Auf der Waldau
Stadionumbau für Blau und Rot
Stuttgart – Von der nächsten Saison an führt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine eingleisige dritte Liga ein. Sollten sich Kickers und die zweite Mannschaft des VfB dafür qualifizieren, brauchen sie eine neue Spielstätte, um die Auflagen zu erfüllen. Deshalb soll das Gazi-Stadion umgebaut werden – und der VfB II nach Degerloch umziehen.
Platz zehn lautet in dieser Saison das große Ziel für viele Fußball-Regionalligisten. Der ist gleichbedeutend mit der Qualifikation für die neue dritte Profiliga, die der DFB von der nächsten Saison an einführt. Doch dieses Ziel stellt nicht nur an die Mannschaften große Herausforderungen, sondern auch an deren Spielstätten. Die Latte liegt hoch: Die Stadien der künftigen Drittligisten müssen mindestens über 10.000 Plätze verfügen, darunter zumindest 2000 Einzelsitzplätze, von denen ein Drittel überdacht sein muss. Dazu kommen Auflagen in Punkto Beleuchtung, Funktionsräume und Medienbereich.
Diese Auflagen erfüllen die Spielstätten beider Stuttgarter Regionalligisten nicht. Besonders das Schlienzstadion, in dem der VfB II antritt, ist untauglich. „Wir bräuchten allein 2000 Schalensitze“, sagt VfB-Sprecher Jens Marschall, „im Schlienzstadion gibt es aber bisher nur knapp 5000 Stehplätze.“ Eine Umrüstung sei zwar theoretisch denkbar, aber in der Praxis viel zu teuer. Auch der Umzug ins benachbarte Gottlieb-Daimler-Stadion sei für die zweite Mannschaft nur in Ausnahmefällen realistisch.
Also hat der VfB beim DFB für den Qualifikationsfall den Umzug ins Gazi-Stadion auf der Waldau angekündigt – die Heimat der Stuttgarter Kickers. Die halten sich mit einer Stellungnahme dazu zurück. Die Vorstellung Blau und Rot unter einem Dach dürfte aber zumindest für Irritationen sorgen.
Doch auch im Gazi-Stadion geht es nicht ohne Umbauten. „Beide Stadien erfüllen die Auflagen nicht“, sagt Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann klipp und klar. Das erst vor einigen Jahren modernisierte frühere Waldau-Stadion verfügt lediglich über 1380 Sitzplätze auf Bänken. Auch Funktionsräume und Medienbereich entsprechen nicht den Anforderungen, die Kapazität mit rund 11.500 dagegen schon.
Die Stadt will sich der Herausforderung stellen. „Stuttgart braucht ein drittligataugliches Stadion“, sagt Eisenmann, „egal, ob sich die Vereine qualifizieren oder nicht.“ Klar sei, dass in das Schlienzstadion nicht investiert werde und sich beide Clubs künftig das Gazi-Stadion teilen sollen. Dort sind einige Umbauten nötig: „Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass wir zwei Varianten prüfen lassen sollten“, so Eisenmann. Die Haupttribüne wird entweder erweitert oder gleich abgerissen und neu gebaut. Kostenschätzungen liegen noch nicht vor.
Die Zeit drängt. Die Auflagen müssen bis Sommer 2008 erfüllt sein, eine Übergangsfrist ermöglicht aber auch eine Fertigstellung bis Sommer 2009. Der Sportausschuss des Gemeinderats soll sich am 9. Oktober mit dem Thema befassen. Nötig sind 170.000 Euro an Planungsmitteln im nächsten Haushalt. Eine erste Planung samt Kostenannahme könnte bis Frühjahr vorliegen, Baubeginn in der Sommerpause 2009 sein.
Kickers und VfB unter einem Dach? Eisenmann kann dem Gedanken mit Blick auf die Diskussion um die Laufbahn im Daimlerstadion zumindest eine scherzhafte Seite abgewinnen: „Das ist doch eine ganz neue Symbiose – und wenigstens der VfB II spielt dann bald in einem reinen Fußballstadion.“
Stuttgarter Nachrichten