Die Rollen sind klar verteilt
Derby im Daimlerstadion
STUTTGART. In der Fußball-Regionalliga steht morgen (14 Uhr) das Derby VfB Stuttgart II gegen die Stuttgarter Kickers auf dem Programm. Mit dem Spielort Daimlerstadion werden nicht nur schöne Erinnerungen verbunden.
Von Joachim Klumpp
Rückblick: Das letzte Derby im Daimlerstadion ist am 11. September 2001 ausgetragen worden, dem Tag, der wegen der Anschläge in New York in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Gespielt wurde trotzdem, wenngleich die Atmosphäre spürbar unter dem Terroranschlag litt. Und auch sonst blieb der Termin den beiden aktuellen Trainern im Gedächtnis haften. „Erinnern Sie mich nicht an dieses Datum“, sagt der neue Kickers-Coach Stefan Minkwitz, der inzwischen einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben hat. Er erlitt in diesem Spiel einen Schien- und Wadenbeinbruch nach einem Zusammenprall mit dem gegnerischen Torwart Markus Miller. Für den Kollegen Rainer Adrion wiederum war es bis auf weiteres die letzte Partie für den VfB, ehe er zwischenzeitlich nach Unterhaching (und später zu den Kickers) wechselte; inzwischen ist er wieder erfolgreich auf dem Wasen tätig.
Die Vorzeichen: Die sind klar verteilt, zumindest wenn es nach den Kickers geht. „Der VfB ist als Tabellenführer Favorit“, sagt Minkwitz, „aber das ist ja das Schöne am Fußball, dass man als Außenseiter für eine Überraschung sorgen kann.“ Die wäre nach sechs Spielen ohne Sieg zur Beruhigung der Gemüter in Degerloch ganz angebracht. Der VfB weiß um die brisante Situation, so dass Adrion bekennt: „Die Kickers stehen mit dem Rücken zur Wand, deshalb müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht zu sicher fühlen.“
Die Verletzten: Der VfB muss auf Dubravko Kolinger verzichten, der nach seinem umstrittenen Platzverweis gegen den KSC für drei Spiele gesperrt wurde, außerdem ist der Einsatz des Routiniers Kovacevic fraglich, der einen Schlag auf den Knöchel abbekommen hat. „Sein Einsatz entscheidet sich nach dem Abschlusstraining“, sagt Adrion, der betont: „Die Kickers haben mehr Potenzial, als der Tabellenstand aussagt, und können wohl nahezu in Bestbesetzung auflaufen.“ Aber nur nahezu. Denn der Kapitän Jens Härter fällt definitiv weiter aus, ein Fragezeichen steht auch noch hinter Angelo Vaccaro (Rippenprellung), Bashiru Gambo trainiert nach seiner Grippe zwar wieder, hat aber kaum Kraft für die gesamten 90 Minuten. Sollte Vaccaro ausfallen, hätte Minkwitz im Sturm die Qual der Wahl zwischen Kacani, Tucci und Beigang. „Das ist relativ ausgeglichen.“
Die Organisation: Gut, dass das Spiel in Bad Cannstatt stattfindet und nicht in Degerloch. Denn da ist der Winter ausgebrochen, und die Bedingungen sind alles andere als ideal. Grüner Rasen meldet dagegen das Daimlerstadion, auch ohne Nutzung der Rasenheizung. Schwieriger gestaltet sich die Prognose bei der Zuschauerzahl. „Wir hatten zuletzt ja immer so zwischen 3000 und 5000 Besucher“, sagt Adrion, „und es wäre schön, wenn es 5000 würden.“ Schließlich pausiert die Bundesliga, und die Dauerkarten für die Spiele des VfB-Profis besitzen ebenfalls Gültigkeit. Allerdings wird nur der untere Bereich der Haupttribüne geöffnet sein sowie die jeweiligen Fanblöcke in den Kurven. Wobei die Kickers-Anhänger ja zu einem Boykott aufgerufen haben. „Das muss man so akzeptieren“, sagt der Manager Joachim Cast, „auch wenn es aus unserer Sicht natürlich sinnvoller wäre, das Team zu unterstützen.“
Ausblick: Die Kickers bekommen voraussichtlich von nächster Woche an einen neuen Co-Trainer: Alexander Malchow. „Es sind nur noch Details zu klären“, sagte Cast gestern nach einem Gespräch mit dem Exprofi und dem Präsidiumsmitglied Walter Kelsch.
