0:2 in Unterhaching: Fehlstart ist perfekt
Die Stuttgarter Kickers warten in der dritten Liga weiter auf den ersten Punkt und das erste Tor – Minkwitz streicht den freien Tag
UNTERHACHING. Die Stuttgarter Kickers bleiben sich in dieser Saison treu. Im dritten Spiel der dritten Fußballliga gab es die dritte 0:2-Niederlage. Dementsprechend bedient war der Trainer Stefan Minkwitz, der sagte: „Wir sind dem Gegner nur hinterhergelaufen.“
Von Christoph Leischwitz
Unterhaching scheint kein gutes Pflaster für Stefan Minkwitz zu sein. Dort bestritt er vor neun Monaten sein erstes Spiel als Chefcoach der Stuttgarter Kickers, das etwas unglücklich 0:2 verloren ging. Und gestern nun gab es wieder eine Niederlage, erneut mit 0:2. Der einzige Unterschied: diesmal war sie verdient. Was die Situation der Kickers nicht besser macht. Denn nach drei Spielen verfestigt sich der Trend – kein Punkt, kein Tor. Da kam beim Trainer keine Freude auf. „Wir sind dem Gegner nur hinterhergelaufen. Ich glaube, viele haben noch nicht kapiert, dass wir auf Platz zwanzig stehen – und da auch noch eine Weile stehen werden“, sagte Minkwitz, der prompt den freien Montag strich.
Schließlich hatte die Forderung des Managers Joachim Cast vor dem Anpfiff gelautet: „Jeder Spieler muss an seine Grenzen gehen.“ Das beherzigte zumindest der neu in die Startformation gekommene Sokol Kacani, der nach sechs Sekunden die erste Chance vergab. Ein Strohfeuer, mehr nicht. Die Kickers präsentierten sich ideenlos. Bashiru Gambo versuchte es immer wieder mit hohen Bällen, doch die landeten in aller Regel im Abseits.
Ein Ball der Hachinger landete nach 13 Minuten dagegen im Tor. Die linke Abwehrseite der Kickers mit Sasa Janic war dabei nicht im Bilde gewesen, und der Kapitän Christian Schulz nützte dies zu einem Flachschuss aus 14 Metern, unhaltbar für Manuel Salz. Der Kickers-Torhüter war in der Folge wesentlich mehr beschäftigt als sein Gegenüber Darius Kampa, der erstmals in der 40. Minute Probleme hatte, als er einen Freistoß von Marcus Mann nicht unter Kontrolle bekam. Die Kontrolle behielt aber Unterhaching – mit dem 2:0 unmittelbar vor der Pause durch den Ex-Aalener Marcus Steegmann.
So konnte es nicht weitergehen. Minkwitz brachte nach dem Seitenwechsel zwar Dirk Prediger, Jörn Schmiedel und später Ralf Kettemann, aber am Gesamteindruck änderte sich wenig. Prediger (71.) hatte die einzige Kickers-Chance, Haching dagegen hatte eine Möglichkeit nach der anderen. Zeitweise war es ein Spiel auf ein Tor. Selbst als Hachings Robert Zillner Gelb-Rot sah (79.), ging kein großer Ruck durch die Kickers-Mannschaft – im Gegenteil: Salz rette bei einem Konter gegen Ricardo Villar das Ergebnis vor 2600 Zuschauern. Auf den Schlussmann ist Verlass, das ist im Moment die einzige Konstante im Kickers-Spiel, was schon einiges über den Zustand der Mannschaft aussagt.
Und was sagte der Präsident? „Nach drei Spielen gibt es bei uns noch keine Trainerdiskussion“, betonte Dirk Eichelbaum, der extra seinen Urlaub am Bodensee unterbrochen hatte. Bis zum nächsten Sonntag, wenn Sandhausen mit der Empfehlung eines 4:0-Sieges gegen Paderborn nach Degerloch kommt. Minkwitz sagt: „Ich kann nur versprechen, dass dann eine Mannschaft auf dem Platz stehen wird, die Gras frisst.“ Und möglichst auch noch Punkte holt.
Unterhaching: Kampa – Schulz, Bucher, Susak, Zillner – Oliver Fink, Tyce, Villar (90. Hörnig) – Anton Fink (71. Nagy) – Steegmann, Bischoff (61. Schweinsteiger).
