Der Konkurrenzkampf im Sturm ist eröffnet
Sokol Kacani rettet den Stuttgarter Kickers den Sieg in Pfullendorf und untermauert seinen Anspruch auf einen Stammplatz
PFULLENDORF. „Das Spiel hat viele Wünsche offengelassen“, sagt der Kickers-Trainer Peter Zeidler – trotz des 2:1-Erfolgs in Pfullendorf. Doch immerhin bewies er ein glückliches Händchen, denn der eingewechselte Sokol Kacani machte in der Schlussphase beide Tore.
Von Joachim Klumpp
Die Szene wirkte wie einstudiert: Kopfball Kacani, Tor für die Kickers, kurzer Jubel, dann der Sprint hinüber zur Spielerbank, direkt auf Angelo Vaccaro zu. Zweimal innerhalb von fünf Minuten. Der Matchwinner Sokol Kacani wollte sich auf diese Weise bei seinem verletzten Mitspieler revanchieren. Zum einen verdankte er ihm indirekt überhaupt erst seinen Einsatz, nachdem er in der Vorwoche nicht mal im Kader stand, zum anderen hatte der ihm vor dem Spiel Mut gemacht: „Ich habe ihm gesagt, er wird heute ein Tor machen – oder auch zwei“, sagte Vaccaro nach dem 2:1-Sieg der Stuttgarter Kickers am Samstag in Pfullendorf.
Es waren die beiden Treffer, die dem Spiel die entscheidende, fast nicht mehr für möglich gehaltene Wende gaben, nachdem die Kickers quasi mit dem Pausenpfiff bei einem Konter durch Calamita in Rückstand geraten waren. Dann das alte Bild: unter Druck gesetzt wirkte die Hintermannschaft nervös, das Mittelfeld (mit Ausnahme von Sascha Benda) nicht mehr inspiriert, der erste Sturm mit Beigang und Gambo harmlos. „Es blieben viel Wünsche offen“, gab der Trainer Peter Zeidler zu. Allerdings nicht bei seinen Wechseln. Die passten wie die Faust aufs Auge: Erst kam Tucci, dann Sökler (für den verletzten Steinle), schließlich noch Kacani, der letzte Trumpf. Der stach. Und wie.
Es könnte eine Initialzündung für den Stürmer sein, der im Vorjahr bereits bei den Amateuren auf sich aufmerksam gemacht hat, mit zwölf Toren – und einigen Kurzeinsätzen in der ersten Mannschaft plus dem Treffer gegen Hoffenheim. „Man hat ja heute gesehen, dass er kein Blinder ist“, sagte Vaccaro. Die Floskel aus der Fußballersprache hat in diesem Fall einen ernsthaften Hintergrund. Die Geschichte hinter der Geschichte gewissermaßen. Denn Kacanis Karriere stand vor kurzem am Scheideweg.
Der Stürmer, der über den FC Augsburg und Österreich (Linzer ASK) zu Rot-Weiß Erfurt in die Regionalliga Nord gelang, zog sich Weihnachten 2005 eine Entzündung der Augen zu und konnte nichts mehr sehen. „Ich war blind“, sagt Kacani. Drei Monate lang rätselten die Ärzte, woher die Erkrankung kommt, möglicherweise von einem Zeckenbiss. Glücklicherweise schlugen die Medikamente an, allerdings auch in die falsche Richtung. „Die Antibiotika wirkten sich auf die Leistung negativ aus“, sagt sein Berater Jürgen Schwab, der das Sorgenkind in die schwäbische Heimat nach Winterbach holte, wo seine Spieler auch individuell betreut werden. „Da hat er seine körperlichen Defizite Schritt für Schritt aufgeholt“, sagt der Berater, der einen guten Draht zu den Kickers hat. Also vermittelte er ihn in die zweite Mannschaft, die schon öfter als Sprungbrett diente – Suad Rahmanovic etwa, oder Bastian Bischoff.
