FUSSBALL Markus Kärcher wechselt von den Stuttgarter Kickers in die USA

Ein Fellbacher künftig bei den Florida Owls

Fellbach. Die Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers hätten Markus Kärcher gern noch in der Oberliga-Mannschaft gesehen. Doch der 22-Jährige aus Fellbach wird stattdessen von August an für die Florida Owls in den USA auflaufen. Dort wird er für zunächst zwei Semester studieren.

Von Markus Merz

Jürgen Klinsmann vertraute während seiner Zeit als Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf die Dienste von Fitnesstrainer Mark Verstegen. Der US-Amerikaner bereitete das Team akribisch auf die Weltmeisterschaft in Deutschland vor und war so verantwortlich für die bemerkenswerte konditionelle Verfassung der deutschen Elf. Dass Jürgen Klinsmann auf einen Fitness-Experten aus den USA setzte, ist für den Fellbacher Markus Kärcher, zuletzt in der Oberliga-Mannschaft der Stuttgarter Kickers, kein Wunder: „In den USA sind sie einfach weiter, was Sport- und Trainingswissenschaften angeht.“ Schon alleine deshalb verspricht sich der 22-Jährige viel von seinem Auslandsstudium in Boca Raton, Florida. „Ich hoffe, dass ich dort noch athletischer werde.“ Um dann bei seinem neuen Team, den Florida Owls, auch zu den Stammkräften zu gehören.

Dass seine Wahl auf die Florida Atlantic University fiel, liegt vor allem an der dort ansässigen Fußball-Mannschaft. Zwar geht Markus Kärcher auch wegen seines Studiums (Englisch und Sport) in die USA, doch verfolgt er nicht zuletzt sportliche Ziele. Schon vor einem halben Jahr hat er begonnen, sich für ein Sportstipendium zu bewerben. „Da ist man ständig beschäftigt und muss alle möglichen Dinge hin und her schicken“, sagt Markus Kärcher, der zunächst den Weg über den Württembergischen Fußballverband (WFV) gewählt, sich dann aber doch privat beworben hat. „Es ist so, dass auch meine Freundin mitkommt. Und da man an nordamerikanischen Universitäten nicht mit einer Frau zusammenwohnen darf, haben wir uns für eine eigene Wohnung ganz in der Nähe des Campus“ entschieden.“ Während Markus Kärcher Fußball spielt und studiert, wird seine Freundin ein Praktikum machen und an einer Schule Deutsch unterrichten.

Dass der Fellbacher das Sportstipendium bekommen hat, ist vor allem einigen Videoaufnahmen zu verdanken. „Zunächst hatte ich dem Trainer der Florida Owls meinen sportlichen Lebenslauf geschickt. Das hat ihn jedoch kaum interessiert.“ Vielmehr hat ihn Kos Donev nur gefragt: „Hast du mir ein Video von dir?“ Das war alles. Nachdem sich der Coach des College-Teams die Aufnahmen angesehen hatte, bekam Markus Kärcher das Stipendium. Nun steckt er mitten in den Vorbereitungen auf den neuen Lebensabschnitt, der am 5. August beginnt. Die College-Mannschaft, für die er von Anfang September an spielen wird, kämpft in der Atlantic Soccer Conference um Punkte und kann, bei erfolgreichem Abschneiden, sogar um die nordamerikanische Meisterschaft spielen. „Sollten wir allein die Chance dazu haben, wäre das eine unglaubliche Sache“, sagt Markus Kärcher, der sich auch auf ein ganz anderes Interesse der Öffentlichkeit einstellen muss. Denn während bei den Spielen der zweiten Formation der Stuttgarter Kickers selten mehr als 500 Zuschauer waren, kann es beim College-Fußball durchaus vorkommen, dass die Partien live im Fernsehen übertragen werden und mehrere tausend Zuschauer zu den Begegnungen kommen. In den USA ist College-Fußball äußerst beliebt und wird intensiver verfolgt als die nordamerikanische Profiliga (MLS).

Geholfen hat Markus Kärcher bei seiner Entscheidung, in den Vereinigten Staaten zu studieren, auch sein Kumpel Boris Gatzky. Zusammen haben die beiden in der Jugend des VfB Stuttgart gespielt. Und Boris Gatzky hat den von Markus Kärcher angestrebten Weg schon früher gewählt und wird nun bald wieder auf seinen Freund treffen. „Einfach wird es dennoch nicht. Ich muss mich an die Temperaturen gewöhnen, und auch die sportlichen Anforderungen sind ziemlich hoch“, sagt Markus Kärcher, der von Kos Donev schon einen Trainingsplan zugeschickt bekommen hat. „Da habe ich schon mal einen Vorgeschmack, was mich letztlich erwartet. Boris hat mir erzählt, dass es vor allem im athletischen Bereich ein großer Sprung von der Oberliga in die USA ist.“

Doch Markus Kärcher stellt sich mit Vorfreude den bevorstehenden Anforderungen. Und kann sich durchaus einen längeren Verbleib vorstellen – über die beiden angestrebten Semester hinaus. „Vielleicht gefällt es mir so gut, dass ich mein Leben dort verbringen will“, sagt Markus Kärcher, der mit Christian Gentner vom VfB Stuttgart gut befreundet ist. Aber auch bei einer Rückkehr nach Deutschland hätte er sportlich noch einiges vor: „Die Regionalliga sollte es dann schon sein.“

Stuttgarter Zeitung

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