Presse zur Jahreshauptversammlung

Zweite Liga ja, aber mit Augenmaß
 
Hans Kullen als Präsident der Stuttgarter Kickers bestätigt
 
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben die beste Bilanz seit dem Abstieg aus der zweiten Liga vorgelegt. Das Geschäftsjahr 2005/06 schloss mit einem Gewinn von 67 817 Euro ab. „Die Konsolidierung ist abgeschlossen“, sagte der Präsident Hans Kullen.

Von Joachim Klumpp

Für die alljährliche Hauptversammlung haben sich die Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers etwas Besonderes einfallen lassen: ein Videoclip zusammengestellt aus den Höhepunkten des DFB-Pokalsieges gegen den Hamburger SV – untermalt mit den Worten: „Es ist die Leidenschaft, die den Unterschied ausmacht.“ Da war dem Präsidenten Hans Kullen der Applaus sicher. Und das vor einem vollen Haus. Nachdem die Regionalligapartie am vergangenen Samstag gegen Elversberg bekanntlich nur 40 handverlesene Besucher verfolgen durften, kamen gestern 240 stimmberechtigte Mitglieder in den ADM-Sportpark zur Jahreshauptversammlung.

Die mussten ihr Erscheinen nicht bereuen. Schließlich konnte erstmals seit dem Abstieg aus der zweiten Liga im Jahre 2001 wieder ein Gewinn ausgewiesen werden, der zum 30. Juni exakt 67 817 Euro betrug. Parallel dazu reduzierten sich die Verbindlichkeiten des Vereins auf 1 060 211 Euro, die nach wie vor im Wesentlichen durch die beiden Rangrücktrittsdarlehen von Frau Dünnwald-Metzler und Hans Kullen abgedeckt sind.

Den größten Posten auf der Einnahmenseite stellte der Bereich Werbung (887 829 Euro) dar, gefolgt von TV-Honoraren (452 233 Euro). Auf der Ausgabenseite des 2,3-Millionen-Euro-Etats schlugen traditionell die Personalkosten der ersten Mannschaft mit knapp 1,2 Millionen Euro am stärksten zu Buche. „Die Konsolidierung des Haushalts ist damit abgeschlossen“, sagte Kullen. Passend zum Ablauf seiner ersten Amtsperiode hat der Präsident damit seinen Wunsch verwirklicht, dass die Blauen wieder schwarze Zahlen schreiben. Der 64-Jährige nutzte das Podium gestern deshalb nochmals zu einem kleinen Resümee der vergangenen drei Jahre. Sein Fazit: „Wir haben einen steinigen Weg gewählt, aber den richtigen. Auch wenn hier und da ein gewisser Realitätsverlust zu verzeichnen war.“

Was nicht für den sportlichen Bereich gelten soll, den der Präsident auf folgenden Nenner brachte: „Das Ziel bleibt die zweite Liga, aber nur unter der Bedingung einer soliden Vereinsführung.“ Diese Bemühungen werden in der laufenden Saison aber vor allem durch das „Geisterspiel“ gegen Elversberg und dessen Folgen tangiert, wobei der Schatzmeister Dirk Eichelbaum auf die drohenden Kosten für das durch den DFB angeordnete Fangnetz auf der Gegengerade hinwies, die sich „nach einem ersten Angebot auf 50 000 Euro belaufen“. Zusammen mit der Strafe und den entgangenen Zuschauereinnahmen entstünde somit ein Loch im laufenden Etat von rund 70 000 Euro, was rund die Hälfte der Einnahmen aus dem Hertha-Spiel aufzehren würde.

Anschließend kam es bei der Wahl des Aufsichtsrats zu einem Missklang, nachdem Gerhard W. Kluge seine Kandidatur zurückzog. Er hatte sein Amt seit April wegen eines noch nicht abgeschlossenen Strafverfahrens ruhen lassen. „Was sich jetzt abgespielt hat, hätte ich auf Sizilien vermutet, aber nicht in Degerloch“, so Kluge zu telefonischen Drohungen, sich nicht mehr aufstellen zu lassen. Dem kam er schließlich nach, verbunden mit der Ankündigung, sich künftig bei einem anderen Verein (Hoffenheim?) zu engagieren und die Wahl möglicherweise anzufechten.

Bei der Blockwahl des Aufsichtsrats wurden die bisherigen Mitglieder mit dem Vorsitzenden Christian Mauch, Christian Dinkelacker, Kai-Uwe Völschow und Rainer Lorz bestätigt, neu hinzu kamen der Exprofi Walter Kelsch, der ehemalige Finanzbürgermeister Klaus Lang, Friedrich Kummer von der Firma ADP, Heinz Höfinger (Post- und Wurfsendungen) und Alexander Lehmann (Minol und Brunata Messtechnik), sodass das Kontrollgremium wieder auf seine Maximalstärke von neun Personen kommt.

