„Wir haben keine Angst“
Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers geht mit Zuversicht in den Saisonendspurt
Stuttgart (bw) – Großer Optimismus herrscht bei Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers vor dem drittletzten Saisonspiel heute (19 Uhr) gegen die SpVgg Unterhaching. (…)
„Es ist jedem bewusst, dass nur noch drei Siege helfen“, sagt Kickers-Trainer Stefan Minkwitz. Doch selbst diese neun Punkte könnten nicht zur Qualifikation für die dritte Liga reichen. Schließlich haben die Kickers drei Zähler Rückstand zum rettenden Ufer und sind auf Ausrutscher der Konkurrenz angewiesen. Und es drängeln sich nicht weniger als sechs Mannschaften um den zehnten Platz. Die ersten sieben künftigen Drittligisten aus der Südstaffel dürften bereits feststehen. „Wir haben keine Angst“, unterstreicht der Coach, der trotz der schlechten Ausgangslage vor Optimismus strotzt: „Wir dürfen einfach nicht negativ denken.“ Und die Spieler schließen sich der Zuversicht an. „Der Glaube ist auf jeden Fall da“, betont Alexander Rosen und berichtet vom Training mit „hoher Konzentration und Spannung“. Der Mittelfeldspieler, der erst in der Winterpause nach Degerloch gekommen war, hat sich laut Manager Joachim Cast schnell zum „absoluten Leader“ entwickelt. Er ist nicht nur auf dem Platz eine Führungsfigur, sondern sein Wort zählt auch bei den Mannschaftskollegen. „Das liegt daran, dass ich einer der Ältesten bin und zudem schon viel erlebt habe“, sagt der 29-Jährige, der sowohl in der Bundesliga als auch im Ausland aktiv war. Genauso wie Angelo Vaccaro (9) und Moritz Steinle (4) geht Rosen (4) in die Partie mit der Gefahr, für die nächste Gelb-gesperrt zu werden. Doch trotzdem will er nicht mit angezogener Handbremse spielen. „Ich gebe Vollgas. Sonst könnte ich der Mannschaft möglicherweise mehr schaden, als bei einer eventuellen Sperre“, sagt Rosen – und kassiert dafür vom Trainer Beifall. „Solche Spielertypen sind mir die liebsten“, freut sich Minkwitz auch darüber, „dass Alexander Rosen kam und sofort mit Leistung vorneweg marschierte.“ Auch gegen Unterhaching soll der gebürtige Bayer dies wieder tun. Personelle Änderungen sind gegenüber dem Team, das beim FSV Frankfurt ein 0:0 holte, nicht geplant. Dass die Gäste als Tabellenfünfter mit Aufstiegsambitionen anreisen, schreckt die Kickers nicht. „Wir haben mehrfach gezeigt, dass wir gegen Spitzenmannschaften mithalten und teilweise sogar dominieren können“, übt sich Minkwitz konsequent in Zweckoptimismus.
So wollen sie spielen: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Stierle – Petruso, Rosen, Gambo, Cerci – Tucci, Vaccaro.
Eßlinger Zeitung
Freitag muss gegen Haching ein Sieg herKickers: Präsidium setzt Prämie aus
„Das sind Spiele aus denen Dramen gestrickt sind“, sagt Präsident Dirk Eichelbaum zum ersten von drei Endspielen seiner Stuttgarter Kickers. Heute treffen die Blauen in der Regionalliga auf die SpVgg Unterhaching (19 Uhr, Gazi-Stadion auf der Waldau).
Das Team aus Degerloch muss gewinnen, um weiter eine Chance für die Qualifikation zur 3. Bundesliga zu haben. Und für die auswärts ungeschlagenen Hachinger ist es die letzte Möglichkeit, den Aufstieg in die 2. Liga noch zu schaffen.
Nur mit drei Siegen aus den letzten drei Begegnungen sind die Kickers sicher in der 3. Liga. Trainer Stefan Minkwitz: „Alle Diskussionen erübrigen sich. Es zählen nur Erfolge.“
Doch das ist für den Coach in den „schwersten Spielen“ seiner Karriere keine unlösbare Aufgabe. Er bringt die Elf, die beim FSV Frankfurt einen Punkt holte. Also mit Angelo Vaccaro (9 Tore) und Marco Tucci (6) im Sturm.
Die letzte Steilvorlage kommt vom Präsidium. Wie BILD erfuhr, wurde trotz klammer Finanzen kurzfristig noch eine Prämie für das Erreichen 3. Liga ausgesetzt.
