Vorberichte Stuttgarter Kickers – Dynamo Dresden

Balanceakt der Kickers
Noch fehlt beim Fußballdrittligisten die gesunde Mischung aus Offensiv- und Defensivverhalten

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers empfangen morgen (14 Uhr) in der dritten Fußballliga Dynamo Dresden. Dann soll endlich der erste Saisonsieg gelingen – wozu allerdings eine verbesserte Abwehrleistung nötig wäre.

Von Joachim Klumpp

„Ein Quantum Trost“, so heißt der neue James-Bond-Film, der gestern offiziell angelaufen ist. Bei der Vorpremiere am Mittwochabend war die gesamte Kickers-Mannschaft in einem Stuttgarter Kino zu Gast, darunter waren eine Handvoll Spieler, die im passenden Outfit Autogramme signierten.

Wobei sich der Filmtitel in diesen Tagen durchaus auf den Drittligisten übertragen ließe. Schließlich wartet der Verein noch auf seine ganz spezielle Premiere: den ersten Sieg der Saison. Ob der morgen gegen Dynamo Dresden fällig ist? „Wir müssen es endlich einmal schaffen, zu null zu spielen“, sagt der Trainer Edgar Schmitt. Denn auch er weiß: damit wäre ein großer Schritt zu diesem Ziel getan. Schließlich ist die Mannschaft unter seiner Regie in sechs Spielen nur einmal ohne Treffer geblieben (beim 0:4 in Offenbach). Ansonsten aber stellt sich die Offensivabteilung durchaus drittligatauglich dar, „da gehören wir – ohne überheblich zu sein – sogar zum mittleren bis oberen Drittel der Liga“, sagt der Trainer selbstbewusst.

Was für die Defensive nicht gilt. Die ist so etwas wie die Schießbude, und zwar im gesamten deutschen Profifußball. Kein Club aus den ersten vier Ligen – und das sind immerhin 110 Mannschaften – hat mehr Treffer kassiert als die Kickers mit ihren 30 Gegentoren. „Unser ganzes Defensivverhalten ist zu naiv“, sagt dazu der Manager Joachim Cast – und schließt in diesen Vorwurf nicht nur die formalen Abwehrspieler mit ein. Damit würde man es sich zu einfach machen, auch wenn der Innenverteidiger Marcus Mann selbstkritisch sagt: „Natürlich stehen wir besonders in der Pflicht.“

Aber das Abwehrverhalten beginnt bekanntlich im Sturm – und deshalb ist jeder Spieler gefordert. „Die Mannschaft hat keinen Schaden genommen“, sagte Edgar Schmitt gestern nach dem Training. Und er geht noch einen Schritt weiter: „Sie war auch nicht beeindruckt, als ich gesagt habe: wir brauchen einen neuen Abwehrchef.“ Eine Aussage, die darauf schließen lässt, dass der Trainer seinem aktuellen Personal nicht zutraut, die Misere alleine zu beheben. Was Schmitt nun etwas relativiert hat. „Es geht ja nicht darum, einen Spieler rauszuwerfen, sondern der Mannschaft durch einen ruhenden Pol Selbstsicherheit zu geben.“

Wobei in dieser Hinsicht das letzte Wort sowieso noch nicht gefallen ist, denn dafür müssten zunächst einmal die finanziellen Voraussetzungen vorhanden sein, was – Stand heute – nicht der Fall ist. Sollte es so bleiben, wäre das für Schmitt kein Beinbruch, jedenfalls betont er: „Wir packen es auch mit dem jetzigen Kader.“ Genauso sieht es der Verteidiger Marcel Rapp: „Warten wir mal noch bis zur Winterpause ab, dann relativiert sich das alles“, sagt der 29-Jährige, der morgen gegen Dynamo Dresden möglicherweise auf der linken Abwehrseite zum Zuge kommen wird, die sich zuletzt als Achillesferse erwiesen hat. Wobei es dem auf dieser Position eingesetzten Josip Landeka mit 21 Jahren an Erfahrung fehlt. Zudem, das sei zu dessen Ehrenrettung gesagt, ist er vornehmlich als Offensivkraft geholt worden, musste aber nach Sasa Janic“ Ausfall notgedrungen hinten aushelfen. „Manche sind Opfer der Umstände“, sagt Edgar Schmitt dazu.

