Presse zur Nachbetrachtung der Jahreshauptversammlung

Kickers-Hauptversammlung

Schwarze Null als nächtes Ziel
STUTTGART (ump). Noch gegen Mitternacht ist der Kickers-Manager Joachim Cast am Montag bemüht gewesen, Internet-Bausteine für die neu ins Leben gerufene Aktion „Believe in Blue“ an den Mann zu bringen, für 18,99 Euro das Stück. Und das durchaus mit Erfolg. Schließlich brauchen die Kickers künftig jeden Euro für die Existenz, auch wenn der Schatzmeister Frieder Kummer zuvor (wie berichtet) einen Gewinn über 138 000 auswies, der allerdings vor allem auf sogenannte Sondereffekte zurückzuführen ist. In diesem Fall den DFB-Pokal und die Transfers der Spieler Okpala und Mesic. Einnahmen, die in dieser Saison fehlen werden, so dass Kummers Ziel lautet: eine schwarze Null.

Doch selbst von diesem eher bescheidenen Anspruch ist der Fußball-Regionalligist noch ein Stück entfernt. „Wir liegen unter dem Soll“, gab Kummer zu, „haben aber keine Liquiditätsprobleme.“ Zudem wurde der Etat vorsichtshalber von drei Millionen auf 2,6 Millionen reduziert, dennoch ist und bleibt das oberste Ziel natürlich die Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Inwieweit dazu in der Winterpause personelle Veränderungen vorgenommen werden (müssen), „werden wir nach dem letzten Punktspiel intern diskutieren“, so der Präsident Dirk Eichelbaum zu den 189 Mitgliedern.

Darunter der Chefcoach Minkwitz und sein Co Alexander Malchow. Beide wollen möglichst kurzfristig mit einem Mentalcoach Kontakt aufnehmen. Es ist nicht Eduardo Garcia, auch wenn der Chef des Hauptsponsors mit einer Rede („unsere Zukunft liegt auf dem Fußballplatz, nicht in Streitereien“) sich als wahrer Motivationskünstler erwies.

Stuttgarter Zeitung

Kickers suchen nach dem großen Gönner
Dieter Wahl hatte sich auch am Tag danach noch nicht beruhigt. Die Vertagung der Entlastung des Präsidiums der Stuttgarter Kickers stieß dem ehemaligen Mitglied dieses Gremiums sauer auf. „Das habe ich noch nie erlebt, für mich ist das eine Unverschämtheit“, tobte Wahl.

VON JÜRGEN FREY

Trotz des Gewinns im abgelaufenen Geschäftsjahr in Höhe von 138 100 Euro sorgte die Diskussion um die nicht vorgenommene Entlastung für Unruhe bei der von 189 Mitgliedern besuchten Hauptversammlung. Das Präsidium selbst hatte die Vertagung der Entlastung auf die nächste Mitgliederversammlung beantragt. Warum? Wahls Meinung nach trieb die Führungscrew die Sorge um, möglicherweise nicht entlastet zu werden. „Das ist doch völlig aus der Luft gegriffen“, kontert Präsident Dirk Eichelbaum, „es geht doch nur darum, dass wir gegen entlastete ehemalige Präsidiumsmitglieder keinerlei Rechtsansprüche mehr gehabt hätten.“ Wen er damit meint, ist klar: Hans Kullen, der in seiner Amtszeit bei den Kickers viele Verträge alleine unterzeichnet habe. Auch Wahls Argument, ein nicht entlastetes Präsidium würde bei Sponsoren, der Stadt (im Hinblick auf den Stadionausbau) und beim DFB (in Sachen Lizenzierung) für Irritationen sorgen, hält Eichelbaum für abwegig: „Die Mitgliederversammlung hat der Vertagung zugestimmt. Ich sehe keinen Makel.“

Unterdessen läuft bei den Blauen die Suche nach dem großen Gönner – einem Investor, der den Kickers nach der geplanten Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft die goldene Brücke nach oben bauen soll. Bei den Reden auf der Mitgliederversammlung kam sich mancher vor, als stünden die Blauen jetzt schon kurz vor der Champions League. Die Kickers seien „ein Topprodukt“, „ein gefühlter Zweitligist“ hieß es. „Von was träumen Sie nachts, Herr Eichelbaum?“, fragte Wahl ungeschminkt – und wünschte bei der Fahndung nach dem Investor alles Gute. Vielleicht hielt der ja schon das Schlusswort: „Ich bin bereit, die Kickers nicht im Stich zu lassen“, sagte Hauptsponsor Eduardo Garcia – und rief am Ende der Mitgliederversammlung zur großen Einigkeit in der blauen Familie auf.

Stuttgarter Nachrichten

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