Stuttgart: Salz – Deigendesch, Mann, Härter, Janic – Traut, Rosen, Gambo (61. Kettemann), Reiß (46. Prediger) – Kacani (46. Schmiedel), Vaccaro.
Schiedsrichter: Seiwert (Merchingen).
Tore: 1:0 Schulz (13.), 2:0 Steegmann (45). Gelb-Rote-Karte: Zillner (79.).
Stuttgarter Zeitung
Hilflos, harmlos, chancenlos
0:2 bei der SpVgg Unterhaching: Kickers bleiben ohne Tor und Punkt
Unterhaching – Drittes Spiel in der dritten Liga, dritte 0:2-Niederlage für die Stuttgarter Kickers: Auch bei der SpVgg Unterhaching gab es für die verunsicherten Blauen am Sonntag nichts zu holen. Nun steht Trainer Stefan Minkwitz und sein Team am kommenden Sonntag gegen den SV Sandhausen bereits gewaltig unter Druck.
VON ANDREAS WERNER
Stefan Minkwitz ist kein Typ, der versucht, Spiele schönzureden. Auch nach der enttäuschenden Vorstellung im Unterhachinger Sportpark blieb der Kickers-Coach seiner Linie treu: „Das war eine verdiente Niederlage. Wir sind dem Gegner immer nur hinterhergelaufen“, sagte der 40-Jährige. Dann wurde seine Stimme lauter: „Einige Spieler haben immer noch nicht begriffen, dass wir auf Platz 20 stehen.“
Nur in den ersten gut zehn Minuten hielten die Kickers die Partie offen. Danach lässt sich der Auftritt weitgehend in drei Worten zusammenfassen: hilflos, harmlos, chancenlos. In der 13. Minute nahm das Unheil seinen Lauf: Die Blauen verloren in der Vorwärtsbewegung den Ball, der Ex-Aalener Marcus Steegmann bediente Thorsten Schulz – und schon stand es 0:1 (13.). Der Gegentreffer war der Anfang vom Ende. „Wir kassieren ein Tor, und dann ist gleich wieder alles aus“, ärgerte sich Manndecker Marcus Mann. Fortan rollte ein Angriff nach dem anderen in Richtung Kickers-Tor. Die Blauen leisteten sich katastrophale Ballverluste. Sie kämpften zwar, allen voran Kapitän Alexander Rosen, wirkten insgesamt aber völlig überfordert. Logische Folge: das 2:0 kurz vor der Pause durch Steegmann.
Minkwitz reagierte und brachte in Jörn Schmiedel und Dirk Prediger frische Kräfte. Dadurch kam etwas mehr Druck ins Spiel seines Teams, doch der Trainer musste einräumen: „Die Durchschlagskraft, um gegen eine Elf wie Unterhaching zu bestehen, hatten wir nicht.“ Vielmehr konnten sich die Blauen glücklich schätzen, dass der Gegner mit seinen zahlreichen Möglichkeiten äußerst schlampig umging. „Wir hatten Chancen im Minutentakt und hätten heute sehr, sehr hoch gewinnen können“, stellte Unterhachings Trainer Ralph Hasenhüttl zurecht fest. Die Kickers dagegen kamen in der zweiten Halbzeit nur bei einem Schmiedel-Schuss ernsthaft vors Tor der SpVgg. Daran änderte auch die Gelb-Rote Karte für Hachings Robert Zillner (78.) nichts.
Guter Rat ist jetzt teuer. Nach drei Spielen verdichten sich die Anzeichen: Die Kickers-Kader ist zu schwach für die dritte Liga. Klar ist: Am kommenden Sonntag (14 Uhr/Gazistadion) muss gegen den SV Sandhausen ein Erfolgserlebnis her. Das weiß auch Minkwitz – und sagte noch in Unterhaching: „Ich verspreche, dass gegen Sandhausen eine Mannschaft auf dem Platz stehen wird, die Gras fressen wird und keinen Weg scheut.“ Ansonsten führt der Weg der Blauen unaufhaltsam in die Regionalliga.
