Vorberichte Stuttgarter Kickers – FSV Frankfurt II

Zu Hause keine Macht
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 12.11.2010
Regionalliga Die Kickers wollen gegen den FSV Frankfurt II ihre Heimstärke wiederfinden.

Wenn ein Trainer nach dem 15. Spieltag der Saison sagt, „wir wollen endlich unseren dritten Heimsieg feiern“, dann wird rasch klar, dass bisher nicht alles nach Plan verlaufen ist. So wie bei den Stuttgarter Kickers. Dass die in der Fußball-Regionalliga aktuell nur auf einem – für ihre Verhältnisse – enttäuschenden neunten Platz stehen, hängt vor allem mit ihrer Heimschwäche zusammen. Das soll sich morgen gegen den FSV Frankfurt II (14 Uhr, Gazi-Stadion) ändern.

Während die Mannschaft in der Vorsaison nur eine Heimniederlage (im letzten Spiel gegen Nürnberg) kassierte, sind es jetzt schon derer vier. „Wir haben uns bisher etwas schwer getan, auf direktem schnellen Weg das Mittelfeld zu überbrücken“, gibt der Trainer Dirk Schuster zu. Vor allem bei Gegnern mit einem kompakten 4-3-2-1-System habe sich das bemerkbar gemacht. Auswärts hingegen (nur eine Niederlage beim 0:1 in Freiburg) tat sich die Mannschaft generell leichter, weil sie da ihre schnellen Leute wie Ali Pala, Marcel Brandstetter oder auch Philip Türpitz, der zu einem Sichtungslehrgang der U-21-Nationalmannschaft berufen wurde, gewinnbringend einsetzen konnte.

Wobei sich die Heimproblematik nicht auf die Kickers beschränkt. Auch in der Bundesliga weisen die besten vier Vereine (Dortmund, Mainz, Leverkusen und Frankfurt) derzeit keine bessere Heim- als Auswärtsbilanz auf. Bernd Strauß, Professor für Sportpsychologie, hat als Grund die zunehmende öffentliche Erwartungshaltung unter dem Motto „Wenn Fans ihre Mannschaft zur Niederlage klatschen“ genannt.

Dennoch will Schuster nicht von der Marschroute abweichen, zu Hause von Beginn an auf Offensive zu setzen und die Zuschauer mit ins Boot zu nehmen. Zumal die Mannschaft zuletzt beim 4:0 in Frankfurt, auch dank einer kleinen Systemumstellung, gut funktioniert hat. Vor allem Pala hat in seiner Rolle als hängende Spitze beziehungsweise als zweiter Spielmacher neben Enzo Marchese sein bisher bestes Saisonspiel abgeliefert, was mit seinem ersten Saisontor belohnt wurde. „Er ist von seiner Schnelligkeit und Technik her im eins gegen eins nur schwer zu stoppen“, sagt Schuster zu dem Neuzugang, der mit großen Erwartungen vom Drittligisten VfB II gekommen war. „Zudem haben wir erstmals mit allen drei Neuzugängen durchgespielt“, sagt Schuster, und zählt auch Oliver Stierle als Führungsspieler der Abwehrkette dazu. Das hat sich ausbezahlt.

Was aber nicht bedeutet, dass es keine Änderungen gibt. So ist Schuster nach dem Spiel in Karlsruhe verfahren – was gegen Fürth prompt schiefging. Schuster betont deshalb: „Es geht gegen Frankfurt darum, endlich mal wieder ein Heimspiel mit einer ordentlichen Leistung zu gewinnen.“ Damit es endlich heißt: die Kickers sind zu Hause wieder eine Macht. ump

Stuttgarter Zeitung

Kickers-Trainer hat zu viel Personal
Von Dieter Klemann, aktualisiert am 12.11.2010 um 15:38

Stuttgart – Dirk Schuster, Trainer der Stuttgarter Kickers, beklagt vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt II am Samstag (14 Uhr) ein Luxusproblem: Bis auf den seit Monaten verletzten Stürmer Dirk Prediger (Kreuzbandriss) sind alle Akteure des Fußball-Regionalligisten einsatzfähig – Schuster muss daher sogar einen Spieler auf die Tribüne setzen. Nun könnte es sich der Coach der Blauen nach dem starken Auftritt beim 4:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt II zwar diesmal einfach machen und dieselbe Mannschaft auf den Platz schicken. Never change a winning team. Doch Schuster tickt anders. „Auf dieses Motto gebe ich nichts mehr“, erklärt er, „ich habe einmal darauf gesetzt – und das ging schief. Es entscheiden die Trainingseindrücke.“

So viel aber ist sicher: Oliver Stierle, der in Frankfurt nach überstandenem Muskelfaserriss in die Abwehr zurückgekehrt war, wird auch diesmal wieder in der Startelf stehen. „Er ist ein Führungsspieler und hat uns gegen Frankfurt sehr geholfen“, lobt Schuster, der die vielen Ballgewinne im Mittelfeld und eine „sattelfeste Abwehr“ als Schlüssel zum Sieg bei der Eintracht-Reserve wertet.

