StZ: Kickers mit Kanyuk – wie lange noch?

Der Mittelfeldspieler und der neue Trainer Peter Zeidler wollen sich zum Trainingsauftakt aussprechen

Heute um 10 Uhr bittet Peter Zeidler zum ersten Training beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Der neue Coach kann alle Spieler begrüßen: 24 Mann, darunter auch Laszlo Kanyuk, der zwar die Freigabe für einen Wechsel besitzt, aber sagt: „Ich möchte mich hier durchbeißen.“

Von Joachim Klumpp

Vergangene Woche hatte Laszlo Kanyuk einen Termin beim Zahnarzt. Doch der Spieler der Stuttgart Kickers konnte rasch Entwarnung geben. „Halb so wild, alles in Ordnung.“ Das hätte gerade noch gefehlt, dass der 28-Jährige pünktlich zum Trainingsauftakt mit insgesamt 24 Spielern (darunter dem A-Jugendlichen Leist) heute Vormittag in Degerloch fehlt. Schließlich hat Kanyuk ein Seuchenjahr hinter sich, gepflastert mit Verletzungen und Enttäuschungen.

Lediglich 15 Spiele bestritt Kanyuk, schlimmer noch: davon gerade zwei über die vollen 90 Minuten; nur ein Treffer steht zu Buche ebenso wie eine Vorlage, sodass der im vergangenen Sommer als Hoffnungsträger von Kickers Offenbach geholte Mittelfeldspieler einstweilen mit dem Ruf des Fehleinkaufs leben muss. Doch das will er nicht auf sich sitzen lassen. „Ich möchte in der neuen Saison zeigen, dass es auch anders geht.“

Bei den Kickers. Zwar hat der Mittelfeldspieler vom Verein die Zusage – ursprünglich gegen eine Ablösesumme – wechseln zu können, doch das ist von seiner Seite aus kein Thema mehr. Es gab Anfragen von den beiden Regionalliga-Aufsteigern SV Sandhausen und FSV Frankfurt, aber die haben sich zerschlagen. Warum? Kanyuk, der bei den Kickers eher zu den Spitzenverdienern zählt, obwohl er nach seinem Wechsel aus der zweiten Liga finanziell Abstriche gemacht hatte, kann nur rätseln: „Ich habe jetzt wohl etwas den Ruf, verletzungsanfällig zu sein.“

Dabei war Kanyuk über weite Strecken der Rückrunde fit, doch da hat der Trainer Robin Dutt schon nicht mehr auf das Sorgenkind gesetzt. Hängen lassen hat sich der Spieler aber nicht. Im Gegenteil, er bestritt sogar auf eigenen Wunsch einige Partien in der zweiten (Oberliga-)Mannschaft: „Jetzt will ich erst einmal die Vorbereitung gut überstehen und dann nochmal angreifen.“

Sofern ihn der Trainer lässt. Der neue Coach Peter Zeidler kennt Kanyuk aus gemeinsamen vergangenen Tagen beim Ligarivalen VfR Aalen, was in diesem Fall nicht unbedingt ein Vorteil sein muss. Das Verhältnis? Geschäftsmäßig neutral, so scheint es. Offiziell soll der Spieler seine Chance bekommen, auch wenn Zeidler wohl eine mögliche personelle Alternative vorziehen würde. Dabei weiß Kanyuk aus Erfahrung nur zu gut: „Das Vertrauen des Trainers ist für einen Spieler natürlich sehr wichtig“, sagt der gebürtige Ungar, der in den insgesamt 614 Einsatzminuten bei den Kickers (zum Beispiel beim denkwürdigen Pokalerfolg gegen den Hamburger SV) immer mal wieder sein Potenzial aufblitzen ließ.

Laszlo Kanyuk ist jedenfalls alles andere als ein Alibikicker, sondern ein Spieler, der im offensiven Mittelfeld auch mal den riskanten Pass spielt, das Außergewöhnliche wagt. „Aber er setzt sich selbst zu sehr unter Druck“, sagt sein alter (neuer) Trainer Peter Zeidler. Der wird voraussichtlich heute schon vor dem Trainingsauftakt das Gespräch mit ihm suchen, um die weitere Zukunft abzuklären. Und der Präsident Dirk Eichelbaum gibt zu: „Die Sache mit Kanyuk ist noch die einzige Personalie, die mir etwas Sorgen bereitet.“ Dabei besteht objektiv kein Grund dazu, selbst das für den Sport zuständige Präsidiumsmitglied Walter Kelsch attestiert dem Spieler „vorbildliches Verhalten“ – zuletzt leider nur außerhalb des Platzes.

Ob ihm das nutzt? Eine zweite Chance verdient hätte Laszlo Kanyuk allemal.

Stuttgarter Zeitung

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