Sokol Kacani könnte der Nächste sein. Auch der Trainer Peter Zeidler sagt inzwischen lobend: „Er ist eben ein Goalgetter.“ Davon war das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch schon länger überzeugt, er hält große Stücke auf den 23-Jährigen – und hat wohl auch ein gutes Wort beim Trainer eingelegt. Der Exprofi sagt über den Albaner, der mit einer deutschen Jurastudentin verheiratet ist: „Er spielt unorthodox und unberechenbar, das gefällt mir.“ Da werden auch noch ein paar technische Unfertigkeiten in Kauf genommen. Der Trainer: „Im Training springt der Ball manchmal noch wie eine Flipperkugel, aber daran arbeiten wird.“ Mit Erfolg.
Bei Nico Beigang sieht das anders aus, dem Neuzugang aus Darmstadt war eigentlich die Rolle des Helden zugedacht, doch er konnte sie nicht nutzen. Frei vor dem Tor vergab er die Führung der Kickers. „Eine Schlampigkeit. Vielleicht sieht er jetzt ein, wie wichtig der Schuss mit der Innenseite ist“, sagt Peter Zeidler.
Kelsch ahnt: „Ich muss diese Woche mal mit Beigang sprechen, er braucht jetzt Selbstvertrauen.“ Denn der Konkurrenzkampf im Sturm ist eröffnet. Vaccaro dürfte am Freitag gegen Siegen wieder fit sein und ist gesetzt. Viel spricht dafür, dass der Nebenmann Kacani heißt. Nicht nur, weil die beiden dicke Kumpels sind, sie bräuchten dann beim Torjubel auch nicht mehr bis zur Bank rennen.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Steinle (62. Sökler), Wildersinn, Härter, Stierle – Benda, Ortlieb, Mann, Rodrigues – Gambo (54. Tucci), Beigang (73. Kacani).
Tore: 1:0 Calamita (45.), 1:1 Kacani (80.), 1:2 Kacani (85.).
Stuttgarter Zeitung
Kickers-Joker Kacani sticht
Beim 2:1 in Pfullendorf profitieren die Blauen von ihrer starken Bank
SC Pfullendorf: Hermanutz – Deufel, Kiefer, Lerandy, Zimmermann – Gerster (79. Narr), Flum, Leandro, Isailovic (46. Lucic) – Rogosic (65. Muzliukaj), Calamita.
Kickers: Yelldell – Steinle (62. Sökler), Wildersinn, Härter, Stierle – Benda, Ortlieb, Mann, Rodrigues – Gambo (54. Tucci), Beigang (73. Kacani).
Tore: 1:0 Calamita (45.), 1:1 Kacani (80.), 1:2 Kacani (85.).
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden).
Zuschauer: 1684.
Stuttgart – Mit Glück, Geschick und starken Jokern haben die Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga auch ihr zweites Auswärtsspiel gewonnen. Vor allem Stürmer Sokol Kacani glänzte beim 2:1 (0:1) in Pfullendorf als zweifacher Torschütze.
VON JÜRGEN FREY
Den Sonntagnachmittag genoss der Mann des Tages zusammen mit seiner Frau Anja im Biergarten. Sokol Kacani hatte sich die Auszeit verdient. Mit seinen zwei späten Toren rettete der Stürmer den Blauen drei Punkte. Gerade mal sieben Minuten auf dem Platz, köpfte er eine Flanke des ebenfalls eingewechselten Sven Sökler ins Tor (80.). Fünf Minuten später war der 1,88-m-Mann nach einem Freistoß von Sascha Benda wieder mit dem Kopf zur Stelle. „Wir hatten heute auch richtig Dusel“, sagte der Joker hinterher bescheiden.
