Ein Derby wird neu belebt
Die Kickers und Reutlingen treffen erstmals seit 2001 wieder in einem Punktspiel aufeinander
STUTTGART. Morgen steigt im Gazistadion das Fußball-Regionalligaderby zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SSV Reutlingen. „Beide Mannschaften kennen sich aus dem Effeff“, sagt der SSV-Trainer Peter Starzmann. Es gibt Parallelen, aber auch Unterschiede.
Von Joachim Klumpp
So ein Derby in der Fußball-Regionalliga will gut vorbereitet sein, also hatten die Reutlinger Anhänger bereits beim vergangenen Heimspiel öffentlich mittels eines Plakats im Stadion proklamiert: „Auf zu den Kickers. Treffpunkt: Hbf RT, 11.30 Uhr.“ Während der harte Kern morgen also mit dem Zug anreisen wird, war einer aus Reutlingen schon am Mittwochabend da: Peter Starzmann. Der Trainer des SSV saß beim WFV-Pokalspiel der Kickers auf der Tribüne. Als Spion gewissermaßen. Wobei er sagte: „Auch wenn es paradox klingen mag, aber ich bin eher wegen des Gegners aus Aalen gekommen, die Kickers habe ich schon mehrmals in dieser Saison gesehen.“ Man kennt sich eben. Wenngleich das letzte Punktspiel beider Teams vom März 2001, damals noch in der zweiten Liga, datiert. Und mit einem 1:0-Sieg der Kickers endete – die auch das WFV-Pokalspiel in der Vorsaison (2:0) gewannen.
18 Spiele sind die Kickers in diesem Wettbewerb jetzt ungeschlagen, das 5:4 nach Elfmeterschießen vom Mittwoch einbezogen: „So können wir mit dem Spiel leben“, sagt Dutt. „Es wäre bitter gewesen, wenn wir nach 120 Minuten ausgeschieden wären.“ Schließlich galt es zu beweisen, dass die erste Saisonniederlage vergangenen Freitag in Siegen nicht zu sehr auf das Gemüt geschlagen hat. Weil Psyche und Physis ja eng miteinander zusammenhängen.
Starzmann glaubt aber: „Die Kickers können Rückschläge wegstecken. Das ist eine gewachsene Einheit. Da zahlt sich die konzeptionelle Arbeit des Vereins jetzt aus, weil man auch noch aus dem Fundus der zweiten Mannschaft schöpfen kann.“ Die hat Reutlingen auch, aber in der Kreisliga B. Starzmann: „Die Strukturen sind in Reutlingen durchaus vorhanden, aber das Geld nicht.“ Vor allem die Altlasten mit dem Finanzamt schränken den Handlungsspielraum ein. An dem arbeiten die Funktionäre nach dem Aufstieg intensiv. Wobei der SSV für die laufende Saison bisher immerhin schon rund 50 000 Euro mehr einnehmen will als die ursprünglich veranschlagten 390 000 Euro. Dennoch kommt der Nachbar aus Stuttgart auf das Doppelte (rund 900 000 Euro Werbegelder).
Dabei schwimmen die Kickers bekanntlich ebenfalls nicht im Geld. Vor allem aber die Zusatzeinnahmen im DFB-Pokal haben in den vergangenen beiden Jahren für etwas Luft gesorgt. Dadurch konnte auch in Qualität investiert werden, in Spieler wie den (angeschlagenen) Torjäger Christian Okpala. In diesem Punkt hat der SSV Nachholbedarf. „Für einen wie Denis Berger vom VfB Stuttgart II sind wir einfach eine Nummer zu klein“, sagt Starzmann. Deshalb hofft der 44-Jährige, dass die Kickers – neben Hoffenheim – aufsteigen. Nicht ganz ohne Eigennutz. In diesem Fall fiele für seinen Verein vielleicht das eine oder andere Talent ab, das in der Regionalliga gut aufgehoben wäre. Speziell um die Quote der U-23-Spieler zu erfüllen, muss sich beim SSV etwas tun.
In dieser Hinsicht leisten die Kickers vorbildliche Arbeit unter Robin Dutt, der gewissermaßen von der Quelle kam, der zweiten Mannschaft. Aus dieser sind zuletzt in Yildiz, Sökler, Bischoff oder Tucci bereits wieder vier Eigengewächse herangeführt worden. Wobei auch Dutt den Gegner lobt: „Vor allem was den Teamgeist angeht, kann ich viele Parallelen erkennen“, sagt der Kickers-Trainer, der in dieser Saison fast schon Stammgast an der Kreuzeiche ist.
