StN: Trainer Björn Hinck im Porträt

Kein Platz für Faxen
Von „Blick vom Fernsehturm“, aktualisiert am 28.07.2010 um 00:00
Neue Serie: Clubtrainer im Profil Björn Hinck trainiert schon seit 2003 die Oberliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers. Von Manuel Alender

Von der heutigen Ausgabe an stellt der BLICK VOM FERNSEHTURM regelmäßig in den kommenden Wochen in seiner neuen Serie „Clubtrainer im Profil“ vor. Heute: Björn Hinck vom Fußball-U23-Team der Stuttgarter Kickers.

Eigentlich braucht Björn Hinck vor allem eines: Ruhe und eine schnelle Genesung. Die Folgen eines Knöchelbruchs, zugezogen beim Wandern Anfang Juli, und einer anschließenden Operation sollten den Fußballcoach eigentlich tagelang tatenlos an das heimische Sofa ketten. Und doch ist der Kickers-Übungsleiter in diesen Tagen nur schwer zu erreichen. Trainersitzung auf der Waldau, Krankengymnastik oder Sitzung im Büro – der 33-Jährige ist trotz seiner Verletzung viel unterwegs. Hinck überlässt eben nichts dem Zufall, vor allem nicht bei seiner Arbeit auf und neben dem Trainingsplatz.

„Je höherklassiger man im Fußball agiert, desto eher entscheiden Kleinigkeiten“, sagt Hinck. Die Oberliga, das ist die fünfthöchste Spielklasse im deutschen Fußball und hochklassig genug, um mit größter Sorgfalt und eigenen verletzungsbedingten Unzulänglichkeiten zum Trotz das Training der zweiten Mannschaft der Stuttgarter Kickers, die so genannte U23, zu planen. „Training ist Training“, sagt Hinck, „da ist kein Platz für irgendwelche Faxen.“ Björn Hinck setzt in der täglichen Arbeit auf Disziplin, das ist seine Philosophie, über die er sagt: „Ich achte schon auf Kleinigkeiten, da bin ich sehr penibel.“

Seit dem Jahr 2000 ist er Übungsleiter beim Degerlocher Traditionsverein, zunächst verantwortlich für die B-Jugend. Seit 2003 betreut Hinck als Chef-Coach die U23-Oberligareserve, damals als Nachfolger des neuen Regionalligatrainers Robin Dutt, der inzwischen beim SC Freiburg in der Bundesliga tätig ist. Sieben Jahre ohne Unterbrechung also trainiert der Beamte beim Landratsamt Böblingen nun die zweite Mannschaft der Kickers. „Kontinuität ist für mich wichtig. Ich versuche, immer etwas aufzubauen“, sagt der inzwischen dienstälteste Trainer der Oberliga.

Der Einstieg in das Ellenbogengeschäft namens Trainertätigkeit war für Hinck allerdings kein leichter. „Es war nicht einfach Fuß zu fassen, wenn man selbst nie in hohen Spielklassen aktiv war“, beschreibt der Mann, der in der Nähe von Hechingen aufwuchs, die ersten Schwierigkeiten zu Beginn seiner Karriere. Eine schwere Knieverletzung in seinem ersten Aktiven-Jahr beim FV 07 Ebingen in der Landesliga beendete früh eine mögliche Laufbahn auf dem Rasen. Der Totalschaden im Knie erwies sich im Nachhinein als der Knackpunkt für eine Funktion an der Seitenlinie. „Ich konnte einfach nicht die Finger vom Fußball lassen“, beschreibt Hinck seine Motivation zum Erwerb der Trainerlizenz. Die B-Lizenz erwarb er 1997, den A-Schein nur drei Jahre später. Doch erst die Bekanntschaft mit den beiden Kickers-Übungsleitern Markus Sorg und Robin Dutt bei eben jenem Lehrgang öffnete Hinck die Türen für höhere Aufgaben. „Das war Glück, dass ich beide dort näher kennen gelernt habe“, sagt er. Über die B-Jugend und eine Assistenztrainertätigkeit unter Dutt erfolgte Hincks Aufstieg zum Chef.

Im vergangenen Mai gelang ihm, nach einer durchwachsenen Saison und dem zwischenzeitlichen letzten Tabellenplatz, erneut der Klassenerhalt in der Oberliga. Erst 33 Jahre alt ist Hinck, der Frau und ein Kind hat. Er stand also bereits in einem Alter an der Seitenlinie, in welchem andere noch auf dem Platz kicken. Mitunter blickte er verwundert auf die Aufstellungen des Gegners. „Manchmal haben wir gegen Mannschaften gespielt, da waren alle Spieler älter als ich, der Coach“, erzählt Hinck lachend. Doch die frühe Verantwortung habe ihn persönlich weitergebracht. Auf der großen Bühne der berühmten Trainer imponiere ihm Louis van Gaal, sagt er. Sein Buch „Die Trainingsphilosophie von Louis van Gaal und den Ajax-Trainern“ hat Hinck geradezu auswendig gelernt und sich für die eigene Arbeit etwas abgeschaut: Wie der Bayern-Coach hat auch Hinck im Training und bei den Spielen immer einen Stift und sein Notizbuch dabei.

Irgendwann möchte auch der Kickers-Übungsleiter die höchste Ausbildungsstufe, die Lizenz zum Fußballlehrer, in Angriff nehmen. In der Gegenwart jedoch muss sich Björn Hinck noch mit den Folgen seiner Knöchelverletzung herumschlagen und selbst erst einmal dafür sorgen, dass die neue Oberliga-Saison am 7. August nicht ohne ihn angepfiffen wird.

Stuttgarter Nachrichten

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