Stuttgarter Zeitung
Malchow vor Rückkehr zu den Kickers
Stuttgart (dip) – Wahrscheinlich noch vor dem Derby am Samstag (14 Uhr) im Daimlerstadion gegen den VfB Stuttgart II wird bei den Stuttgarter Kickers eine wichtige Personalentscheidung fallen. Alexander Malchow, einst Spieler beim Fußball-Regionalligisten, steht vor einer Rückkehr zu den Blauen als Co-Trainer. Am Donnerstagvormittag führte der 38-Jährige ein weiteres Gespräch mit Manager Joachim Cast und Präsidiumsmitglied Walter Kelsch. „Es sind noch Details zu klären“, sagte Cast, „aber die Tendenz geht zur Zusammenarbeit.“
„Wir haben die gleiche Auffassung von Fußball“, sagte der Chef-Trainer Stefan Minkwitz, „und dass wir befreundet sind, ist ja auch kein Geheimnis.“ Dass Minkwitz, obwohl noch nicht einmal zwei Wochen im Amt, nun seinen Wunschkandidaten zur Seite gestellt bekommt, ist nicht ganz selbstverständlich. Doch Cast erklärt: „Wir wollen hier professionell arbeiten, also müssen wir dem Cheftrainer die bestmögliche Unterstützung bieten.“
Stuttgarter Nachrichten
NACHGEFRAGT RAINER ADRION, TRAINER DES VFB STUTTGART II
„Eine schöne Überraschung“
Der Coach schwimmt mit seinem Team derzeit auf einer Erfolgswelle und erwartet morgen die Kickers zum Stadtderby
Stuttgart – Der VfB Stuttgart II sorgt in der Fußball-Regionalliga für Furore. Seit zehn Spielen ist die Mannschaft bereits ungeschlagen und hat am vergangenen Wochenende wieder die Tabellenführung übernommen. Vor dem Stadtderby morgen (14 Uhr, Daimlerstadion) gegen die Kickers sprach Beate Wockenfuß mit VfB-Trainer Rainer Adrion.
Wie erklären Sie sich den guten Lauf in dieser wichtigen Saison?
Adrion: Das ist schon eine schöne Überraschung. In der vergangenen Saison waren wir zum Schluss Dritter und jetzt haben wir uns noch mal gesteigert – obwohl wir wieder einen kräftigen Aderlass verkraften mussten. Es freut mich, dass wir beides schaffen: die Ausbildung und vorne mitzuspielen.
Das gelingt nicht jeder „Ausbildungsmannschaft“. . .
Adrion: Die Situation ist nicht einfach, wenn man immer wieder Spieler an die Profis und auch an andere Vereine abgibt. Wir versuchen, Konstanz reinzubringen. Dabei ist es wichtig, Leistungsträger zu haben, die die Mannschaft führen, aber auch immer für Ersatz zu sorgen und Spieler nachzuziehen.
Die Qualifikation für die dritte Liga dürfte außer Frage stehen.
Adrion: Ich bin zuversichtlich, dass wir die Qualifikation schaffen. Schließlich waren wir zuletzt immer unter den ersten Zehn. Ohne überheblich wirken zu wollen, aber das wird uns mit dem Punktepolster, das wir bis jetzt erarbeitet haben, auch erneut gelingen. Wir müssten dann allerdings in ein anderes Stadion ausweichen, weil das Schlienzstadion nicht den Anforderungen genügt. Die einzige Möglichkeit ist das Gazi-Stadion, das wir uns dann mit den Kickers teilen würden.
Welche Bedeutung hat das morgige Derby für Sie?
Adrion: Wir freuen uns immer auf dieses Derby. Schließlich ist es auch mit Blick auf den Zuschauerzuspruch und auf das mediale Interesse etwas ganz Besonderes. Als Tabellenführer bekommen wir in dieser Woche zudem mehr Aufmerksamkeit. Und das genießen wir.
Wie beurteilen Sie die jüngsten Ereignisse bei den Kickers?
Adrion: Wir schauen sowieso immer auf die Kickers. Ich hoffe, dass sie ihre Turbulenzen in den Griff bekommen – sowohl im administrativen als auch im sportlichen Bereich. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie die Qualifikation für die dritte Liga schaffen.
Sie waren ja selbst mal Trainer auf der Waldau. Was trauen Sie Ihrem ehemaligen Spieler Stefan Minkwitz als Cheftrainer zu?
Adrion: Er wird wissen, was er zu tun hat. Ein neuer Trainer sorgt immer für neue Impulse. Er, der mögliche neue Co-Trainer Alexander Malchow und Manager Joachim Cast waren zu meiner Zeit Führungsspieler. Wir haben bis zum Schluss professionell zusammengearbeitet. Sie sind echte Blaue, die mit Herzblut eine gefestigte Mannschaft formen und das Schiff wieder flott machen können.
Eßlinger Zeitung