Vorberichte zum Endspiel, III: SSV 05 Reutlingen – Stuttgarter Kickers

Krauss fehlt dem SSV Reutlingen im Derby gegen die Kickers morgen (siehe auch oben) ebenso wie der Verteidiger Kirsch. Doch auch der Kickers-Trainer Stefan Minkwitz hat einige Sorgen. Recep Yildiz zog sich im Training einen Bänderriss zu, und Oliver Stierle fehlt wegen der fünften Gelben Karte, für ihn wird Steinle in die Abwehr rücken.

Stuttgarter Zeitung

„Die Derbys müssen bleiben“

Nachgefragt bei Peter Starzmann

Im Kreuzeichestadion kommt es morgen (14 Uhr) in der Fußball-Regionalligapartie zwischen dem SSV Reutlingen und den Stuttgarter Kickers zu einem vorentscheidendes Spiel im Kampf um die Qualifikation für die dritte Liga. „Was gibt es Schöneres als ein Derby mit Endspielcharakter“, sagt der SSV-Trainer Peter Starzmann im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Starzmann, wer wird denn eher den Sprung in die dritte Liga schaffen: Reutlingen oder die Kickers?

Ich glaube beide. Die Vereine haben ja einen ähnlichen Werdegang, wenn man nur an die finanziellen Voraussetzungen denkt, und ein sehr gutes Verhältnis untereinander – auch wenn wir am Samstag einmal Konkurrenten sind. Ich denke, die Kickers fahren sicher lieber nach Reutlingen als nach Elversberg oder Emden – und uns geht es umgekehrt genauso. Die Derbys müssen bleiben, das ist meine feste Überzeugung.

Die Formkurve verläuft aber entgegengesetzt. Während Ihre Mannschaft von den vergangenen sechs Spielen nur eines gewonnen hat, haben die Kickers seit sieben Partien nicht mehr verloren.

Die Kickers haben eine Serie wie wir (neun Spiele ohne Niederlage, d. Red.), nur mit einer zeitlichen Verzögerung von drei bis vier Wochen, und das gegen fast dieselben Gegner. So gesehen interessiert mich die Diskussion um irgendeinen Trend nicht so sehr, sondern die Art und Weise unseres Auftretens. In Unterhaching hatten wir sieben zu drei Chancen, aber eben keine genutzt. In der Regionalliga kann diese Saison manchmal eine einzige gute Aktion ein Spiel entscheiden.

Dabei spielen auch die Torhüter eine wichtige Rolle. Während beim SSV der junge Kevin Kraus spielen muss, steht bei den Kickers in David Yelldell der vielleicht beste Schlussmann der Liga zwischen den Pfosten. Ein Nachteil?

David Yelldell ist der beste Torwart der Liga, die Erfolgsserie haben die Kickers letztlich ihm – und Mustafa Parmak – zu verdanken. Und ich weiß, was Yelldell kann, schließlich wollte ich ihn schon zum VfB Stuttgart holen, als er noch in Backnang gespielt hat. Bei uns ist jetzt eben die Situation eingetreten, die ich immer befürchtet habe, nachdem wir in der Winterpause Sven Hoffmeister nach Sandhausen abgeben mussten. Ich habe meine Meinung dazu mehrfach kundgetan, auch im Präsidium. Auf der anderen Seite ist es manchmal besser, einen jungen Spieler ins kalte Wasser zu werfen.

Und wer ist nun der Ersatz für den Ersatz Kevin Kraus?

Wir haben im Training etliche Feldspieler auf der Position getestet, eine andere Alternative haben wir nicht.

Was spricht aus Ihrer Sicht dennoch dafür, dass der SSV als Sieger den Platz verlässt?

Zunächst einmal haben wir ein Heimspiel mit einer tollen Atmosphäre, vor hoffentlich mehr als 7000 Zuschauern. Danach haben wir doch immer gelechzt: ein Derby mit Endspielcharakter – was gibt es Schöneres.

Und was passiert mit Peter Starzmann, wenn der SSV die dritte Liga verpasst?

Dazu möchte ich keinen großen Kommentar abgeben. Zunächst einmal habe ich meinen Vertrag unabhängig von der Ligenzugehörigkeit verlängert. Und irgendwie geht es immer weiter – auch wenn es in der dritten Liga natürlich schöner wäre.

Stuttgarter Zeitung

Spannung steigt: Im Derby steckt viel Brisanz

Kickers vor Schlüsselspiel im Kampf um dritte Liga – Wiedersehen mit ehemaligen Blauen

Stuttgart – Es ist ein Derby. Es geht gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Qualifikation für die dritte Liga. Und hinzu kommen einige pikante Personalien. Im Fußball-Regionalliga-Duell SSV Reutlingen gegen Stuttgarter Kickers am morgigen Samstag (14 Uhr/Stadion an der Kreuzeiche) steckt viel Brisanz.

