Presse zu Stuttgarter Kickers – FK Pirmasens (0:0)

Wie viel Pfiffe verträgt ein Spieler?

Die Stuttgarter Kickers tun sich zu Hause schwer – auch beim 0:0 gegen den FK Pirmasens

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben 2007 einen Heimkomplex. Auch gegen den Tabellenvorletzten FK Pirmasens reichte es gestern nicht zum ersten Sieg des Jahres im Gazistadion. „Die Spieler werden bei Pfiffen schnell nervös“, sagte Trainer Dutt nach dem 0:0.

Von Joachim Klumpp

Die Hoffenheimer Fraktion ist gestern in Degerloch stark vertreten gewesen, angeführt vom Chefcoach Ralf Rangnick. Dass der nur der reinen Spielbeobachtung wegen gekommen ist, dürfte unwahrscheinlich sein, nicht nur wegen des mageren 0:0 der Stuttgarter Kickers gegen den vermeintlichen Absteiger FK Pirmasens. Aber vielleicht lockte die Gästedelegation ja auch jemand ganz anderes, Manuel Hartmann etwa. Schließlich ist der Tabellenzweite in der Winterpause schon mit der Verpflichtung des Stürmers Mirnes Mesic nicht schlecht gefahren, der ebenfalls im Gazistadion weilte. Wie sich Hartmann für die nächste Saison entscheidet, ist offen. Der umworbene Mittelfeldspieler sagte gestern: „Ich habe ja noch etwas Zeit.“

Allerdings nicht mehr allzu lange, denn der Kickers-Manager Joachim Cast hatte zuvor betont: „Wir wollen bis Anfang Mai eine Entscheidung.“ Bei anderen Spielern – namentlich Wildersinn, Kanitz oder Weller – will der Verein dagegen die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten, ehe man ein konkretes Angebot unterbreitet.

Nimmt man den Auftritt gestern als Maßstab, spricht allerdings wenig bis gar nichts für entsprechende Vertragsverlängerungen. Denn vor allem in der ersten Hälfte enttäuschte die Mannschaft auf der ganzen Linie. „Wir haben uns vorgenommen, gegen die Defensive von Pirmasens spielerisch dagegenzuhalten“, sagte der Trainer Robin Dutt, was gründlich misslang. Vor allem, weil aus dem Mittelfeld kaum Impulse kamen, vielleicht auch, weil die Variante mit Akcay als offensivem Part für ein Heimspiel nicht die Idealkonstellation darstellt. Zumal sich im Angriff die Laufwege eines Sean Dundee in Grenzen hielten. Nach der Pause wurde es etwas besser, allerdings auch bei den Gästen, die ebenso wie die Kickers (durch Weller und Tucci) zu der einen oder anderen Chance kamen. „Den Punkt jedenfalls hat sich Pirmasens verdient“, musste auch Dutt zugeben.

Eine andere Meinung hatte er eher exklusiv: „Nach ein, zwei Fehlpässen kommen gleich Pfiffe und damit die Angst bei den Spielern.“ Wobei sich die Unmutsäußerungen der 2890 Zuschauer durchaus in Grenzen hielten. Selbst der Manager Cast musste zugeben: „Es hat sich auf der Bank nicht so schlimm angehört. Gerade deshalb verstehe ich nicht, dass sich die Spieler nichts zutrauen.“ Und diejenigen, die bei den Kickers mit dem Druck nicht umgehen können, werden auch anderswo Probleme bekommen.

Noch hoffen die Kickers, dass einige Sorgenkinder unter dem künftigen Trainer Peter Zeidler zu neuer Form auflaufen. Laszlo Kanyuk zum Beispiel, aber auch der Stürmer Angelo Vaccaro, der bereits zum zweiten Mal nacheinander keine Minute zum Einsatz kam und dementsprechend frustriert war: „Ich sage dazu nichts.“ Dafür sagte der Manager Cast: „Er darf sich jetzt nicht hängen lassen. Wir bauen auf ihn.“ Zumal er noch einen Vertrag bis 2009 besitzt.

Und vielleicht schlägt die Stunde ja in den beiden nächsten Wochen. Bei Bayern München II und in Wehen. Unabhängig von der Aufstellung macht da die Statistik Hoffnung: Auswärts haben die Kickers 2007 schon sieben Punkte erkämpft, zu Hause erst zwei. „Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir da was holen“, sagt Cast. Zunächst einmal wollen die Kickers aber noch in dieser Woche den ersten Neuzugang holen.

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter, Kanitz (46. Kacani) – Parmak, Hartmann, Akcay, Weller – Dundee (70. Tucci), Gambo (46. Yildiz).

Stuttgarter Zeitung

0:0 – Kickers ohne Plan und Ideen

Heimkomplex hält gegen Pirmasens an – Kommen Maier und Traub?

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers warten im Jahr 2007 weiter auf den ersten Heimsieg. Auch gegen den Tabellenvorletzten FK Pirmasens reichte es für den Fußball-Regionalligisten nur zu einem 0:0. Die Blauen rannten ohne Plan und Ideen an.

VON JÜRGEN FREY

Als die 90 Minuten vorbei waren, ließen sich die Kickers-Spieler enttäuscht auf den Rasen fallen. Trainer Robin Dutt bahnte sich mit bitterernster Miene schnurstracks den Weg in die Kabine, und Joachim Cast redete sich den Frust von der Seele. „Der Wille war zwar da, aber wir sind kopflos angerannt. Jeder hatte Angst und versteckte sich“, schimpfte der Manager.