Vergangene Woche beim 1:3 gegen Regensburg stand der gebürtige Albaner nicht einmal im Kader. Jetzt bekam der 23-Jährige in der Schlussphase seine Chance – und nutzte sie eindrucksvoll. „Sokol ist ein ungemein fleißiger Stürmer mit Torriecher, dazu unberechenbar, robust, schnell, sprung- und laufstark“, lobt ihn Trainer Peter Zeidler. Das klingt schon ziemlich perfekt, doch der Coach schränkt ein: „An seiner Basistechnik muss er noch arbeiten. Manchmal agiert er auch zu hektisch.“
Kacani hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Mit 14 Jahren war er nach Deutschland gekommen und spielte zunächst für den FC Augsburg. In der A-Jugend trug er für kurze Zeit sogar den Dress von Juventus Turin. Über Blau-Weiß Linz und RW Erfurt landete er im Januar 2006 in der zweiten Mannschaft der Kickers. Mit guten Leistungen arbeitete er sich Schritt für Schritt ins Regionalligateam hoch.
Fast schon eine logische Folge wäre jetzt ein Platz in der Startelf am kommenden Freitag (19 Uhr) im Heimspiel gegen die SF Siegen. „Ich schließe es nicht aus“, sagt Zeidler, der jedoch noch nicht weiß, ob Angelo Vaccaro (Oberschenkelprobleme) wieder zur Verfügung stehen wird. Am morgigen Dienstag beginnt der Stürmer wieder mit dem Lauftraining. Länger ausfallen wird dagegen Moritz Steinle. Der Verteidiger zog sich einen Bänderriss im Sprunggelenk zu. „Man sieht, wir brauchen alle Spieler. Unsere gute Bank kann in dieser Saison den Unterschied ausmachen“, erklärt Zeidler. In Pfullendorf sorgte neben Kacani und Sökler in Marco Tucci auch der dritte Joker für wertvolle Impulse. Weiterer Pluspunkt: Konditionell sind die Blauen topfit. Andererseits gibt es auch noch sehr viel zu tun. Dass das Team in Pfullendorf „in einem nicht sonderlich ansehnlichen Spiel“ (Manager Joachim Cast) nach der Pause für 30 Minuten den Faden verlor, entging dem Trainer nicht: „Wir brauchen noch eine Weile, bis wir stabil sind“, bittet Zeidler um Geduld. Sechs Punkte aus zwei Spielen sind eine gute Basis, sie zu behalten.
Stuttgarter Nachrichten
Sokol Kacani wird zum Matchwinner
Pfullendorf (red) – Nach dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr. Die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers jubelten, als hätten sie die angestrebte Qualifikation für die eingleisige dritte Liga schon in der Tasche. Dabei hatten sie „nur“ beim SC Pfullendorf mit 2:1 (0:1) gewonnen. Die Torfolge erklärt die gute Stimmung jedoch: Bis zur 80. Minute waren die Stuttgarter durch einen Treffer von Marco Calamita (45.) zurückgelegen. Dann wendete der kurz zuvor eingewechselte Sokol Kacani mit zwei Treffern das Blatt (80./85.). „Das sind Erlebnisse, die uns zusammenschweißen“, freute sich Kickers-Trainer Peter Zeidler, während sich sein Gegenüber Michael Feichtenbeiner ärgerte: „Wir haben uns einfach zu dumm angestellt.“
Denn vor allem in der ersten Hälfte waren die Pfullendorfer überlegen, nach der Führung hatten sie mehrfach die Chance, diese auszubauen. „Aber wir haben richtig zulegen können“, fand Zeidler den Erfolg am Ende „glücklich, aber nicht unverdient“. Vor allem bei den Einwechslungen lag der Coach richtig, denn alle drei neuen Akteure gaben entscheidende Impulse. Kacani, eine Woche zuvor nicht einmal im Kader, war am Ende sogar der Matchwinner. „Er hat einen Sprung nach vorne gemacht“, lobte Zeidler den Stürmer.
