Kurz im Interview „Die Lage bei den Kickers ist kritisch“

Stuttgart – Statt um den Aufstieg mitzuspielen, ist Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers im grauen Mittelmaß versunken. „Wenn der Kontakt zur Spitze vollends abreißt, würde uns das finanziell sicher zu schaffen machen“, sagt Präsident Edgar Kurz.

Herr Kurz, der Stuttgarter Fußball macht derzeit nicht viel Freude.

Es ist ein schwacher Trost, dass es auch bei anderen nicht gut läuft. Ich bin bitter enttäuscht über das Abschneiden der Kickers.

Nur ein Sieg aus den vergangenen sechs Spielen, worauf führen Sie die Talfahrt zurück?

Ich konnte die letzten beiden Spiele beruflich bedingt nicht sehen. Aber bei allem, was mir mitgeteilt wurde, muss ich sagen: Unsere Lage ist bedenklich. Wir haben in Freiburg nicht mit Riesenpech verloren, sondern verdient, weil wir uns nur eine oder zwei Torchancen herausgespielt haben.

Wie erklären Sie sich das?

Ich kann mir das nicht erklären, weil ich weiß, was die Mannschaft will, und was sie sich mit dem Trainerteam in der Vorbereitung hart erarbeitet hat. Dazu passt ein Abrutschen ins graue Mittelmaß einfach nicht.

Müssen Sie die Saison bei elf Punkten Rückstand zum Ersten nicht schon fast abhaken?

Haben der FC Bayern, Schalke oder der VfB einen Haken drangemacht? Nein. Mit der Drei-Punkte-Regelung ist vieles möglich. Aber natürlich ist es für uns deutlich schwieriger geworden, unsere Ziele zu erreichen.

Halten Sie am Ziel Platz eins bis sechs fest?

Ja.

Anfang September hatten Sie auch Platz eins nicht völlig ausgeschlossen. Und jetzt?

Es sieht so aus, als dass wir deutliche Abstriche machen müssen.

Ist das kommende Heimspiel am 16. Oktober gegen Spitzenreiter Hessen Kassel so etwas wie die letzte Chance?

Ja. Wenn wir gegen Kassel auch verlieren, ist Platz eins so gut wie außer Reichweite. Bei dann 14 Punkten Rückstand brauchen wir uns nicht in die eigene Tasche zu lügen.

Welche Auswirkungen hätte das im Hinblick auf die finanzielle Situation des Vereins?

Wenn der Kontakt zur Spitze vollends abreißt, würde uns das finanziell sicher zu schaffen machen, schon allein wegen der vermutlich zurückgehenden Zuschauerzahlen. Wir haben eng kalkuliert. In der vierten Liga steht man immer mit dem Rücken zur Wand. Wir brauchen in allen Situationen Unterstützung von Fans und Anhängern.

Auch dem Investor wird die Entwicklung nicht gefallen. Befürchten Sie Probleme?

Er wird sicher die bisherigen Maßnahmen hinterfragen und wissen wollen, was in bestimmten Bereichen hätte besser gemacht werden können.

Etwa bei den Neuzugängen?

Zum Beispiel.

Wird er mehr Einfluss von Michael Zeyer, dem Koordinator Sport, fordern?

Auch die Person Zeyer wird in der Gesamtbetrachtung zur Sprache kommen. Eine, wie Sie formulieren, Forderung sehe ich nicht.

Wenn doch, wie würden Sie reagieren?

Unbestritten ist, dass wir alle Qualitäten im Verein nutzen müssen. Was einen weiterbringt, darf man nicht ignorieren.

Mit der Kommunikation zwischen Trainer und Koordinator ist es aber nicht weit her. Ist da nicht ein Machtwort vom Präsidenten gefragt?

Das hat es bereits gegeben.

Mit welchem Erfolg?

Es findet eine Kommunikation statt. Es könnte vielleicht manchmal harmonischer und schneller vonstatten gehen, aber letztendlich muss einfach das Ergebnis stimmen.

Das ist derzeit nicht der Fall.

Deshalb ist die Lage bei den Kickers kritisch.

Was werden Sie unternehmen?

Ich werde mit allen Beteiligten reden und die Lage ergründen. Wir werden nicht nachlassen, unsere Kickers nach vorne zu bringen.

Sind Sie froh, dass am Wochenende nur das Spiel der Kickers-Legenden ansteht?

Nein, ich hätte lieber gleich wieder um Punkte gespielt. Wir müssen so schnell wie möglich die Kurve nach oben bekommen.

Stuttgarter Nachrichten

2 Gedanken zu „Kurz im Interview „Die Lage bei den Kickers ist kritisch““

  1. Die Lage ist „sautraurig“, schmeisst das Trainergespann raus, ein “ Neuer“ kann dann
    sofort unter Wettkampfbedingungen seine Mannschaft „bauen“.Die Trainer erreichen
    die Mannschaft nicht mehr, wie wäre es sonst möglich dass die Kickers zu viele
    Spiele in den letzten Minuten verloren haben.

  2. Ich bin mir nicht im Klaren ob das am Trainergespann liegt. Wir haben im Gegensatz zu letzter Saison unseren Torjäger abgegeben und nicht gleichwertig ersetzen können. Gestandene Zugänge gab es mit Stierle und Reule nur zwei, die anderen Jungs sind Investitionen in die Zukunft. Letzte Saison waren wir zum Abschluß Neunter und nun mit einigen Nachholspielen Zehnter. Das – momentan muss ich sagen – „Geschwätz“ vom Investor hat die Erwartungshaltung viel zu hochgespielt. Wenn Investor muss man das eben so machen wie jahrelang in Aalen oder jezt in Kassel. Aber nicht in zwei Spieler investieren und hoffen das reicht dann irgendwann für den Aufstieg aus.

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