„Beide Mannschaften kennen sich aus dem Effeff“, sagt Starzmann deshalb, „es wird nicht viele Überraschungen geben.“ Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn der Kollege Dutt kündigt an: „Wir werden uns im taktischen Bereich etwas einfallen lassen.“ Das wiederum könnte eine böse Überraschung für die Zuschauer werden. „Wenn beide Strategien aufgehen, werden sich die Mannschaften neutralisieren, und es wird für die Fans langweilig“, sagt Dutt.
Das wäre schade, schließlich hoffen die Kickers morgen (14.30 Uhr) auf 6000 bis 8000 Besucher. Je nachdem wie viele Reutlinger letztendlich kommen. Deren Trainer Peter Starzmann betreibt jedenfalls Werbung: „Es wird kein 0:0 geben.“
Stuttgarter Zeitung
Risiko mit Okpala
Kickers hoffen gegen Reutlingen auf ihren Stürmer
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers hoffen im Heimspiel gegen den SSV Reutlingen (Samstag, 14.30 Uhr) auf den Einsatz von Christian Okpala. Der Stürmer hat am Donnerstag erstmals nach knapp drei Wochen wieder mit der Mannschaft trainiert.
VON JÜRGEN FREY
Nicht selten fliegen vor brisanten Derbys Giftpfeile hin und her. Das Regionalliga-Duell im Gazistadion macht da eine große Ausnahme. Die Pressekonferenz vor dem Spiel geht gemeinsam über die Bühne. Die beiden Trainer sitzen einträchtig nebeneinander, Nettigkeiten werden ausgetauscht. Das geht so weit, dass SSV-Coach Peter Starzmann sagt: „Ich hoffe, dass die Kickers aufsteigen.“ Dann fügt er hinzu: „Aus Eigennutz.“ Da er sich Hoffnungen auf den einen oder anderen Kickers-Spieler macht, der in der zweiten Liga nicht zu gebrauchen wäre.
Okpala gehört sicher nicht zu dieser Kategorie. Der Torjäger wird nach seiner Wadenverletzung sehnsüchtig zurückerwartet. Doch Trainer Robin Dutt wägt noch ab: „Nach so einer Pause ist ein Einsatz ein Risiko, mal sehen, wie er die Trainingsbelastung wegsteckt.“
Unabhängig davon wird zum Derby Rekordbesuch erwartet. Kickers-Präsident Hans Kullen rechnet mit über 7000 Zuschauern, davon 3000 aus Reutlingen. „Wir brauchen eine außergewöhnliche Leistung, um auch nur einen Punkt zu holen“, sagt Starzmann. Dutt widerspricht nicht. Vielmehr blickt er seinem Kollegen tief in die Augen und kündigt „eine taktische Überraschung“ an. Welche, verrät er natürlich nicht. Das wäre dann doch zu viel der Harmonie.
Stuttgarter Nachrichten
SSV Reutlingen – Trainer Starzmann will junge Ausnahmespieler für die Zukunft holen. Nächste Saison knallhart
»Hauen und Stechen«
VON FRANK PLEYER
REUTLINGEN. Bei einem Fußball-Trainer bestimmen kurzfristiges Denken und Handeln, der Zwang zu schnellen Erfolgen in den allermeisten Fällen seinen Alltag. Aber der Kommandogeber wäre ein schlechter Coach, wenn er ohne ein längerfristiges Konzept operieren würde. Peter Starzmann hat von jeher über den Tellerrand hinausgedacht. Sonst wäre seine Aufbauarbeit beim SSV Reutlingen und der Aufstieg in die Fußball-Regionalliga nicht möglich gewesen. Denn letztlich ist Erfolg planbar.
Aus diesem Grund grübelt der 44-Jährige schon seit Wochen darüber nach, wie er sein Team künftig noch schlagkräftiger machen kann. »Denn in der kommenden Saison wird es ein Hauen und Stechen geben«, prophezeit Starzmann. Dann müssen alle Teams Gas geben, um den Sprung in die jüngst beschlossene, einteilige dritte Liga zu schaffen, in der ab der Runde 2008/2009 um Punkte gekämpft wird.
Um Verstärkungen holen zu können, braucht er zunächst grünes Licht von Präsidium und Verwaltungsrat. »Wir müssen schnell Planungssicherheit haben. In den nächsten acht Monaten müssen Entscheidungen und Namen fallen«, sagt Starzmann eindringlich in Richtung Vereinsspitze. Daher sei es sehr wichtig, dass sein Team in dieser Saison möglichst früh den Klassenerhalt schaffe.
»Junge Ausnahmespieler« erhofft sich der Coach am besten von Klubs aus der Region. Daher drückt der Fußball-Lehrer auch dem Regionalliga-Rivalen Stuttgarter Kickers, bei dem der SSV am Samstag (14.30 Uhr, Gazi-Stadion) antritt, im Aufstiegs-Rennen die Daumen. »Aus Eigennutz, um junge Spieler für uns zu interessieren«, wie er einräumt.
