Vorberichte III: VfR Aalen – Stuttgarter Kickers

Eine Liga, zwei Welten

Kickers-Gegner VfR Aalen hat die Blauen finanziell um Längen abgehängt

Stuttgart – Das Vorbild heißt Hoffenheim 1899. Doch von einer ähnlichen Entwicklung ist der VfR Aalen weit entfernt. Was nichts daran ändert: Den Ligakonkurrenten Stuttgarter Kickers hat der Fußball-Drittligist vor dem direkten Duell an diesem Samstag (14 Uhr/Scholz-Arena) finanziell und personell um Längen abgehängt.

VON JÜRGEN FREY

Für Edgar Schmitt ist der Fall klar. „Wir haben Herz und Tradition. Aalen Geld.“ Der Kickers-Trainer muss es wissen: Er war vom 15. Januar 2007 bis zum 27. August 2008 Coach beim VfR und kennt damit die Strukturen beider Clubs. Ein Vergleich:

Die Finanzen: Der Etat des VfR ist mit etwa sechs Millionen Euro doppelt so hoch wie der der Blauen. Dies liegt vor allem an zwei großen Geldgebern. Das Energietechnikunternehmen Imtech pumpt pro Saison rund drei Millionen Euro in den Club. Tendenz stark steigend. Für den Rest kommt hauptsächlich Präsident und Schrottunternehmer Berndt-Ulrich Scholz auf. Die kleineren Geldgeber spielen auf der Ostalb eine eher untergeordnete Rolle.

Ganz im Gegensatz zu den Kickers. Vom Hauptsponsor, der Garmo AG, fließen pro Saison rund 250 000 Euro in die Kasse. Um den restlichen Werbeetat zu decken, laufen sich die Marketingstrategen die Hacken ab. „Was die Werbeeinnahmen betrifft, sind wir nicht wettbewerbsfähig“, sagt Aufsichtsratschef Rainer Lorz und belegte dies bei der Mitgliederversammlung mit Zahlen. Im Schnitt belaufen sich die Werbeeinnahmen der Drittligisten auf 2,4 Millionen Euro (und machen damit 50 Prozent des Etats aus), bei den Blauen sind es mit rund einer Million Euro rund 30 Prozent des Etats.

Die Infrastruktur: Mit knapp 12 000 Zuschauern passen in die Scholz-Arena etwa genauso viele Besucher wie ins Gazistadion. Doch das moderne Schmuckkästchen auf der Ostalb hat viele Vorteile: zum Beispiel knapp 5000 überdachte Sitzplätze (1380 in Degerloch), eine Rasenheizung, eine Anzeigetafel und viele Extras mehr.

Das Personal: Manager Joachim Cast ist bei den Blauen fast so etwas wie ein Alleinunterhalter auf der Geschäftsstelle. Aalen gönnt sich Weltmeister Jürgen Kohler als Sportdirektor, Ex-Bundesligaprofi Martin Braun als Geschäftsführer. Hinzu kommen ein hauptamtlicher Marketingmanager sowie weitere Spezialisten für Merchandising, Ticketing und Rechnungswesen.

„Wir spielen zwar in einer Liga, aber in bestimmten Bereichen trennen die beiden Clubs Welten“, weiß Edgar Schmitt. Dass der sportliche nicht dazu gehört, will er an diesem Samstag mit seinem Team beweisen.

Stuttgarter Nachrichten

Wenn Tradition auf Geld trifft

Trainer Edgar Schmitt ist mit den Kickers bei seinem Ex-Verein VfR Aalen zu Gast

Stuttgart (bw) – Das Schwabenderby in der dritten Fußball-Liga steht unter ganz besonderen Vorzeichen: Trainer Edgar Schmitt tritt morgen (14 Uhr) mit den Stuttgarter Kickers bei seinem Ex-Verein VfR Aalen an. Der VfB Stuttgart II empfängt gleichzeitig Kickers Emden.

Ziemlich genau drei Monate ist es her, dass Schmitt beim VfR völlig überraschend entlassen wurde. Begründet wurde dies mit der negativen sportlichen Entwicklung. Doch Schmitt empfindet vor seiner Rückkehr weder Genugtuung noch Groll. „Ich habe damit abgeschlossen. Für mich ist es ein Spiel wie jedes andere auch“, erklärte er gestern betont emotionslos. Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen den beiden Vereinen, kann sich der 45-Jährige jedoch einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. So verfügen die Kickers seiner Meinung nach über „Tradition, Herz, Leidenschaft und professionelle Strukturen“ – der VfR dagegen über genügend Geld. „Wenn die Vereine fusionieren würden, wäre alles vorhanden“, sagte Schmitt und schob schmunzelnd hinterher: „Das finden die in Aalen jetzt bestimmt nicht so lustig.“ Vorfreude auf die Partie macht sich trotzdem bei ihm breit. Erstens weil seine Familie da sein wird, mit der er vor den Toren Aalens nur wenige Kilometer entfernt von der Scholz-Arena wohnt. Und zweitens, weil er bei den VfR-Fans offenbar immer noch sehr beliebt ist. „Man hört, dass sich viele Zuschauer auf mich freuen“, sagte Schmitt und lächelte dabei triumphierend. Der Tabellenvorletzte reist ohne Alexander Rosen (Muskelfaserriss) und Marcus Mann (Rot-gesperrt), aber trotzdem guter Hoffnung auf die Ostalb. Auch wenn Schmitt gestern sehr martialisch formulierte: „Ein Schuss mehr Brutalität würde uns gut tun.“ Aber dies sei letztlich eine Mentalitätsfrage. „Das können die Jungs einfach nicht.“ So wollen sie spielen: Salz – Reiß, Ortlieb, Rapp, Härter – Deigendesch, Gambo, Landeka – Traut, Schürg, Smeekes.

Eßlinger Zeitung

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