Es war wahrlich kein Spiel auf Degerlochs Höhen, das geeignet war, den Reiz des Fußballs zu erklären. In der ersten Halbzeit ist praktisch nichts passiert. „Da haben wir vergessen, Fußball zu spielen“, sagte Kapitän Jens Härter selbstkritisch. Der Coach half in der Pause, die Gedächtnislücken zu füllen. Die Blauen präsentierten sich wacher, drückten endlich aufs Tempo – und hatten durch Marco Tucci nach einem Schuss von Mustafa Parmak (75.) die beste Chance zum 1:0. Ansonsten zeigten die Kickers allenfalls biederes Mittelmaß. Ebenmäßig, eher einfallslos, ohne die nötige Entschlossenheit und weit gehend ohne Spielsteuerung kämpfte die Elf vor sich hin. „Wir haben die Riesenchance verpasst, auf Platz drei vorzurücken“, ärgerte sich Cast.

Seit dem 3:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 10. Dezember 2006 warten die Kickers nun schon auf einen Heimsieg. Ob die Mannschaft einen Heimkomplex habe? „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Mannschaft viel lieber auswärts spielt“, antwortete Dutt, der sich wieder einmal über die frühen Pfiffe von der Haupttribüne aufregte. „Aus Verunsicherung dreschen die Spieler die Bälle dann lieber weit nach vorne anstatt zu kombinieren.“

Davon konnte sich auch ein potenzieller Neuzugang auf der Tribüne ein Bild machen. Mit Ex-VfB-Jugend-Spieler Sascha Maier (33/SV Elversberg) wurden gestern Gespräche geführt. Außer dem Stürmer ist auch Verteidiger Torsten Traub (31/FC Augsburg) ein Thema für die neue Runde.

Stuttgarter Nachrichten

„Wir haben vergessen, Fußball zu spielen“

Frustration bei den Stuttgarter Kickers nach dem 0:0 gegen Abstiegskandidat FK Pirmasens

Stuttgart – Auch gegen den potenziellen Absteiger FK Pirmasens ist nichts aus dem erhofften ersten Heimsieg in diesem Jahr geworden: Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers kam gestern gegen die Pfälzer über ein 0:0 nicht hinaus und hat damit die Chance verpasst, auf den dritten Platz vorzurücken.

Von Beate Wockenfuß

Enttäuschung pur herrschte nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des Gazi-Stadions – allerdings nur bei den Kickern im blauen Trikot. Während die Pirmasenser ihren absolut verdienten Punkt gemeinsam mit den mitgereisten Fans feierten, hockten die Hausherren völlig frustriert auf dem Grün, wo sie zuvor neunzig Minuten vergebens versucht hatten, gegen die kompakte Abwehr der Gäste anzukommen. „Wir haben in der ersten Hälfte vergessen, Fußball zu spielen“, zieht Kickers-Kapitän Jens Härter das schlichte Fazit eines teilweise planlosen Spiels, das zwar in der zweiten Hälfte munterer und chancenreicher war, aber dennoch keinen Sieger verdient hatte.Dieses eklatante Versäumnis war es auch, das Trainer Robin Dutt an der Seitenlinie ein ums andere Mal schier zur Weißglut brachte. „Wir wollten mit Kurzpass-Spiel und Tempo-Dribblings das Bollwerk knacken, aber das ist absolut in die Hose gegangen“, schimpfte der Coach, der auch die eigenen Fans in seine Kritik einbezog: „Die Pfiffe von den Rängen haben dazu geführt, dass die Spieler entgegen unseres Plans lange hohe Bälle geschlagen haben.“ In der Halbzeit habe er daher versucht, der Mannschaft klar zu machen, „dass der Ärger, den sie intern bekommen wird, schlimmer ist als die Pfiffe“. In der zweiten Hälfte kam dann auch – nicht zuletzt durch die Einwechslung von Sokol Kacani – etwas mehr Schwung in die Partie. Beide Mannschaften erspielten sich Chancen, verwerteten sie aber nicht. „Man hat keinen Unterschied zwischen dem Tabellenvierten und dem Vorletzten gesehen“, lobte der Pirmasenser Trainer Andreas Kamphues den Einsatz seines Teams, das zwar das fünfte Spiel in Folge ungeschlagen blieb, aber im Kampf gegen den Abstieg nicht vorankommt. „Für die Tabelle hat es nicht geholfen, aber für die Moral“, sagte Kamphues, der zudem auf seinen Top-Stürmer Andreas Haas verletzungsbedingt verzichten musste.Doch auch diesen Vorteil nutzten die Gastgeber nicht. „Den Spielern fehlt in den Heimspielen das Selbstvertrauen“, sagte Kickers-Manager Joachim Cast, der daher hoffnungsvoll auf die nächsten Aufgaben blickt: „Bloß gut, dass jetzt zwei Auswärtsspiele anstehen.“
statistik

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter, Kanitz (46. Yildiz) – Parmak, Akcay, Hartmann, Weller -Dundee (70. Tucci), Gambo (46. Kacani).

FK Pirmasens: Steigelmann – Lechner, Kriegshäuser, Hildebrandt, Schaufler (46. Steil) – Bzducha, Zellner – Carvalho (78. Baum), Weißmann (85. Scherchel), Reich – Burch.

Schiedsrichter: Leicher (Weimichl).

Zuschauer: 2890.

Gelbe Karten: Parmak, Kacani / -.

Beste Spieler: Kacani, Akcay / Steigelmann, Hildebrandt.

Eßlinger Zeitung

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