StZ über Manuel Salz: Lautsprecher statt Leisetreter

Manuel Salz will sich mit Selbstvertrauen und seiner extrovertierten Art im Tor des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers etablieren

STUTTGART. Bei den Kickers hat Manuel Salz als Nachfolger von David Yelldell im Tor ein schweres Erbe angetreten. Doch der Trainer Stefan Minkwitz stärkt ihm vor dem Spiel morgen gegen Düsseldorf den Rücken: „Der Junge ist gut, und er wird immer besser.“

Von Fabian Heckenberger und Joachim Klumpp

Während die meisten Spieler der Stuttgarter Kickers am vergangenen Samstag nach der Auftaktniederlage gegen Burghausen mit gesenktem Haupt vom Platz schlichen, bewies Manuel Salz Haltung. Der Torwart des Fußball-Drittligisten stellte sich jeder Kamera, stand Rede und Antwort. Sein Tenor: „Natürlich bin ich enttäuscht, schließlich zählt die Leistung der Mannschaft.“ Weniger die eigene. Denn an der gab es trotz der 0:2-Niederlage nichts auszusetzen. Im Gegenteil.

Der Kickers-Trainer Stefan Minkwitz machte anschließend das, was er normalerweise öffentlich nur ganz selten tut: einen Spieler herausheben – in diesem Fall eben Manuel Salz. „Er hat mit seiner Leistung dafür gesorgt, dass wir überhaupt im Spiel geblieben sind“, sagte Stefan Minkwitz, der sich dem psychologischen Effekt einer solchen Aussage wohl bewusst ist und deswegen vor dem Heimspiel morgen gegen Fortuna Düsseldorf nochmal nachlegte: „Der Junge ist gut, und er wird immer besser.“

Vor allem in den sogenannten Eins-gegen-eins-Situationen bewies der 22-Jährige seine Abgeklärtheit und brachte die gegnerischen Stürmer schier zur Verzweiflung. In der Vergangenheit durfte Salz sein Können lediglich in der zweiten Mannschaft beweisen oder bei einigen Einsätzen im WFV-Pokal. Am Stammtorwart David Yelldell war einfach kein Vorbeikommen. Kein Wunder. Nicht nur für Minkwitz war Yelldell „der beste Torhüter in der gesamten Regionalliga“. Da musste sich Salz hinten anstellen.

Mittlerweile spielt Yelldell aber eine Klasse höher bei TuS Koblenz, und kaum war diese Entscheidung gefallen, hatten sich die Kickers-Verantwortlichen festgelegt: auf Manuel Salz als die neue Nummer eins. Daraufhin verlängerte der Torwart, den der SSV Reutlingen im Vorjahr schon gerne abgeworben hätte, seinen Vertrag bei den Stuttgartern. Zwar haben die Kickers in Benjamin Huber vom FC Ingolstadt einen ernsthaften Konkurrenten geholt, doch der steht momentan in der Warteschleife, auch wenn der Manager Joachim Cast betont: „Er ist knapp dran“, und Minkwitz sagt: „Huber macht Druck und treibt Salz noch mehr an.“ Allerdings musste Huber ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Vorbereitung verletzungsbedingt ein paar Tage pausieren.

Salz hat zwar keine Stammplatzgarantie, aber das Vertrauen der Verantwortlichen. „Natürlich muss man ihm auch mal einen Fehler zugestehen“, sagt Minkwitz an die Adresse all der Skeptiker, die glauben, die Kickers hätten sich auf der Schlüsselposition Torhüter entschieden verschlechtert. Weil er mit 1,85 Meter für einen Torhüter nicht gerade ein Gardemaß besitzt, zweifeln einige Fans an den Qualitäten des Schlussmannes, der am ehesten noch in der Strafraumbeherrschung zulegen muss.

Am nötigen Selbstvertrauen jedenfalls mangelt es Salz nicht. Vom Typ her ist er extrovertierter als sein Vorgänger, die Abwehr dirigiert er schon lauter als ein David Yelldell in seiner Anfangszeit. Der sagt: „Jeder Torwart hat seinen eigenen Stil, aber Manuel ist auf einem guten Weg. Wenn er mich etwas gefragt hat, dann habe ich ihm gerne geholfen. Aber ich habe ihm nicht dauernd reingeredet. Jeder Torwart muss seinen eigenen Weg gehen.“

Das sieht auch Salz selbst so, der den Vergleich mit seinem Vorgänger und Publikumsliebling auf der Waldau gar nicht so gerne hört: „Ich bin ein ganz anderer Torwarttyp. Ich bin lautstärker und spiele mehr mit.“ Das bestätigen auch die Mitspieler, wie der Innenverteidiger Marcel Rapp: „Er hat im Training bewiesen, dass er es kann.“ Auch im ersten Spiel hat er überzeugt, vor der schweren Partie morgen gegen Düsseldorf ist den Verantwortlichen deswegen nicht bange – zumindest nicht in Bezug auf die Torwartposition. „Ich unterteile nicht in jung und alt, sondern in gut und schlecht“, sagt Minkwitz und lässt keinen Zweifel daran, wo er seinen Keeper einordnet: „Ich plane fest mit ihm.“

Dass Salz sich größeren Aufgaben stellen und sich nicht verstecken will, zeigt ein Blick auf das Vorbild des jungen Torhüters: „Gianluigi Buffon“, sagt er. Der ist vierfacher Welttorhüter und amtierender Weltmeister.

Stuttgarter Zeitung

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