Presse zum 4:2 Erfolg gegen Dortmund

4:2 – Kickers gelingt Generalprobe
 
Trotz des Sieges gegen Dortmund besteht kein Grund zur Euphorie vor dem Regionalligastart
 
STUTTGART (ump). Die Spieler von Borussia Dortmund haben es gestern Abend sehr eilig gehabt, aus dem Gazistadion in Degerloch wegzukommen. Was zum einen mit dem eng gesetzten Zeitplan bis zum Abflug ihrer Chartermaschine zu tun hatte, zum anderen mit der 2:4-(2:2-)Niederlage beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Trotz dieser gelungenen Generalprobe im Hinblick auf den Saisonstart am Freitag beim FC Ingolstadt sagte der Kickers-Trainer Peter Zeidler: „Die Gefahr, dass bei uns jemand abhebt, besteht nicht.“ Und der Manager Joachim Cast fügte hinzu: „So ein Ergebnis ist besser, als wenn man eine Klatsche kriegt.“

Danach sah es allenfalls beim 0:1 nach vier Minuten durch Buckley aus. Doch die Antwort der Kickers folgte prompt – im Doppelpack durch Angelo Vaccaro. Erst verlängerte er einen Freistoß (11.) von Benda zum Ausgleich (Zeidler: „Das haben wir im Training geübt“), dann schob er nach einer schönen Kombination über Rodrigues und Gambo zum 2:1 (11.) ein. Etliche gute Chancen des Erstligisten vereitelte der Schlussmann Yelldell, der jedoch vor dem Ausgleich durch Tinga (38.) den Ball abklatschen ließ.

Nach der Pause wechselten die Kickers, wie angekündigt, komplett durch, doch das tat dem Spiel nur kurz einen Abbruch. Auch der zweite Anzug saß. Sökler (75.) und Deigendesch (83.) mit zwei Distanzschüssen machten in der Schlussphase den Sieg perfekt, sodass Dortmunds Trainer Thomas Doll anerkennen musste: „Das haben die Kickers richtig gut gemacht.“ Die 4210 Zuschauer jedenfalls waren auf ihre Kosten gekommen, die Kickers nicht ganz. Nach Abzug der Fahrtkosten dürfte der Erlös bei knapp 25 000 Euro liegen, dennoch sagte Peter Zeidler: „Das Spiel war eine gute Werbung für uns.“

Tore: 0:1 Buckley (4.), 1:1 Vaccaro (7.), 2:1 Vaccaro (11.), 2:2 Tinga (38.), 3:2 Sökler (75.), 4:2 Deigendesch (83.).

Stuttgarter Zeitung

Kickers-Motto: Bloß nicht abheben
 
4:2 gegen Borussia Dortmund – Blaue tanken vor Ligastart Selbstvertrauen
 
Stuttgart – Vor dem Regionalliga-Auftakt in Ingolstadt am Freitag (19.30 Uhr) haben die Stuttgarter Kickers mächtig Selbstvertrauen getankt. Im letzten Härtetest besiegten sie am Dienstag Bundesligist Borussia Dortmund mit 4:2 (2:2). Der unerwartete Erfolg kam nicht jedem Blauen entgegen.

VON JÜRGEN FREY

Vor zwei Tagen hat Borussia Dortmund den Champions-League-Teilnehmer AS Rom 4:0 vom Platz gefegt – am Dienstagabend fand der BVB in den Kickers seinen Meister. Es gab Zeiten, da hätte dieser Zahlenvergleich ganz Degerloch in einen Rausch versetzt. Diesmal blieben die Blauen nüchtern und bescheiden. Klar, sie freuten sich natürlich über den Erfolg und 25 000 Euro Gewinn, aber sie waren auch sichtlich bemüht, das Ergebnis richtig einzuordnen. Es war ein Test gegen einen müden Gegner. Das Motto auf der Waldau: Bloß nicht abheben.

„Das hat Spaß gemacht, wir haben verdient gewonnen. Das bringt jeden Spieler einen Schritt weiter“, freute sich Kickers-Manager Achim Cast – er versprach aber im nächsten Atemzug: „Wir bewerten das nicht über – in der Truppe hebt keiner ab.“ Beim Trainer muss er sich in dieser Hinsicht ohnehin keine Gedanken machen. Im Gegenteil. Peter Zeidler übte Kritik: „In der ersten Halbzeit sind wir phasenweise im Kreis gelaufen. Einigen war schwindlig.“ In der Tat, jedes Mal, wenn Dortmund schnell kombinierte, taten sich Lücken in der Kickers-Abwehr auf. Doch erstens war dies an diesem Abend nur selten der Fall, und zweitens setzten die Kickers eine tolle kämpferische und läuferische Leistung entgegen. Vor 4210 Zuschauern im Gazistadion ging der BVB durch Delron Buckley in Führung (3.). Die Blauen schlugen doppelt zurück – durch Angelo Vaccaro (7./11.). Tinga erzielte das 2:2, doch Sven Sökler (75.) und Benedikt Deigendesch (83.) sorgten für den Kickers-Sieg. Bemerkenswert: Zur Pause wechselte Zeidler elf neue Spieler ein. Doch die zweite Garde schlug sich ebenfalls wacker.

Vacarro, der Mann des Tages, reihte sich nahtlos in die Riege der Bescheidenen ein: „Gegen einen Bundesligisten ist es einfacher. Die Jungs stehen nicht hinten drin. Zweimal zu treffen war schön, aber es sind unwichtige Tore. Wichtig ist die Meisterschaft – und da muss ich am Freitag in Ingolstadt erfolgreich sein.“ BVB-Trainer Thomas Doll wollte das Spiel „nicht überbewerten“. Doch so langsam entwickeln sich die Kickers zu seinem persönlichen Albtraum. Die 3:4-Niederlage gegen die Blauen im DFB-Pokal in der vergangenen Saison war der Anfang von seinem Ende als Trainer des Hamburger SV.

Doch auch der verletzte Kickers-Spieler Mustafa Parmak blickt nicht gerne aufs HSV-Spiel zurück: „Danach ging es bei uns ebenfalls bergab. Deshalb wäre es mir lieber gewesen, wir hätten jetzt 2:4 verloren statt gewonnen.“ Seine Sorge ist vielleicht unberechtigt. Schließlich üben sich die Blauen diesmal vorbildlich in Zurückhaltung.

Stuttgarter Nachrichten

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