PFINGSTSPIELE der „Entente Eschoise“

C.S., vom 21.05.1929

Die Großkampftage der Escher Entente (Hoffentlich geht dieselbe nie mehr in die Brüche) entsprachen durchaus den Erwartungen, organisatorisch, sportlich und propagandistisch standen dieselben auf hoher Stufe und Spiele wie wir sie besonders gestern sahen, sind bei uns eine Seltenheit. Die deutschen Mannschaften enttäuschten durchaus von der angenehmen Seite, dieselben führten uns schönen technisch hochstehenden Fußball vor. Als Sieger des Turniers gingen (was wohl nicht jeder am Sonntag erwartet hatte) die Stuttgarter Kickers hervor, die gestern, in ihrem Spiele gegen Fürth eine eindrucksvolle Leistung vollbrachten und ihrem guten Namen volle Ehre einlegten: Die Kickers waren sowohl in spielerischer als in gesellschaftlicher Weise die besseren, und ich wette hundert gegen eins, daß dieselben noch mehr wie einmal bei uns zu Gaste werden sein….

„But let’s begin with the beginning“, wie Dickens in seinem Cricket on the hearth sagt. Am Sonntag morgen wurden die Gäste offiziell vom Escher Gemeinderat empfangen. Um es gleich zu verraten, die Aufnahme war eine überaus freundliche so echt gemütlich nach echt Escher Art und Weise. Ein deutscher Spieler versicherte mir es, sei der schönste offizielle Empfang, den er erlebt habe, das ist jedenfalls das beste Zeugnis für unseren wohllöblichen Gemeinderat sowie die Entente Eschoife. Der Stadtrat war vollzählich erschienen und Herr Bürgermeister Wilhelm, als erster Redner, im Namen der Stadt Esch, hieß die Gäste willkommen. Er ging so dann auf das internationale Gebiet des Sportes über und in treffenden Worten und an Hand von Beispielen wies er auf die versöhnende Rolle hin, die der Sport spielt. Er erhob sodann sein Glas und trank auf ein volles Gedeihen des Festes hin. Im Namen der deutschen Gäste redete so dann Herr Weitzel, Vorstandsmitglied der Stuttgarter Kickers (von Beruf Oberkriminalrat): in kurzen treffenden Worten bedankte er sich für die schöne Ausnahme die ihnen zuteil wurde, er gab sein volles Versprechen daß sie alles hergeben würden für das volle Gedeihen des Turniers. Er schloß sich den Worten des Hrn. Bürgermeisters, betreffend des internationalen Wertes des Sportes an. Nach ihm redeten dann noch die HH. Driger, Präsident der Jeunesse, sowie Hr. Nilles, Präsident der Entente Eschoise, die dem Gemeinderat für die moralische und finanzielle Unterstützung ihren Dank aussprachen und den Gästen schon im voraus ans Herz legten uns schönen Fußball zu zeigen. Und last not least erschien in letzter Minute der „Herr Bürgermeister von der Grenz“:
in einer schwungvollen Rede brachte er die richtige Kirmesstimmung in die ganze Korona.
Und nun einen Kurzen Ueberblick über die Spiele:

Fola – Stuttgarter Kickers 0 : 1
Ein ziemlich angeglichenes Spiel, besonders in der ersten Halbzeit, das die Escher mit etwas Glück auch ganz gut hätten für sich entscheiden können. Das einzige Tor fiel in der zweiten Minute der Zweiten Halbzeit auf einen schönen Bombenschuß des deutschen Mittelläufers. Fola hatte auch verschiedene schöne Chancen zum Skoren bloß hatten wie gewöhnlich die Stürmer ihre Schußstiefel zu Hause gelassen, zu ihrer Entlastung sei jedoch erwähnt daß dieselben zeitweilig von der Läuferreihe ganz und gar nicht unterstützt wurden. Die besten Leute der Kickers waren der linke Verteidiger, der Mittelläufer sowie der Schweizer Müller am Linksaußenposten obgleich derselbe vor ein paar Jahren eine bessere Exhibition machte. Zu erwähnen sei noch daß der Ball zu diesem Spiele von Lou Hemmer aus seinem Prince Jean lanciert wurde, was Lou großartig zu Stande brachte und sich dieserhalb die kürzlich verscherzten Sympathien der Escher zurückgewann.