Der Trainer will den Sieg aber nicht überbewerten. „Wir sind am Anfang unserer Entwicklung und wissen, dass wir noch viel zu tun haben.“ Sechs Punkte aus den ersten drei Spielen sind da kein schlechtes Zwischenergebnis.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter, Stierle – Steinle (62. Sökler), Ortlieb, Mann, Rodrigues – Gambo (54. Tucci), Beigang (73. Kacani).
Eßlinger Zeitung
Erst die Butter, dann das Brot …
PFULLENDORF – Brutaler Rückschlag für den SC Pfullendorf: Stuttgarts Joker Sokol Kacani machte am Samstag-mit zwei Toren in der Schlussphase aus einem 0:1-Rückstand- noch einen 2:1-Auswärtstriumpf für die Kickers.-Kacani nutzte zwei-gravierende Pfullendorfer Abwehrfehler aus.
„Das hatte mit Pech nichts zu tun. Das war dumm und amteurhaft!“ – SCP-Coach Michael Feichtenbeiner ließ seinem Ärger über die Ereignisse in der 80. und 85. Spielminute freien Lauf.- 1:0 hatte Pfullendorf bis dahin durch ein Tor von Marco Calamita in der 45. Minute geführt, da machte Sokol Kacani aus einem fast schon sicher geglaubten Sieg-für den-SCP- noch einen für die Stuttgarter Kickers. Kickers-Coach Peter Zeidler hatte Kacani erst in der- 73. Minute- für die glücklose Sturmspitze Nico Beigang eingewechselt. Was Feichtenbeiner so auf die Palme brachte: Während Beigang in der zweiten Hälfte keinen Stich bekam,–fühlte sich fortan für Kacani-kein Pfullendorfer Innenverteidiger so recht zuständig. Im Gegenteil: Mark Lerandy und Mathias Kiefer hielten zu Kacani-Abstand, als ob dieser mit einer ansteckenden Krankheit infiziert sei. Der 23-jährige Stuttgarter erfreut sich aber bester Gesundheit und- verfügt obendrein über ein exzellentes Kopfballspiel: Die 80. Minute zeigte dies: Ortlieb spielt Sökler auf rechts frei, der sieht, was Kiefer, Lerandy und Deufel nicht- sehen: den völlig freien Kacani am „langen“ Pfosten. Die Flanke kommt-präzise, Kopfball, Tor.
Damit hatte der Stuttgarter den- Pfullendorfern die Butter vom Brot genommen, doch sein Appetit war noch nicht gestillt: Nach einem Eckball von Benda schnappte er sich fünf Minuten später auch noch das Brot: Gänzlich unbedrängt köpfte der Ersatzmann des Ersatzmanns des verletzten Kickers-Sturmführers Vaccaro aus genau fünf Metern einen Benda-Eckball ein – die- SCP-Verteidiger-standen wie erstarrt daneben, schauten nur zu (85.).
