Presse zu Stuttgarter Kickers – SC Pfullendorf (1:2)

Sehen und gesehen werden

Der Trainerkandidat Jürgen Seeberger verfolgt die 1:2-Niederlage der Kickers gegen Pfullendorf

STUTTGART. Nach der 1:2-Niederlage gegen Pfullendorf können die Stuttgarter Kickers auch die letzten Aufstiegshoffnungen begraben. Dafür stellt sich die Frage: wer darf sich Hoffnung auf den Trainerjob machen?

Von Joachim Klumpp

Sehen und gesehen werden. Unter diesem Leitsatz hätte man die Partie der Stuttgarter Kickers auf dem grünen Rasen gegen den SC Pfullendorf durchaus stellen können. Doch was die 2550 Zuschauer dann in den 90 Minuten geboten bekamen, war angesichts der 1:2-Niederlage nicht gerade dazu angetan, die Laune zu heben. Interessanter war am Samstag allerdings auch der zweite Teil des Mottos – gesehen werden.

„Man kann gespannt sein, wer alles auf der Tribüne sitzt“, hatte der Manager Joachim Cast im Vorfeld der Partie gesagt – und damit auf die Trainerfrage angespielt. Doch die Kiebitze kamen in dieser Hinsicht nicht unbedingt auf ihre Kosten, was daran liegen könnte, dass der eine oder andere Kandidat lieber inkognito gekommen war, und der Einzige, der sich offen zu erkennen gab, kein so bekanntes Gesicht in Degerloch ist. Noch nicht? Jürgen Seeberger jedenfalls, dessen Vertrag beim Schweizer Erstligisten FC Schaffhausen im Sommer endet, verließ das Stadion eine Viertelstunde vor Schluss und hinterließ die Botschaft: „Ich könnte mir die Aufgabe durchaus vorstellen.“

Wenngleich nicht nur der 41-jährige Deutsche vor Augen geführt bekam, dass es bei den Kickers noch einiges zu tun gibt. Vor allem im Defensivverhalten häufen sich die Fehler. Beim ersten Gegentor patzte Sven Sökler an der Eckfahne, und den zweiten Treffer leitete Moritz Steinle ein. „So etwas darf einmal passieren, vielleicht noch ein zweites Mal, aber nicht am laufenden Band“, kritisierte Robin Dutt die Schwächen nach der Winterpause, die schon gegen den VfB und Ingolstadt zu den Gegentreffern führten.

Ein anderer Dauerzustand nimmt fast schon tragische Züge an: Das Verletzungspech von Laszlo Kanyuk. „Er ist am Boden zerstört“, sagte Dutt, der dem mit viel Vorschusslorbeeren geholten Ex-Offenbacher nach langer Zeit mal wieder eine Chance von Beginn an geben wollte. Das ging nur 14 Minuten gut, dann musste Kanyuk verletzt vom Platz. Was bitter für ihn war, aber auch für die Mannschaft. Im Mittelfeld jedenfalls fehlte die ordnende Hand, wobei die Kickers nach einer halben Stunde noch wie der sichere Sieger aussahen. Aber mit zunehmender Spielzeit gab es Kampf und Krampf, sodass den abstiegsbedrohten Gästen eine taktisch disziplinierte Leistung genügte, um den Sieg nach Hause zu schaukeln. „Das hilft uns natürlich im Kampf um den Klassenverbleib“, sagte Trainer Michael Feichtenbeiner.

Ob es auch hilft, sich bei den Kickers zu empfehlen? Der Extrainer scheint nicht die besten Karten zu haben und konnte mögliche Vertragsgespräche nicht bestätigen. Auch wenn der Präsident Dirk Eichelbaum nochmals betonte: „Es kann sicher nichts schaden, wenn sich jemand im Umfeld des Vereins auskennt.“

Das tut zumindest Zoltan Sebescen, der ebenfalls im Stadion gesichtet wurde; allerdings nicht als Trainer in Frage kommt. Aber möglicherweise in anderer Funktion, schließlich haben die Kickers auch einen vakanten Posten im Präsidium zu besetzen. „Man sollte nie nie sagen“, erklärte der Exprofi, „aber derzeit möchte ich mich auf mein im April beginnendes Studium konzentrieren.“ In Sachen Sportmanagement. Theorie gepaart mit Praxis, warum nicht bei den Kickers?

