SZ/BZ: Degerlochs Höhen und Tiefen

Fußball: Der ehemalige Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers, Kahraman Erdin aus Dagersheim, zum Rücktritt von Hans Kullen

Von unserem Redakteur Steffen Müller

Auf der einen Seite des Neckars herrscht fußballerisch eitel Sonnenschein, während es auf Degerlochs Höhen hinter den Kulissen wieder einmal ordentlich kracht. Nach dem nicht ganz freiwilligen Abschied von Kickers-Präsident Hans Kullen, tritt jetzt Dirk Eichelbaum dessen Nachfolge an. 
  
Der Dagersheimer Kahraman Erdin war zwei Jahre Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers, ehe er bei Gazi, dem Hauptsponsor der Blauen, die Leitung des Bereichs PR und Sportmarketing übernahm.

Ob nach Kullens Abschied bei den Kickers jetzt alles besser wird, will Erdin erst einmal abwarten. Hans Kullen wurde vom Aufsichtsrat das Misstrauen ausgesprochen. Am Dienstag trat der Präsident zurück (die SZ/BZ berichtete im überregionalen Sportteil): „Es wird alles davon abhängen ob das neue Präsidium und der neue Aufsichtsrat erfolgversprechende Konzepte in der Schublade haben“, sagt Erdin. Dem geschassten Kullen wurde von Aufsichtratschef Mauch vorgeworfen, eben diese Konzepte nicht zu haben. Allerdings dürften auch zahlreiche Kommunikationsprobleme zwischen dem streitbaren Kullen und den Mitgliedern des Aufsichtsrats zum Fall des Präsidenten geführt haben.

„Von Personen unabhängig“

Auch das Verhältnis von Gazi-Chef Dr. Eduardo Garcia und seinem Sportmarketing-Chef Erdin zu Kullen war nicht das beste. Einen Zusammenhang zwischen den Meinungsverschiedenheiten zwischen Hans Kullen und Eduardo Garcia mit dem Rücktritt des Präsidenten sieht Erdin indes nicht: „Unser Engagement bei den Kickers ist von Personen unabhängig. Es geht um den Verein und nicht um persönliche Eitelkeiten.“

Dennoch wird darüber spekuliert, dass der Hauptsponsor sein Engagement bei den Kickers nach dem Abschied von Kullen erhöhen könnte: „Das ist momentan kein Thema. Bis zum 31. März werden wir prüfen, ob wir unser Engagement bei den Kickers auch in Zukunft fortsetzen. In diesem Zusammenhang werden wir natürlich auch die Planungen im Verein betrachten. Es sieht derzeit nicht danach aus, dass wir einen Rückzug in Erwägung ziehen“, sagt Erdin, „auf der anderen Seite stehen größere finanzielle Zuwendungen momentan aber auch nicht auf der Tagesordnung.“

Ein Rückzug von Gazi würde die Kickers in eine tiefe finanzielle Krise stürzen: „Wir haben natürlich eine gewisse Verantwortung für die Kickers und werden sie auch nicht hops gehen lassen. Dr. Garcia ist ein echter Degerlocher und eng mit diesem Verein verwurzelt. Ihm liegen die Kickers am Herzen. Mir geht es da genauso. Obwohl mir das Aus als Geschäftsführer damals weh tat, stehe ich auch in meiner jetzigen Funktion voll hinter den Blauen.“

Erdin wurde vor drei Jahren nicht zuletzt wegen Problemen mit Kullen entlassen: „Das Thema ist für mich schon lange abgehakt. Ich habe weder etwas für noch gegen Hans Kullen“, sagt der Dagersheimer, der als Fußballer unter anderem für Tennis Borussia Berlin, den VfB Stuttgart, den VfB Oldenburg und den FC Marbach aktiv war.

Ruhe im Umfeld ist wichtig

Bereits in der sechsten Saison unterstützt die Stuttgarter Firma Garmo mit ihrer Marke Gazi die Kickers. Allein durch den Kauf der Namensrechte am Waldau-Stadion fließen jährlich 100 000 Euro an den Verein: „Das Stadion gehört ja der Stadt, aber wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Kickers das Geld bekommen“, sagt Erdin. „Darüber hinaus sind wir als Hauptsponsor bei den Kickers aktiv, unterstützen sowohl die erste Mannschaft sowie auch und vor allem die Nachwuchsarbeit des Vereins. Wir engagieren uns weit über die vertraglich festgeschriebenen Sponsorengelder hinaus.“

Für die Zukunft wünscht sich Erdin vor allem eins: „Bei den Kickers muss im Umfeld endlich Ruhe einkehren. Dieser Traditionsverein muss mit sportlichen Erfolgen auf sich aufmerksam machen. Da wäre auch uns als Sponsor daran gelegen. So ein Engagement lohnt sich nämlich langfristig nur auf nationaler Ebene“, sagt Erdin, der aber betont: „Die Kickers sind für uns viel mehr als ein Verein, bei dem wir als Sponsor agieren. Wenn wir beispielsweise den FC St. Pauli oder Fortuna Düsseldorf unterstützen würden, hätte das für uns möglicherweise kurzfristig einen größeren Marketing-Effekt. Mit diesen Vereinen haben wir aber nichts zu tun. Gazi ist eine Stuttgarter Firma und die Kickers sind der Verein, der uns am Herzen liegt. Deshalb setzen wir auch auf die Blauen.“

Am liebsten wäre Erdin ein baldiger Aufstieg der Kickers in die zweite Liga: „Die zweite Bundesliga wäre optimal. Dieses Jahr dachten wir, es könnte klappen – gerade nach dem guten Start. Jetzt gehen aber so starke Spieler wie Okpala, Mesic und vielleicht auch Trainer Robin Dutt. Die Aufstiegsplätze sind so gut wie unerreichbar. Die Kickers brauchen jetzt endlich mehr Konstanz um kommende Saison das Minimalziel zu erreichen: Die Qualifikation für die neue dritte Profiliga.“

Auf den neuen Kickerspräsidenten Dirk Eichelbaum kommt also viel Arbeit zu. Mehr Rückendeckung als sein Vorgänger dürfte der gebürtige Calwer, der früher für die Sportfreunde Gechingen gegen den Ball trat, zumindest haben. 

Sindelfinger Zeitung

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