Als erste Amtshandlung bestätigte das Kontrollorgan dann das Präsidium in seiner bisherigen Formation im Amt. Wobei jetzt schon eines feststeht: Videobilder von einem DFB-Pokalsieg werden auf der nächsten Hauptversammlung nicht zu sehen sein, es sei denn, die Kickers steigen doch noch in die zweite Liga auf. Wie sagte Hans Kullen abschließend mit seinem beliebten Vergleich zur Tour de France: „Was für die Tour Paris ist, ist für uns die zweite Liga.“

Stuttgarter Zeitung

Hans Kullen bleibt Kickers-Präsident
 
Präsidium der Blauen verkündet rund 68000 Euro Gewinn – Ärger vor Aufsichtsratswahl
 
Stuttgart – Hans Kullen bleibt für drei weitere Jahre Präsident der Stuttgarter Kickers. Bei der Jahreshauptversammlung am Dienstag wählten die Mitglieder die vom Club-Chef bevorzugten Kandidaten in den neuen Aufsichtsrat. Zuvor hatte das Präsidium einen Gewinn von rund 68 000 Euro im Geschäftsjahr 2005/2006 verkündet.

VON DIRK PREISS

Der Präsident war auffallend gut gelaunt – schon bevor er kurz nach 19 Uhr am Dienstagabend ans Mikrofon trat. Kein Wunder, schließlich präsentierte die Führungscrew der Blauen vor 240 Mitgliedern erstmals seit Jahren eine Gewinn bringende Bilanz. Noch im vergangenen Jahr musste man einen Fehlbetrag von gut 190 000 Euro verkraften, nun durfte Finanz-Vorstand Dirk Eichelbaum für das Geschäftsjahr 2005/2006 einen Gewinn von genau 67 817,73 Euro verkünden. „Wir ernten so langsam die Früchte unserer Arbeit“, sagte Kullen, der die Lage aber alles andere als rosig betrachtet. „Die Situation als gut zu beschreiben ist fast zu positiv.“ Kein Wunder, schließlich drücken weiterhin Schulden in Höhe von 1,06 Millionen Euro, die allerdings gedeckt sind durch mit Rangrücktritten versehene Darlehen von Ursi Dünnwald-Metzler und Kullen.

Der Bilanzgewinn wurde vor allem möglich durch Zinsverzichte von eben diesen beiden Hauptgläubigern in Höhe von fast 150 000 Euro. Dazu kommen erhöhte Einnahmen aus dem Spielbetrieb in Höhe von rund 112 776 Euro und ein Plus an Werbeeinnahmen (190 166 Euro).

Die erfreuliche Bilanz machte Eindruck – und Kullen nutzte den Rückenwind und versuchte in seiner Rede, Sympathiepunkte zu sammeln. Zunächst gab es Bilder vom DFB-Pokalsieg gegen den HSV, dann dankte Kullen Ursi Dünnwald-Metzler, er dankte den Fans und gab immer wieder das Ziel zweite Liga aus. „Wir wollen das in dieser Saison erreichen“, rief er. Präsidium und Aufsichtsrat wurden daraufhin entlastet.

Dann allerdings wurde die Stimmung weniger freundlich. Vor der Wahl des Aufsichtsrats warf der als Kandidat vorgesehene Gerhard W. Kluge den Gremien vor, er sei massiv bedrängt worden, seine Kandidatur zurückzuziehen. Zum Hintergrund: Einige der neun übrigen Kandidaten, zum Beispiel Christian Dinkelacker, wollten ausschließlich als Team antreten. Er ziehe seine Kandidatur zurück, werde sich auf Grund dieser Geschehnisse aber vorbehalten, die Wahl nachträglich anzufechten, so Kluge. Schon am Freitag hatte Ex-Vorstandsmitglied Michael Hofstetter alles andere als freiwillig seine Kandidatur zurückgezogen.

Dennoch wurden anschließend die neun Kandidaten en bloc mit nur 19 Gegenstimmen und 17 Enthaltungen gewählt. So sitzen nun Christian Mauch, Dinkelacker, Kai-Uwe Völschow, Rainer Lorz, Ex-Profi Walter Kelsch, Stuttgarts früherer Finanzbürgermeister Klaus Lang sowie die Unternehmer Heinz Höfinger, Alexander Lehmann und Frieder Kummer im Aufsichtsrat. Wie angekündigt bestätigte dieses Gremium anschließend Kullen und seine Präsidiumskollegen für drei weitere Jahre im Amt.