VON JÜRGEN FREY

Hans Kullen: Der Mann aus Hülben hat bei den Kickers seine Spuren hinterlassen. Von 2003 bis März 2007 war er Präsident der Blauen. Dann wechselte der 65-Jährige die Fronten und kehrte nach Reutlingen zurück: Seit Oktober vergangenen Jahres mischt er im SSV-Präsidium mit – als Verantwortlicher für den sportlichen Bereich. „Ich freue mich riesig auf das Spiel. Die Konstellation ist wahnsinnig spannend“, sagt Kullen vor dem Derby, zu dem er 6000 Zuschauer erwartet. Wie er den Kickers-Präsidiumsmitgliedern begegnen werde? „Höflich und sportlich“, betont Kullen. Zuletzt kommunizierten die beiden Parteien allerdings nur noch über ihre Anwälte. Am 25. Juni trifft man sich in Stuttgart vor Gericht. Wegen Kullens Klage auf Rückzahlung seines Darlehens (inklusive Zinsen 507 000 Euro) wurde ein sogenannter Gütetermin vereinbart.

Joachim Cast: Für den aktuellen Kickers-Manager ist das Derby praktisch ein Heimspiel. Er wohnt unter der Achalm im sechs Kilometer von Reutlingen entfernten Eningen. Zudem trug der 40-Jährige zwischen 1995 und 2001 den Dress des SSV. Unter anderem spielte er mit dem heutigen Reutlinger Geschäftsführer Klaus Weiss zusammen. Auch privat fand Cast in dieser Zeit sein Glück: Er lernte dort seine Frau Heike kennen. Der ehemalige Innenverteidiger sieht viele Parallelen zwischen den beiden Vereinen: „Die Strukturen, die finanziellen Möglichkeiten bewegen sich auf ähnlichem Niveau.“ Hauptunterschied sei die größere bundesweite Tradition der Blauen. Was das Stadion betrifft, hat Reutlingen Vorteile. „Die Haupttribüne ist bundesligatauglich“, weiß Cast.

Alexander Malchow: Der heutige Co-Trainer der Blauen war von 2000 an zwei Jahre für den SSV am Ball. Der 38-Jährige absolvierte 62 Spiele und erzielte elf Tore.

Bashiru Gambo: Der Chef im Kickers-Mittelfeld spielte in der Saison 2002/03 in der zweiten Liga für Reutlingen. Seit dieser Zeit verbindet den Mann aus Ghana ein besonders inniges Verhältnis zu Kullen, den er sogar „Papa“ nennt. Negative Auswirkungen auf seine Leistung erwartet bei den Kickers deshalb keiner. Cast weist auf das Derby in der vergangenen Saison hin: „Da hat Gambo bei unserem 1:0-Sieg in Reutlingen ein überragendes Spiel gemacht.“

Peter Starzmann: Der Reutlinger Trainer stürmte in der Zweitligasaison 1989/90 für die Kickers, traf in 25 Spielen zweimal. Zwei Geschichten sind dem 45-Jährigen besonders in Erinnerung: „Nach einem knallharten Probetraining beim damaligen Trainer Manfred Krafft benötigte ich ein Sauerstoffzelt.“ Und dann war da noch die Reise zu einem Intertotocup-Spiel nach Polen: „Der damalige Manager Dieter Dollmann durfte auf dem Flug kurz den Steuerknüppel übernehmen, wir sackten mit einer Privatmaschine erst mal einen Kilometer ab.“ Zu Schaden gekommen ist niemand.

Bastian Bischoff: Der SSV-Stürmer jagte von 2005 bis 2007 bei den Kickers dem Ball nach. Seine Bilanz: 22 Spiele, ein Tor. Beim SSV hat der 23-Jährige bisher in 24 Partien zwei Tore erzielt.

Sasa Janic: Die Kickers-Vergangenheit des Reutlinger Offensivverteidiger ist schon länger her. Vor der Saison 1995/96 kam der 32-Jährige aus Ludwigsburg zu den Blauen.

Stuttgarter Nachrichten

Minkwitz erwartet „heißen Tanz“

Stuttgart (bw) – Mit breiter Brust reist der seit sieben Spielen ungeschlagene Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers zum Derby morgen (14 Uhr) beim SSV Reutlingen. (…)

Einen „heißen Tanz“ erwartet Stuttgarts Trainer Stefan Minkwitz in Reutlingen. „Der SSV steht genauso wie wir mit dem Rücken zur Wand“, sagt er mit Blick auf den Kampf um einen Startplatz in der dritten Liga. Nur zwei Punkte trennen die Kontrahenten sechs Spieltage vor Schluss voneinander – doch die Kickers stehen als Neunter über, die Reutlinger als Zwölfter unter dem Strich. Beide gehen nicht in Bestbesetzung ins Duell. Bei den „Blauen“ fehlt Oliver Stierle (Gelbsperre). Für ihn rückt Moritz Steinle in die Abwehrkette. Der SSV ersetzt Torhüter Markus Krauss (Rotsperre) mit dem 18-jährigen A-Jugend-Spieler Kevin Kraus. Zudem ist Verteidiger Patrick Kirsch gelbgesperrt. Gute Nachrichten gibt es dafür von Jens Härter. Der Kickers-Kapitän, der wegen einer Knieverletzung zuletzt im September spielte, steht in Reutlingen aller Voraussicht nach wieder im Kader.