In der Offensive werden wohl Philip Türpitz, der als erster Kickers-Spieler seit Patrick Milchraum vor zehn Jahren eine Einladung zu einem Lehrgang des U-21-Nationalteams erhielt, und Ali Pala auflaufen. „Philip Türpitz ist gesetzt“, verdeutlicht Schuster, „und bei Ali Pala hoffe ich, dass der Knoten nach seinem ersten Saisontor in Frankfurt nun geplatzt ist. Von ihm muss mehr kommen, weil er dank seiner technischen Fähigkeiten und seiner Schnelligkeit nur schwer zu stoppen ist.“

Nicht ganz so lobende Worte benutzt Schuster für Trainingsgast Ryan Gazet. Der 19-jährige Australier mit deutschem Pass trainiert seit Ende Oktober bei den Blauen mit. Die Fähigkeiten des Offensivmanns, der bis zu seinem Kreuzbandriss vor acht Monaten beim FC Portsmouth II spielte, beschrieb Schuster zuletzt als „typisch englisch“. Eine Verpflichtung fürs Regionalligateam ist unwahrscheinlich.

Stuttgarter Nachrichten

Stuttgart: Kickers-Trainer im Interview
Schuster: „Diese Warnung ist normal“

Nach zuletzt zwei Siegen aus drei Spielen finden sich die Stuttgarter Kickers im Tabellenmittelfeld der Regionalliga Süd wieder. Vorher war Trainer Dirk Schuster nach längerer Durststrecke unter Druck geraten. Unter anderem stand er unter besonderer Beobachtung von Präsident Edgar Kurz. Kehrt jetzt Ruhe ein?

kicker: Herr Schuster, Ihre Elf hatte zuletzt eine lange Schwächephase mit nur zwei Siegen in zehn Spielen. Jetzt gewann sie 4:0 bei Eintracht Frankfurt II. Was ist denn nun das wahre Gesicht der Kickers?

Dirk Schuster: Die Leistung hat in den letzten Wochen nur beim 0:1 gegen Greuther Fürth nicht gestimmt. Beim KSC haben wir gewonnen, beim 1:1 in Darmstadt hätten wir es können. Und beim 2:4 gegen Tabellenführer Kassel haben wir eine der besten ersten Halbzeiten dieser Saison gezeigt. Da von einer wochenlangen Schwächephase zu reden, ist nicht korrekt. Richtig ist: Wir haben durch individuelle Fehler zu viele Punkte hergeschenkt.

kicker: In Frankfurt gab es Umstellungen und ein etwas geändertes System mit Pala als hängender Spitze. Der Schlüssel zum Sieg?

Schuster: Entscheidend war vor allem die Einstellung der Spieler und die Rückkehr von Führungsspieler Oliver Stierle nach wochenlanger Verletzung. Er sorgte hinten für Stabilität.

kicker: Nachdem die Offensive heftig kritisiert worden war, wurden in Frankfurt drei der vier Tore von Stürmern erzielt. Ist das eine Frage von Zeit und Erfahrung?

Schuster: Ja. Ali Pala hatte beim VfB Stuttgart II letzte Saison kaum gespielt, Brandstetter in Aalen nur Teileinsätze gehabt. Und Türpitz ist gerade mal 19 Jahre alt. Sollen wir von denen wirklich erwarten, dass sie auf Anhieb den letztjährigen Torschützenkönig Mijo Tunjic ersetzen, den wir an Unterhaching verloren haben?

kicker: Als Sie in der Tabelle abrutschten, sagte Präsident Kurz, Sie stünden unter Beobachtung. Eine klare Warnung also. Hat Sie das geärgert?

Schuster: Nein, ich habe mit dem Präsidenten ein sehr offenes und respektvolles Verhältnis. Wir tauschen uns sehr häufig aus und haben auch darüber gesprochen. Diese Aussagen sind im Fußball ganz normal, wenn man den Zielen hinterherhinkt.

Interview: Matthias Jung

Kicker

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