Unverständlich aus Pfullendorfer Sicht erschien dieses Abwehrfehlverhalten aus zwei guten Gründen. Erstens: Bereits nach den Spielen gegen Frankfurt und Unterhaching hatte Feichtenbeiner jeweils das Defensivverhalten bei Standardsituationen gerügt und in aller Deutlichkeit erhöhte Aufmerksamkeit in diesen Momenten eingefordert. Zweitens: Bei Standardsituationen gibt es in der Pfullendorfer Defensive-verbindliche -Zuordnungen. Feichtenbeiner: „Mark Lerandy war- zunächst für Beigang zuständig. Wenn dieser dann als Keilstürmer ausgewechselt wird, ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass er-für Kacani zuständig ist, wenn der Beigangs Rolle übernimmt.“
Allerdings, so schien es, hatten auch Feichtenbeiners Wechselspiele auf der zentralen defensiven Mittelfeldposition vor der Abwehr nicht gerade zur Stabilität der SCP-Defensive-beigetragen. Für Kapitän Marco Konrads Ausfall, der diese Rolle normalerweise spielt, -konnte Feichtenbeiner-freilich nichts.- Der routinierte Abräumer hatte sich-wegen einer schmerzhaften Verrenkung eines Halswirbels kurzfristig spielunfähig melden müssen.- Für Konrad durfte-Daniel Isailovic auf der „Sechs“ ran.- Zur Pause blieb Isailovic in der Kabine, weil Feichtenbeiner mit Lucic auf der rechten Außenstürmerposition beim Stand von 1:0 für den SCP – richtigerweise – einen Konterstürmer brachte. Der etwas langsamere Fabian Gerster machte-den Platz im Sturm für den flinken Lucic frei und rückte seinerseits auf die Isailovic-Position. In der 79. Minute beorderte Feichtenbeiner dann Gerster vom Platz und- warf dafür das gerade mal 18-jährige Eigengewächs Wolfgang Narr – hoch talentiert zwar, aber gänzlich unerfahren – ins Feuer vor der Abwehr. „Gerster hat nicht schlecht gespielt, aber er war auch schon besser!“, begründete Feichtenbeiner hinterher, als alle schlauer waren,-seine Entscheidung für den dritten Wechsel in 45 Minuten auf ein- und derselben Position. „Wenn Sie glauben, dass das entscheidendend war, muss ich das auf meine Kappe nehmen“, antwortete der Coach auf-die bohrenden Nachfragen der Presse selbstkritisch. Weshalb letztlich auch immer – in der Schlussphase brach in der SCP-Defensive jedenfalls das kollektive Chaos aus, das in den beiden späten Gegentoren gipfelte.
Hermanutz reagiert super
Gäbe es im Fußball Gerechtigkeit, hätte das Spiel 1:1 unentschieden enden müssen. Die Kickers hatten die erste Halbzeit bestimmt, Pfullendorf – bis kurz vor Schluss – die zweite. Stuttgarts Sturmspitze Nico Beigang hatte nach einem Benda-Traumpass- aus nicht mal besonders spitzem Winkel- das leere Tor vor sich, traf- aus 14 Metern aber nur das Außennetz (23.). In der 41. Minute holte Hermanutz mit einer sensationellen Reaktion einen Beigang-Kopfball aus dem Winkel. Calamita nahm dann- Sekunden vor dem Pausenpfiff ein steiles Flum-Zuspiel sauber mit und schob den Ball auch noch an Yelldell vorbei zur bis dato glücklichen Pfullendorfer 1:0-Führung.
In der zweiten Halbzeit kam Pfullendorf- zu guten Konterchancen. Muzliukay, der für den enttäuschenden Rogosic eingewechselt wurde (65.), sorgte für Belebung und verpasste mit einem Drehschuss aus zehn Metern nur knapp das 2:0 (66.). Auch Calamita hätte für Klarheit sorgen können, doch sein Schlenzer aus 16 Metern flog knapp am Kickers-Kasten vorbei (67.). Pfullendorf- zeigte sich-in dieser Phase-wieder spielerisch stark verbessert, hielt- den Ball gut und kombinierte geschickt.- Doch dann kam Kacani …
Am Samstag-muss der SCP zum SV Elversberg.–Dort wird mit- einer ähnlichen Defensivleistung nichts zu holen sein. Aber auch die Treffsicherheit im Angriff genügt-derzeit noch nicht dem hohen Anspruch, der mit der–Qualifikation für die dritte Liga- formuliert wurde. Am Dienstagabend (19 Uhr) testet der SC Pfullendorf- gegen den Schweizer Zweitligisten FC Winterthur drei- Stürmer, zwei aus dem Jugendinternat von Paris St. Germain und-einen aus der zweiten Liga Australiens. „Down under“ – das ist dieser Tage auch wieder der SCP.
http://www.szon.de/lokales/pfullendorf/sport/200708130541.html
Stimmen zum Spiel
SCP-Spielmacher Leandro:- In der Schlussviertelstunde hat es uns an Konzentration gefehlt. Die beiden Tore waren geschenkt.