So wollen sie spielen: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Steinle – Parmak, Rosen, Gambo, Cerci – Tucci, Vaccaro.

Eßlinger Zeitung

Fußball-Regionalliga – Der Manager der Stuttgarter Kickers lobt das Trainerduo Minkwitz/Malchow

Cast nimmt DFB in die Pflicht    

VON MANFRED KRETSCHMER

REUTLINGEN/STUTTGART. »Falls wir uns nicht für die neue dritte Liga qualifizieren, kann ich meine Schlüssel abgeben.« Wenn Joachim Cast heute mit seiner mittlerweile legendären Aussage vom vergangenen Jahr konfrontiert wird, lächelt er. Und fügt ergänzend hinzu: »Ich habe damit gemeint, dass es den Verein Stuttgarter Kickers in der jetzigen Struktur dann nicht mehr geben wird.« In der künftig viertklassigen Regionalliga würde es bei den »Blauen« aus Kostengründen keinen professionellen Fußball-Betrieb mehr geben. »Wir müssten dann auf Halbprofitum oder Feierabendkicker umstellen«, so Kickers-Manager Cast.
Auf dem Weg in die dritte Liga haben die Stuttgarter zuletzt eine imposante Serie hingelegt – in den zurückliegenden sieben Partien wurden 17 Punkte geholt. Die nächste richtungsweisende Partie steigt am morgigen Samstag (14 Uhr) im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion beim ebenfalls um ein Drittliga-Ticket kämpfenden SSV. »In diesen direkten Duellen stehen die Heim-Teams einen Tick mehr unter Druck«, meint Cast, der mit »6 000 bis 7 000 Zuschauern« rechnet.

Joachim Cast in Reutlingen – für den 40-Jährigen ist das nach wie vor ein besonderes Spiel. Der einstige Abwehrrecke stand von 1995 bis 2001 beim SSV unter Vertrag, streifte sich einige Jahre die Kapitänsbinde über, absolvierte 148 Regionalliga- und 20 Zweitligaspiele, ehe er zu den Kickers wechselte.

Am Ende seiner Laufbahn bei den »Blauen« bot ihm der damalige Kickers-Präsident und jetzige Sportliche Leiter des SSV Reutlingen, Hans Kullen, eine Tätigkeit in der Geschäftsstelle an. »Am 30. Juni 2004 lief mein Vertrag als Spieler aus, ab 1. Juli war ich Manager«, erinnert sich Cast. Diese Aufgabe sei verbunden mit Höhen und Tiefen, »das macht aber den Fußball so spannend«. Dass er mittlerweile in der Szene einen sehr guten Ruf besitzt, beweist die Berufung in den Regionalliga-Spielausschuss.

Dieser Ausschuss tagt heute. Wichtigster Tagesordnungspunkt: Die Höhe der Fernsehgelder für die bevorstehende Spielzeit. »625 000 Euro sind eindeutig zu wenig«, so Cast, da die Drittligisten in puncto Infrastruktur und personelle Ausstattung auf einem Niveau mit den Zweitliga-Klubs liegen würden. Zum Vergleich: Die Zweitligisten erhalten im Schnitt 4,9 Millionen Euro pro Saison.

»Ruhe ist bei den Stuttgarter Kickers ein Fremdwort«

Cast nimmt die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in die Pflicht: »Die dritte Liga ist die höchste Spielklasse des DFB, sie soll ein Premiumprodukt werden. Deshalb hat der Verband eine Verpflichtung seinen Vereinen gegenüber und muss sie entsprechend unterstützen.«

Der in Eningen wohnende Funktionär lobt das neue Trainergespann Stefan Minkwitz und »Co« Alexander Malchow (ein Ex-Reutlinger), für dessen Verpflichtung sich Cast nach der Trennung von Peter Zeidler stark gemacht hatte. »Beide haben eine gute Ansprache ans Team. Im Moment greift bei uns ein Rädchen ins andere.« Nachdem Minkwitz Anfang November als Chef auf die Kommandobrücke stieg und in den ersten Begegnungen keine Erfolge verzeichnete, rumorte es schon wieder im Umfeld des Ex-Erstligisten. »Das ist normal bei uns. Ruhe ist bei den Kickers ein Fremdwort«, plaudert Cast aus dem Nähkästchen. Bleibt abzuwarten, wie die Stimmung im Lager der »Blauen« nach der morgigen Partie in Reutlingen ist. (GEA)

Reutlinger General Anzeiger 

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