Der Fußball-Regionalligist will Marketingagentur engagieren

Kickers suchen auch bei Sponsoren Hilfe

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers empfangen heute (19 Uhr) die SpVgg Unterhaching zum ersten von drei Endspielen. Doch nicht nur sportlich gibt es viel zu tun – auch hinter den Kulissen.

Von Joachim Klumpp

Der Kickers-Trainer Stefan Minkwitz macht vor dem Heimspiel heute gegen Unterhaching kein Geheimnis um die Aufstellung. „Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern.“ Sportlich. In den Vereinsgremien sieht das etwas anders aus. Da besteht durchaus ein gewisser Handlungsbedarf, spätestens nach dem Rücktritt des für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Präsidiumsmitglieds Hans-Jürgen Wetzel an Pfingsten. „Es ist unabdingbar, dass wir für dieses Feld so schnell wie möglich jemanden finden“, sagt der Manager Joachim Cast. Schließlich müssen die Kickers bis 5. Juni beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Bedingungen für die Lizenzierung nachreichen, bei denen es sich in erster Linie um ausstehende Werbeabschlüsse handelt. „Und das wird kein Selbstläufer“, betont Cast.

Dessen ist sich auch der Präsident Dirk Eichelbaum bewusst, der das Marketing im Vorstand nun zur Chefsache erklärt hat und optimistisch verkündet: „Da wird es bald keine Baustellen mehr geben.“ Im Klartext soll dies heißen, dass sich möglichst zeitnah eine professionelle Agentur um die Akquise von künftigen Sponsoren kümmern soll – „neben Martin Kurzka“ (so Eichelbaum), der bereits unter Wetzel auf der Geschäftsstelle für diesen Tätigkeitsbereich zuständig war. „Damit werden wir gut aufgestellt sein“, ist Eichelbaum überzeugt. Wobei etliche Werbepartner zunächst einmal auf ein gemeinsames Sponsorentreffen warten, nachdem ein erster Termin aus organisatorischen Gründen verschoben werden musste.

Doch damit sind keineswegs alle personalpolitischen Diskussionen in Degerloch beendet. Nach wie vor schwelt im Präsidium vor allem eine Rivalität zwischen Eichelbaum und dem für den Sport zuständigen Walter Kelsch. Und wie dieser Konflikt ausgeht, ist offen – zumal der Exprofi Kelsch seine Funktion künftig nicht mehr ehrenamtlich ausüben will. Damit stößt er (nicht nur) bei Eichelbaum auf Unverständnis: „Im Budget ist das nicht vorgesehen – damit ist das Thema für mich erledigt.“ Auch für Kelsch?

Das hängt wohl nicht zuletzt von der künftigen Ligazugehörigkeit ab. Lange Zeit haben die Verantwortlichen den Fokus nahezu ausschließlich auf die neue dritte Liga gelegt, die zwar noch erreichbar ist (ein Sieg heute vorausgesetzt), aber eben nicht mehr ohne fremde Hilfe. Inzwischen ist intern der Abstieg in die künftige Regionalliga zumindest kein Tabu mehr. Wobei es dann zwei Fragen zu klären gäbe: ob die vierte Spielklasse mit der Schuldenlast von mehr als einer Million Euro zu stemmen ist, oder doch die Insolvenz (und damit die fünfte Liga) droht – womit die Lichter in Degerloch auf unbestimmte Zeit ausgehen würden.

Die vierte Liga dagegen übt auch für den Präsidenten durchaus noch einen gewissen Reiz aus, wenn man an Traditionsvereine wie Darmstadt 98, 1. FC Saarbrücken, SSV Ulm oder Waldhof Mannheim als Gegner denkt. Weshalb der Einstieg der avisierten Marketingagentur auch für diese Spielklasse Gültigkeit hätte, „sonst macht es ja keinen Sinn“, wie Eichelbaum betont. Bis zur gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Aufsichtsrat Mitte nächster Woche dürfte diesbezüglich eine Entscheidung gefallen sein.

Auch in Sachen Hauptversammlung? Da sieht Eichelbaum keinen akuten Handlungsbedarf. „Ich drücke mich zwar nicht darum, aber vor den Sommerferien halte ich das zeitlich für schwierig.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz sieht satzungsrechtlich ebenfalls keinen Grund, will die Einberufung aber nach den Vorfällen der vergangenen Wochen aus Strukturüberlegungen nicht ausschließen. „Allerdings muss man den Mitgliedern dann auch ein klares Konzept vorlegen“, bekennt Lorz, der seine weitere Mitarbeit nicht zuletzt von den übrigen handelnden Personen im Club abhängig macht.

Schließlich hegen auch noch Aufsichtsräte Rücktrittsgedanken, allen voran der frühere Vorsitzende Christian Mauch. Und wenn im Kontrollgremium die Anzahl der Mitglieder von aktuell sechs unter die Sollstärke von fünf Personen fällt, muss auf alle Fälle gehandelt werden: mit einer Nachwahl. Ob sich dann externe Kandidaten aufstellen lassen, kann nach dem Stand der Dinge zumindest nicht ausgeschlossen werden. Denn hinter den Kulissen herrscht durchaus die Meinung: es muss etwas geändert werden.

Stuttgarter Zeitung

Handzettel in der Stadt: Kickers werben für sich
Stuttgart (jok) – Stefan Minkwitz hat nicht die besten Erinnerungen an die SpVgg Unterhaching. Am 11. November 2007 saß er erstmals als Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers auf der Bank – und verlor mit seinem Team in Bayern 0:2. Am heutigen Freitag (19 Uhr) geht es wieder gegen die SpVgg – und eine weitere Niederlage dürfen sich die Blauen nicht erlauben. Sonst ist Rang zehn, der die Qualifikation für die neue dritte Liga bringt, nicht mehr zu schaffen. „Wir stehen unter Druck“, sagt Minkwitz, „aber wir haben keine Angst. Wir haben mehrfach gezeigt, dass wir auch mit Spitzenteams mithalten können.“ Unterhaching ist Fünfter, kämpft um den Zweitliga-Aufstieg. Zuletzt gab es ein 3:2 beim VfB II. Aber auch die Kickers überzeugten mit einem 0:0 beim FSV Frankfurt. Minkwitz setzt auf dieselbe Anfangself, verzichten muss er auf die verletzten Parmak und Russo. Um neue Fans ins Gazistadion zu bekommen, starten die Kickers eine Werbeaktion – heute werden in Stuttgart Handzettel verteilt. Tenor: „Unterstützt die Blauen.“

Stuttgarter Nachrichten

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