partie vor der Rekordkulisse von 7190 Zuschauern beginnt, ist manchem Kickersfan mulmig zumute. „Das ist eine Abschiedsvorstellung, ein Begräbnis, bei der man dem Verstorbenen noch mal die letzte Ehre erweist“, sagt Werner Nemetz. „Ein Leben lang“ sei er ins Waldaustadion gekommen, erzählt der 59-Jährige aus Sonnenberg. Sollte der Verein es nicht in die dritte Liga schaffen, werde er in der „Liga der Namenlosen“ kicken, ohne Geld, ohne Publikum.

So viel Pessimismus will Nemetz“ Fußballkollege Joachim Berleong nicht stehen lassen. „Wir machen noch eins – irgendwie“, schöpft der 58-Jährige nach dem 1:1-Ausgleich Hoffnung. Und dann ergeht er sich mit Nemetz in Vereinsnostalgie. „Der Klinsmann hat hier spielen gelernt, auch der Buchwald und der Allgöwer, und die Bayern haben wir schon zweimal geschlagen“, sagen sie stolz.

Werner Nemetz nimmt von dieser Vereinsgeschichte schon mal Abschied. „So was wird es nicht mehr geben“, sagt er wehmütig mit Blick auf das volle Stadion und die Sprechchöre des Cannstatter Blocks.

Doch auch nach Spielende ist offen, ob die Kickers es nicht doch noch schaffen. Mag das Lied „Wind of Change“ von den Scorpions eher sentimentale Abschiedsstimmung verbreiten: Joachim Berleong zückt das Blatt mit dem Tabellenstand und rechnet die Restchancen aus. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Stuttgarter Zeitung

Yelldell hält die Blauen im Rennen
Torwart pariert Elfmeter und ist zu 100 Prozent von der Qualifikation überzeugt – Garcia setzt Prämie aus

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben vor dem letzten Regionalliga-Spieltag am kommenden Samstag (13.30 Uhr) weiter die Chance, sich für die dritte Liga zu qualifizieren. Zu verdanken haben sie das der Heimniederlage des SSV Reutlingen und ihrem überragenden Torwart David Yelldell.

VON JÜRGEN FREY

Nach Bekanntgabe der Ergebnisse von den anderen Plätzen hellte sich die Miene von Dirk Eichelbaum sichtlich auf: „Das gibt“s doch nicht. Wir treiben den Showdown auf die Spitze“, sagte der Kickers-Präsident und schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Dass die Blauen vor der letzten Partie bei der SV Elversberg überhaupt noch im Rennen sind, haben sie aber nicht nur den Niederlagen des SSV Reutlingen und der SF Siegen zu verdanken, sondern vor allem ihrem Torwart: Hätte Yelldell mit dem gehaltenen Elfmeter vier Minuten vor Schluss nicht das 1:1 gegen den VfB II gerettet, die Kickers hätten sämtliche Rechenspiele vergessen können. Eine Niederlage wäre das definitive Aus im Rennen um die dritte Liga gewesen.

So aber ist die Hoffnung größer denn je. Auch bei Yelldell, der zum dritten Mal hintereinander zum Kickers-Spieler der Saison gewählt wurde und dessen Wechsel zu Zweitligist TuS Koblenz wohl noch in dieser Woche perfekt gemacht wird: „Ich bin hundertprozentig sicher, dass wir es packen“, sagt der 26-Jährige und liefert die Begründung gleich mit: „Wir haben so lange auf ein Endspiel in Elversberg hingearbeitet, jetzt haben wir es – und lassen uns die Chance nicht mehr nehmen.“ Natürlich weiß auch er, dass ein Reutlinger Sieg in Siegen alle Kickers-Träume platzen ließe, doch daran glaubt der Keeper nicht: „Der SSV gewinnt dort nicht – weil Siegen hoch motiviert ist und selbst noch Chancen hat.“

Alle Konzentration gilt nun der Partie in Elversberg. Am heutigen Montag (15 Uhr) beginnt Trainer Stefan Minkwitz mit der Vorbereitung. Yelldell wird spielen können, obwohl er sich noch lange nach dem Abpfiff wegen einer Knöchelverletzung behandeln ließ. Die Sperre von Torjäger Angelo Vaccaro ist abgelaufen, und bei Mittelfeldass Mustafa Parmak deutet vieles darauf hin, dass er zumindest eine Halbzeit lang am Ball sein kann. Als zusätzliche Motivationsspritze hat Hauptsponsor Eduardo Garcia im Falle der Drittliga-Qualifikation spontan 25 000 Euro für die Mannschaftskasse versprochen. Außerdem werden die Blauen alles dafür tun, dass so viele Fans wie möglich die Elf ins 210 Kilometer entfernte Elversberg begleiten. Eichelbaum: „Wir werden uns an den Buskosten ins Saarland beteiligen. Das Stadion wird fest in Kickers-Hand sein.“Bis Samstag gegen 15.20 Uhr muss der Kickers-Chef noch zweigleisig planen. Mögliche Neuzugänge wie Matthias Heckenberger und Marc Schnatterer (beide KSC II) stecken in der Warteschleife. Andere Personalien stehen unabhängig von der Ligazugehörigkeit vor dem Abschluss. Heute werden die Kickers bekanntgeben, dass sich ab sofort eine professionelle Werbeagentur um die Akquise von Sponsoren kümmern wird. Und von Dieter Wahl liegt die Zusage für eine Rückkehr ins Kickers-Präsidium vor – geknüpft an Bedingungen wie etwa eine schnelle Entlastung des alten Präsidiums.