Jeunesse – V. f. R. Fürth 0 : 7
Eine großartige Exhibition der Rasenspieler, die anscheinend in punkto Technik den Kickers bei weitem überlegen zu sein schienen. Gegen so einen Gegner Konnte Jeunesse weiter nichts machen als sich verteidigen, dies gelang ihr einigermaßen während der ersten Halbzeit, nach Wiederanstoß waren die Schwarzweißen jedoch vollständig ausgepumpt und gänzlich unterlegen und mit Momenten schien es als sei Fürth allein auf dem Felde. 2 : 0 lautete das Resultat der ersten 45 Minuten und als dann nach Wiederanstoß die Fürther ganz aus sich herausgingen hatten dieselben durchaus keine Mühe Scharry weitere 5 Schüsse in die Maschen zu senden. Die gänzliche Ueberlegenheit der Fürther ergeht schon aus dem Umstand daß deren Torhüter zwei ganze Schüsse der Escher Stürmer zu halten hatte. Die Fürther haben eine tadellose Mannschaft, zwei hühnenhafte ballsichere Verteidiger, eine gute Läuferreihe und fünf Stürmer, die auf einander richtig eingespielt sind, sodaß jeder abgegebene Ball stets den richtigen Mann am richtigen Platz fand.

Stuttgart – Fürth 4 : 1
Das „great event“ hatte zahlreiche Zuschauer
nach dem Jeunessefeld angelockt, denen Gelegenheit geboten wurde, einem rassigen, technischen und fairen Kampfe beizuwohnen. Und was wohl nicht jedermann an Hand der Resultate des ersten Tages erwartet hatte, die Kickers waren den Rasenspielern in Punkto Technik, Taktik und besonders in punkto Schnelligkeit, bei weitem überlegen und siegten völlig verdient mit drei Toren Unterschied. Laien behaupten jetzt, Fürth hätte nicht so gut gespielt wie gegen Jeunesse, doch dem ist nicht so, gegen die Kickers, die alles hergaben um zu siegen, konnten die Rasenspieler nichts ausrichten, zudem dieselben den Fehler machten, das Spiel allzu hoch zu führen. Schon die Pause sah die Kickers mit 2 : 0 in Führung und zwar hatte der tadellose Rechtsaußen (um den ich die Kickers beneide) zwei schöne Tore erzielt. Nach Wiederanstoß schien es anfangs als ob Fürth sich etwas erholt hätte aber nur von kurzer Dauer, denn schon in der 8. Minute erzielen die Kickers wieder ein Tor, dem sie in der 21. Minute ein
viertes hinzufügen. Eine Minute vor Schluß gelingt es den Fürther das Ehrentor zu erzielen. Wenn ich eine kleine Kritik machen will, so muß ich unbedingt die gute Exhibition der Stuttgarter Verteidigung hervorheben, die gestern, alle drei, sowohl der Torhüter als die beiden Verteidiger ein schönes Spiel vorführten. In der Stürmereihe war dann der schon oben erwähnte Rechtsaußen der bessere obwohl seine Nebenleute ihm nicht viel nachstanden. Bei den „Bayern“ von denen einige vergessen hatten, am Sonntag früh zu Bett zu gehen (oder nicht Förster) klappte die Sache in der Stürmerreihe nicht so gut wie gegen Jeunesse, trotzdem führte die ganze Mannschaft ein schönes Spiel vor das jedoch nicht genügte um gegen eine “arbeitsfreudige“ Kickersmannschaft zu siegen. Gestern, nach den Spielen, fand im Hütten-Kasino die Ueberreichung der Preise statt, verbunden mit einer intimen Feier die echt bayrisch, schwäbisch und luxemburgisch, das heißt echt gemütlich und ziemlich feucht verlief. Es wurden Reden gehalten von Hrn. Nilles. Hrn. Reichling,der die Ueberreichung der Preise vornahm (der Herr Bürgermeister war dienstlich verhindert), sowie von Hrn. Weitzel von den Kickers. Für den gesellschaftlichen Teil sorgten die Kickers und verschiedene Escher Spieler, die den Beweis erbrachten, daß echte Sportsleute auch in dieser Hinsicht auf der Höhe sind. Wann die Sache zu Ende ging weiß ich nicht, denn gegen 8 Uhr mußte ich mich zurückziehen denn sonst hätten die werten Leser des „Tageblatt“ wohl heute keinen Bericht zu lesen bekommen. Und nun Entente Eschoise a reviderci nächsten Sonntag beim Spiele gegen den „Champion du Nord“ Olympique Lillois.

Escher Tageblatt No. 150

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