Der scheidende Trainer Robin Dutt versucht, beides sportlich noch auf die Reihe zu bekommen, deshalb strich er gestern den freien Sonntag und setzte ein Training an. Das war nicht der einzige Grund, dass er sich einen Besuch beim künftigen Arbeitgeber SC Freiburg verkniff. Sehen und gesehen werden wäre dort gestern beim Spiel gegen Kaiserslautern vielleicht nicht so passend gewesen.

Kickers: Yelldell – Sökler (63. Vaccaro), Yildiz, Härter, Stierle – Parmak, Hartmann, Kanyuk (15. Steinle), Weller – Bischoff, Dundee (63. Tucci).

Tore: 1:0 Dundee (15.), 1:1 Rogosic (43.), 1:2 Rogosic (52.)

Stuttgarter Zeitung

Dutt bittet zum Straftraining

Kickers unterliegen dem SC Pfullendorf – Zahlreiche Trainer-Kandidaten

Stuttgart – Aus dem Aufstiegsrennen in der Fußball-Regionalliga haben sich die Stuttgarter Kickers mit dem 1:2 (1:1) gegen Pfullendorf endgültig verabschiedet. Umso mehr geht es nun um die Planungen für die kommende Runde. Allen voran muss die Trainerfrage geklärt werden – die Kandidatenliste ist länger geworden.

VON DIRK PREISS

Nach einer Partie am Samstagnachmittag, so ist es Tradition bei den Blauen, dürfen die Spieler einen freien Sonntag genießen. Gestern war das anders: Trainer Robin Dutt bat seine Spieler am Sonntagmorgen zur Übungseinheit. „Das muss jetzt mal Konsequenzen haben“, sagte er und meinte damit die haarsträubenden Fehler, die zur Niederlage gegen Pfullendorf geführt hatten.

Nach ordentlichem Beginn und dem 1:0 durch Sean Dundee (15.) wollte zunächst Sven Sökler etwas sorglos den Ball ins Aus trudeln lassen – doch der Pfullendorfer Sebastian Heidinger kam noch an die Kugel, flankte, und Neno Rogosic traf (43). Zu Beginn der zweiten Halbzeit narrte der Torjäger dann nacheinander Moritz Steinle, Recep Yildiz und Torhüter David Yelldell – und die Niederlage der Kickers war besiegelt (52.). „Solche Fehler dürfen einmal passieren“, ärgerte sich Dutt, „aber nicht zweimal in einem Spiel und mehrmals in wenigen Wochen.“ Deshalb die Strafarbeit.

Das Kickers-Team wirkte nach den Gegentreffern verunsichert, und Dutt musste hinterher versichern, dass dies nichts mit seinem nun feststehenden Wechsel zum SC Freiburg zu tun hatte. Ein großes Thema auf der Waldau ist die ungeklärte Nachfolge Dutts dennoch – und die Liste mögliche Kandidaten wird nicht gerade kürzer. „Die vergangene Woche hat gezeigt, dass es sehr interessant ist, Cheftrainer bei den Kickers zu sein“, sagte der neue Präsident Dirk Eichelbaum und verwies auf die zahlreich eingegangenen Bewerbungen. Zwei der Kandidaten waren am Samstag sogar persönlich im Gazistadion: Michael Feichtenbeiner als Trainer des SC Pfullendorf und Jürgen Seeberger, derzeit noch Coach beim Schweizer Erstligisten FC Schaffhausen, als Zuschauer auf der Haupttribüne. Feichtenbeiner allerdings hat laut Präsidiumsmitglied Walter Kelsch eher schlechte Chancen, dagegen sollen die Kickers Kontakt zu Ex-VfB-Profi Thomas Stickroth (Co-Trainer beim Wuppertaler SV) aufgenommen haben.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers beißen auf SCP-Granit

STUTTGART — Mit einem überraschenden 2:1-Auswärtserfolg bei den Stuttgarter Kickers sicherte sich der SC Pfullendorf- am Samstag drei-ganz wichtige Punkte.- Der Klassenerhalt rückte somit wieder ein Stückchen näher, während die Kickers- ihr- Ziel „Aufstieg 2. Bundesliga“ mit dem Schlusspfiff endgültig ad acta legen mussten.