SCP-Abwehrspieler Ralf Zimmermann:- Nach der letzten Auswechslung haben wir plötzlich die Ordnung verloren. Die Gegentore, insbesondere das zweite, dürfen nie fallen.
SCP-Torschütze Marco Calamita:- Wie schon am Mittwoch in Unterhaching haben wir auch heute wieder drei Punkte verschenkt. Wir müssen uns vielleicht den Vorwurf gefallen lassen,- dass wir das zweite Tor nicht gemacht haben.
SCP-Stürmer Spetim Muzliukay:- Das Spiel hätten wir gewinnen müssen. Leider haben wir hinten zwei Stellungsfehler gemacht.
SCP-Coach Michael Feichtenbeiner:- In der ersten Halbzeit hatten wir zwei Mal Glück, beziehungsweise einen guten Torwart. In der zweiten Hälfte hätten wir das zweite Tor machen müssen. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte ich eigentlich nicht mehr das Gefühl, dass die Kickers treffen könnten. Wie wir das Spiel dann doch noch aus der Hand gegeben haben, war schlichtweg dumm und amateurhaft.- Zumal wir diese Fehler nicht zum ersten Mal gemacht haben. Für den Kickers-Torschützen Kacani war bei Standardsituationen Lerandy zuständig. Er hatte erst Beigang-als Gegenspieler. Und wenn der als Keilstürmer ausgewechselt wird und Kacani dessen Rolle übernimmt, dann ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass derselbe Abwehrspieler diesen Mann übernimmt.
Kickers-Coach Peter Zeidler: Wir hatten in der Endphase zwar Glück, doch geklaut haben wir diesen Sieg auch nicht. Schließlich hatten wir in der ersten Halbzeit durch Beigang zwei exzellente Chancen und hätten da schon in Führung gehen müssen. Pfullendorf war insgesamt vielleicht etwas aggressiver als wir. Kacani war letzte Woche noch nicht mal im Kader. Und heute kam er spät, aber nicht zu spät. (ok)
1:2 – Hängende Köpfe im Linzgau
VON JüRGEN WITT
Die Enttäuschung in Pfullendorf ist groß, der gute Saisonstart wieder halbwegs passé. Die Elf von Michael Feichtenbeiner lag bis zehn Minuten vor Ultimo durch Marco Calamitas Konterschlag vorn, verpatzte dann aber ihr Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers durch zwei überaus krasse Abwehrschnitzer.
FußballRegionalligaSC PfullendorfStuttgarter Kickers1:2 (1:0) Der Sportclub-Vorsitzende Manfred Walk wollte nach Spielende für sich alleine sein. „Ich bin total enttäuscht, weil nicht die bessere Mannschaft gewonnen hat“, sinnierte er über die ärgerlichen Kardinalfehler einer zum Schluss nicht mehr im Bilde befindlichen SCP-Abwehr, die in bitterer Konsequenz zu Dankeschön-Bällen siegreicher Stuttgarter Kickers-Angreifer avancierten.
Doch schlechter waren die gelb-blau gewandeten Gäste auf keinen Fall. Allerdings einigte sich die Fachwelt auch darüber, dass die Stuttgarter Kickers längst nicht mehr zu jenen Schwergewichten wie im Vorjahr zählen – Pfullendorfs Trainer Michael Feichtenbeiner hatte sie im Vorfeld gar zu den Titelanwärtern in der Regionalliga Süd auserkoren.
Fast 1700 Besucher fanden den Weg in die Alno-Arena und sie sahen eine kurzweilige Partie. Feichtenbeiner musste gegenüber dem Spiel bei der SpVgg Unterhaching einige Umstellungen vornehmen. So rückte Daniel Isailovic zentral defensiv vor die Abwehr für den verletzten Kapitän Marco Konrad (verrenkter Halswirbel) in die Startelf, Christian Deufel übernahm von Michael Falkenmayer (Adduktorenverletzung) den rechten Abwehrpart und Fabian Gerster beackerte anstelle von Ivica Lucic in defensiverer Ausrichtung das rechte Mittelfeld.
