Marcel Rapp, der neue Innenverteidiger der Stuttgarter Kickers, sitzt bis jetzt meist auf der Bank
STUTTGART. Marcel Rapp trifft mit den Kickers in der Fußball-Regionalliga morgen auf seinen Exverein SC Pfullendorf. Fünf Jahre lang war er dort Stammspieler. Ein Ziel, das der 28-Jährige in Stuttgart noch erreichen muss.
Von Joachim Klumpp
Als Pfullendorfs Trainer Michael Feichtenbeiner am vergangenen Samstag auf der Tribüne des Gazistadions beim Spiel Stuttgarter Kickers gegen Regensburg saß, hätte er fast feuchte Augen bekommen. Was weniger mit dem Geschehen auf dem Rasen zusammenhing als vielmehr mit der Tatsache, dass Marcel Rapp erst einmal nur auf der Bank saß. „Damit musste er bei dem Kader der Kickers rechnen“, sagte Feichtenbeiner. „Bei uns war er, neben Marco Konrad, der Führungsspieler der Mannschaft schlechthin.“
Bei den Kickers ist das anders. Zum Auftakt in Ingolstadt saß der 28-Jährige 90 Minuten auf der Bank, gegen Regensburg wurde er immerhin zur Pause eingewechselt, nach dem Gesetz der Serie müsste er morgen in Pfullendorf also von Anfang an spielen. Ausgeschlossen ist das nach der 1:3-Niederlage vom vergangenen Samstag nicht. „Natürlich bin ich mit der Erwartung gekommen, hier zu spielen, und dafür werde ich alles tun.“ Aber letztlich entscheidet der Trainer. Peter Zeidler eben, der sagt: „Marcel Rapp ist einer unserer Härtefälle, aber sicher wird er noch zu seinen Einsätzen kommen.“
Schließlich haben die Kickers für die Innenverteidigung bewusst einen Spieler im besten Fußballeralter gesucht – und gefunden. Der Manager Joachim Cast sagt: „Er hat bei Pfullendorf bewiesen, dass er ein sehr guter Regionalligaspieler ist.“ In fünf Jahren hat er es so auf gut 150 Einsätze gebracht. „Mit der Situation bei den Kickers muss ich jetzt eben so gut wie möglich zurechtkommen“, sagt Rapp, der sich dennoch voll integriert fühlt. Dass er und die anderen Neuzugänge wie Ortlieb, Mann oder Beigang vergangenen Samstag als Letzte zum Essen kamen, sei reiner Zufall gewesen. Kein Grund zur Sorge: „Die mannschaftliche Geschlossenheit stimmt, aber so etwa muss auch wachsen.“
Auf dem Platz wirkt Marcel Rapp jedenfalls extrovertierter als ein Jens Härter, der Kapitän. „Das ist meine Art zu spielen“, sagt Rapp, „ich versuche konstruktiv zu helfen.“ Schließlich sieht man von hinten das Spiel aus einem ganz anderen Blickwinkel und kann somit mehr korrigieren. Gegen Regensburg ohne entsprechenden Erfolg. „Da habe auch ich nicht meine normale Leistung gebracht“ sagt Rapp selbstkritisch. Was ganz im Sinne des Managers ist: „Ich denke, er passt charakterlich gut zu uns“, sagt Cast über den Neuzugang, der aus Pforzheim stammt, aber in Degerloch lebt. Die tägliche Hatz auf der Autobahn will er sich nicht antun. Aus gutem Grund. „Wenn man schon gestresst ins Training kommt, ist die Verletzungsgefahr größer“, sagt Rapp, der einst beim Karlsruher SC groß geworden ist. Den Schritt zu den Kickers sieht er als logische Folge, „wenn man sich weiterentwickeln möchte“. Hier sei alles professioneller als in Pfullendorf: die Geschäftsstelle, das Management, das Stadion. Rapp: „Natürlich spielt man lieber vor viertausend Zuschauern als vor tausend.“ Außerdem sieht er bei den Kickers die besseren Chancen, die dritten Liga zu erreichen.
Pfullendorf war im Vorjahr immerhin Siebter – und damit so etwas wie die Überraschung der Saison, doch der Aderlass im Sommer war enorm. Außer Rapp haben noch weitere Stammspieler den Verein verlassen. Und selbst bei der Suche nach Ersatz waren die Kickers ein Konkurrent. Denn deren Neuzugänge Marcus Mann und Nico Beigang hatte Feichtenbeiner ebenfalls auf seiner Liste. Doch der Pfullendorfer Trainer ist Realist: „Wenn ein Spieler zwischen den Kickers und uns wählen kann, wird er sich immer für die Kickers entscheiden.“ Auch wenn ihm dort im Zweifel der Platz auf der Bank droht.
Stuttgarter Zeitung