Der Wirbel um die Dopingsache Mark Lerandy unter der Woche ließ die Spieler des SC Pfullendorf offenbar gänzlich unbeeindruckt. Fast schien es am Samstag sogar, als sei das Team von Trainer Michael Feichtenbeiner durch die leidvolle Angelegenheit, die den Sportclub aller Voraussicht nach den Punkt gegen Siegen kosten wird, noch enger zusammengerückt. Denn obwohl der Mannschaft in Sachen Einsatzbereitschaft eigentlich-fast nie-Defizite-nachzuweisen sind – im- Gazi-Stadion lief-am Samstag jeder Einzelne noch- ein paar -Schritte mehr als sonst.-

Der Blick auf den Spielberichtsbogen vor dem Anpfiff weckte zunächst Vermutungen, dass Feichtenbeiner bei den Kickers-dicken Abwehrbeton- anmischen würde. Denn mit Neno Rogosic brachte der Coach, der nur sieben Autominuten vom Kickers-Stadion entfernt in Stuttgart-Möhringen zu Hause ist,-nur eine Spitze. Doch mit Gerster und Leandro hatte-Feichtenbeiner mutig zwei „Zehner“- hinter Rogosic -platziert. Heidinger und Busch sorgten über die Außenbahnen für letztlich spielentscheidende Sturmunterstützung. Marco Konrad hielt den Offensivkräften gewohnt bienenfleißig den Rücken frei. Hinter ihm agierte der Viererabwehrverbund mit Zimmermann, Rapp, Kiefer und Deufel den Rücken ebenso effektiv. Feichtenbeiner war die konsequente Defensivarbeit dann auch ein Sonderlob wert: „Das ist momentan unsere Stärke: Dass wir nicht viele gegnerische Chancen zulassen!“ .

Die Gastgeber bestimmten in der Anfangsphase das Geschehen. Besonders Weller schuf über die linke Seite mit gefährlichen Flanken aus dem Spielverlauf heraus oder auch bei Standards immer wieder Gefahrenmomente.- In der Mitte lauerte nämlich kein Geringerer als die einstige deutsche Sturmhoffnung Sean Dundee auf-Kopfball-Vorlagen. Dass der frühere Feichtenbeiner-Schüler-(beim TSF Ditzingen schoss der gebürtige Südafrikaner unter Feichtenbeiner in der Saison 94/95- 25 Regionalliga-Tore)- im Kopfballspiel auch im mittlerweile fortgeschrittenen Fußballeralter von 34 Jahren noch immer Extra-Klasse ist, mussten die Pfullendorfer in der 15. Minute anerkennen: Da nickte das 1,87 Meter lange „Tor-Krokodil“ einen Weller-Eckball ins Netz. Doch sollte dies der einzige Treffer bleiben, den Pfullendorfs viel Sicherheit ausstrahlender Keeper Ralf Hermanutz an diesem Nachmittag einstecken musste.

Schon während der Anfangsviertelstunde- ließen die leichtsinnigen Stuttgarter den-Gästen erstaunlich viel Raum zum Kontern. Immer wieder stieß der SCP im weiteren Verlauf der Partie fast ungestört in diese Lücken, blieb lediglich im Abschluss zu harmlos. Jedenfalls bis zur 43. Minute: Während Kickers-Abwehrspieler Sökler offenbar schon vom Torabstoß träumte, zog der dynamische Heidinger den Ball um Sökler herum von der Torauslinie doch noch in die Mitte. Rogosic stand da, wo ein guter Stürmer in dieser Situation stehen muss, nämlich am kurzen Pfosten, und drückte die Kugel zum Ausgleich ins Netz. „Das Tor so kurz vor der Pause war natürlich gut für die Psyche“, so Feichtenbeiner später. Und das Zweite, kurz nach der Pause, mindestens genauso: Wieder eroberte Heidinger im Kickers-Strafraum einen Ball, passte zu Rogosic, der auf engstem Raum zwei Abwehrspieler versetzte und den Ball dann rustikal mit dem „Bauernspann“ durch die Beine von Yelldell zum 2:1 ins Netz trat (52.)

Die Nervosität in den Reihen der Gastgeber war fortan-unübersehbar: Mit einer Unzahl meist-unnötiger, häufig aber auch-von den aggressiven Pfullendorfern provozierten Ballverlusten, zogen sich die Platzherren mehr und mehr den Zorn des eigenen Publikums zu. Der SCP dagegen kombinierte-über den-praktisch ohne Fehlpass auskommenden Gerster und den ebenso ballsicheren Leandro-geschickt hinten heraus und stand, bis auf zwei-Situationen-nach gefährlichen Flanken,-sehr sicher in der Abwehr — auch ohne den auf der Tribüne sitzenden Mark Lerandy.–„Wir sind heute für unsere Selbstsicherheit belohnt worden!“, freute sich Feichtenbeiner, der seiner Elf- vor der Partie den Druck genommen hatte, indem er sagte: „Wir müssen unsere Punkte gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf holen. Nicht gegen die Kickers.“ Am Freitag sollte der Coach es nochmal mit der selben Masche versuchen, um so vielleicht erneut eine Topleistung heraus zu kitzeln: Dann kommt nämlich Tabellenführer SV Wehen in die Alno-Arena.

