Vorberichte: Stuttgarter Kickers – SSV 05 Reutlingen

Wenn der zweite Torwart nur die Nummer drei ist
 
Beim Fußball-Regionalligisten Reutlingen hat der Trainer bei den Schlussleuten die Qual der Wahl: zwischen Marco Langner und Erol Sabanov
 
Der SSV Reutlingen hat ein Torwartproblem – in Erol Sabanov und Marco Langner sind zwei Spieler auf Augenhöhe. „Das ist verschenktes Kapital“, sagt der Stammtorwart Marco Langner vor dem Derby am Samstag bei seinem Exklub Stuttgarter Kickers.

Von Joachim Klumpp

Neulich, es war in der Partie gegen den 1. FC Saarbrücken, da muss sich Marco Langner fast wie ein Jugendspieler vorgekommen sein. Schließlich stand beim Gegner ein gewisser Peter Eich zwischen den Pfosten, eine wahre Fußball-Eiche mit 43 Jahren. So gesehen ist Reutlingens Torwart Langner noch ein Bonsaipflänzchen, obwohl er mit 37 auch nicht mehr zu den Jüngsten zählt. Vor vier Jahren hatte er seine Karriere sogar schon beendet gehabt, saß als so genannter Stand-by-Spieler allenfalls noch auf der Bank, machte den Torwarttrainer, arbeitete im Scouting, war quasi Mädchen für alles beim SSV – bloß nicht mehr Torwart.

Das änderte sich, als Reutlingen aus der zweiten Liga abstieg, keine Lizenz für die Regionalliga bekam, in der Oberliga plötzlich mit leeren Händen dastand, und ohne Schlussmann. Da fragte ihn der damalige Trainer Uwe Erkenbrecher, ob er Lust hätte einzuspringen. Langner hatte Lust. Und Hans Kullen, Präsident der Stuttgarter Kickers und kurzzeitig auch beim SSV in dieser Funktion tätig, sagt im Rückblick: „Reutlingen hätte nie einen anderen gebraucht. Marco Langner ist ein erstklassiger Torwart, wenn man ihm das Vertrauen ausspricht.“

Doch gerade damit haperte es. Zumindest zeitweise. Der aktuelle VfB-Trainer Armin Veh jedenfalls betrachtete seinerzeit weder Langner noch den Rivalen Hermanutz (jetzt Pfullendorf) als feste Größe und holte kurzerhand Goran Curko, den extrovertierten Glatzkopf aus Bielefeld. Und selbst vor dieser Saison sah sich der Schlussmann plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt, als Erol Sabanov aus Regensburg verpflichtet wurde. Ein gestandener Regionalligamann, der schon in Aalen und Saarbrücken Stammtorwart gewesen ist. Langner: „Der kommt ja nicht hierher, um die Nummer zwei zu sein.“

Im ersten Spiel in Kaiserslautern erhielt Sabanov dann auch tatsächlich den Vorzug, im zweiten gegen den VfB Stuttgart II Marco Langner. Und als der bravourös hielt, war die kurzzeitig angedachte Torwartrochade à la Nationalmannschaft kein Thema mehr. Der Trainer Peter Starzmann sagt zu der verzwickten Lage: „Andere Vereine wären froh, sie hätten zwei so ausgezeichnete Torhüter.“ Doch er gibt auch zu: „Wir wollten vor der Saison eigentlich einen talentierten jungen Ersatzmann.“ Zum Beispiel Manuel Salz, doch der bekam keine Freigabe von den Stuttgarter Kickers. Und als dann Sabanov auf dem Markt war, griff Reutlingen eben zu. Auch wenn Langner sagt: „Für mich ist das verschenktes Kapital.“ Da ist ein Fünkchen Wahrheit dran. Denn die Nummer zwei sitzt nicht einmal auf der Bank, weil dort regelmäßig der junge Markus Krauss Platz nimmt, damit die Quote an U-23-Spielern erfüllt wird. Er ist der lachende Dritte. „Von der Situation kann er nur profitieren“, sagt Langner.

Wie lange er sich das selbst noch antun will? Ganz einfach. „Solange ich mich fit fühle.“ So wie es aussieht wird er seinen Vertrag bis 2008 erfüllen, als Aktiver. Danach gibt es Überlegungen innerhalb des Vereins, Langner ins Marketing einzubinden. Schließlich hat er Sportmanagement studiert. „Konkret ist das noch nicht, bisher gibt es eine gewisse Kontaktpflege mit Sponsoren“, sagt Langner, „aber die Aufgabe würde mich schon reizen.“ Außerdem würde er in Reutlingen gerne eine Torwartschule aufbauen. „Mit dem Ziel, den einen oder anderen davon in die erste Bundesliga zu bringen.“

