Der egyptische Fußballmeister in Stuttgart

VfB.-Kickers Stuttgart komb. – Egyptian Olympic A.C. Alexandria 1:3 (0:1)

Der egyptische Fußballmeister, der sich zurzeit auf einer Europareise befindet, trat am Sonntag gegen eine Kombination aus den Vereinen Kickers und VfB. auf der Adolf-Hitler-Kampfbahn an. Die Zugkraft dieser exotischen Fußballgäste war aber nicht so groß, wie man es wohl erwartet hatte. Mit etwa 5000 Zuschauern kann man den Besuch nicht gerade als gut bezeichnen. Das geringe Interesse des Publikums mag wohl zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß man die Egypter nach ihrem Abschneiden in München und Mannheim für nicht allzu spielstark einschätzte, und einen sicheren Sieg der Stuttgarter Mannschaft erwartete. Man hatte sich aber sowohl nach der einen, als auch nach der anderen Seite getäuscht. Die Fußballer aus dem Lande des Propheten waren entschieden spielstärker als man dachte. Sie verfügten über eine sehr gute Technik und Schulung und ihr taktisches Können hielt damit durchaus Schritt. Zudem waren sie aber auch äußerst schnell und brachten einen Kampfinstinkt mit, der überraschte. Auf der anderen Seite erlebte man an der Kombination aus den beiden führenden Stuttgarter Vereinen keine Freude. Sie lieferte im Gegenteil eine ausgesprochen schwache Partie. Vor allem der Sturm machte eine schlechte Figur. Das Innentrio war überraschend langsam und unentschlossen, so daß die etwas bessere Arbeit der Flügel sich nicht auswirken konnte. Auch in der Läuferreihe zeigten sich die Schwächen. Nur Handte hatte seine gewohnt gute Form. In der Verteidigung hatten man an Stelle von Baier den VfB.-Mann Vollmer eingesetzt, der den Standardback der Kickers gleichfalls nicht voll zu ersetzen vermochte. Unter den Spielern des egyptischen Meisters ragte vor allem Raafad hervor, der diesmal auf dem Mittelläuferposten stand. Auch im Sturm gab es einige gute Kräfte. Nur hielt auch auf dieser Seite das Schußvermögen nicht mit dem Können im Feldspiel gleichen Schritt. Die Verteidigung und vor allem der Torhüter waren sicher und entschlossen, kämpften aber reichlich hart, so daß zum mindesten ein Elfmeter für die Stuttgarter fällig gewesen wäre. Schiedsrichter Unverferth – Pforzheim konnte sich zu einem solchen jedoch nicht entschließen, während er im übrigen sehr gut amtierte.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 189 vom 15. August 1933