Eine Ära neigt sich dem Ende zu
Robin Dutts letztes Heimspiel
STUTTGART (ump). Die Saison in der Fußball-Regionalliga ist zwar noch nicht zu Ende, doch beim Spiel der Stuttgarter Kickers gegen Hoffenheim (morgen, 14 Uhr) wird der Trainer Robin Dutt offiziell verabschiedet: „Da kommt schon ein wenig Wehmut auf.“
Wenn morgen die Stuttgarter Kickers auf die TSG Hoffenheim treffen, gibt es eine Mischung aus Abschiedsschmerz und Wiedersehensfreude. Der Trainer Robin Dutt wird zum letzten Mal bei einem Heimspiel auf der Bank Platz nehmen, ehe er im Sommer zum SC Freiburg wechselt. Der hat gestern seinen Manager Andreas Bornemann entlassen, weil er sich mit Dutt nicht verstand, und durch Dirk Duffner (zuletzt 1860 München) ersetzt. Mit einem Kommentar zu seinem künftigen Arbeitgeber hält sich der 42-Jährige wie gewohnt zurück, für ihn zählt zunächst nur Hoffenheim: „Ich brauche keine Blumen und keine großen Geschenke. Ein Sieg würde mir schon genügen.“ Schließlich hat Dutt das Saisonziel (Platz sechs) nicht aus den Augen verloren, „es wäre ein schöner Abschluss nach fünf Jahren Kickers“. Zunächst als Amateurtrainer, von 1. November 2003 an dann als Chefcoach, wobei der erste Sieg gegen den FC Augsburg (mit Armin Veh übrigens) „im Nachhinein mein schönster war“.
Gegen Hoffenheim gibt es genug Motivation, nicht zuletzt das Wiedersehen mit dem ehemaligen Torjäger Mirnes Mesic. Der Stürmer wechselte bekanntlich in der Winterpause Hals über Kopf zum Aufsteiger Hoffenheim – und hat dies nicht bereut. „Viele haben zwar gesagt, mit mir wäre es bei den Kickers besser gelaufen, aber das glaube ich nicht.“ Warum? „Wir waren zwar in der Stammelf gut besetzt, aber dahinter taten sich doch Lücken auf“, sagt Mesic, der sich bei Hoffenheim unter Ralf Rangnick auf Anhieb einen Stammplatz gesichert hat, wobei er am vergangenen Wochenende wegen einer Sperre pausieren musste. „Jetzt bin ich wieder dabei“, sagt Mesic. Denn es gibt keine Klausel, dass er gegen seinen Exklub nicht spielen darf. Immerhin bekamen die Kickers alles in allem rund 200 000 Euro Ablöse.
Zumindest finanziell hat sich das Geschäft gelohnt. Dazu steht der Präsident Dirk Eichelbaum, „auch wenn uns der Wechsel sportlich sicher den Zahn gezogen hat“, wie er gestern im Vorfeld der Partie betonte. Und auch der scheidende Trainer sieht die Abgänge des Sturmduos Okpala und Mesic im Nachhinein als Knackpunkt. „Von da an war klar, dass das Gesamtpaket nicht stimmt.“
Also steht die Rückrunde in dieser Saison mehr unter dem Zeichen der Ausbildung junger Spieler, sicher eine große Stärke des scheidenden Trainers. Quasi symbolisch plant Robin Dutt in der Partie gegen Hoffenheim (in der die gesperrten Akcay und Hartmann fehlen) das Debüt von Dominique Rodriguez, „der es in der Regionalliga packen kann“. Und vielleicht sogar muss. Denn Eichelbaum betont trotz diverser Neuzugänge: „In der nächsten Saison müssen wieder zwei junge Spieler den Sprung schaffen. Diese Philosophie vertreten wir weiter.“ Auch ohne den Mentor Robin Dutt.
Die Stuttgarter Kickers treten am Pfingstsonntag zu einem Benefizspiel beim TB Ruit an. Die Aktion des Fußball-Regionalligisten kommt dem früheren Jugendleiter Antonio Cinquina zugute, der seit einem Herzinfarkt im Koma liegt und von seiner Frau und den drei Kindern betreut wird. Die Partie in den Talwiesen beginnt um 17 Uhr, bereits um 14 Uhr treffen die beiden B-Jugend-Mannschaften der Vereine aufeinander. Zu den Einnahmen kommt auch der Erlös einer Tombola.