Schwäbische Zeitung

Rogosic: Nie war er so wertvoll wie heute

Zweifacher Torschütze in Degerloch

uFMit Neno Rogosic- hatte Pfullendorfs Trainer-Michael Feichtenbeiner in Stuttgart nur eine nominelle Spitze aufgestellt, ließ die zuletzt glücklosen Ivica Lucic und Eric Agyemang 90 Minuten lang auf der Bank schmoren.- Und- Feichtenbeiner hatte mal wieder den richtigen Riecher, denn, gut unterstützt insbesondere von Sebastian Heidinger, der ihm beide Treffer auflegte,-avancierte der Kroate mit seinen Toren in der 43. und 52. Minute zum Matchwinner: „Er ist unser erfahrenster Stürmer, kann die Bälle gut halten. Das Tor gegen Pirmasens im letzten Heimspiel hat ihm die Sicherheit gegeben, die ein Stürmer braucht. Er hat heute ein Klassespiel gemacht“, war Feichtenbeiner nach dem Schlusspfiff voll des Lobes für den 33-Jährigen.- Nachdem Rogosic zu Saisonbeginn verletzungsbedingt nur sehr langsam „in die Gänge“ gekommen war (erst am 13. Spieltag gelang ihm beim 1:2 gegen Aalen per Penalty sein erstes von nunmehr sieben Saisontoren), ist aus dem „Rogonix“ längst wieder der „Rogoblitz“ geworden. Liegt ihm die Rolle des „Alleinunterhalters“ in der Spitze besser, oder hat er neben sich lieber einen Sturmpartner? Rogosic: „Das ist mir im Grunde egal. Wichtig ist, dass wir- im jeweiligen System gut- spielen. Und das ist uns heute gelungen. Das Mittelfeld hat mich optimal unterstützt“, gab er die allseits auf ihn einprasselnden Komplimente an an die Kollegen weiter.-Spielentscheidend sei aus seiner Sicht auch die Lockerheit gewesen, mit der die Mannschaft in die Partie bei den hoch favorisierten Kickers gegangen sei: „Was hatten wir schon zu verlieren? Nichts!- Wenn du als SC Pfullendorf bei den Stuttgarter Kickers verliert, sagt keiner was. Deshalb konnten wir heute nur gewinnen“, so Rogosic. Zweifel am Erreichen des großen Zieles Klassenerhalt habe er ohnehin zu keiner Zeit. Und seit Samstagnachmittag 16.15 Uhr sowieso nicht mehr: „Ich bin überzeugter denn je, dass wir in der Regionalliga bleiben.“

Schwäbische Zeitung

Der „alte Fuchs“ beim Punkteklau
AUS STUTTGART JüRGEN WITT

Der 2:1-Erfolg bei den Stuttgarter Kickers war Pfullendorfs fünfter Auswärtssieg, und damit gelang dem SCP zum ersten Mal zwei Siege in Serie. Als großer Matchwinner wurde Neno Rogosic gefeiert. Der „alte Fuchs“ markierte beide Tore und holte so die Big Points, die den SCP im Abstiegskampf einen wichtigen Schritt weiterbringen dürften.

Nicht nur, dass der SC Pfullendorf erstmals wieder die Abstiegsränge verließ, stimmte SCP-Manager Hans-Hermann Krane für die kommenden Aufgaben äußerst zuversichtlich: „Ich bin sehr angetan von dieser Leistung. Der Sieg war absolut verdient.“ Krane zollte seinem seit Wiederbeginn in vier Spielen ungeschlagenen, lauffreudigen Team und Trainer Michael Feichtenbeiner für seine maßgeschneiderte Taktik ein dickes Lob. „Das gibt viel Selbstvertrauen.“