Doch zunächst zählt einzig und allein nur eines: Spiel und Sieg in Elversberg.

Stuttgarter Nachrichten

Die Lage vor dem Saison-Finale
Kickers müssen drei Punkte holen, und der SSV Reutlingen darf nicht gewinnen

Die Stuttgarter Kickers (42 Punkte / Tordifferenz +1) erreichen in der Regionalliga Süd Platz 10 und qualifizieren sich für die neue dritte Liga, wenn . . .

. . . sie ihr letztes Saisonspiel am kommenden Samstg bei der SV Elversberg gewinnen und der SSV Reutlingen (44 Punkte / Tordifferenz 0) seine Begegnung bei den Sportfreunden Siegen (42 Punk-te / Tordifferenz -3) nicht gewinnt. Verliert Reutlingen, darf der Erfolg für Siegen allerdings nicht um mehr als vier Tore höher ausfallen als der Kickers-Sieg in Elversberg.

. . . wenn Siegen mit mehr als vier Toren Unterschied gegen Reutlingen gewinnt und die Kickers ihrerseits in Elversberg mit einer um maximal drei Tore geringeren Differenz als die Sportfreunde Siegen gewinnen. Beispiel: Siegen gewinnt 7:1, die Kickers gewinnen 3:0.

Knifflig wird es, wenn die Kickers und Siegen nach dem letzten Spieltag punktgleich sind und auch die gleiche Tordifferenz aufweisen. Außerdem müsste die Anzahl der erzielten Tore und der Gegentreffer identisch sein. Diese Konstellation ergäbe sich, wenn der Kickers-Sieg in Elversberg um vier Tore niedriger ausfällt als Siegens Erfolg gegen Reutlingen, wobei die Kickers jeweils ein Gegentor mehr kassieren müssten als Siegen. Beispiel: Siegen gewinnt 6:1, die Kickers gewinnen 3:2. Dann hätten beide Mannschaften 45 Punkte und ein Torverhältnis von 39:37. Da auch der direkte Saison-Vergleich beider Clubs (jeweils 1:1) unentschieden endete, käme es laut DFB-Spielordnung in diesem Fall auf die höhere Zahl aller auswärts erzielten Tore an. Da haben beide Teams bisher 16 Treffer vorzuweisen – diesen Vergleich würden die Kickers bei einem Sieg in Elversberg gewinnen. StN

Stuttgarter Nachrichten

VfB: Diskussionen um den Elfmeter
Adrion-Elf versiebt Chancen
 

Direkt nach dem Abpfiff nahm sich Rainer Adrion seinen Führungsspieler zur Seite: Der VfB-Trainer besprach mit Peter Perchtold die Schlüsselszene des turbulenten Derbys bei den Kickers (1:1). Warum hatte nicht der etatmäßige Elfmeterschütze den Strafstoß (86.) geschossen, sondern Christian Träsch? Adrion erklärte es so: „Beide waren vorgesehen und sollten sich besprechen. Perchtold hatte zuletzt verschossen, und Träsch fühlte sich sicher.“

Gerüchte auf der Tribüne, Träsch habe absichtlich verschossen, brachten den VfB-Coach auf die Palme: „So ein Schwachsinn. Träsch ist wie angestochen herumgerannt, wollte seinen Fehler sofort wiedergutmachen.“ Der von Recep Yildiz völlig unnötig verursachte Handelfmeter war zwar die größte Chance, die der spielerisch überlegene VfB versiebte, aber längst nicht die einzige. Bei sehr guten Kontermöglichkeiten nach der Pause hätten die Roten die Partie entscheiden können. Die Inkonsequenz im Abschluss erweist sich in der Rückrunde als größte VfB-Schwäche. „Daraus lernen die Jungs für die neue Saison“, war sich Perchtold nach dem Abpfiff sicher – und strich heraus, dass auch sein Team unter Druck stand: „Gehen wir hier 0:3 unter, spricht doch jeder von Nachbarschaftshilfe.“

Derbys sind eine pikante Angelegenheit. Nächste Saison wird Perchtold dies eine Etage höher erleben: in Liga zwei mit seinem künftigen Club 1. FC Nürnberg gegen die SpVgg Greuther Fürth. Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Schlägerei nach Spiel auf Waldau
32 Personen festgenommen
 
Rivalisierende Fangruppen haben sich am Samstagnachmittag nach dem Fußball- Regionalligaspiel zwischen den Stuttgarter Kickers und dem VfB Stuttgart II eine Schlägerei geliefert.