NACHGEFRAGT MIRNES MESIC, STüRMER DER TSG HOFFENHEIM
„Ich habe meine letzte Chance genutzt“
Der 29-Jährige freut sich auf das Wiedersehen mit den Stuttgarter Kickers
Hoffenheim – Die Aufregung war groß, als Stürmer Mirnes Mesic in der Winterpause von den Regionalliga-Fußballern der Stuttgarter Kickers zum Liga-Konkurrenten TSG Hoffenheim wechselte. Denn beide Mannschaften kämpften noch um den Aufstieg in die zweite Liga und in Mesic verloren die Kickers ihren besten Spieler. Mittlerweile haben die Hoffenheimer den Aufstieg sicher, die Stuttgarter haben ihn deutlich verpasst und morgen (14 Uhr) treffen beide Mannschaften aufeinandern. „Mit ein paar Pfiffen werde ich mich schon abfinden müssen“, sagt der 29-Jährige im Gespräch mit Sigor Paesler.
Sie wollten unbedingt in die zweite Liga, das haben sie jetzt mit der TSG Hoffenheim geschafft – Gratulation.
Mesic: Es ist ein super Gefühl. Als ich in der Winterpause gewechselt bin, war ich mir ziemlich sicher, dass es in Hoffenheim mit dem Aufstieg klappen würde. In Stuttgart habe ich diese Chance nicht mehr so gesehen. Ich war überrascht, dass mich die Kickers in der Winterpause gehen ließen. Aber jetzt bin ich überglücklich, denn es war immer mein Traum, in der zweiten Liga zu spielen.
Sie waren mit dem Ziel in die Saison gestartet, mit den Stuttgarter Kickers den Aufstieg zu schaffen. Jetzt haben Sie mit den Hoffenheimern gefeiert. Fühlt sich das nicht auch irgendwie komisch an?
Mesic: Es ist schon irgendwie traurig, vor allem, weil ich mich bei den Kickers in den dreieinhalb Jahre sehr wohl gefühlt habe. Es sind dort super Fans und ich wäre gerne mit der Mannschaft in die zweite Liga aufgestiegen. Aber nachdem ich vorher einige Angebote ausgeschlagen habe, weil ich eigentlich nie weg wollte, habe ich nun mit fast 30 Jahren meine vielleicht letzte Chance genutzt.
Mit welchen Gefühlen sehen Sie dem Spiel gegen Ihre ehemaligen Kameraden entgegen?
Mesic: Ich freue mich darauf, die alten Kumpels wieder zu treffen. Ich denke, dass die Fans nicht so positiv reagieren werden, weil ich zu einem direkten Konkurrenten gewechselt bin. Mit ein paar Pfiffen werde ich mich schon abfinden müssen – aber ich freue mich auf das Spiel.
Wie froh sind Sie, dass es in der Begegnung sportlich um nichts mehr geht?
Mesic: Sehr. Ich habe schon direkt nach meinem Wechsel zu den Mitspielern in Hoffenheim gesagt: Hoffentlich kommt es nicht auf das Spiel bei den Kickers an.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung und die Perspektiven der Kickers?
Mesic: Es war eine schwierige Saison für die Kickers mit dem Ärger um Christian Okpala, meinem Wechsel, dem Rücktritt von Präsident Hans Kullen und dem bevorstehenden Weggang von Trainer Robin Dutt. Es war viel Theater im Verein und so wurde es für die Mannschaft natürlich sehr schwer, den Aufstieg zu schaffen. Ich glaube auch, dass es in der nächsten Runde nicht leicht wird, die Qualifikation zur dritten Liga zu schaffen. Aber in Stürmer Nico Beigang haben sie schonmal einen guten Mann geholt.
Sie haben sich in Hoffenheim erstaunlich schnell zurecht gefunden und sind Stammspieler geworden.
Mesic: Fünf Tore in zehn Spielen – das ist fast eine Quote wie davor bei den Kickers. Einen Tag nach dem Wechsel ging es ja schon ins Trainingslager und da haben mich die neuen Mitspieler klasse aufgenommen. Ich bin der Mannschaft dankbar und fühle mich hier sehr wohl.
Wie wird sich die TSG in der zweiten Liga behaupten?
Mesic: Das ist schwer zu sagen. Wir werden uns schon verstärken müssen. Aber ich freue mich jetzt einfach auf die zweite Liga.
Die TSG Hoffenheim hat große Ambitionen. Wann spielen sie mit dem Verein in der Bundesliga?
Mesic (lacht): Jetzt müssen wir erst einmal schauen, dass wir in der zweiten Liga bleiben. Die Saison wird knallhart. Über alles andere mache ich mir noch keine Gedanken.
Eßlinger Zeitung