Blau gegen Rot – wenn Lokalrivalen aufeinandertreffen

Am Wochenende gab es gleich zweimal das Lokalderby der Jugendmannschaften der Stuttgarter Kickers gegen die des VfB Stuttgart – mit dem besseren Ende für die Cannstatter

Degerloch/Bad Cannstatt. Gleich zweimal trafen am Wochenende die Stuttgarter Kickers auf den VfB Stuttgart. Im Derby der Bundesligen der A- und B-Jugend wollten beide Mannschaften zeigen, wer den besseren Nachwuchs hat. Die Cannstatter entschieden das Derby-Wochenende mit einem Sieg und einem Unentschieden für sich.

Von Carsten Weirich und Frank Pfauth

Im Derby der A-Jugend-Bundesliga kam es zum Aufeinandertreffen der Stuttgarter Kickers mit dem Lokalrivalen aus Bad Cannstatt. Die Blauen mussten sich nach neunzig Spielminuten auf heimischem Platz mit 0:2 geschlagen geben, und das, obwohl sie eigentlich nicht die schlechtere Mannschaft waren.

„Auch wenn wir spielerisch mithalten konnten, bin ich überhaupt nicht zufrieden mit der Leistung“, sagte Stefan Minkwitz, der Trainer der Kickers. „An der Disziplin hat es gemangelt. In der A-Jugend-Bundesliga muss man von der ersten Minute an hellwach sein.“ Das hatte seine Mannschaft versäumt und musste die Gegentore durch Daniel Didavi (7. Minute) und Julian Schieber (47.) hinnehmen, jeweils kurz nach Anpfiff der Spielhälften. In einem schnellen Spiel waren die Kickers spielerisch und kämpferisch gleichwertig, erlaubten sich aber in den entscheidenden Situationen Unkonzentriertheiten, die der VfB gnadenlos bestrafte.

Mit nur einem Punkt aus drei Spielen stehen die Blauen jetzt auf dem elften Tabellenplatz: Für Stefan Minkwitz alles andere als zufriedenstellend. „Ich habe keine Lust, am Ende gegen den Abstieg zu spielen“, sagt er. „Wir müssen noch an einigen Dingen arbeiten, die bisher noch nicht so passen, wie ich mir das vorstelle.“ Das seien vor allem die Spieldisziplin, die Absprache untereinander und der Torabschluss. Auch im Spiel am Sonntag ließen die A-Jugendlichen der Kickers einige gute Chancen gegen den Lokalrivalen VfB Stuttgart ungenutzt.

Für Stefan Minkwitz war das Derby dabei nur bedingt ein besonderes Spiel. „Ich bin ja nur ein Reingeschmeckter“, sagt er, „aber für das Derby muss ich meine Spieler nicht heiß machen. Da sind alle heiß.“ Dass es trotzdem nicht für mehr gereicht hat, findet Minkwitz umso bedauerlicher. Um nicht noch weiter Richtung Tabellenende zu rutschen, muss die Mannschaft in der nächsten Partie anders auftreten. „Das soll nicht überheblich klingen“, sagt Minkwitz, „aber im Spiel gegen den Offenburger FV muss ein Sieg her.“

Auch die B-Jugend der beiden Lokalrivalen traf sich zum Stadtderby. Ein 2:2-Unentschieden – ausgerechnet in der Höhle des Löwen. Dass die Partie gegen den erfolgsverwöhnten Nachwuchs des deutschen Meisters VfB Stuttgart mit einem solch guten Ergebnis für den Liganeuling enden würde, darauf hatten vorab im Lager der Degerlocher wohl nur wenige gesetzt. Vor 500 Zuschauern entführten die Gäste einen wichtigen Zähler dank des gerechten Ausgleichstreffers ihres Kapitäns Wlasios Kotaidis (45. Minute). Zuvor waren die Blauen durch Simon Frank (7.) schon früh in Führung gegangen, hatten aber noch vor dem Halbzeitpfiff die Gegentreffer von Jacob Amman und Ali Gökdemir zum 1:2-Pausenstand hinnehmen müssen.

Auch die Bilanz nach fünf Spieltagen liest sich sehr ordentlich für die Mannschaft von Kickers-Trainer Christian Isert, der die Blauen in der Oberligasaison mit einem Start-Ziel-Sieg ungeschlagen in die neu geschaffene B-Junioren-Bundesliga geführt hat. Nach bisher zwei Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage belegt der blaue Fußball-Nachwuchs momentan einen guten siebten Tabellenplatz – und steht damit zwei Plätze vor dem Cannstatter Kontrahenten. Immerhin.

Doch trotz aller Euphorie über den am Ende für das angestrebte Ziel Klassenverbleib nicht unwichtigen Punktgewinn – als quasi lebender Kontrast dazu übte sich Kickers-Nachwuchskoordinator Zoltan Sebescen nach dem Schlusspfiff in Bodenhaftung und war um eine sachliche Analyse bemüht. Das Ergebnis sei aus seiner Sicht „okay“ – mehr aber auch nicht. Seine Sachlichkeit rührt nach Sebescens Worten daher, dass er das große Ganze seines Clubs im Blick haben muss. Sebescen sieht vor allem in puncto professioneller Ausbildung den kickenden Nachwuchs des VfB „zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber uns um mehrere Meilen voraus“. Er denkt dabei aber nicht nur an den weitaus größeren finanziellen Hintergrund, der den Roten zur Verfügung steht. Ein Jugendleistungszentrum, in welchem der Cannstatter Bundesligist schon seit Jahren exzellente Nachwuchsarbeit betreibt und inzwischen regelmäßig die Früchte erntet, das hätte der ehemalige Nationalspieler gerne auch für seinen Club. Jedoch sei aufseiten der Kickers daran frühestens im nächsten Jahr mit der Einführung der dritten Profiliga zu denken. Sollte den Kickers die angestrebte Qualifikation gelingen, „dann müssen wir uns so schnell wie möglich mit diesem für die Zukunft überaus wichtigen Thema beschäftigen“, sagt Sebescen.

Stuttgarter Zeitung

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