Denn falls die »Blauen« den Sprung in die zweite Liga schaffen, würde bestimmt der eine oder andere U 23-Akteur der Kickers mangels Einsatzzeiten woanders Spielmöglichkeiten anstreben. Starzmanns Wunschvorstellung: »Man kann sich regional unterstützen.« (GEA)
SSV-I: Kräftemessen an der Waldau
Zu einem Kräftemessen der etwas anderen Art kam es heute Nachmittag in Stuttgart. Dort trafen sich SSV-Trainer Peter Starzmann und Kickers-Coach Robin Dutt zu einer gemeinsamen Pressekonferenz vor dem Regionalligaspiel am Samstag.
[William Conrad] – Und das wichtigste vor weg: Alle Zuschauer werden gebeten aufgrund der Baustellen rund um das Gazi-Stadion mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an zu reisen.
Kickers sind der Favorit
Nachdem kurz über das gestrige WfV-Pokalspiel der Kickers geredet wurde (die Kickers siegten dabei im Elfmeterschießen mit 5:4 gegen den VfR Aalen) ging es dann um das Spiel am Samstag. Beide Trainer betonten, dass sie die jeweils andere Mannschaft sehr gut kennen und auch großen Respekt vor diesen hätten. Während Peter Starzmann vor allem betonte, dass die Kickers allein schon wegen der Eingespieltheit und der Erfahrung der Mannschaft der klare Favorit seien, lobte Robin Dutt die Reutlinger Defensivabteilung. „Ich habe Respekt vor der Defensivorganisation und dem Abwehrverhalten des SSV. Diese Abwehr hat schon in der Oberligasaison nur 16 Gegentore zugelassen und hat oft qualitative Ballgewinne“, zollte der Stuttgarter der Abwehr um Patrick Kirsch und Co ein Sonderlob. Doch auch vor den Angreifern des SSV habe man Respekt, sie seien „ganz unterschiedliche Stürmertypen“ gegen die sich jeder Abwehrspieler schwer tun würde. Während man in einer Szene noch gegen Christan Haas spiele sei es in der nächsten schon wieder Ewald Beskid; es sei schwer für einen Abwehrspieler sich darauf einzustellen, so Robin Dutt weiter.
SSV-Trainer Peter Starzmann lobte den Gegner ebenfalls. Die Kickers hätten auch dadurch, dass deren zweite Mannschaft in der Oberliga spiele, einfach bessere Vorraussetzungen um Spieler an die erste heran zu führen, so Peter Starzmann weiter. Beide Trainer waren sich darin einig, dass die Kickers vereinzelte Ausfälle bzw. Wechsel besser kompensieren können. So wurden im Pokal zum Beispiel sieben Spieler geschont; und mit Sulz habe man einen zweiten Keeper, welcher „in jeder Regionalligamannschaft problemlos spielen könne“, so Robin Dutt.
Dutt hat eine Überraschung für den SSV
Beide Trainer plagen aber auch leichte Personalprobleme. Sowohl bei den Kickers und deren Angreifer Christian Opala als auch beim SSV Reutlingen und Ewald Beskid stehen die Chancen auf einen Einsatz bei 50:50. Beide Trainer sprachen auch davon, dass sie sich auf dieses Lokalderby, so Kickers-Präsident Hans Kullen, ganz normal vorbereiten werden. „Bei uns kommen 50% der Spieler aus dem Raum Stuttgart, warum soll ich die erst nach Reutlingen fahren lassen?“, so Peter Starzmann. Auch Robin Dutt ändert bereitet sich ganz normal vor, er habe allerdings „für Reutlingen eine Überraschung“.
Da mit bis zu 7000 Zuschauern gerechnet wird wollen sich natürlich beide Teams gut verkaufen. „ Wenn die Taktiken beider Trainer aufgehen wird es für die Zuschauer ein langweiliges Spiel. Also darf eine der beiden Taktiken nicht funktionieren“ meinte Robin Dutt auf die Frage, wie das Spiel wohl ausgehen werde. Peter Starzmann wurde da schon etwas konkreter: „ Ich bin mir sicher, dass das Spiel nicht Null zu Null endet“ meinte er. Er sagte aber auch, dass es schwer sein so ein Spiel vorher zu sagen; Reutlingen aber eine „außergewöhnliche Leistung“ bringen müsse um einen Punkt bei den Kickers zu holen. Zum Schluss äußerte er noch den Wunsch, dass die Tabellensituation beim Rückspiel im Kreuzeichestadion ähnlich sei wie jetzt. Es kann ihm keiner verdenken.