Zu solchen Meriten hat es für Marco Langner selbst nie gereicht. Der gebürtige Schwarzwälder ist bodenständig geblieben. Donaueschingen, Pfullendorf, Stuttgarter Kickers, Waldhof – seit 1997 Reutlingen. Kapitän und die Nummer 1 ist er, was will man mehr? „Die Erwartungshaltung ist schon sehr hoch“, sagt Langner, „die Zuschauer pfeifen recht schnell, wenn es mal nicht so läuft.“ Dabei läuft es nicht schlecht, mit 15 Punkten aus neun Spielen für den Neuling. Aber Peter Starzmann betont gerne: „Wir brauchen im Laufe der Saison alle Spieler.“ Also auch Erol Sabanov? Ein Wechsel beim Torwart ist immer heikel. Dennoch sagt der Trainer: „Auch er wird mal wieder seine Chance bekommen. Ich denke aber eher auswärts.“

Es muss ja nicht gerade am Samstag bei den Stuttgarter Kickers sein, Langners Exklub. Zwei Jahre hat er dort gespielt, und zum Derby erwartet er zwei- bis dreitausend Reutlinger Fans. Ein Heimspiel also, und so etwas wie eine Stammplatzgarantie.

Stuttgarter Zeitung

Mit Kombikarte zum Derby der Kickers
 
Zum Derby in der Regionalliga Süd zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SSV Reutlingen am Samstag, 30. September, um 14.30 Uhr im Gazistadion empfiehlt der Verkehrsverbund Stuttgart den Stadionbesuchern für die Hin- und Rückfahrt die Busse und Bahnen mit der Kombikarte zu benutzen. Sie gilt nicht nur als Eintrittskarte zum Spiel, sondern auch als kostenloser Fahrausweis in allen Verkehrsmitteln. Vom Hauptbahnhof kommen Fußballfans mit der Stadtbahnlinie U 7 zur Waldau. rd

Stuttgarter Nachrichten

Anstoß: 30.09.2006 14:30
Stadion: GAZI-Stadion auf der Waldau

Schiedsrichter: Brych, Dr. (München)
Assistenten: Zacher (Nußdorf), Beitinger (Regensburg)

Stuttgarter Kickers: Nach der ersten Saisonniederlage plant Trainer Dutt keine taktischen Änderungen. Seine Spieler warnt er vor der Reutlinger Kopfballstärke.

SSV Reutlingen 05: Janic, Otto und Rill kehren ins Team zurück. Demirkiran ist für den verletzten Beskid als zweiter Angreifer hinter Haas denkbar.

Aufstellung
Stuttgarter Kickers
Yelldell – Benda, Yildiz, Härter, Kanitz – M. Hartmann – Parmak, Kanyuk, Stierle – Mesic, Gambo

Trainer: Dutt

SSV Reutlingen 05
Langner – Scheuring, Aybar, Kirsch, Janic – Rill, Waidmann, Otto, Unger – Demirkiran – C. Haas

Trainer: Starzmann

Kicker

Am kommenden Samstag trifft die Regionalliga-Mannschaft des SSV Reutlingen im Derbyschlager auf die erste Mannschaft der Stuttgarter Kickers. Anpfiff dieser heiß ersehnten Partie ist um 14:30 im GAZI-Stadion auf der Waldau.

[Edith Baur] – Schön wäre es, wenn die SSVler  in dieser Partie nahtlos an die vergangene Saison anknüpfen könnten. Sicherlich ist allen SSV-Fans der 07. Mai 2006 noch gut in Erinnerung: Bei herrlichem Fussballwetter und der überragenden Kulisse von 1.500 mitgereisten Reutlingern besiegten die „Starzmänner“ die zweite Mannschaft der Kickers, an gleicher Stelle, mit 0:3. Damals war die Ausgangslage natürlich eine andere als vor dem diesjährigen Regionalligatopspiel. Der SSV als damaliger Tabellenführer der Oberliga trat gegen den Tabellen 13. an.

Im Derby am kommenden Samstag tritt der SSV als Tabellen 6. gegen die auf Rang 2 stehenden Kickers an. Deren Hochphase wurde am vergangenen Freitag mit der 4:1 Niederlage gegen die SF Siegen vorerst gestoppt. Dadurch hat sich auch gezeigt, wie eng es in der Regionalliga zugeht. Hier kann wirklich jedes Team das Andere schlagen.

Doch während die von Robin Dutt trainierten Stuttgarter am heutigen Mittwoch noch das Achtelfinalspiel im WFV-Pokal gegen den VfR Aalen bestreiten mussten (Sieg gelang ihnen letztlich erst nach dem Elfmeterschießen), kann der SSV sich ganz in Ruhe auf die Begegnung am Samstag vorbereiten. Dies haben die Kreuzeichekicker übrigens ebenfalls den Kickers zu „verdanken“, besiegte deren zweite Mannschaft doch vor Saisonbeginn die Nullfünfer in der ersten Runde des WFV-Pokals. Hier ist also durchaus noch eine kleine Rechnung offen.

Mit einer konzentrierten, mannschaflich geschlossenen Leistung hat der SSV durchaus die Chance die Kickers ein wenig zu ärgern, Punkte nach Reutlingen zu entführen und damit seine „kleine“ Durststrecke zu überwinden.

Und unter dem Motto „Wir alle sind der SSV“ können auch wir mit zahlreicher Anwesenheit im GAZI-Stadion dafür sorgen, dass der SSV sich dort „heimisch“ fühlt.

SSV-News

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