Insgesamt rund 50 Personen hätten etwa um 17.45 Uhr bei den Parkplätzen am Fernsehturm die Ausschreitungen verursacht, teilte die Polizei am Samstag mit. Das Spiel auf der Waldau sei zu dem Zeitpunkt schon eine Stunde vorbei gewesen.

Als die Beamten am Schauplatz in Degerloch eintrafen, flüchteten zahlreiche Schläger in die angrenzenden Waldgebiete. Zwei Leichtverletzte im Alter von 21 und 22 Jahren blieben zurück. Die Polizei setzte den Flüchtenden nach und konnte 32 Personen im Alter von 16 bis 38 Jahren in der näheren Umgebung des Tatorts vorläufig festnehmen. Drei Polizisten erlitten dabei allerdings leichte Verletzungen. Die Polizei nahm Anzeigen auf, unter anderem wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch. Im Lauf des Abends wurden die Festgenommen wieder auf freien Fuß gesetzt. rd

Stuttgarter Nachrichten

Zittern bis zum Schluss
 
Nach dem 1:1 im Stadtderby gegen den VfB II kämpfen die Stuttgarter Kickers am finalen Spieltag um den letzten Platz in der dritten Liga
 
Stuttgart – Das Hoffen geht weiter. Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat nach dem 1:1 (0:0) im nervenaufreibenden Derby gegen den VfB II immer noch die Chance, sich für die dritte Liga zu qualifizieren. Am letzten Spieltag steigt der Dreikampf mit dem SSV Reutlingen und den SF Siegen um den einzigen noch offenen Startplatz.
 
Von Beate Wockenfuß

„Wenn wir verloren hätten, wäre es vorbei gewesen“, atmete Kickers-Manager Joachim Cast nach der Anspannung erleichtert auf und war in Gedanken bereits beim Saisonfinale am Samstag (13.30 Uhr): „Das ist an Dramatik nicht zu überbieten.“ Während die Kickers bei der SV Elversberg antreten, treffen sich die beiden Kontrahenten zum Direktduell in Siegen. Eins ist klar: Die Stuttgarter (42 Punkte) müssen in jedem Fall gewinnen, um ihre Chance zu wahren – und dann darauf hoffen, dass der SSV Reutlingen (44) gegen die Sportfreunde Siegen (42) entweder verliert oder unentschieden spielt. „Das Stadion in Elversberg muss fest in Kickers-Hand sein“, fiebert Cast dem Showdown entgegen.Doch bis dahin geht das Zittern weiter. Schon die 90 Minuten gegen den VfB II waren nichts für schwache Nerven. Vor der Saison-Rekordkulisse von 7190 Zuschauern lieferten sich die Stadtrivalen einen Schlagabtausch, der keinen Sieger verdiente. Während die Chancen auf beiden Seiten in der ersten Hälfte noch ungenutzt blieben, wurde es nach der Pause richtig spannend. Sebastian Hofmann (50. Minute) brachte den VfB II in Führung, die Marco Tucci (63.) egalisierte. Unterm Fernsehturm keimte wieder Hoffnung auf – die jedoch ein Pfiff von Bundesliga-Schiedsrichter Peter Gagelmann endgültig zu zerstören drohte. Nach einem Handspiel von Recep Yildiz im Strafraum entschied der Referee kurz vor Schluss (86.) auf Elfmeter. Doch auf den gewohnt starken David Yelldell war wie so oft in dieser Spielzeit Verlass. Der Kickers-Torhüter, der vor der Partie zum dritten Mal in Folge als bester Spieler der Saison ausgezeichnet wurde, parierte den Schuss von Christian Träsch locker. Alexander Rosen hatte kurz danach (89.) noch den Siegtreffer auf dem Fuß, schoss aber knapp übers Tor. Nach dem Schlusspfiff herrschte zunächst Grabesstimmung. In der Annahme, durch das Remis aus dem Rennen zu sein, hockten die Kickers traurig auf dem Rasen. Während die VfB-Fans hämisch „Absteiger, Absteiger“ brüllten, versuchten die Spieler in Rot die in Blau zu trösten. Doch als die Ergebnisse der Konkurrenz verkündet wurden, brandete wieder Jubel auf. Vor allem durch die überraschende 0:4-Heimpleite der Reutlinger gegen den SC Pfullen­dorf ist noch alles drin. „Wir sind noch am Leben und werden es auch schaffen“, bleibt Kickers-Trainer Stefan Minkwitz optimistisch.

Statistik

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Stierle – Petruso (52. Benda), Rosen, Gambo, Cerci (62. Prediger) – Kacani (57. Yildiz), Tucci.

VfB Stuttgart II: Hammel – Opoku-Karikari, Robin Schuster, Kovacevic, Schwabe – Perchtold, Träsch, Ikeng (75. Klotz) – Hofmann (83. Hindelang), Schipplock (69. Dausch), Klauß.

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen). Zuschauer: 7190.

Tore: 0:1 Hofmann (50.), 1:1 Tucci (63.).

Gelbe Karten: – / -.

Besonderes Vorkommnis: Yelldell hält Handelfmeter von Träsch (86.).

Beste Spieler: Yelldell, Rapp / Kovacevic, Hofmann.
 
Eßlinger Zeitung

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