„Der Druck ist weg“

Die Stuttgarter Kickers atmen nach ersehntem Sieg gegen München auf und konzentrieren sich wieder auf ihr Saisonziel

Von Beate Wockenfuß

Stuttgart – Als am Freitagabend im Gazi-Stadion noch zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, tobte die Bank bei Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers. Schließlich sehnte man dort den Schlusspfiff schon seit der 76. Minute herbei, als Mittelfeldspieler Mustafa Parmak mit einem direkt verwandelten Freistoß zum 1:0 die Torflaute seines Teams beendet hatte. Nach weiteren 120 bangen Sekunden war die keineswegs berauschende Partie gegen den TSV 1860 München II endlich vorbei, der erste Heimsieg seit dem 10. Dezember 2006 perfekt und die Erleichterung deutlich spürbar.

Trainer Robin Dutt reckte die Fäuste, Mannschaft und Fans verfielen bei der Ehrenrunde in einen kollektiven Freudentaumel und der Torschütze wurde ringsum geherzt. „Jetzt haben wir uns in der Tabelle wieder ein bisschen Luft verschafft und können die restlichen Spiele beruhigter angehen“, freute sich Parmak über den Befreiungsschlag, der die Kickers letztlich auf den fünften Platz brachte. Während Manager Joachim Cast die „absolut konzentrierte und engagierte Leistung“ der Spieler lobte, blieb Präsident Dirk Eichelbaum nüchterner. „Es war sicher kein gutes Spiel, aber es war enorm wichtig, dass wir es gewonnen haben“, meinte er mit Blick auf die kontinuierliche Tabellen-Talfahrt in den vergangenen Wochen: „Der Druck, dass wir nach unten durchgereicht werden, ist weg.“ Wurde das Abstiegsgespenst nun endgültig verjagt? „45 Punkte reichen“, glaubt Eichelbaum, betont aber: „Den Abstieg zu vermeiden, war nicht unser primäres Ziel.“

Der Blick der Stuttgarter geht jetzt also wieder ausschließlich nach oben. „Wir hatten ein klares Saisonziel formuliert“, erinnert Robin Dutt. Irgendwo zwischen Rang eins und sechs wollte sich die Mannschaft am Ende einreihen. Nachdem der erhoffte Aufstieg relativ schnell nach der Winterpause abgehakt werden musste, gilt es nun, den wiedergewonnenen Platz im hart umkämpften oberen Drittel zu verteidigen. „Und dieses Ziel werden wir mit aller Konsequenz verfolgen“, macht der Coach deutlich. Er will an seiner Formation festhalten, also auch an jenen Spielern, denen schon seit Wochen die Durchschlagskraft fehlt. Personelle Experimente kommen in den verbleibenden drei Saisonspielen für den 42-Jährigen nicht in Frage.

Im Hintergrund basteln Cast und der neue Trainer Peter Zeidler, der den Sieg gegen die „Löwen“ auf der Tribüne verfolgte, derweil an jener Mannschaft, die in der kommenden Saison die Qualifikation für die neue dritte Liga schaffen soll. Viele Verträge sind bereits verlängert, einige Gespräche stehen noch an, unter anderem mit Marco Wildersinn und Thomas Weller. Auch mit Neuzugängen sei man bereits auf Annäherungskurs, berichtet Cast, ohne jedoch Namen zu nennen. Zeidler wird da schon etwas konkreter und nennt zumindest eine Zahl: „Vier Neue holen wir sicher.“

Bestmöglich verabschieden

Bedarf herrscht besonders in der Verteidigung, nachdem Manuel Hartmanns Abgang sicher ist. „Ihn hätte ich gerne behalten“, sagt Zeidler. Hartmann hat sich indes noch immer nicht geäußert, für welchen Verein er ab Sommer seine Fußballschuhe schnüren wird. Die letzten Spieltage in der zweiten Liga sollen über die Zukunft des 23-jährigen Sirnauers entscheiden. Denn im Gespräch ist er sowohl mit Zweitligisten, die noch Aufstiegsambitionen haben als auch mit solchen, die noch absteigen können. Das Fußball-Oberhaus käme für ihn noch zu früh, sagt Hartmann. „Die zweite Liga wäre jetzt genau der richtige Schritt“, meint er und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Darauf kann ich ja dann aufbauen.“ Drei Saisonspiele haben er und die Kickers noch gemeinsam zu absolvieren. Auch für Dutt sind es nach vier Jahren als Cheftrainer die letzten Partien mit den „Blauen“. Und er kündigt an: „Ich will mich mit der bestmöglichen Platzierung verabschieden.“

Eßlinger Zeitung

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