Das Sorgenkind Mustafa Parmak

Der Kickers-Profi hat bisher nur 30 Minuten gespielt und sagt: Ich hoffe, die Seuche ist jetzt vorbei

STUTTGART. Mustafa Parmak kommt in dieser Saison einfach nicht in Tritt. Aufgrund diverser Verletzungen weist der Mittelfeldspieler beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers große Fehlzeiten auf. Morgen gegen Kassel will er einen Neuanfang wagen.

Von Joachim Klumpp

„Mustafa Parmak ist am Samstag dabei“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast – und fügt noch rasch hinzu: „Falls nichts mehr dazwischenkommt.“ Das weiß man bei dem 25-Jährigen allerdings nie. Zwar hat er den Abstecher der Mannschaft am Mittwochmorgen in den Hochseilgarten auf der Waldau schadlos überstanden, doch bei Parmak steckt der Teufel im Detail.

Bestes Beispiel war das vergangene Wochenende, als Parmak fest für die Partie bei Bayern München II eingeplant war. Bis er am Samstag mit einer dicken Backe auf dem Trainingsgelände erschien. Zahn-OP, an einen Einsatz am Sonntag war nicht zu denken. Zum wiederholten Male. Allein in dieser Saison hat sich der Mittelfeldspieler mit drei verschiedenen Verletzungen und Krankheiten herumplagen müssen. Am letzten Tag des Trainingslagers zog er sich einen Muskelfaserriss zu, danach warf ihn ein Grippevirus aus der Bahn. Womit sich Parmaks Spielpraxis bis jetzt auf einen Kurzeinsatz gegen Regensburg beschränkt. 30 Minuten lang, zu wenig für seine Ansprüche. „Mit einem fitten Parmak sind wir noch stärker“, sagt der Trainer Peter Zeidler, der weiß, dass Spieler wie Sven Sökler oder der vergangene Woche auf der rechten Außenbahn nominierte Marcus Mann eher Notlösungen sind.

Parmak hat das Potenzial für mehr, sprich für die zweite Liga. „Wir wissen, dass er unter Beobachtung steht“, sagt Joachim Cast. Andererseits bleibt den möglichen Interessenten die Anfälligkeit des Fußballprofis nicht verborgen. Zum Glück für die Kickers. „Wenn er regelmäßig seine Leistung abrufen würde, wäre er wahrscheinlich nicht mehr bei uns“, gibt der Manager zu.

Auch Parmak selbst macht kein Geheimnis daraus, dass es ihn in die zweite Liga zieht. „Zunächst einmal aber muss ich hier mein Potenzial abrufen“, sagt der Türke. Und einen Freibrief gibt es auch für so einen kreativen Kopf wie ihn nicht, das hat Parmak schon erfahren. Ohne die nötigen Trainingseinheiten verzichtet Zeidler lieber auf ihn. „Er braucht eine gewisse Basis.“ Vor allem konditionell. Deshalb wird er am Samstag gegen Hessen Kassel (14 Uhr) zwar im Kader der Kickers stehen, aber nicht in der Startformation. Dennoch betont Zeidler: „Wir stehen voll und ganz hinter ihm.“

Gestern nahm sich der Trainer sein Sorgenkind noch einmal persönlich zur Seite, um ihn mental aufzubauen. „Er braucht diese Unterstützung“, weiß der Pädagoge Zeidler um die Sensibilität des Mittelfeldspielers. Weshalb der Manager nicht ausschließen will, dass die Anfälligkeit – auch vergangene Saison brachte er es lediglich auf 20 Einsätze (davon nur elf über 90 Minuten) – psychischer Natur sein könnte. Der Präsident Dirk Eichelbaum sieht zudem noch Optimierungsmöglichkeiten in Parmaks Lebenswandel, zum Beispiel in der Ernährung. „Körperliche Ursachen können wir jedenfalls ausschließen“, sagt Cast, nachdem der Spieler schon medizinisch von oben bis unten durchgecheckt worden ist. Das Fazit: bei den Blutwerten gab es keine Auffälligkeiten.

Der Manager kennt die Stärken Parmaks: „Er ist der Spieler, der den Unterschied ausmachen und mit seinen Fähigkeiten Spiele entscheiden kann.“ Schließlich ist er schnell, trickreich, dribbelstark und torgefährlich auch bei Standardsituationen. Mit fünf Treffern belegte er vergangene Saison Platz drei der internen Torjägerliste. Jetzt muss Parmak seine Fertigkeiten nur noch konstant abrufen. „Ich will ja auch etwas zum Erfolg der Mannschaft beitragen“, sagt der 25-Jährige, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft.

Die Kickers würden den Kontrakt gerne verlängern, wohl lieber heute als morgen. Parmak zögert noch. Er hofft, dass seine Aktien – also sein Marktwert – steigen. Was auf der Ersatzbank oder im Krankenbett allerdings schlecht geht. „Ich hoffe, die Seuche ist jetzt vorbei“, sagt Parmak.

Stuttgarter Zeitung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.