Stuttgarter Nachrichten
Unterhaching weiter ungeschlagen – Sieglose „Stukis“
Steegmann schiebt problemlos ein
Die SpVgg Unterhaching bleibt auch im dritten Spiel in der 3. Liga ungeschlagen und hat mit dem zweiten Heimsieg Platz zwei ergattert. Die Lage bei den unterlegenen Kickers aus Stuttgart ist nach der dritten Niederlage in Folge ohne Torerfolg schon zum Rundenstart alles andere als berauschend.
Nach dem 1:1 in Paderborn nahm SpVgg-Trainer Ralf Hasenhüttl nur eine Umstellung vor: Für den verletzten Schaschko (Kreuzbandriss) rückte Zillner auf die linke Verteidigerposition, Anton Fink dafür ins Mittelfeld. Neu ins Team kam Bischoff, der für Fink an der Seite von Steegmann stürmte. Mit zwei Änderungen gingen die Stuttgarter Kickers die Aufgabe in Unterhaching an. Stefan Minkwitz vertraute Härter an Stelle von Rapp in der Innenverteidigung, Kacani stürmte für Schürg.
Von Beginn an übernahm Unterhaching im heimischen Sportpark das Kommando und ging folgerichtig gegen verunsicherte Schwaben nach 13 Minuten in Führung. Steegmann bediente Schulz, der aus halbrechter Position mit einem Schuss ins lange Eck Salz im Tor der Schwaben keine Chance ließ. Nur wenig später hätte Anton Fink nachlegen können, fand aber in Salz seinen Meister. In der Folge war Haching optisch überlegen. Die Kickers versteckten sich nicht, waren aber im Spiel in die Spitze zu harmlos. Anders die Münchner Vorstädter, die fast mit dem Halbzeitpfiff erhöhten. Nach einem Pass von Villar tauchte Bischoff alleine vor Salz auf und legte quer auf Steegmann. Der hatte keine Probleme, sein erstes Saisontor zu erzielen.
Mit der Führung im Rücken hatte die SpVgg die Partie im zweiten Durchgang im Griff, verpasste es aber, den Vorsprung auszubauen. Es ergaben sich zwar viele Chancen für Haching, der Ball wollte aber nicht mehr ins Tor. Am Ende blieb es beim verdienten 2:0, mit dem die Hasenhüttl-Elf auf Rang zwei klettert. Ein Wermutstropfen war die Gelb-Rote Karte gegen Zillner, der eine knappe Viertelstunde vor Schluss vom Feld musste. Die Kickers bleiben nach der dritten 0:2-Niederlage auf dem letzten Tabellenplatz hängen.
Kicker
Erste Etappe gemeistert
Unterhaching – Das Scheppern war bis ins letzte Eck des Stadions zu hören, so wuchtig hatte Robert Zillner seine Faust gegen eine blecherne Werbetafel gedonnert. „Er weiß bis jetzt nicht, warum er Gelb-Rot gesehen hat”, sagte sein Coach Ralph Hasenhüttl nach dem Abpfiff, der Abgang des Spielers war zu diesem Zeitpunkt schon fast eine halbe Stunde her.
Trainer Hasenhüttl mit Saisonstart zufrieden
„Der Platzverweis war ein absoluter Witz”, fand auch der Trainer - selbst er konnte sich die Hinausstellung nicht erklären, die allerdings das einzige Ärgernis aus Sicht der SpVgg war. Nach dem 2:0 über die Stuttgarter Kickers sah Hasenhüttl sein Team am Ende der ersten Etappe: „Wir wollten gut starten, das haben wir erreicht.”
Gegen den Tabellenletzten hätte man wesentlich höher gewinnen können (Hasenhüttl: „Wir haben Chancen im Minutentakt vergeben”), lediglich Thorsten Schulz und Marcus Steegmann trafen bei der gelungenen Hachinger Vorstellung. „Die einzige Entschuldigung könnte sein, dass sich die Burschen die Tore für Düsseldorf aufgehoben haben”, witzelte der Coach. Der Gegner wird schwerer. Auf der linken Seite bekommt da wohl Timo Nagy seine Chance. „Wir finden eine Lösung”, so Hasenhüttl. Darin sind sie derzeit in Haching besonders gut.