Pfullendorf suchte sein Heil über die kämpferische Schiene. Die Kickers zeigten den gefälligeren Spielaufbau und bereiteten den Linzgauern mit ihren schnell vorgetragenen Angriffen erhebliche Probleme. SCP-Torhüter Ralf Hermanutz musste schon nach 15 Minuten auf der Hut sein, als Dominique Rodrigues über den linken Flügel den kurzen Pfosten anvisierte. Mit beiden Fäusten wehrte der Keeper einen Schuss von Nico Beigang ab (17.) und er fischte mit einer Prachtparade dessen hochkarätigen Kopfball aus dem Winkel (44.). Zudem stand ihm Fortuna bei, als er von Beigang bereits ausgespielt war und dieser nach 21 Minuten mit falscher Schusstechnik nur das Außennetz traf.
Unmittelbar vor dem Pausengong setzte es die kalte Kickers-Dusche: Ein blitzsauberer, über Johannes Flum eingeläuteter Konterschlag brachte den abdüsenden Marco Calamita auf den Plan, der das Leder zur bis dato schmeichelhaften Pfullendorfer Führung ins lange Eck feuerte. „Das war eine psychologisch schwierige Situation für uns“, bekannte Kickers-Coach Peter Zeidler. Und es schien so, als habe der dominanter werdende SCP die Degerlocher nunmehr voll im Griff.
Zwar ließ Lucic, in der Pause für Isailovic gekommen, von seinen gefürchteten Flankenläufen partout nichts sehen. Mehr Betrieb machte da der für den farblosen Neno Rogosic eingetauschte, quirlige Spetim Muzliukaj, dessen Drehschuss nach Calamatias Zuspiel haarscharf am langen Eck vorbeistrich (66.). Gleich darauf hatte Calamita nach einer Freistoßvorlage von Leandro an der Strafraumgrenze freie Bahn, doch sein Visier war nicht präzise genug eingestellt und das mögliche 2:0 somit vertan. Obgleich SCP-Trainer Feichtenbeiner die Ermüdungserscheinungen bei einigen seiner Akteure nicht entgangen waren, glaubte er nicht mehr, dass in der Defensive noch etwas anbrennen könne.
Ein klarer Fall von denkste. Denn sein Studienkollege Zeidler brachte noch zwei Trümpfe, die sehr effektiv stachen. Da diente Sven Sökler als frischer Impuls- und Vorlagengeber für den just eingewechselten Sokol Kacani, der völlig freistehend am linken Pfosten zum 1:1 einköpfen durfte (80.). Dann wuchtete Kacani eine scharfe Eckballeingabe von Sascha Benda zur Freude der 180 leicht mürrisch gewordenen Kickers-Fans ins Netz (85.). „So frei im Fünfmeterraum jemanden köpfen zu lassen, das ist eine Dummheit, das ist amateurhaft“, schalt Feichtenbeiner die grobe Nachlässigkeiten seiner Deckung, die binnen fünf Minuten den Knockout bekam. Pfullendorfs Fußball-Lehrer räumte zwar ein, für den Torschützen explizit keine Zuteilung vorgenommen zu haben, doch letztlich hätte Mark Lerandy – er stellte Bashirou Gambo bis zu dessen Auswechslung (54.) kalt – den hochgewachsenen Angreifer übernehmen müssen.
Während sich die nachrückenden Spieler am Dienstag, 19 Uhr, beim FC Winterthur im Test beweisen dürfen, bleibt dem Regionalligisten bis Samstag Zeit, um wieder mehr Abwehrstabilität zu erlangen. Dann geht’s zu den Elversbergern, die denkbar schlecht aus den Startlöchern gekommen, alles andere als ein bequemer Gegner sind.