StZ: Das Schlitzohr mit dem blauen Herzen

Der 20-jährige Recep Yildiz hat sich bei den Stuttgarter Kickers einen Stammplatz erkämpft
 
Sein Führungstreffer hat am Sonntag den 2:0-Sieg der Stuttgarter Kickers beim 1. FC Kaiserslautern II eingeleitet. Recep Yildiz ist zu einer festen Größe beim Fußball-Regionalligisten geworden. „Es sieht so aus, als habe er den Durchbruch geschafft“, sagt der Kickers-Trainer Robin Dutt.

Von Benjamin Schieler

Glaubt man Wolfgang Schneck, dem Trainer der A-Junioren der Stuttgarter Kickers, kann sich Robin Dutt glücklich schätzen, weil er in Recep Yildiz einen großen Trumpf auf dem Weg in die zweite Bundesliga hat. „Mit Recep“, hat Schneck über Yildiz gesagt, „gewinnst du Spiele und Meisterschaften.“

Die eine Hälfte dieser Prophezeiung hat sich in dieser Regionalligasaison ausnahmslos bewahrheitet. Bei allen drei Spielen stand Yildiz in der Anfangsformation, dreimal gingen die Kickers als Sieger vom Platz. Am Sonntag beim 1. FC Kaiserslautern II köpfte der 1,85-Meter-Mann sechs Minuten vor dem Ende nach einer Flanke von Sascha Benda den Ball zur 1:0-Führung ins Tor, Christian Okpala machte zwei Minuten später den 2:0-Sieg der Kickers perfekt. „Momentan gibt es bei uns wirklich nichts zu meckern“, sagt Recep Yildiz.

Robin Dutt schätzt an seinem Schlitzohr vor allem dessen Kopfball- und Zweikampfstärke, die dem vielseitig einsetzbaren Fußballer in seiner Rolle als Innenverteidiger zugute kommt, einer Position, die Yildiz bereits aus seiner Zeit in der Kickers-Jugend kennt. Der Kickers-Manager Joachim Cast attestierte dem 20-Jährigen wie auch seinem Nebenmann Jens Härter nach dem Spiel in Lautern eine überragende Leistung. Und Robin Dutt sagt: „Es sieht ganz so aus, als habe Recep den Durchbruch bei uns geschafft.“

Yildiz selbst hat Blut geleckt, findet Gefallen an der aktuellen Situation. „Ich möchte jedes Spiel in dieser Saison machen“, sagt er selbstbewusst – und bedankt sich artig dafür, dass er im Verein immer das Gefühl haben durfte, dass die Verantwortlichen ihm den Rücken stärken. Dennoch hatte der junge Türke, der im Sommer in Stuttgart-Freiberg seinen Realschulabschluss gemacht hat und jetzt Vollprofi ist, Geduld beweisen müssen. Ganz behutsam habe man Yildiz aufgebaut, sagt Dutt. In der Saison 2005/2006 war er in der Hinrunde noch hauptsächlich in der Oberliga zum Einsatz gekommen, wurde dann immer häufiger auch in der Regionalliga eingesetzt. Bei seinen 14 Einsätzen traf er letztlich zweimal.

Das Herz der Fans eroberte er spätestens im Halbfinale des württembergischen Verbandspokals Ende April, als er gegen den Oberligisten 1. FC Normannia Gmünd im Elfmeterschießen den entscheidenden Elfmeter verwandelte und den Kickers dadurch den erneuten Einzug ins Finale sicherte – „das bislang schönste Erlebnis meiner Karriere“, wie Yildiz sagt. Am Freitag nun trifft der 20-Jährige mit den Kickers auf die ebenfalls bis dato ungeschlagene zweite Mannschaft des VfB Stuttgart. Es ist das Stuttgarter Derby, eine Frage der Ehre, mit erwarteten 6000 Zuschauern. Yildiz verspricht: „Gegen den VfB werden wir Gas geben.“ Und er ganz besonders: „Ich habe ein blaues Herz.“

Es sind Sätze, die den Anhängern gefallen dürften. Keine Worthülsen, sondern Aussagen, die man dem Allrounder abnimmt. Yildiz ist durch und durch ein Mann der Kickers, für die er seit seinem zehnten Lebensjahr spielt. Den alljährlichen Lockrufen aus Cannstatt, die den Jugendspieler Yildiz immer wieder erreichten, hat er stets widerstanden. Und als er im Jahr 2002 von der türkischen Jugend-Nationalmannschaft zu einem Lehrgang berufen wurde, fuhr Yildiz zwar hin, brach das einwöchige Trainingslager aber vor dessen Ende ab. Aus Stuttgart hatte ihn ein flehender Telefonanruf von seinem Trainer erreicht: „Recep, wir brauchen dich an diesem Wochenende.“

Yildiz steckte damals mitten in einer Saison mit großem Stresspotenzial. Als 16-Jähriger spielte er samstags für die B-Junioren der Kickers, am Sonntag stand er für die A-Junioren auf dem Platz. Am Ende der Spielzeit hatte er keinen unwesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sowohl die B1 als auch die A1 aufstiegen, die eine Mannschaft in die Regionalliga, die andere in die Bundesliga. Wolfgang Schneck hatte damals ganz genau hingeschaut.

Stuttgarter Zeitung

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