Sonntag Aktuell: Die Kickers und die Rückkehr der Fans

Es war Hans Kullen wichtig, diese Geschichte zu erzählen. Es ging am Freitag schon auf 22 Uhr zu, das spannende Stadtderby gegen die zweite Mannschaft war längst abgepfiffen, da erklärte der Präsident der Stuttgarter Kickers, wie vor einigen Monaten die neue Zeitrechnung bei dem Fußball-Regionalligisten begonnen hatte. „Ich habe gesagt: Wir müssen einiges unternehmen, damit die Leute merken, bei den Kickers tut sich etwas.“
Denn Kullen glaubt, dass die dritte Liga „auf Dauer kein Zustand für uns sein kann. Mit der Zeit läuft sich das tot.“ Der Beleg: Die Heimspiele der vergangenen Saison besuchten im Schnitt nur 2492 Zuschauer. Also habe die Führung der Blauen gemeinsam mit Beratern und Sponsoren überlegt, was man tun könne. Die Folge: Der Etat wurde erhöht und mit den Neuzugängen Laszlo Kanyuk, Christian Okpala und Sascha Benda eine neue Euphorie ausgelöst.
Zwar reichte es gegen den V** Stuttgart II nur zu einem 1:1 und damit erstmals in dieser Saison nicht zu einem Sieg. Dennoch durfte sich Kullen bestätigt fühlen. 7210 Zuschauer sorgten im Gazistadion für eine großartige Kulisse beim Aufeinandertreffen des Spitzenreiters mit dem Tabellenvierten. Mehr waren es letztmals am 8. April 2001 in der Zweiten Bundesliga gewesen: 7580 gegen Arminia Bielefeld. Kurze Zeit später waren die Kickers abgestiegen.
Nun wollen sie zurück ins Profiunterhaus, und es scheint, als hätte das Umfeld nur darauf gewartet. „Das ist der Vorteil eines Traditionsvereins“, sagt Kickers-Trainer Robin Dutt. „In Hoffenheim können sie noch und nöcher Spieler verpflichten, und es kommen trotzdem nicht viele Zuschauer.“
Die Fans in Stuttgart hatten ein interessantes Derby gesehen mit einer Reihe schöner Szenen und Torchancen. Eine davon nutzte Bashiru Gambo in der 66. Minute per Kopf zur Führung der Kickers. Dass es Mirnes Mesic und Mustafa Akcay bei weiteren Großchancen versäumten, für die Entscheidung zu sorgen, zeigt Dutt, „dass uns noch etwas fehlt zu einer absoluten Spitzenmannschaft“. Allerdings fällt noch immer der verletzte Spielmacher Kanyuk aus.
Die Kickers trafen aber auch auf einen VfB, der trotz der Wechsel von Andreas Beck, Bernd Nehrig und Serdar Tasci in den Profikader offenbar die Qualität gehalten hat. Und auf den risikobereiten V**-Trainer Rainer Adrion, der die Abwehr in der Schlussphase auf eine Dreierkette verkleinerte und mit fünf Offensivkräften den Punktgewinn suchte. Die Folge: Der Ausgleich durch den eingewechselten Adam Szalai sieben Minuten vor dem Abpfiff. „Ich bin schon etwas überrascht, dass es so früh so gut bei uns klappt“, gab Adrion zu, dessen Team weiter ungeschlagen ist – wie auch die Kickers.
Die hoffen in den kommenden Heimspielen gegen die Aufstiegskandidaten Darmstadt und Saarbrücken sowie den Lokalrivalen Reutlingen auf weitere Festtage. Zudem steht am 9. September das DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV an. „Jetzt ist es auch glaubhaft, dass wir in die Zweite Bundesliga wollen“, sagt Hans Kullen. „Das ist mir wichtig.“ Sein Trainer Dutt will das große Ziel mit einer „Mischung aus Erfolg und Attraktivität“ erreichen – und damit die Zuschauer binden. Dass Unentschieden dabei auf Dauer zu wenig sind, braucht ihm niemand zu sagen.
Matthias Jung

Sonntag Aktuell via Kickers-Forum

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