Im Mittelpunkt dieser Amtszeit soll ein konkretes Ziel stehen: der Aufstieg. Und zum Abschluss wählte Kullen einen Vergleich aus dem Radsport. „Wir haben die Alpen und die Pyrenäen überquert“, sagte er. Bis Paris sei es aber noch ein weiter Weg. „Und was für die Tour de France Paris ist, ist für uns die zweite Liga.“

Stuttgarter Nachrichten

Kullens Kurs wird bestätigt

Präsident der Stuttgarter Kickers bleibt für weitere drei Jahre im Amt
 
Stuttgart – So genau wusste gestern Abend auf der Mitgliederversammlung niemand mehr, wann die Stuttgarter Kickers zuletzt schwarze Zahlen geschrieben haben. Deshalb war das Präsidium um Clubchef Hans Kullen umso stolzer, als Ergebnis der abgelaufenen Spielzeit (Stichtag 30. Juni) einen Gewinn von 67 817 Euro zu verkünden. Als Belohnung wurde Kullen und seine Mannschaft vom neuen Aufsichtsrat im Amt bestätigt.
 
Von Sigor Paesler

Das war die spannendste Frage des Abends: Würden die Mitglieder Kullens Kandidaten in den Aufsichtsrat wählen? Davon hatte der 64-Jährige Reutlinger sein Weitermachen abhängig gemacht. Und deshalb überlegten sich einige der zahlreichen Kritiker wohl genau, ob sie einer Palastrevolution anzetteln sollten. Denn die Argumente hatte der 64-Jährige auf seiner Seite: Erfolgreicher Konsolidierungskurs und sportlicher Aufwärtstrend. Kullen gab denn auch vor 240 anwesenden Mitgliedern den Slogan aus: „Das Ziel ist der Aufstieg in die zweite Liga – die Bedingung dafür ist eine solide Vereinsführung.“

Schließlich ging alles glatt: Nachdem die alten Gremien mit großer Mehrheit entlastet worden waren, wurden Christian Mauch als Vorsitzender, Christian Dinkelacker, Kai-Uwe Völschow und Rainer Lorz wurden im Amt bestätigt. Walter Kelsch, Frieder Kummer, Klaus Lang, Heinz Höfinger und Alexander Lehmann wurden neu in den Aufsichtsrat gewählt. Die Neun wurden als Team gewählt. Joachim Bay schied aus persönlichen Gründen aus. Gerhard W. Kluge, der sein bisheriges Amt wegen eines Verfahrens hatte ruhen lassen, zog seine Kandidatur kurzfristig zurück. Er beheilt sich jedoch eine Anfechtung der Wahl vor, weil er sich im Vorfeld unter Druck gesetzt fühlte. Als erste Amtshandlungen berief der Aufsichtsrat Kullen, Dieter Wahl, Dirk Eichelbaum, Jürgen Köhn und Edgar Kurz erneut ins Präsidium.

Finanzexperte Eichelbaum verkündete die positiven Zahlen. 67 000 Euro mag kein üppiger Gewinn sein. Die Entwicklung der vergangenen Jahre aber ist beeindruckend. In der ersten Saison nach dem Abstieg in die Regionalliga vor vier Jahren betrug der Verlust noch 1,379 Millionen. Vor zwei Jahren lag er bei 231 000, vergangenes Jahr bei 190 000 Euro – da liest sich jeder Gewinn als Triumph des Sparkurses. Der Gesamtschuldenstand sank entsprechend leicht auf 1,06 Millionen Euro. Zustande kam die schwarze Zahl vor allem durch Mehreinnahmen in den Bereichen Spielbetrieb (plus 112 775 Euro), was vor allem auf die Einnahmen aus dem DFB-Pokal zurückzuführen ist, und Werbung (plus 190 166 Euro). Zudem wurden „außerordentliche Erträge“ in Höhe von fast 150 000 Euro verbucht (Vorjahr 25 000), wohinter sich ein Zinsverzicht der Darlehnsgeber Kullen und Ursi Dünnwald-Metzler verbirgt. „Wir fahren so langsam die Früchte der harten Arbeit in den vergangenen Jahren ein“, meinte Kullen.

Becherwurf kostet 70 000 Euro
Auch für die laufende Saison rechnen die Kickers mit einer positiven Bilanz. Dafür sollen in erster Linie die Einnahmen aus dem DFB-Pokal sorgen. Zudem werden die Werbeerlöse im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 43 Prozent steigen. Allerdings drohen den „Blauen“ wegen des abgebrochenen Pokalspiels gegen Hertha BSC Berlin – ein „Fan“ hatte den Schiedsrichterassistenten mit einem gefüllten Bierbecher getroffen – weitere Kosten. Der DFB, der die Kickers zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro verdonnert hatte, macht den Kickers obendrein zur Auflage, an der Gegengerade vor dem Fanblock ein Fangnetz zu installieren. Kosten: rund 50 000 Euro. Rechnet man die fehlenden Eintrittsgelder aus dem „Geisterspiel“ gegen Elversberg in Höhe von rund 10 000 Euro hinzu, kostet die Kickers der Spielabbruch und dessen Folgen insgesamt rund 70 000 Euro.

Eßlinger Zeitung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.