Der Trainer hat aber auch die individuellen Fehler der Spieler angesprochen: „Wir haben mit vielen gesprochen und gesagt, wir müssen die Ordnung und Positionen halten. Nicht in der letzten Minute noch versuchen, links vorne ein Dribbling anzusetzen – da bleibt mir die Sprache weg.“

Inzwischen hat er sie wieder gefunden. In dieser Woche haben zwei Spieler der zweiten Mannschaft sowie vier A-Jugendliche mittrainiert. „Damit wollen wir ihnen das Gefühl geben, sie werden hier beobachtet.“ Und irgendwann vielleicht gebraucht. Unabhängig davon hält Schmitt an seinem 4-3-3-System fest, auch Orlando Smeekes zuliebe, der aufgrund von Trainingsrückstand und Trainerwechsel seine wahren Stärken noch nicht hundertprozentig ausspielen konnte. Wobei der Niederländer genau das verkörpert, was für die gesamte Mannschaft gilt. „Wir haben ja Spaß am Fußball“, sagt Schmitt. Der deshalb morgen nach dem Spiel auf keinen Fall wieder Trost spenden will.

Stuttgarter Zeitung

Doppelte Brisanz im Kellerduell

Stuttgart (bw) – Morgen (14 Uhr) steigt im Gazi-Stadion das Duell zweier Traditionsvereine. Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers empfängt Dynamo Dresden – und mit dem mehrfachen DDR-Meister und FDGB-Pokalsieger werden auch 2000 bis 3000 Fans der Schwarz-Gelben erwartet. Obwohl einigen Dynamo-Sympathisanten ihr schlechter Ruf vorauseilt und es jüngst beim Spiel in Jena erneut zu Krawallen kam, rechnet Kickers-Manager Joachim Cast nicht mit Ausschreitungen auf der Waldau: „Ich denke, es wird ruhig bleiben.“ Trotzdem werden die Sicherheitsvorkehrungen für die Partie verschärft. „Das ist ein Ausmaß, das wir noch nie erlebt haben“, sagt Cast. So wird die Anzahl der Ordnungskräfte von den sonst üblichen 80 auf 260 erhöht. Am Eingang werden verstärkt Personenkontrollen durchgeführt, was zu längeren Wartezeiten führen kann. Sicherheitszäune wurden installiert und der Block C auf der Gegentribüne wird als Pufferzone zwischen den Fanlagern eingerichtet. Durch die große Anhängerschaft der Sachsen freuen sich die Kickers aber auch auf eine stimmungsvolle Kulisse beim ohnehin brisanten Kellerduell.

Eßlinger Zeitung

Anstoß: 08.11.2008 14:00
Stadion: Gazi-Stadion auf der Waldau

Schiedsrichter: Schriever (Dorum)
Assistenten: Brauer (Hildesheim), Müller (Felsberg)

Stuttgarter Kickers: Einziger Wackelkandidat ist Gambo (Schulterprobleme). Weiterhin fehlen Sasa Janic und Jörn Schmiedel (beide Schambeinentzündung).

Dynamo Dresden: Girke, Müller, Petrovic stehen bereit. Möglicherweise setzt Trainer Kaiser weiter auf Routinier Nikol im defensiven Mittelfeld.

Aufstellung

Stuttgarter Kickers
Salz – Reiß, Mann, M. Ortlieb, Landeka – Rosen, Gambo, Kettemann – Traut, Vaccaro, Smeekes; Trainer: Schmitt

Dynamo Dresden
A. Keller – Truckenbrod, Hübener, Grembowietz, C. Cozza – Kügler, Wagefeld, Jungnickel, Pfeffer – Röttger, Bröker; Trainer: Kaiser

Kicker

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