Schlüsselspiel mit gleicher Aufgabe
Wenn Ende des vergangenen Jahres jemand behauptet hätte, die SpVgg Unterhaching wird in 2008 die beste Auswärtself der Liga stellen, wäre er wohl milde belächelt worden. Aber genau dies ist eingetreten. Das Team von Ralph Hasenhüttl hat bislang von den sechs Auftritten in der Fremde fünf gewonnen und einmal Unentschieden gespielt. Eine Bilanz, die in der Regionalliga-Süd keiner der Konkurrenten vorzuweisen hat. „Die Mannschaft tritt mittlerweile genauso auf wie im eigenen Stadion, hat sich ungeheuren Respekt erarbeitet“, sagt Trainer Hasenhüttl vor der Partie bei den Stuttgarter Kickers am Freitagabend (19 Uhr).
Haching hat nach der Winterpause auswärts sogar mehr Punkte eingeheimst als im eigenen Stadion und sich insgesamt in eine lange undenkbare Position befördert. Der Aufstieg in die zweite Bundesliga ist plötzlich noch möglich. „Jeder Spieler hat das natürlich im Hinterkopf“, sagt Verteidiger Raphael Schaschko: „Wir wollen durch ein positives Ergebnis den Druck auf die Anderen verstärken.“ Sein Trainer sieht die SpVgg vor „einem von drei Schlüsselspielen“, bei dem der Gegner „die gleiche Aufgabe hat wie wir, sie müssen ebenfalls gewinnen“, sagt Hasenhüttl.
Anders als bei den Rot-Blauen steht diese Aufgabe jedoch bei den Kickers unter wesentlich ungünstigeren Vorzeichen. Verlöre die Elf aus dem Stuttgarter Stadtteil Degerloch die anstehende Partie, ist die Qualifikation für die dritte Liga bei schon derzeit drei Zählern Rückstand wohl außer Reichweite. Doch Hachings Coach warnt, dass der Tabellen-13. morgen um sein Leben laufen werde. „Stuttgart kann uns wehtun, allerdings hat meine Team einen unglaublichen Willen und lässt sich auch nach Rückschlägen nicht ins Bockshorn jagen“, sagt er.
Die Württemberger haben im letzten Spiel ein Remis beim FSV Frankfurt erreicht und kürzlich eine Serie von sieben Partien ohne Niederlage hingelegt, Grund genug „auf der Hut zu sein“, sagt Hasenhüttl. Zum Beispiel vor Stürmer Angelo Vaccaro, dem Ex-Hachinger, der mit neun Treffern bester Schütze der Kickers ist. „Wir sind hinten gefestigt genug, um so einen Spieler zu stoppen“, sagt Schaschko, der sich auf eine offen geführte Begegnung freut ohne größeres Geplänkel. „Die müssen genauso wie wir“, hebt er nochmals hervor.
Wie zuletzt geht die SpVgg erneut mit argen personellen Problemen in die Partie. Die Angreifer Robert Lechleiter (Knie) und Thomas Rathgeber (Sprunggelenk) fehlen weiterhin, auch die Verteidiger Ralf Bucher (Adduktoren) und Stefan Frühbeis (Knie) fallen aus. Zudem zog sich Ibrahim Aydemir – beim VfB Stuttgart II noch Torschütze – im Toto-Pokal eine Rippenprellung zu. Der Tscheche Roman Tyce ist außerdem nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt. Hingegen dürften Oliver Fink, der soeben seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat, und Christian Hain ihre Blessuren aus dem Ingolstadt-Spiel bis morgen auskuriert haben. „Matthias Lust und ich haben auch noch Spielerpässe, notfalls müssen wir ran“, sagt Ralph Hasenhüttl schmunzelnd, der zumindest einen Rückkehrer begrüßen kann. Tobias Schweinsteiger hat seine Muskelprobleme überstanden und wird sehr wahrscheinlich auflaufen.
Sein drittletztes Punktspiel im Haching-Trikot wird Ceyhun Gülselam bestreiten, der nach dieser Saison zu Trabzonspor in die Türkei wechseln wird. Der Defensivallrounder wird aber trotz seines feststehenden Wechsels bis zum Ende alles geben für die SpVgg, „wenn nicht sogar noch mehr als vorher“, sagt er. Ein großes Ziel will Gülselam jedenfalls noch mit den Rot-Blauen erreichen, den Aufstieg in die zweite Bundesliga. „Ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen“, sagt der 20-Jährige.