Wohl als provokanten Seitenhieb für den wegen Dopings bestraften Mark Lerandy gedacht, zogen die Kickers-Fans in ihrem Block ein Transparent auf: „Ihr an die Spritze – wir an die Spitze!“ Dass dieser Schuss am Ende voll nach hinten los ging und Pfullendorf dem favorisierten Gegner die letzten Aufstiegshoffnungen raubte, das zeichnete sich zumindest in der ersten Viertelstunde nicht ab. Da trommelten die „Blauen“ kombinationsfreudig nach vorn, die SCP-Abwehr geriet ziemlich unter Druck und blieb vor allem in der Lufthoheit nur zweiter Sieger. So bedeutete eine Eckballeingabe von Thomas Weller, die Jens Härter auf den Kopf von Sean Dundee zelebrierte, die 1:0-Führung der Degerlocher. Der von Stuttgarter Journalisten hämisch als „behäbiger Wilhelma-Bär“ bespöttelte Ex-Bundesligaprofi zeigte seine Krallen und durfte sich über sein erstes Tor im Kickers-Trikot freuen. Doch die Kickers nahmen zu früh den Gang wieder raus. Allerdings hätte der sich unbehelligt hochschraubende Sebastian Bischoff nach einer Freistoßvorlage von Mustafa Parmak nach 36 Minuten mit einem besseren Kopfballtiming das 2:0 machen können.

Obgleich die auf einer Position – Sebastian Heidinger kam für Ivica Lucic ins Team – veränderten Pfullendorfer gut mithielten, sorgten lediglich ihre Distanzschüsse ansatzweise für Gefahr. Sebastian Heidinger verbuchte gleich zu Beginn nach einem Zuspiel des ungemein fleißigen Leandro eine gute Szene aus der Drehung, doch der Ball flog knapp am Tor vorbei (4.). Es lief schon die 43. Minute, als Heidinger bis zur Grundlinie durchpreschte und nach innen passte, wo Neno Rogosic gegen den zaudernden Sven Sökler zeigte, dass er von seiner Torgefährlichkeit nichts eingebüßt hat, flugs landete der Ball im langen Eck. „Sökler muss den Ball doch nur ins Aus blocken“, haderte Kickers-Trainer Robin Dutt über dessen kapitalen Aussetzer, während Feichtenbeiner seinen cleversten Angreifer lobte: „Das war wie aus den Lehrbuch.“

Der Ausgleich zu einem psychologisch wichtigen Moment erhöhte die Verunsicherung bei den „Stukis“ immens. Plötzlich waren die Rot-Weißen die klar bessere Elf in der zweiten Hälfte. Sie verschmerzten nicht nur die vorsorgliche Auswechslung von Kapitän Marco Konrad (Krampf im Oberschenkel), für den Johannes Flum ins Team rückte (60.). Neben ihrer Kampfstärke gaben sie auch spielerisch eine überzeugende Vorstellung ab, so dass die über 50 mitgereisten „Linzgau Dynamites“ im Fanblock akustisch immer mehr die Oberhand gewannen.

Und Rogosic, von den beiden Außenbahnflitzern Marcel Busch und Sebastian Heidinger stets gut unterstützt, ließ sein nächstes sehenswertes Kabinettstückchen folgen. Mit Moritz Steinle und Recep Yildiz düpierte der 33-Jährige gleich zwei Abwehrleute, ehe er, den Stuttgarter Schlussmann David Yelldell eiskalt tunnelnd, das Leder einschob (52.). Natürlich sei das 2:1 auch ein Produkt von Abwehrfehlern gewesen, räumte Feichtenbeiner ein. Aber ohne Heidingers Mut, in jener Szene zu pressen, wäre die Situation gar nicht entstanden.

Weil der SCP durch Leandro nicht den dritten Treffer nachzulegen vermochte (72.), blieb ihm die Schlussoffensive der Kickers nicht erspart. Allerdings musste sich Ralf Hermanutz nur einmal tüchtig strecken, indem er den strammen Schuss von Angelo Vaccaro zur Ecke ablenkte (82.).

Den Schlusspfiff begleitete ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert enttäuschter Kickers-Fans. Kickers-Trainer Robin Dutt sprach hinterher von „zwei Gastgeschenken“. Das allerdings sah Michael Feichtenbeiner etwas anders: „Meine lauffreudige Mannschaft hat alles gut umgesetzt.“ Ihm war die Freude anzusehen, an der einstigen Wirkungsstätte drei wichtige Punkte im Hinblick auf den Klassenerhalt geholt zu haben. Dann machte er sich auf den Weg nach Hause, in den nur einen Katzensprung entfernten Stuttgarter Stadtteil Möhringen.

Südkurier

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